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Zweites Blatt. WochmM für MMU ThuM DD, Sitbrnlehn Md die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne I Nummem 10 Pf. No. 2«. Freitag, den 19. März 18W. LandmrUchaMches. Behandlung mit Superphos- um »k kk Proz. kl Winterroggen . Sommerroggen Gerste . . - Hafer . . . Kartoffeln . . Gemenge . . Nur bei Futterrüben war zu konstatiren. , . Aehnlich günstige Erfolge wurden auf anderen Gütern er zielt. Dies sollte unsere Landwirthe noch mehr als seitber ver anlassen, der Frage näher zu treten, auf welchem Wege den zunehmenden ausländischen, billigeren Produkten wenigstens einigermaßen mit Erfolg zu begegnen sei. trieb nach den jeweiligen Erfahrungen der Wissenschaft und Praxis einrichten, denn im Allgemeinen läßt sich beweisen, daß man nicht genug thun kann, um die Ertragsverhältnisse günstiger zu gestalten. Heute hat cs den Anschein, als sei unsere landwirth- schaftliche Rente vollständig der .amerikanischen Begehrlichkeit verfallen. Eine theilweise Aenderung kann aber bis zu einem gewissen Grade eintrcten, wenn man, den Mahnungen der Wissenschaft folgend, eine Aenderung in der Betriebspraxis vor nimmt. Neuerdings wird von verschiedenen Seiten darauf hin gewiesen, daß es von größter Bedeutung sei, den Ersatz von Phosphorsäure und Kali, zur Vermeidung der enormen Dünger verluste, vorher zu verwenden, ehe solche dem direkten Zwecke der Pflanzennahrung dienten. Wenn die- geschähe, so glaubt man, daß uns weit billigere Mengen düngender Pflanzennähr stoffe zur Verfügung stehen würden, als gegenwärtig Amerika, und daß infolge der Steigerung der Erträge unsere Landwirth- sLaft eine erträglichere Rente erzielen werde, als heute. Einen Beleg für den Nutzeffekt der Düngerkonservation, insbesondere der Superphosphatgypskonservation, bieten die Wirthschaftser- träge der königl. sächsischen Staatsmeierei Zschadraß. Die Verzinsung des in Zschadraß angelegten Kapitals er gab bei der Rohgypskonservation und gleichzeitigem Ersatz an Mineraldünger 1883 bis 1884 4,96 Proz. und stieg während der Superphosphatgyps-Anwendung, ohne weiteren Mineral düngerersatz, bei niedrigen Produktpreisen 1885 bis 1886 auf 6,63 Proz., 1887 auf 7,27 Proz. Sie fiel, nachdem das Verfahren zwei Jahre ausgesetzt wurde, 1889 auf 5,84 Proz. bei durchschnittlich erheblich höheren Getreide- und Fleischpreisen. Es betrug der Mehrertrag bei phatgyps 'durchschnittlich bei Weizen . . Die Hebung -er lan-unrUchaftlichen Produktion. Es ist eine weit verbreitete Ansicht, daß Amerika bald an den Grenzen seiner landwirtbschaftlichen Produktionsfähigkeit an gelangt sein werde. Diese Ansicht findet ihren Ausgang darin, daß Amerika in absehbarer Zeit infolge größeren eigenen Be darfes, beschränkterer für Raubbau geeigneter Flächen und vor Allem durch hohe Arbeitslöhne unserer Produktion nicht mehr gefährlich werden könne, so daß man kaum noch mit ihm in naher Zukunft zu rechnen haben werde. Indessen, genau das Gegentheil ist der Fall. An Stelle des Raubbaues ist in den letzten Jahren ein stetig wachsender Ersatz von künstlichem Dünger getreten, wofür die rapide Entwickelung der dortigen Düngerindustrie und die Steigerung des Düngerimports ein beredtes Zeugniß liefert, die Betriebspraxis ist wesentlich ver bessert worden; und somit liegt es auf der Hand, daß unsere Jnlandsproduktion für alle Zukunft mit der amerikanischen