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Amts- l für -ie Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. I 77. Jahrg Dienstag den 17. September 1918 Nr. 217 Königliche Amisgerichi und den Gia-irai zu Wilsdruff Aorffreniami zu 3barandi* Postscheck.Konto: Leipzig Nr. '2S614. Wochenblatt für Wilsdruff und Llmgegend. Erscheint seit dem Jahre vaä „Wllednifter Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, abends S ilhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung »on der Druckerei wöchentlich rv Pfg., monatlich 70 pfg., vierteljährlich 2,10 Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 pfg., vierteljährlich 2,40 MH; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 MH ohne Zustellungsgebühr. 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Bei Wiederholung und Iahresümsähen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil lnur von Behörden! die Spaltzeile 60 Psy. bez. Pfg. / Nachweisungs- und Nffertengebühr 20 b-z. AO pfg. / Tclephomsche Inseraten-Aufgabe schließt jedes Reklamationsrecht aus. / Anzeigenannahme bis 11 Uhr vormittags. / Beilagengebühr das Tausend s MH, ir die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Stritte platzvorschrifl 25°/. Aufschlag ohne Rabatt. / Die Rabattsähe und Nettopreise baden nur bei Bar. zablung binnen ZV Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gericktliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung des Brutto.Zcuen- preifes. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbar! durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erbebt. Paris mit 22V00 Klgr. Bomben belegt. Oie Wirren in Rußland. Widersprechende Gerüchte. Stockholm, 14. September. Nach Neuterberichten ist Petersburg in der Gewalt der Gegenrevolutionäre. An allen Enden der Stadt toben Etratzenkämpfe. Alle direkten Nachrichten auS Rußland fehlen. Da es sich um eine Reutermeldurg handelt, ist Vor sicht am Platze. Immerhin ist es auffällig, daß direkt aus Petersburg auch über Finnland keine Nachrichten ein treffen, und daß die amtliche Telegraphen-Agentur keinen energischen Widerruf dieser Meldung veröffentlicht. Peters burg hatte nach der Zählung vom 1. Juni d. I. 1478 000 Einwohner gegen 2 348 000 am 1- November 1915 und 1 906 000 am 1. Dezember 1916. Also eine Abnahme der Bevölkerung von nahezu 900000 Köpfen in 2^ Jahren. Brussilow erschaffen. Wie aus Kiew gemeldet wird, ist General Brussilow, der populäre russische General, Führer der letzten großen Offensiven Kerenskis, in Moskau in der Nähe des Taganfk- Gefängnisses erschossen worden. Die außerordentliche Kommission in Moskau veröffentlicht die Liste der in Moskau Erschossenen. Darunter befinden sich auch die früheren zaristischen Minister Protopopow, Maklakow, ferner der Polizeichef Bielezki und das Haupt der „Starken Hundert" Wostergow. — Protopopow war der bestgehaßte Minister des letzten zaristischen Regimes. Er galt als die treibende Kraft der russischen Sonderfriedensbestrebungen und wurde beschuldigt, in Stockholm diesbezügliche Ver handlungen vorbereitet zu haben. > Neue Kämpfe um den Besitz der Baikal-Bahn. Den Tschecho-Slowaken ist es gelungen, nach einer von Norden nach Süden unternommenen Operation sich der Statioff Karvmokoja südlich von Tschita und gleich zeitig der beiden wichtigen Eisenbahnlinien, die nach Charbin und Wladiwostok führen, zu bemächtigen. Die Sowjettruppen, die etwa 4000 Soldaten verloren hatten, erhielten neue Verstärkungen und kämpfen auf Tod und Leben, um die verlorenen Positionen wiederzugewinnen. Bisher haben die Sowjettruppen gute Aussicht, als Sieger die Lage behaupten zu können. Oer Krieg zur Gee. Im Sperrgebiet um England versenkt. Berlin, 14. September. Amtlich wird gemeldet: Im Sverrgebiet um England wurden durch unsere Untersee - Boote 8000 Br.