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WMt! für M KU Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis > vierteljährlich 1 Mk., durch die Post - "bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. ThalM Uch«, Sikbtnlkhn md Ke Umgegenden. ImtsßM Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. 34. sowie für das Rgl. Lorstrentamt zuTharandt. Freitag, den 7. Juli 1893. Meißen, am 1. Juli 1893. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II H 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 2l. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tages preise des Hauptmarktortes Meißen im Monate Mai dies. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden, resp. Ouartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monate Juni dieses Jahres an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 8 M. 82 Pf. für 50 Kilo Hafer, „ 75„ „ „ 50 „ Heu, 2 „ 31 „ „ 50 „ Stroh. Königliche Amtshauptmannschast. v. Airü?bach. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Ida Paulins verw. Leutritz geb. Lommatzsch, jetzt verehel. Hessel, eingetragene, im Triebischthale gelegene Mühlen grundstück, bestehend aus dem Wohngebäude mit angebautem Mahlmühlenraum und einer Mahlmühleneinrichtung, Wirthschaftsgebäude mit Bäckereianlage, Scheunengebäude, Schneidcmühlengebäude, Hofraum, Garten, Wiese und Feld, Folium 48 des Grundbuchs, No. 54 des Brandkatasters und No. 82, 383, 484, 485, 486 und 517 des Flurbuchs für Blankenstein, nach dem Flurbuche 4 Ku 45,4 n — 8 Acker 14 ^Ruthen groß, mit 286,64 Steuereinheiten belegt, bei der Landesbrandkasse einschließlich des Mühlenzeuges mit 19900 Mk. nach 1994 Beitrags- einhesten versichert, auf 33640 Mk. ohne die Wasserkraft geschätzt, soll im hiesigen Amtgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 14. Juli 1893, Vormittags 9 Uhr, als Versteigerunaststinin, sowie der 24. Juli 1893, Vormittags 9 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplanes anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstück lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Wilsdruff, am 6. Juni 1893. Königliches Amtsgericht. Ul'. Vangiofi. Montag, den 10. dieses Mon., 10 Uhr Vormittags gelangen an hiesiger Gerichtsstelle folgende Gegenstände als: 1 Hobelbank mit Zubehör, 2 Stück Hobelbänke und 15 Stück Zollbretter zur öffentlichen Versteigerung. Wilsdruff, am 3. Juli 1893. Sekretär Busch, Gerichts-Vollzieher. Dcnnpfsehntiedeverkuui. Das in Limbach bei Wilsdruff gelegene Weichold sche Grundstück, bestehend aus Feld, Garten, sowie Wohn-, Scheunen- und Schmiedewerkstattgebäude, welche mit 7310 Mk. in der Landesbrandkasse eingeschätzt sind, soll samnit der gesammten Schmiedeeinrichtung mit Dampfbetrieb, Dampfgebläse und Dampfheizung, Drehbank, Bohrmaschine u. s. w. sofort freihändig durch mich verkauft werden, und werden Reflektanten ersucht, ihre Angebote baldigst und spätestens bis zum 10. d. M. an mich gelangen zu lassen. Dresden, am 3. Juli 1893. Rechtsanwalt Gustav Müller, Waisenhausstraße 3511. Die Eröffnung des Reichstages. Berlin 4 Juli. Zum erster Male wieder seit mehreren Jahren öffneten sich heule die früheren Räume des König!. Schlosses der p.unkvollen Ceremonie der Reichstagseröffnung. Etwa 200 Abgeordnete mochten anwesend sem, als der Bundes- rath kur; nach 12 Uhr, geführt vom Reichskanzler Grafen Caprivi und dem bayerischen Gesandten Grafen Lerchenfeld, zu je zweien den Saal betrat und links vom Thron sich in der üblichen Reihenfolge aufstellte, daß neben einem preußischen Be vollmächtigten stets ein Bevollmächtigter eines nichlpreußischen Bundesstaates stand. Sofort begab sich der Reichskanzler zum Kaiser zurück, uni diesen Meldung zu machen, daß alles zu seinem Empfange bereit sei, und kurz darauf verkündete das dreimalige Pochen des Stabes des Oberceremon'enmeisters das Nahen des Kaisers. Die Schloßwache präsendirte, die Offiziere derselben senkten die Spontonö und lüfteten den Hut, die Fahne salutirte, und von einem dreimaligen stürmischen Hoch der anwesenden Abgeordneten begrüßt, das" der Alterspräsident Abgeordneter Dieden ausbrachte, betrat der Kaiser den Saal. Hinter ihm schritten zunächst die Prinzen d-ö König!. Hauses und der Oberstkammerer Fürst Stolberg-Wernigerode. Jene Mten sich rechts vom Throne auf Fürst Stolberg nahm an der Seite des Bundesrathes Aufstellung. Der Kaiser, der die weiße Uniform der Garde du Corpö rnit dein Orangebande des Schwarzen Adlerordens angelegt hatte, sah außerordentlich frisch aus. Er stieg die mitpurpur- sammetner Decke belegten Stufen zum Thron hinauf, bedeckte das Haupt mit dem Adlerhelm und verlas die Thronrede, die ihn, der Reichskanzler Graf Caprivi überreicht hatte, wie folgt: Geehrte Herren! Nachdem Sie zu gemeinsamer Arbeit mit den verbündeten Regierungen berufen worden sind, ist es Mir Bedürfniß, Sie beim Eintritt in Ihre Berathungen zu begrüßen und willkommen zu heißen. Der dem vorigen Reichstag vorgelegte Entwurf eines Ge setzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, durch welchen eine stärkere Ausnutzung unserer Wehrkraft ermöglicht werben sollte, hat zu Meinem