wird rechnen müssen. Noch weit schwieriger werden sich die Ver hältnisse jedoch gestalten, wenn cs der deutschen Landwirthschaft nicht gelingt, die aus einem Handelsverträge mit Rußland drohenden Gefahren abzuwenden; es ist zu befürchten, daß, so bald Rußland wieder in Konkurrenz tritt, durch Befehdung der beiden Hauptproduzenten, zumal bei reichen Ernten, so niedrige Produktionspreise gezeitigt werden dürften, wie man sie heute nicht für möglich hält. Daß sie ganz unerträglich mit unseren Produktionskosten sein werden, unterliegt natürlich keinem Zweifel. Unsere Landwirthschaft zu schützen, ist eine der voruehm- lichsten Aufgaben der Gesetzgebung und Verwaltung. Unbe schadet dessen tritt an den einzelnen Landwirth, wie an die Landwirthschaft als solche die Frage heran, wo sich im landwirth- schaftlichen Betriebe sparen und auf welche Weise sich die Er sparnissc zur Steigerung der Ernte verwenden lassen. Die Aufgabe und das Ziel der Landwirthschaft ist bekanntlich, mit dem möglichst geringen Kostenaufwande in jeder einzelnen Ab- theilung der landwirthschaftlichen Branche die besten und zu friedenstellendsten Reinerträge zu erreichen. Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, so muß unsere Landwirthschaft ihren Be- 39,5 17,4 11,8 35,1 12,3 26,4 . „ 29,5 „ ein Minderertrag von 6,1 Proz. Der letzte Odenstem. Originalroman von Henrik West er ström. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Natürlich, werde es doch hier nicht offen herumliegen lassen —" i „Du bist ein Dummkopf," knurrte Lene, ihn mit einem recht zornigen Blick auf die Seite schiebend. „Suche dem Sauf- aus noch etwas einzupumpen, damit seine Augen verzinnt werden, im Kopf bleibt er immer noch hell genug." , „Will ich bleiben lassen," zischelte Nickel erzürnt, „lasse mir von Dich nicht schuhriegeln, am Schrank hab ich das meisteRecht, ich bin hierMann undHerr, mir packen sie an—" Lene schlug eine dröhnende Lache auf, daß Krause schein bar erschreckt auffuhr und umherstarrte. „Was ist los?" stammelte er, „zum Henker, ich will schlafen." Er sank wieder ins Sopha zurück, legte die Hand über die Augen und begann leise zu schnarchen. „Alter Drache," schalt Nickel, kannst die Todten aufwccken. „Nu man rasch, sonst ist mit ihm nichts nich zu machen." Lene öffnete den Schrank und ihr Bruder, welcher auf > Krause Acht geben sollte, vergaß jede Vorsicht, um sie eifer süchtig zu überwachen. In dem eisernen Schrank befand sich nicht viel, ein Bündel Papiere, einige Geschäftsbücher, und einige Baarvorräthe an Geld in Banknoten und Gold —, just so viel, wie ein solides Geschäft von dem Umfange des Kittschen besitzen mußte. Lene schob diesen Inhalt achtlos bei Seite, und drückte an der Rückwand aus einen Knopf, der wie ein genietheter Nagelkopf aussah, worauf sich zu Krauses Ueberraschung die Rückwand laut'os zur Seite schob und eine Oeffnung, groß genug, um einen Menschen durchzulassen, sichtbar wurde. „Sesam thue Dich auf!" dachte Krause der ruhig weiter schnarchte, und doch mit allen Sinnen wachsam war. Dort also, hinter dem harmlosen Geldschrank befand sich die eigent liche Schatzkammer dieser räuberischen Kobolde, und der Volks- mund hatte mal wieder Recht gehabt mit seiner Behauptung. Lene holte einen Kasten hervor, aus welchem sie ein briefartiges Konvolat nahm, und sodann ihr Geheimniß wieder rasch verschloß. „Herr Doktor! schrie Nickel Kitt