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Zweites Blatt. Wochenblatt für Wils druff Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. TharaM. Mn. Mealtha mb bie AMMbrn. z. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Ugl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. 46. sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Freitag, den S. Juni 1893. Vaterländisches. Wilsdruff, 6 Juni. Gestern Nachmittag 5 Uhr hielt der Landwirthschaftliche Verein zu Wilsdruff in seinem Ver einslokale, dem Saale des Hotels zum Adler unter seinem Vorsitzenden Rittergutsbesitzer Andrä-Limbach eine Versammlung ab, welche infolge der landwirthschaftlichen Ausstellung zu München vom 7. nach dem 5. Juni verlegt worden war. Der verhältnißmäßig geringe Besuch dieser Versammlung mochte ein Erfolg der Tagverschiebung sein. Nachdem mit freundlichen Worten Herr Andrä die Erschienenen begrüßt und über die augenblickliche Dürre auch in unserer Gegend gesprochen hatte, ging er zur Tagesordnung über. Zunächst erstattete er Bericht über die seit 15. März in reicher Anzahl erfolgten Eingänge, worunter einige Druckschriften vom Bund der Landwirthe be sonders erwähnenswerth sind. Aus dem Vereine war ein Rentier aus Tanneberg ausgeschieden, 2 Herren wurden aber als neue Mitglieder unseres Vereins einstimmig ausgenommen. Alsdann sprach Herr Andrä über den am 23. Mal zu Bautzen abgehaltenen landwirthschaftlichen Genossenschaftstag. Er meinte, sich hier sehr kurz fassen zu dürfen, da auch mehrere Mitglieder hiesigen Vereins Zeuge jener Verhandlungen gewesen seien. Nachdem er noch seinen Beitritt zu dieser Vereinigung erklärt, die eine große Errungenschaft für die Sächsische Landwirthschaft bedeute, gab er Herrn P. Dr. Wahl-Grumbach das Wort zu seinem Dortrage: „Ueber den Jesuitenorden." Ausgehend von der Verbreitung des Christenthums im Allgemeinen verstand es der Herr Redner, ein Bild der Gesellschaft Jesu zu entrollen, wie es wohl nur selten in Vereinen gezeichnet werden dürfte, daß diesem Vortrage darum auch die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ist erklärlich und fanden die Ausführungen des geehrten Herrn Redners den ungetheilten Beifall der Zuhörer schaft, welcher sich durch einmüthiges Erheben zum Danke von den Plätzen nur noch bethätigte. Mit dem Mahnworte, daß die Jesuiten als unsere gefährlichsten Gegner zu fürchten seien, hatte der Vortrag sein Ende gefunden. — Hierauf besprach man sich über die im Sommer übliche Exkursion und wurde hierbei beschlossen, Dienstag, den 4. Juli Nachmittags 4 Uhr in der Struth ein Picknick mit Konzert abzuhalten und von 6 Uhr ab die Rittergutöfluren des Herrn Andrä in Limbach zu besichtigen. — Nachdem die im Fragerasten eingelegten Fragen durch Herrn Andrä noch ihre Beantwortung erfahren halten, schloß gegen 7 Uhr der Herr Vorsitzende die Versammlung. — Zeitungs-Expeditionen machen zuweilen die unangenehme Erfahrung, daß gefälschte Anzeigen aufgegeben werden, ohne daß die Annahmestelle in der Lage ist, selbige auf ihre Echtheit prüfen zu können. Es wird deshalb wiederholt darauf auf merksam gemacht, daß nach einer Reichsgerichtsentscheidung ein Anzeige-Bestellzettel als eine Urkunde im Sinne des Gesetzes zu betrachten ist. Wer also eine gefälschte Anzeige aufgiebt, macht sich der Urkundenfälschung schuldig. So wurde u. A. der Auftraggeber einer gefälschten Anzeige, der sich mit dieser einen „Scherz" machen wollte, trotz Annahme mildernder Um stände