Bedauern die Zustimmung der Volksvertretung nicht gefunden. Die von Meinen hohen Ver bündeten einmüthig getheilte Ueberzeugung, daß das Reich gegenüber der Entwickelung der militärischen Einrichtungen anderer Mächte auf eine seine Sicherheit und seine Zukunft verbürgende Fortbildung unseres Heerwesens nicht länger ver zichten dürfe, inußte zu dem Entschlusse führen, den Reichstag aufzulösen und durch die Anordnung von Neuwahlen das für nothwendig erkannte Ziel zu verfolgen. Seit der Vorlage jenes Gesetzentwurfs hat die politische Lage Europas keine Aenderung erfahren, die Beziehungen des Reichs zu den auswärtigen Staaten sind zu Meiner großen Befriedigung nach wie vor durchaus freundlich und frei von jeder Trübung. Das Verhältniß der organisirten militärischen Kraft Deutschlands zu derjenigen unserer Nachbarn hat sich in dessen noch ungünstiger gestaltet, als im verflossenen Jahre. Wenn schon seine geographische Lage und seine geschichtliche Entwickelung Deutschland die Pflicht auferlegt, auf den Bestand eines verhä'ltnißmäßig großen Heeres Bedacht zu nehmen, so wird die weitere Ausbildung unserer Wehrkraft mit Rücksicht i auf die Fortschritte des Auslandes zu einer zwingenden Noth wendigkeit. Um den Mir verfassungsmäßig obliegenden Pflichten genügen zu können, erachte Ich es für unumgänglich, daß mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Herstellung einer ausreichenden und wirksamen Vertheidigung der vaterländischen Erde hingewirkt wird. Es wird Ihnen deshalb unverzüglich ein neuer Gesetzent wurf über die Friedenspräsenzstärke des Heeres vorgelegt werden. Darin sind di-, bei der Berathung des früheren Entwurfs laut gewordenen Wünsche, soweit dies angänglich erschien, berück- sichtigt und demgemäß die Anforderungen an die persönliche Leistungsfähigkeit und an die Steuerkraft des Volkes, soweit dies ohne Gefährdung des Zwecks geschehen konnte, herabgemindert. Das Interesse des Reichs erheischt es, zumal im Hinblick auf den im nächsten Frühjahr bevorstehenden Ablauf des Septennats, daß der Gesetzentwurf mit thunlichster Beschleunigung verabschiedet wird, damit die diesjährige Rekruten-Einstellung schon an der neuen Grundlage vorgenommen werden kann. Eine Versäumniß des Termins dieser Einstellung würde sich auf mehr als zwei Jahrzehnte zum Nachtheil unserer Wehr kraft fühlbar machen. Um es Ihnen zu ermöglichen, Ihre Arbeitskraft ungetheilt der Berathung der Vorlage zuzuwcnden, werden die verbündeten Regierungen davon absehen, die Session mit anderen umfassen den Vorlagen zu beschweren. Wenngleich bei Mir und bei Meinen hohen Verbündeten die Ueberzeugung fortbesteht, daß die durch die Neugestaltung unserer H^reseinrichtungen bedingten Mittel zweckmäßig und ohne Ueberlastung auf dem Wege beschafft werden können, welcher in den im verflossenen Herbst vorgelegten Steuergesetz entwürfen in Vorschlag gebracht war, so bildet doch die Deckungs frage den Gegenstand fortgesetzter Erwägungen. Ich gebe Mich der Erwartung hin, daß Ihnen heim Beginn der nächste» Wintersesston Vorlagen zugehen werden, in welchen der Grund satz, daß die Bereitstellung jener Mittel nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit und unter thunlichster Schonung der Steuer- krafl erfolgen muß, noch vollständiger als in jenen Vorlagen zum Ausdruck gelangt Bis zum Ablauf des gegenwärtigen Etatsjahres werden für die Deckung des Mehrbedarfs die Matrikularbeiträge heranzuziehen sein. Geehrte Herren! Unter schweren Opfern ist es gelungen, die deutschen Stämme durch ein festes Band zu einigen; die ^Nation ehrt diejenigen, welche für 'dieses Werk Gut und Blut eingesetzt und das Vaterland einem politischen und wirthschaft- lichen Aufschwung zugeführt haben, welcher, wie er den Zeit genossen zum Stolz und zur Freude gereicht, den nachkommenden Geschlechtern, wenn sie im Geist der Väter weiter bauen, des Reiches Größe und Glück verbürgt. Die glorreichen Errungenschaften zu wahren, mit denen Gott uns in dem Kampfe um unsere Unabhängigkeit gesegnet hat, ist unsere heiligste Pflicht. Solcher Pflicht gegen das Vaterland werden wir aber nur dann genügen, wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um ein zuverlässiger Bürge des europäischen Friedens bleiben zu können. Ich vertraue, daß Mir und Meinen hohen Verbündeten Ihre patriotische und opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Zieles nicht fehlen wird! Se. Maj. der Kaiser wandte sich, nachdem die Verlesung der Thronrede beendet war, in freier Rede an die Versammlung wie folgt: „Nun, meine Herren, gehen Sie hinaus; der alte Gott sehe auf Sie herab, er verleihe Ihnen seinen Segen zum Zustande kommen eines ehrlichen Werkes zum Wohle unseres Vater landes. Amen!" Die Thronrede wurde zunächst von keinerlei Kundgebungen seitens der Versammlung begleitet. Bei dem Vortrage des Scbluß-Pafsus: „Geehrte Herren! Unter schweren Opfern u. s. w." erhob der Kaiser seine Stimme und sprach besonders ernst und eindringlich. Hinter dem Satze, daß wir nur dann unsere Pflicht gegen das Vaterland genügen werden, „wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um ein zuverlässiger