-Reg.-To. versenkt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * Amerikanische ll Boot-Opfer. Der Unterseeboot-Krieg an der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten nördlich von Cape Hap hat in den letzten Wochen derart viele Opfer gefordert, daß die ame rikanische Presse ihre Unzufriedenheit mit den Abwehr maßregeln lebhaft Ausdruck zu geben beginnt. Als letztes Ovler der deutschen Unterseeboote wird her amerikanische Kohlenfrachter „Doroty Barret" (2000 Tonnen) genännt. Der Kapitän des englischen Dampfers „Penistone" wurde von dem Unterseeboot gefangengenommen. Die zuneh menden Erfolge der Unterseeboote beschäftigten das ameri kanische Kabinett in einer ungewöhnlich langen Sitzung. Die Ergebnisse der Beratungen sind der Presse nicht be kanntgegeben worden. Die Gesamtziffer der bisherigen versenkten Schiffe an der atlantischen Küste wird mit 31 angegeben. Clemenceaus unterdrückte Rede. Admiral Degoup kommt in der „Jnformaiion" auf die Rede Clemenceaus am 2. September in London hin sichtlich der Wirkungen des U-Boot-Krieges zurück und erklärt, die Ausführungen Clemenceaus müßten zum Nachdenken veranlassen. Die Rede, deren Wortlaut in Frankreich and auch sonst nirgends bekannt sei, weise auf neue peinliche Entbehrungen und neue Opfer hin. Das Leben werde immer teuerer, das sei das Ergebnis des dreieinhalbjährigen U-Boot-Krieges, über den man so lange hinweggegangen und gegen den man nur mehr oder weniger glückliche Abwehrmittel gefunden habe. Man müsse endlich den Mut zu der Erklärung finden, daß der U-Boot-Krieg noch lange nicht überwunden sei. Englische Gewinnberechnungen. Rotterdam, 14. September. Dis Londoner „Times" veröffentlicht einen längeren Artikel aus der Feder ihres militärische!? Mitarbeiters, in dem es u. a. heißt: Angesichts des Rückzuges des Feindes ist es nötig, die warnende Stimme zu erheben. Der Rückzug ist wobl nicht freiwillig gewesen, aber zweifellos hat die Absicht beim Feinde bestanden, sich zurückzuziehen. Wie ermutigend unser Vorrücken auch gewesen sein mag, so haben wir doch nur eine Tür aufgestoßen, die nur an gelehnt war. Dies alles soll beweisen, daß der Feind an geblich jeden Gedanken an einen strategischen Angriff im Westen aufgegeben hat. Aber wie oft ist das schon früher gesagt worden! Man sagte es 1915 und man sagte es im vergangenen Jahre. Der Feind antwortete mit ernsten Schlägen, im Jahre 1915 zu Gorlice, das den Beginn vom Ende Rußlands bedeutete, und im vergangenen Jahr in Italien, was zur Friedensoffensive gegen Rußland und Brest-Litowsk führte. Genau wie früher ist auch jetzt die Frage: Können wir den Feind in Frankreich schwer genug treffen, um seinen Ver such an anderer Stelle zu neutralisieren? Bisher ist es uns nicht geglückt. Jeder Versuch endete mit der Über raschung einer Niederlage. Erst haben die Marne und Nvern Rußland nicht vor Gorlice geschützt, und dann hat ebensowenig die fortdauernde englische Offensive von 1916/17 Italien gegen einen Angriff und Rußland gegen den Untergang gesichert. Welche Garantien haben wir nun, daß es uns diesmal nicht wieder so gehen wird? Was der Feind beabsichtigt, ist anscheinend eine Verbess rung seiner Lage im Osten, während er Frankreich einen Vergleich im Westen anbietet. Solch ein Frieden wäre em Schicksalsschlag für unsere Erwartung einer neuen Welt nach dem Kriege und besonders gefährlich für unsere Lage in Asien. In diesem Kriege