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Amts Dienstag den 24. September 1M8 Nr. 223. 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Oa« »WMdn-fter Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnahme d„ 8^ Festtage, abends 6 Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung non der Druckerei wöchentlich 20 pfg., Monarch 20 Plg., v^rie IährUch -.10 M ., durch unsere Austräger zugelragen monatlich »0 Pfg., viertehährlrch 2,40 MI., bei den deulschen pöstanstalten vierteljährlich 2,40 MI. ohne Zustettungogebuhr. 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K 8 »8 8 I Inserenten bedingen die Berechnung des Brutto-Kelie» G L L Wi sdrusf^erchnbar«^^^^^^ -'der stillschweigend «Is ErfüNunqsort Königliche Amtsgericht un» den Stadtrat zu Wilsdruff Iorstrentamt zu Tharandt. 2»,.. Ermte WW MM bei Wetz «bgewiesen. Wenn Belgien ,befreifl würde. Man will sich im Lager der Westmächte nicht daran genügen lassen, durch schroffste Ablehnung der neuesten Buriannote die Ehrlichkeit britisch-französischer Friedens liebe ihrer wahren Beschaffenheit nach an den Tag zu legen. Auch Deutschland soll durchaus in diesem Zu sammenhang etwas am Zeuge geflickt werden, und da sich nach allem, was bekanntgeworden ist, doch nicht mehr gut behaupten läßt, daß die österreichische Friedens anregung eigentlich in Berlin ausgeheckt worden sei, ist man auf ein anderes Aushilfsmittel verfallen. Die belgische Regierung wurde vorgeschoben mit der Behauptung, daß ihr von Deutschland ein Sonder friedensangebot gemacht worden sei, das man — selbstverständlich — abgelehnt habe. Der bayerische Graf Törring, den verwandtschaftliche Beziehungen zu den Wittelsbachern auch mit dem belgischen Königshaus in Verbindung gebracht haben, soll in diesem Fall als Ver mittler aufgetreten und abgewiesen worden sein. „ Die Regierung in Le Havre stellt jetzt allerdings ausdrücklich fest, daß sie keinen formellen Vorschlag aus Berlin erhalten habe, sie beruft sich nur auf indirekte Mitteilungen über die Absichten der deutschen Regierung, die bereit wäre, Belgien freizugeben gegen bestimmte Zusagen zugunsten der Flamen, sowie gegen Wiederherstellung der frühereuHandelS- beziehungen, die aberüberdies dieLösung kolonialer Fragen mit dem endgültigen Schicksal des Landes verknüpfen wolle, ohne ihrerseits der Entschädigungspflicht gegenüber Belgien überhaupt nur Erwähnung zu tun. Die Regierung in Le Havre habe die Verbündeten sofort von diesen Mit teilungen verständigt, die keiner ernsthaften Diskussion als Grundlage dienen könnten, weil sie alle Erklärungen, die die Unabhängigkeit Belgiens anzuerkennen schiene»,,frucht los machten. Die belgische Regierung werde an ihr.m im Januar formulierten Programm unabänderlich fest alten. Da von der Gegenseite zugegeben wird, laß chr ein formeller Vorschlag der kaiserlichen Regierung nicht zuge gangen ist, braucht man sich mit dieser amLlick n Verla t- barung eigentlich nicht weiter zu befassen. Wer w ulte wohlmeinende Privatleute daran verhindern, wenn sie sich im Interesse des Friedens bei diesem oder jenem unserer Feinde ins Zeug legen wollen, vorausgesetzt nur, Laß sie jeden Schein einer amtlichen Ermächtigung z" ihrem Vor gehen gewissenhaft vermeiden. Von einer Persönlichkeit, wie dem Grafen Burian, darf man ohne weiteres annehmen, daß er diese selbstverständliche Grenze nicht überschritten hat. Findet er mit seinen Vorstellungen oder Fragen nicht das Ohr der belgischen Regierung, so wird diese die Verantwortung für ihre Hartnäckigkeit zu tragen haben. Im Augenblick stellt sie sich bas vielleicht