wegen Urkundenfälschung zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. — Am vergangenen Sonnabend Abend, den 3. Juni hielt der „Verband Sächs. Fechtschule Wilsdruff" im Bahn- hofSrestaurant seine Monatsversammlung ab, zu welcher sich allerdings bedauerlicher Weise nur ein sehr kleiner Theil Mit glieder cingefunden hatte. Nach Begrüßung der Anwesenden durch den Vorstand, Herrn Kaufmann Peuckert, referirte Herr Lebrer Bornemann über die Delegieren - Versammlung der Sachs. Fechtschule in Oschatz und lassen wir den Bericht im Interesse der guten Sache halber an dieser Stelle folgen: „Bericht über die Generalversammlung der Sächsischen Hecht- schule. Nach der üblichen Begrüßung des Vorsitzenden des Vereins, Herrn Postsekretar Kasten — Dresden — sowie des Herrn Bürgermeister zu Oschatz folgte der Rechenschaftsbericht auf die Geschäftsperiode vom 1. Januar bis 31. Dezember 1892. Wir entnehmen demselben Folgendes: Gleichwie 189 l sind wir durch Gottes gnädigen Schutz auch im vorigen Jahre vor größeren Unglücksfällen verschont geblieben. Nur einige Brände erforderten eine thatkräftige Unterstützung ärmerer davon betroffener Familien und erhielten die Brandkalamitosen von Eibenstock 400 M., Neustädtel 240 M., Großhartmannsdorf 200 M., Frankenberg 150 M., Bautzen 150 M. u. s. w. Im Uebrigen flossen die Unterstützungen in der Hauptsache Wittwen mit zahlreichen Kindern, Familien, deren Ernährer an das Krankenlager gefesselt, anderen Familien mit zahlreichen Kindern, deren Ernährer in der harten Winterszeit arbeitslos war, und hochbetagten Leuten zu. Im verflossenen Jahre reuth stehenden jungen Pferde in Augenschein nehmen, um sich ein Urtheil über die Anforderungen an ein Militärpferd zu bilden; die Verwaltung des Remonte-Depots hat Anweisung, in dieser Beziehung das allergrößte Entgegenkommen zu zeigen. — Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß in Sachsen eine große Anzahl guter Militärpferde gezüchtet werden kann, denn das Artilleriepferd, d. h. ein starkes zum Reiten und zum Zug geeignetes Pferd, kann auch von der Landwirthschaft und zu dem größten Theile der industriellen Zwecke mit Vortheil ver wendet werden. In der Hoffnung auf eine Steigerung der Aufzucht militärtüchtiger Pferde wird die Militär-Verwaltung auch in Zukunft Remontemärkte wie bisher abhalten. Diese Remontemärkte, auf denen nur im Jnlande geborene Pferde gekauft werden, bekunden ein außerordentliches Entgegenkommen für die inländische Pferdezucht, denn es muß eine Kommission mit verhältnißmäßig hohen Kosten viele Tage reisen für ein zur Zeit naturgemäß noch ziemlich geringes Resultat, während der größte Theil der Remonten in vollkommen normalen Formen und Leistungen in viel bequemerer Weise von Händlern ange kauft wird. — Die Militär-Verwaltung scheut aber diese Opfer nicht in Rücksicht auf den Zweck und wird sich in ihren Bestrebungen auch nicht durch die weiter oben angeführten Vorwürfe beirren lassen, sie giebt sich der Hoffnung hin, daß die Pferdezüchter in ihrem eigenen Interesse Pferde ziehen werden, welche sie mit Nutzen an die Armee verkaufen können. — Alpenfahrten. Wie wir unseren Lesern bereits kurz mittheiltcn, beabsichtigen die sächsischen und bayerischen Staatsbahn-Verwaltungen zur Erleichterung des Besuchs der herrlichen Gegenden Öberbayerns, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen Sonderzüge nach München, Salzburg, Bad Reichenhall, Kufstein und Lindau abzulassen. Der erste Son derzug wird am 1. Juli nur von Leipzig aus abgehen, während die weiteren Züge am 15. Juli und 15. August je von Dresden, Chemnitz und Leipzig aus zur Abfertigung kommen. Dieselben werden an den genannten Tagen Leipzig (Bayerischer Bahnhof) Nachm. 