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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Sieben lehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königi. Oerichtsnmt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. «freitag, den 4. August l865. It, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertelj ab rgang beträgt tv Ngr. und ist jedesmal volauszubezahlen. Sämmlliche Könial. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächste» Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die «edaetin» Umschau. In Altona wurde plötzlich der Redacteur der Schleswig-Holsteinischen Zeitung, May, von preu ßischen Soldaten früh aus dem Bette geholt, an gekleidet und mit seinen Papieren auf der Eisen bahn nach Rendsburg escortirt, wo man ihm auf der dortigen Hauplwache ein unfreiwilliges Quartier gegeben hat. Das widerspricht vollständig den Gesetzen des Landes; so lange kein Kriegszustand besteht, gehört Zeder vor die ordentlichen Gerichte. Der preußische Kommandant beruft sich darauf, daß May als ge- borner Preuße nach preußischen Gesetzen zu richten sei; auch das trifft nicht, denn der Lerhaftete ist seit 13 Jahren nicht mehr in Preußen, und das Gesetz sagt: Wer über 10 Jahre ohne Erlaubniß im Auslande verweilt, verliert seine Rechte als Preuße. Das ganze Verbrechen May's besteht darin, daß er unablässig darauf drang, daß der Herzog eingesetzt werde und daß das Land eine geordnete Regierung erhalte. Auch der preußische Abgeordnete vr. Frese, der sich seit Wochen in den Elbherzoglhümern aushält, ist durch den preußischen Civilcommifsär Herrn v. Zedlitz über die Landesgrenze verwiesen worden, weil seine Thätigkeit Preußens wohlbegründeten Ansprüchen in den Herzogtümern enigegenliefe. Herr v. Halbhuber hat sowohl gegen diese Ausweisung als auch gegen die Gefangennehmung des Redak teurs May protestirt. Ob freilich Oestreich mehr tbun wird, als pro- testiren, muß bezweifelt werden; cS hat bis jetzt jedesmal den Ansprüchen Bismarks nachgegeden. Zu einem Kriege gehört auch Geld, viel Geld und Oestreich kommt im Frieden nicht aus. An dir Kefreier. O hättet Ihr doch nicht nach Dank gefragt. Welch reicher Dank wär' Euch dafür geworden! Welch reicher Dank, gesagt nud ungesagt, Von Herzensgrund aus Süden wie auS Norden! Was uns am allcrtiefsten mußte schmerzen, War, Laß Ihr konntet selbst Len Dank verscherzen. Ihr habt mit Eurem und der Euren Blute Den Bruderstamm so hcldcnkühn befreit; Wir jauchzten mit, doch mit wie trübem Muthe, Da Ihr die deutsche Eintracht kalt entzweit; Wer hielt uns auf mit Euch zu ziehn, zu fechten, Als Zhr mit eignen, nicht mit deutschen Rechten? Hat unser Herz nicht heiß in uns gebrannt, Als es noch galt, die Brüder zu befreien, Und da zu stehen mit gebannter Hand, Erwartungsvoll, stumm, in geschloss'nen Reihen, Ohn' andre Wahl als Brüder zu beglücken, Auf's Bruderhaupt das scharfe Schwert zu zücken? Wer war der Feind? Wem galt der droh'nde Blick? Dem Dänen oder uns, den deutschen Gliedern? O welch ein unglückseliges Geschick! Was sollten und was konnten wir erwidern? — Wie anders war'S in kaum entschwundnen Tagen! Wir alle dursten mit Euch einen schlagen. Ihr warft den Fcind vereint mit Oesterreichs Kraft, Vor Euren Blitzen stürzte er zusammen; Habt Ihr die Brüder ihrer Noth cntrafft Und ausgclöscht die alten Hadcrflammen? Habt Ihr sie frei und frank zurückzegeben Dem eignen Herrn und Recht und deutschem Leben? „Wo bleibt der Dank?" Wie freudig floss'er Euch Im vollsten Strom auS tausend von Gemülhern!