noch leichter vor, als es später unter dem Drucke der Wirklichkeit sein könnte — wenn es den Welt mächten etwas wider Erwarten gelingen sollte, unser Feld heer aus Frankreich herauszudrücken und zum Rückzüge durch Belgien zu nötigen. Danu würde Belgien noch einmal die Schrecken des Krieges durchzumachen haben, aber nicht wieder im Fluge sozusagen wie im Herbst des Jahres 1914. Die Herren haben inzwischen aus russischen und aus französischen Erfahrungen lernen können, wie gründlich Hindenburg sich auch auf das Zerstören versteht, wenn die augenblickliche Kriegslage ihn zwingt, seine Schritte einmal rückwärts zu lenken. Das sind bittere Kriegsnotwendigkeiten, denen kein Feldherr sich entziehen kann, auch nicht aus Rücksicht darauf, daß er hinterher vom Feinde, wie es jetzt immer wieder die Franzosen tun, verbrecherischen Barbarentums beschuldigt werden könnte. Also, wenn unsere Truppen Flandern und Wallonien wieder räumen müßten, dann würde es dem Lande, das setzt seit vier Jahren sich einer geordneten und im höLsten Grade fürsorglichen Verwaltung zu erfreuen hat, schwer lich gut bekommen. Aber auch seine eigenartigen „Be freier", die Engländer und Franzosen, die Italiener und Amerikaner dürften wohl nicht gerade wie eine fronime Prozession hinter uns herziehen. Sie müßten schon von ihren Kanonen und Maschinengewehren, von ihren Bomben und Flammenwerfern einen ziemlich reichlichen Gebrauch machen, wenn sie Antwerpen und Brüssel, wenn sie Gent und Brügge, und wenn sie Lüttich und Namur wieder in ihre Gewalt bekommen wollten. Was danach von den belgischen Städten und Dörfern, von seinen Kunst- und Bodenschätzen, von seinen Schönheiten und Reichtümern noch übrigbleiben würde, das scheint die Regierung von Le Havre sich noch nicht hinreichend überlegt zu haberp Unsere Feinde reden in bewußter Absicht von Belgien niemals anders als von dem verwüsteten Belgien, während in Wahrheit die Spuren des Jahres 1914 längst wieder getilgt sind. Wenn es zur Verwüstung des Landes kommen sollte, dann werden die Westmächte diesen Erfolg ihrer menschenfreundlichenRettungsarbeit auf ihr SLuld- konto zu buchen haben. Auch das belgische Volk dürfte von dieser Erkenntnis jetzt noch ziemlich weit entfernt sein; wenn es aber erst einmal ernst werden sollte mit seiner „Befreiung" durch Foch und Haig, dann werden ihm die. Augen rasch genug aufgehen. So stehen die Dinge; darüber helfen alle stolzen Ministerworte nicht hinweg. Wenn Graf Törring die belgische Regierung auf diesen Tatbestand hingewiesen haben sollte, dann würde er sich damit ein Verdienst um Belgien erworben haben. Die Verblendung in der Welt ist freilich niemals ärger gewesen, als in unserem angeblich so aufgeklärten Jahrhundert. Im Falle Belgien aber soll für alle Zukunft daran festgehalten werden, daß es den verant wortlichen Führern des Volkes auch jetzt wieder an ehr lichen Warnern nicht gefehlt hat, wobei allerdings »ich» zu vergessen ist, daß man selbst in belgisch : :ungs kreisen kaum darauf hofft, daß Belgien durch die West- machte ,besreit" werden kann. , Die Krise, Interfraktionelle Besprechungen. -ckk. Berlin, 21. September. Die Nachricht von einer von den Mehrheitsparteien geplanten Parlamentarisierung der Regierung, die das Leipziger Tageblatt verbreitet hat, ruft natürlich die ge samte deutsche Presse auf den Plan. Das Für und Wider wird mit echt deutscher Gründlichkeit erörtert, als gäbe es draußen gar keinen Feind und als sei gegenwärtig die Änderung der Verfassung die wichtigste Aufgabe unseres Volkes. Dabei ist die Luft erfüllt von Gerüchten, die wie