2 Uhr 55 Min. Dresden-Altstadt 1 Uhr 25 Min. und Chemnitz 3 Uhr 40 Min. verlassen, um am nächsten Tage um 5 bez. 6 Uhr früh in München anzukommen. Alles Nähere über die Wetterführung dieser Züge nach Salzburg, Lindau u. s. w. sowie die speciellen Angaben über die be deutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Be stimmungen sind aus der jetzt erschienenen Ueberstcht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, (Dresd. Bhf.) und Dresden-Altstadt (Wienerstr. 13) unent geltlich abgegeben werden. Brieflich eingehenden Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pf. in Marken beizulegen. — Leipzig. Eine eigenartige Beleidigung bildete vor kurzem den Gegenstand der Verhandlung im hiesigen Amts gerichte. Ein Gigerl, das zwar gern fein gekleidet ging, aber nicht gern die Schneiderrechnung bezahlte, hatte bei einem Schneider einen Anzug bestellt, ihn aber nicht bezahlt. Der Schneider, der trotz vieler Mahnungen sein Geld nicht bekommen konnte, sandte nun dem Modehelden 4 Pferdebahnfahrkarten und gab ihm den Rath, er möge diese genau studiren, um zu erfahren, was er sei. Anfangs schien dem jungen Manne die ganze Geschichte ein Räthsel, bis er nach genauer Durchsicht der Fahrkarten fand, daß jede einen anderen Buchstaben ent hielt, und daß diese zusammengesetzt das Wort: „Lump" er gaben. Der Beleidigte verklagte nun seinen Schneider, uns dieser konnte nicht leugnen, daß er die Absicht gehabt habe, seinen schlechtzahlenden Kunden zu beleidigen. Beide Parteien schlossen einen Vergleich, das Gigerl nahm die Klage zurück und schwang sich sogar soweit empor, eine Ratenzahlung für den Anzug zu versprechen. Bezahlt ist jedoch bis heute noch nichts und er wird sich auch wohl mit der Einlösung des Ver sprechens nicht sonderlich beeilen. wurden 1957 Familien mit 20280 M. unterstützt. Der Kassenbestand betrug am Jahresschluß 32986,37 M. Derselbe bättc sich bedeutend j Höber gestellt, wenn nicht des letzten barten Winters wegen Gesuche in erhöhter Zahl zu berück sichtigen gewesen wären. 1051 Mitglieder sind mehr geworben worden. Jahresresultate der Unterstützungen: Im 1. Geschj. 1881-1882 1 Fam. m. 40M. —Pf. „ 2. „ 1882—1883 15 „ „ 465 M. — Pf. 3 1883—1884 69 „ „ 2397 M. 48 Pf. " 4' 1884-1885 269 „ „ 6084 M. —Pf. 5. „ 1885-1886 701 „ „ 11972 M. 60 Pf. „ 6. „ 1886—1887 634 „ „ 9370 M. 95 Pf. „ 7. „ 1887—1888 790 „ „ 10244 M. 80 Pf. „ 8. „ 1888—1889 1167 „ „ 14493 M. 91 Pf. „ 9. „ 1889—1890 1432 „ „ 17932 M. 67 Pf. „10. „ 1890—1891 1311 „ „ 15002 M. 70 Pf. „11. „ 1891—1892 1957 „ „ 20280M. 68Pf. Summa: 8346 F. m. 108284 M. 68 Pf. In diesem Jahre wurden also die meisten Unterstützungen seit Bestehen des Vereins verausgabt. Bei dieser Gelegenheit machen wir ganz besonders darauf aufmerksam, daß die Le bens- und Unfalloersicherungsgesellschaft „Viktoria" bei Ver- sicherungsnahme diesseitiger Mitglieder kostenlose Aufnahme gewährt. So möge dieser kurze Rechenschaftsbericht, der ein vollgültiges Zeugniß davon ablegt, wieviel Großes durch Kleines erreicht werden kann, ein Mahnruf sein an Alle, die bis zur Stunde unseren Bistrebungen noch fern gestanden haben, sich der guten Sache anzuschließen und eingedenk zu bleiben, daß es Pflicht jedes Menschen ist, nach