dein Gaste ins Ohr, „wachen Sie auf." Krause rieb sich die Augen und nickte gähnend. „Ja so, ich glaubte meine Alte weckte mich," murrteer, „was gibts denn?" „Unser Geschäft, Herr Doktor!" sprach Lene, sich an seine Seite niederlassend, „lassen Sie die Brille nur," wehrte sie schäkernd ab, als Krause eine Bewegung nach seiner Tasche machte, „Nickel kann Ihnen das Papier vorlesen, es handelt sich nur um Ihr Urtheil, um einen guten Rath, ob mit diesem Papier, das uns zum Kauf angeboten worden, ein vortheil- haftes Geschäft zu machen ist." „Ihr Bruder ist ein Deutschverderber," sagte Krause mit einiger Anstrengung, „der kann nicht verlesen. Wo ist denn meine Brille? Ich kann die Buchstaben so nicht unterscheiden. Zum Henker noch einmal!" „Dann will ich lesen, lieber Doktor!" beschwichtigte ihn Lene, ihrem Bruder, der sich zornig in die Brust warf, heftig zuwinkend. Sie zog ein starkes Papier aus dem großen vier eckigen Couvert, dessen Aufschrift Krause nur einen Moment zu Gesicht bekam, weil die vorsichtige Lene es sofort umkehrte und seitwärts aus seinem Bereich (egte, — doch hatte er genug gesehen, um die Wichtigkeit des Inhalts jetzt zu begreifen. Der schlaue Winkeladvokat war durch diese Aufschrift äußerst erregt geworden, ohne jedoch aus seiner Rolle zu fallen oder sich durch eine Miene zu verrathen. Das listige Geschwisterpaar aber baute zu fest auf die Wirkung des gespendeten Liqueur, um irgend einen Verdacht zu fassen. Mit müden Augen lehnte Krause sich zurück, er wußte genug, um die Auslassungen der Vorlesung leicht ergänzen zn können. Lene räusperte sich ge räuschvoll und sagte dann, die Hand auf das Papier legend: „Dies hier ist ein Testament, wofür derjenige, den es angeht, sehr Viel geben würde, wenn er es nur ins Feuer werfen könnte." „So, so," knurrte Krause, wieder laut gähnend, „dann hat man es also gestohlen." „Bewahre, dergleichen rühren wir nicht an, — wir halten unsere Hände rein," sprach Lene würoevoll. „Natürlich," lachte Krause mit einem Schluchzen. „Ihr wascht sie in Unschuld. „Na, dann ist es doch wohl gefunden, was?" — „Ja, es ist zufällig gefunden worden," fuhr Lene, ihren Bruder, der wieder dazwischen reden wollte, mit energischer Ge- berde abwehrend. „Man hat es uns zum Kauf angeboten, doch möchten wir vorher genau wissen, ob wirkliche Gefahr für uns dabei wäre." „Na, Fräulein Lene, legen Sie mal los, aber langsam und deutlich, daß ichs verstehe, weil der Kopf mir nicht ganz klar ist. Was stiert der Knirps mich an?" fuhr er plötzlich wild auf, „glaubt er etwa, seine paar Tropfen haben mich umgeworfen? Pack er sich oder ich schlag ihm den Kürbis schädel ein." Niklas Kitt prallte erschrocken zurück, doch beruhigte er sich sofort wieder und nickte seiner Schwester triumphirend zu, weil Krause nach seiner Meinung jetzt erst im rechten Stadium der Trunkenheit sich befand. Lene schlug den starken Bogen auseinander, überschlug dir erste Seite und las: „Nach meinem Tode ist mein einziger Sohn der Universalerbe meines ganzen Nachlasses. Meine Gemahlin wird, falls ich vor seiner Mündigkeit sterben sollte, seine Vormünderin und natürliche Beschützerin sein und bleiben, während mein Freund — (hier verschluckte Lene Titel und Namen desselben) — ihr als Beistand und Rathgeber zur Seite stehen soll. Wenn aber, was Gott verhüten möge, wir Beide vorher sterben und unser unmündiger Sohn allein zu rückbleibt, dann