ist, falls Belgien und Frankreich gerettet werden und Deutschland als Mitbewerber Englands in Asien an Rußlands Stelle kommt, England nur die verlierende Partei. Das englische Blaubuch. Zu der Reutermeldung von dem nunmehrigen Erscheinen des englischen Blaubuches über Eingeborenengreuel in Deutsch-Südwestafrika wird von zuständiger Stelle miigeteilt: Die Tendenz dieser"Schrift ist schon vor ihrem Erscheinen von der „Basler National - Zeitung" folgende.r- maßen richtig gekennzeichnet worden: „Man kann die Eigentümlichkeit beobachten, daß solche Greuel immer daün zu bemerken sind, wenn England irgendwo das Bedürfnis nach Machtausdehnung empfindet." Es handelt sich um einen neuen Verhetzungsversuch Englands, um Stimmung zu machen für einen geplanten Raubzug an den deutschen Kolonien. Trotz der gut gespielten Entrüstung englischer Blätter über die angeblichen Greuel kann Deutschland der Weiterentwicklung dieser Frage mit Ruhe emgegensehen. Uniere Eingeborenenpolitik hat vor dem Kriege keine Ge heimnisse betrieben. Zahlreiche Ausländer der heute neutralen Staaten, die in unseren Schutzgebieten lebten, kennen'unsere Methoden und sind geeigneter, ein richtiges Bild über die Zustände zu geben, als tendenziöse Schriften unserer Feinde. Deutschlands Antwort wird nicht aus bleiben! Anregung Österreich-Ungarns zu einer FriedcnKaussprache! Wien, 1b. Septeipber. Der österreich-ungarische Ge sandte in Bern hat gestern den Vertretern der feindlichen Regie-cungen eine Note überreicht. In dieser Note wer den alle kriegführenden Mächte zu unverbindlichen Be sprechungen an einem neutralen Ort aufgefordert. Die Note wurde -gleichzeitig den verbündeten Mächten in Berlin, Sofia und Konstantinopel übergeben und den neu tralen Regierungen zur Kenntnisnahme übermittelt. Die österreich-ungarische Negierung gibt in der Note u. a. bekannt: Eins gewissenhafte Prüfung der Verhältnisse aller kriegführenden Staaten läßt keinen Zweifel mehr darüber bestehen, daß alle Völker, auf welcher Seite sie auch kämpfen mögen, das baldige Ende des blutigen Kampfes herbeisehnen. . Trotzdem ist es bisher nicht gelungen, ge- eignete Vorbedingungen zu schaffen, die Friedensbestrebun gen ihrer Verwirklichung näherzubringen. Es müssen da her wirksamere Mittel in Erwägung gezogen werden, durch die den verantwortlichen Faktoren aller Länder Gelegenheit geboten werden könnte, die vorhandenen Möglichkeiten einer Verständigung zu überprüfen. Zu diesem Berufe hat die k. u. k. Regierung die Regierungen aller kriegführenden Staaten zu cincr vertraulichen und unverbindlichen Aussprache einge- ladcn und an sic eine in diesem Sinne versüßte Note ge richtet. Mit einer Note wurde dieser Schritt zur Kenntnis des Heiligen Stuhles gebracht und hierbei an das dem Frie den zngewendete Interesse des Papstes appelliert. Ferner wurden auch die Regierungen der neutralen Staaten von der Demarche-verständigt. Tas stets enge Einvernehmen, welches zwischen den vier verbündeten Mächten besteht, bietet die Gewähr dafür, daß die Verbündeten Österreich- Ungarns, an welche der Vorschlag gleicher Weise ergeht, die in der Note entwickelte Auffassung teilen. In der Kundgebung wird darauf hingewiesen, daß der Abstand der beiderseitigen Auffassungen sich im großen und ganzen etwas verringerte, daß sich trotz Fortbestehens nich! überbrückter Gegensätze eine teilweise Abkehr von Extremen zeigt und eine gewisse Übereinstimmung betreffs der allge meinen Grundprinzipien des Weltfriedens klar wird. Deshalb soll der Versuch der Verständigung, welche du Katastrophe einer selbstmörderischen Fortsetzung des Kampfes von Europa abzuwenden