immer von der Retchshauptstadt ihren Ausgang nehmen. In parlamentarischen Kreisen, die auf dem Standpunkt stehen, man müsse die Sozialdemokratie an der Verant- . Wörtlichkeit teilnehmen lassen, erklärt man, daß mit einer Kanzlerkrise nicht gerechnet werde, wenn Graf Hertliffg bereit ist, eine parlamentarische Regierung zu bilden, wie sie von jenen Kreisen gewünscht wird. Man zweifelt in dessen daran, daß Graf Herling gewillt ist, auf dem schon beschrittenen Wege der Parlamentarisierung noch weiter zugehen und für diesen Fall hält man Ausschau nach einem Kanzlerkandidaten. Es verlautet denn auch, daß Graf Hertling es ablehne, Sozialdemokraten in die Regierung aufzunehmen. Was auch immer vorgehen mag, dir neue Woche wird die Entscheidung bringen; sie wird die Krise endlich lösen, die sich nachgerade lähmend in unserm politischen Leben bemerkbar macht. Vizekanzler v. Payer hat übrigens gestern die Parteiführer einzeln zur vertraulichen Be sprechung empfangen, um mit ihnen die politisch-parlamen tarische Lage zu erörtern. Inzwischen werden die inter fraktionellen Besprechungen zur Klärung der Lage fort gesetzt. Kaiser Karl an den Papst. Die ablehnende Haltung des Verbände?. Lugano, 21. September. Das italienische Sozialistenblatt „Avanti" veröffentlicht eine Mitteilung der „Agencia Centrale", wonach die Wiener Note am Mittwoch amtlich im Vatikan ein getroffen ist. Der Note war ein Handschreiben Kaiser Karls beigesägt. Der Kaiser erinnert den Papst in seinem Briefe an die vom Vatikan bereits unternommenen Friedensschritte und ver sichert, daß die Mittelmächte vom beste« Wunsche beseelt seien, den Konflikt zu beendigen. Der Brief enthält jedoch keinerlei Andeutungen» in welchem Sinne die verschiedenen Fragen bei Verhandlungen gelöst werden könnten. Das römische Blatt weiß weiter zu berichten, daß der Papst die Note und den Brief sehr aufmerksam gelesen, es jedoch vermieden habe, irgendeine Ansicht zu äußern. Die deutschen Bischöfe au den Papst. i Der deutsche Gesamt-Episkopat hat beschlossen, in einer Eingabe an den Papst diesen zu bitten, den Friedensschritt der österreichischen Regierung mit seinem ganzen Einfluß zu unterstützen. Die bisherigen Bemühungen des Heiligen Stuhles in der Richtung, dem furchtbaren Krieg ein Ende zn bereiten und einen gerechten Frieden herbeizuführen, fänden die bewundernde Anerkennung der zivilisierten Welt, und gerade jetzt werde das Eingreifen des Papstes von ganz besonderem Werte sein. Die Bischöfe schildern die schweren Folgen, die für die gesamte Kultur und nicht zuletzt auch für die Kirche in Erscheinung treten müssen, wenn der jetzige Schritt zur Herbeiführung des Friedens wiederum erfolglos bleibt. Amerikas Antwort. < Die amerikanische Antwort auf die Wiener Note, die von Lansing unterzeichnet ist, schließt mit den Worten. Latz die Regierung Ler Vereinigten Staaten auf die An regung der österreichisch-ungarischen Regierung nur eine Antwort erteilen zu können glaubt: Sie hat wiederholt und mit vollstem Freimut die Bedingungen festgestellt, unter welchen die Vereinigten Staaten einen Friedens- schluß m Erwägung ziehen würden. Sie kann und will sich Mit keinem Konferenzvorschlage über eine An gelegenheit befassen, hinsichtlich welcher sie ihren Stand punkt und ihre Absichten so klar dargelegt hat. Keine gemeinsame Antwort des VerbandeS. .