ernenne ich meinen vorgenannten Freund zum Testamentsvollstrecker und zum Vormund meines Sohnes, schließe insbesondere meinen (hier verschluckte Lene aufs Neue Namen und nähere Bezeichnung) von der Vormundschaft ein für allemal aus." „Nun kommen die Interessen der Gemahlin," schaltete Lene ein, „die uns gleichgültig sind. Der Hauptpunkt wird dieser sein, passen Sie genau auf, Herr Doktor!" „Was meinen Sie?" fuhr dieser auf, „ich verstehe kein Wort davon. Wer soll ausgeschlossen werden?" „Na, Derjenige, welcher es just werden wollte und es auch richtig geworden ist. Also, nun hören Sie zu: „Wenn mein Sohn vor seiner Mündigkeit stirbt, dann ist meine Gemahlin Universalerbin, nach ihrem Tode fällt Alles an Fräulein (sie murmelte den Namen so undeutlich wie möglich) — Enkelin des in Wien lebenden pensionirten Generals — (na, ich kann« nicht lesen). Meine näheren Verwandten, der hier lebende (wieder verschluckte Lene aufs Neue in wahrhaft virtuoser Weise die Namen dieser Verwandten) sind von der Erbschaft meines Vermögens für immer ausgeschlossen." Lene fallete den Bogen wieder zusammen, steckte ihn ins Couvert und fragte erwartungsvoll: „Nun?" Krause richtete sich auf und sagte: „Ja, eS soll doch Geld damit verdient werden?" „Versteht sich," schrie Nickel, „sonst kann es uns nichts nützen, wissen Sie!" „Ja, ich weiß," fuhr Krause ruhig fort, „wenn ich recht verstanden habe, so ist dies Testament niemals zur Ausführung gekommen." „So ist es," erwiderte Lene, „und derjenige, welcher eigentlich gar nichts erben sollte, hat Alles bekommen, weil das Testament nicht zu finden war." „Ich verstehe, wenn ich auch nicht weiß, um welche Namen es sich hier handelt," sagte Krause, „kommt ja auch gar nicht darauf an. Sie wollten wissen, ob Sie, ohne Gefahr zu laufen, sich mit dem Erben dieses aufgefundenen Testamentes in Verbindung setzen können?" Krause schien zur großen Befriedigung der Geschwister die Anwandlung von Trunkenheit überwunden und die Sache richtig begriffen zu haben, ohne eine unbequeme Neugierde hinsichtlich der betreffenden Persönlichkeiten an den Tag zu legen, was auch völlig nutzlos gewesen wäre. „Ganz recht, Herr Doktor!" rief Lene, „das wollten wir vor allen Dingen in erster Reihe wissen." „Na, dann kommts auf den Charakter der Person an," sagte Krause, „es giebt aber, wie Sie am besten wissen, zu verschiedenartige Menschen in der Welt. Die eine Sorte ge hört zu den Raubthieren, das heißt zu den Klugen in der Welt, die andere zu den Schafen, also den Dummen. Da zwischen giebt es noch mehr Gattungen höherer und niederer Art, leichtsinnige Vögel, edle Löwen, ehrliche Hunde und so weiter. Es fragt sich also, wozu gehört ihr Erbe?" „Zu den leichtsinnigen Vögeln," rief Niklas kichernd. „Ach was, er ist ein Fuchs, vor dem man sich hüten muß," unterbrach ihn Lene. „Also kein Schaf, auch kein ehrlicher Hund, welcher der wirklichen Erbin Alles abtreten würde?" fragte Krause, innerlich belustigt. „Bewahre," brummte Lene, „er braucht greulich viel und wäre schön daran, wenn dies Testament auSgeführt würde. Aber man muß sich vor ihm in Acht nehmen." „Weil er kein Mittel scheuen würde, dies Papier zu ver nichten, ohne ein Opfer dafür zu bringen." „So ist es, und nun rathen Sie uns Herr Doktor, wie wir das Ding eigentlich anfassen sollen, um unsern Vortheil zu wahren." Krause blickte nachdenklich vor sich hin, es bot sich ihm