geeignet ist, gemacht wer den. Tie Kriegshandlungen brauchten keine Unterbrechung dabei zu erfahren. Aber alle Kriegführenden seien es der Menschheit schuldig, diese Aussprache herbeizuführen unL. Delegierte dazu/zu entsenden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. -I- Bei der Ansprache, die Graf v. Hertling an die Gewerkschaftsführer hielt, führte der Kanzler dem Vorwärts zufolge u. a. aus, die politische Reichsleitung sei mit der Obersten Heeresleitung vollkommen einig im Erstreben des Verständigungsfriedens. Der Krieg werde nicht eine Minute länger dauern, als zur Verteidigung unbedingt notwendig. Jedenfalls seien Reichsregierung und Heeresleitung einmütig gegen jede Eroberung; darüber bestünden keine Meinungsverschiedenheiten und seien keine Befürchtungen nötig. — Zum allgemeinen Wahlrecht könne er nur wiederholen, daß er damit stehe und falle. Auch das Herrenhaus habe seine verfassungsmäßigen Rechte. Aber deswegen weiche er nicht einen Schritt vom gleicher! Wahlrecht ab, und sobald feststepe, daß darauf keine Verständigung, zu erzielen sei, sei er sofort zur Auf lösung entschlossen. Mraine. x Die russisch-ukrainischen Friedensunterhandlungen haben zu einer vollen Einigung in allen Streitfragen geführt. Kiewer Leitungen bestätigen, daß eine veide Teile befriedigende Mittellinie gefunden sei. In einer demnächst stattfindenden Vollversammlung soll öffentlich festgestellt werden, daß alle Schwierigkeiten endgültig überwunden sind. Rus In- zmä Ruslanä. Stockholm, 14. Sept. Wie „Allehanda" aus zuverlässiger Quelle erfährt, erlaubt England nicht, daß Schweden seine in schwedischen Feldern aus Spitzbergen gebrochenen Kohlen beimfübrt. Nur 400 Tonnen dürfen nach Gotenburg gebracht werden, das übrige muß nach Norwegen. Amsterdam, 14. Sept. Nach den letzten in London ein- getrostenen Berichten aus Ostairika letzt die Held, char v. Lettow-Vorbecks noch immer ihren Kampf mil un verminderter Kraft fort. Bern, 14. Sept. Das Abkommen zwischen Deutsch- lan d*und der «Schweiz über die Durchfuhr einiger Waren von den nordischen neutralen Ländern durch Deutschland ist gestern unterzeichnet worden. s „Mekre Vick, cLeutlckes Heer unci ckeuUcke k)eimai!" „Wehre Sich, deutsche Heimat und deutsches Heer!" — ehern klingen die Worte aus Hindenburgs Mund — „Ernst ist die Stunde, der Kamps erbittert und schwer, aber wjr schaffen es doch, bleibt unsre Seele gesund! Waffensieg ward dem Ansturm -er Heinde verwehrt, eisern hält ihn die feldgraue Mauer in Schach; ,durch —, durch kommen sie nicht!' — das hat sie gelehrt deutscher Fünfte Wucht und deutscher Grancuen Krach, Sieg in ehrlichem Kampfe über die deutsche Kraft -sinket sie selbst nur noch ein eitler Wahn; drum -betreiben sie jetzt m t teuflischer Meisterschaft einen gottlos-niederlrächttgen plan: wollen den deutschen Geist in Front und Heimat vergiften, unsern Glauben uns nehmen und unsere Zuversicht, Zwietracht im einigen deutschen Volke stiften, — -och Ihr irrt euch, Ihr Schufte, cs glückt Euch nicht! Abertausend verhetzender Slätter mögen, durch die Lüfte in unser« Reihen weh'n, abertausend düstre Gerüchte mögen, durch dunkle Kanäle geleitet, im Lande enisteh'n, wirkungslos verwehen, verhallen si« alle: jeder Deutsche weiß, daß es Gift, das vom Feinde stammt; keiner läuft in die hinterlistige Falle; nicht entmutigt, nein nur zu neuem Zorne entflammt, zu neuen Taten begeistert erhebt sich, gesund bis ins Mark, Deutschlands Volk. — Sei das Ringen auch noch so schwer, unser bleibet der Sieg, sind einig wir nur und stark! Darum: „wehre dich, deutsche Heimat und deutsches Heer!" Robert Ries.