^ Neuter meldet: Da die österreichisch-ungarische Note Nicht an die feindlichen Regierungen gemeinsam, sondern an iede einzeln gerichtet ist, hält man es für unwahrschein- lich, daß eine gemeinsame Antwort von feiten der Alliierten gegeben werden wird. Die Haltung der verschiedenes Ententemächte bezüglich der österreichisch-ungarischen Note ser durch die Erklärung verantwortlicher Minister der europäischen Alliierten und durch den Präsidenten Wilson mit genügender Klarheit dargelegt worden. < Gegenströmungen in Frankreich. Trotzdem die Zensur äußerst streng gebandhabt wird,' um den Eindruck zu erwecken, das ganze Land stehe ge schlossen hinter Clemenceau, setzt das Blatt der Mehrheits sozialisten „Povulaire" seinen Verfolgungsfeldzug fort und schreibt: „Die Zentrulmächte haben jeder Art des offenen und maskierten Militarismus entsagt und sich zur Idee des Völkerbundes bekannt. Die Gelegenheit ist da, die Aufrichtigkeit der Zentralmächte auf die Probe zu stellen." Marcel Sembat bleibt dabei, daß eine motivierte ausführ liche Antwort aus die Note zu wünschen sei. Eine neutrale Kundgebung. Bern, 21. September. Anläßlich des österreichisch-ungarischen Friedens angebotes haben das Komitee des katholischen Institutes für einen Versöhnungsfrieden in Freiburg (Schweiz), das Jnitiativ-Komitee zugunsten eines dauernden Friedens in Gent und die Frauenliga für den Frieden in Frei burg (Schweiz) im Namen von 40 000 Unterschriften von Schweizern und Ausländern, die in einigen Tagen gesammelt wurden, folgende Kundgebung an die krieg führenden Regierungen und Völker gerichtet: In Erwägung des Umstandes, daß eine kriegführende Partei vorschlägt, in Friedeusverhandlungen einzutreten, ohne einen Waffenstillstand zu verlangen, daß die Zahl der Opfer an Toten, Verstümmelten und Ver wundeten zehn Millionen zählt, das Friedensbedürsnis sich bei allen Völkern mehr und mehr fühlbar macht, die Ziele, für die sowohl die eine wie die andere Grupp« der Kriegführenden zu kämpfen vorgibt, die gleichen sind, die Hoffnung aus einen Waffensieg die Quelle allen Leidens ist, das künftige Glück und das Gedeihen der Völker nur auf einen Verstündigungsirieden und auf gegenseitigen Konzessionen aufgebaut werden kann, die Fortsetzung des Krieges die ganze Welt in moralischer und materieller Beziehung in den Abgrund' stürzt, wenden wir uns in einem dringenden Aufruf an die Ne gierungen der Entente und bitten sie, die Note der öfter, reichisch-ungarischen Regierung in Beratung zu ziehen untz im Interesse der Menschlichkeit in Verhandlungen einzu treten. Derjenige, der sich weigert, eine Verständigung herbeizuführen, lädt vor Gott und den Menschen oi« schrecklichste Verantwortung auf sich. Cme nsue Verschwörung in Kußland. Meuternde russische Regimenter. Moskau, 21. September. I« dem wichtigen Bahnknotenpunkt Koölow vor Woro nesch wurde eine weitverzweigte Verschwörung entdeckt, die vom Vorsitzenden des Sowjets Jawrow und dem Kriegs kommissar Koruchowitsch geleitet wurde. Die sogenannte eiserne Kompagnie der Noten Armee trat zu den Ver schwörern über. Die Unterdrückung des Aufstandes ist im ganzen Kreise eingeleitet worden. Der Vorfall hat dem Moskauer Sowjet Veranlassung gegeben, eine Untersuchung über.die Zuverlässigkeit der einzelnen Unterbehörden anzustellen. Die Meutereien seien übrigens nicht vereinzelt. Aus ganz Sibirien sind in Tschita russische Offiziere ein getroffen, die zu den tschechischen Regimentern komman diert wurden, um dort die Ausbildung zu leiten. Die Tfchecho-Slowaken in, Besitz der russische« Schätze. Die russische Presie bringt jetzt nähere Einzelheiten über den in Kasan von den Tschecho-Slowaken gestohlenen Schatz. Danach sollen in Kasan nicht nur die dort vor handene Goldmenge, sondern der ganze aus den Peters burger und Moskauer Banken konfiszierte Gold- und