Kräften dazu beizutragen, das Wohl der Allgemeinheit zu fördern. Jedem, der sein Scherflein dazu beigetragen hat, wird es ein erhebendes Gefühl sein, theilgenommen zu haben an der großen Arbeit, deren Segen der Dank so Vieler ist. Die Fechtthätigkeit des neuen Geschäftsjahres hat bereits längst in äußerst regsamer Weise begonnen. Das Gefühl der Pflicht, feiner minder glücklichen Mitmenschen zu gedenken und für deren Wohl mit zu sorgen, pflanzt sich inehr und mehr in die Herzen Aller ein und mehr und mehr wächst die Schaar der Anhänger der guten Sache. Diese erfreuliche Thatsache möge aber auch Jedem ein Sporn sein, Andere noch Fernstehende zur Mitarbeit an dem großen Werke zu bewegen und die Botschaft der Sächsischen Fecht schule: „Wer andere Menschen zum Guten bewegt, der hat ein gut Capital angelegt", bis in die entferntesten Gegenden unseres sächsischen Vaterlandes zu tragen." Auch hier sei wieker- holt darauf hingewiesen, daß der Wilsdruffer Verband nur Familien hiesiger Stadt und deren Umgebung unterstützt und fanden bereits an diesem Abend eingegangene Bittgesuche ihre Erledigung. — Bei den Remontemärkten, welche während der letzten Wochen in verschiedenen Städten des Königreichs Sachsen abgehalten worden sind und welche nunmehr ihren Abschluß gefunden haben, ist eine verhältnißmäßig große Anzahl von Pserden zum Verkauf angeboten worden. — So erfreulich dieses Angebot an sich ist, weil es den Beweis liefert, daß die Pferdebesitzer gern ihre Pferde an die Armee absetzen wollen, so wenig angenehm wird für die Mehrzahl der Pferdebesitzer die Erfahrung gewesen sein, daß die Remonte-Ankaufs-Kom mission von dem Ankauf vieler Pferde abgesehen hat. Zum Theil ist der Remonte-Ankaufs-Kommission daraus sogar ein Vorwurf gemacht worden, man hat behauptet, sie stelle zu hohe Anforderungen oder sie bevorzuge die anderwärts gezogenen Pferde. Beide Vorwürfe sind vollkommen unzutreffend. Die Remonte-Ankaufs-Kommission hat die Weisung und den Wunsch so viel Militärpfcrde als möglich innerhalb des Landes zu kaufen und sie stellt zur Erreichung dieses Zweckes keines wegs zu hohe Anforderungen, sondern mindert solche sogar zum Theil herab. Zur Zeit ist die Pferdezucht im Lande aber eben noch nicht im Stande, gute brauchbare Militärpferde zu liefern. Voraussichtlich wird dies in einigen Jahren mehr als bisher der Fall sein, wenn es dem Landstallamt gelungen sein wird, die zunächst in Aussicht genommene Anzahl von guten Halb bluthengsten zu beschaffen, was gegenwärtig erst eingeleitet ist, und wenn ferner diejenigen Pferdebesitzer, welche selbst ge züchtete Pferde an die Armee absetzen wollen, passende Stuten sich zulegen und die jungen Pserde in entsprechender Weise ausziehen. Um die Anschaffung solcher Stuten zu erleichtern, werden — wie hier nochmals betont werden soll — von dem Remonte-Depot Kalkreuth unter gewissen Bedingungen für den Selbstkostenpreis (Kaufgeld zuzüglich Ankaufsunkosten, Transport- und Futterkosten) Stuten an Pferdezüchter ver kauft. Es ist nur erwünscht, wenn Pferdebesitzer die in Kal^ Chevalier Clement. Roman von Theodor Mügge. Nachdruck verboten. 1. Wie lange sind Sie denn nun schon in Berlin, liebwertheste Jungfer Charlotte? fragte mich der Major Dumoulin, indem er an den Spitzen seines Schnurrbartes drehte und dabei lachte. Es sind gerade zwei Monate, erwiderte ich, dieweil wir heut^i^MMMn Oktober schreiben. Herrn 1718, fiel er spottend ein. Aber hier so wenig, daß Sie Ihre große