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MsdmfferTageblatt der Bclrag durch «läge Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtskauvtmanns^nft rB- zu WU-druff, de- F°rs,r°M°m.- Thuwnd, und de- Finanzamt-N°ss°n b°hördÜchA^7^^^^ cingezogcn werden mutz oder gerät. Mtionale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^>as „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Ubr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. .frei Haus, bei Postdestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postonstalten und Post- jederzeit Destellungcn^em- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ?ege^5m Fnlle^tch^rer Gewalt,Kriegod. sonstiger "" Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Der National sozialismus hat es diesen Teilen des Auslandes, Ne von den Vorstellungen der schönen Zeil der Erfüttungspolitik Deutschlands nicht lassen wollten, noch nie rechtmachen können, und er kann es auch jetzt wieder nicht: er ist nicht umzubringen. Im Gegenteil, wir könnten geradezu mit einer Art herzhafter Schadenfreude jenen fremden Pro pheten über die Grenze zurufen: „Hei lewet noch!" Und er wird das nachdrücklichst beweisen. Wenn wir heute das Jahr 1934 von der außenpoliti schen Seite her rückschauend betrachten, dann kann man als Deutscher nur feststellen: je weiter es vorschritt, um so weniger hatten die Nutznießer der früheren Unter werfungspolilik Deutschlands Veranlassung zu ihren von Unwissenheit diktierten Voraussagen über die Hitler- Regierung. So griffen sie schließlich in Heller Wut zu dem allerübelsten Mittel des politischen Kampfes: zur Brunnenvergifmng, einem Mittel, das Adolf Hitler im Juni mit folgenden Worten an den Pranger stellte:. „Was soll es heißen, wenn wir mit einem Polk den Trieben und die Verständigung »vollen und dann in dieser Presse lesen müssen, man dürfe sich mit der deutschen Regierung nicht verständigen, weil das ein Erfolg dieser Regierung wäre!" Jawohl, d a lag der Hund begraben: diese Hitler-Regierung durfte keine politischen Erfolge vaben — in Paris war man so ungeschickt, das in den Zeitungen zu schreiben. Es schien auch noch Zu Anfang dieses Jahres, als sei Deutschland von einem schier undurchdringlichen Wall umgeben, dessen Zweck die nachrichtliche Isolierung Deutschlands war. Er wurde durchbrochen: die Wahrheit läßt sich auf die Dauer nicht unterdrücken. Das gilt beson ders für die zwei Leitmotive der deutschen Außenpolitik: den Friedens- und den Selbstbehauptungswillen. Das Jahr 1934 dörre zu wiederholten Malen die Bekundungen der Ver ständigungsbereitschaft Deutschlands, in feierlicher Form ausgesprochen von dem Führer und Reichskanzler und seinen Mitarbeitern; es hörte aber auch Adolf Hitlers Worte im Juni: „Unter keinen Umständen werde ich mich einem Diktat unterwerfen", und im August vom Ehrenbreftstein herab: „G a r nichts wird uns jemals niederzwingen". Beides hat man im Auslande auch dort eiusehen müssen, wo man sich noch unter Führung alt gewordener Politiker gegen die Entwicklung zur neuen Freiheit Europas, gegen die Abschüttelnng der französischen Vorherrschaft mit Händen und Füßen sträubte. Noch der in'Marseille ums Leben gekommene französische Außenminister Barthou bat die Diktatpolitik der Nachkriegsjahre — wenn auch mit elastischeren Mitteln — forttusetzen versucht. Sein Nachfolger Laval, jünger, realistischer denkend, hm es gar nicht erst dazu kommen lassen, daß die Entwicklung über ihn und die erstarrte Außenpolitik Frankreichs hinwegging, eine Entwicklung, die längst in die direkten Verständigungsverhandlungen zwischen deutschen und fran-ösischen Frontkämpfern gemündet ist. Die außenpolitische Bilanz des Jahres 1934 ist für Deutschland von dem Gesichtspunkt aus zu ziehen, daß noch im Jahre 1933 das Ausland zum überwiegend großen Teil entschlossen war, der Hitler-Regierung jede, aber auch jede Schwierigkeit zu machen, vielfach ohne Rücksicht auf den zunehmenden wirtschaftlichen Verfall Europas. Da brachte schon der erste Monat den Abschluß jenes zehnjährigen Verständigungsabkommens mit Polen, der besonders in Paris wie eine Bombe ein- schlng: der Ring um Deutschland war zerbrochen, und das ausgerechnet an einer Stelle, die man in Paris immer als eine der festesten anzusehen sich gewöhnt batte: Polen blieb dem Wutgeheul der Seinepresse gegenüber kühl bis ans Herz hinan, betonte dabei eine unüberwindliche Ab neigung gegen die dauernde französische Bevormundung, erhob seinen Gesandten in Berlin wie Deutschland den seinen in Warschau zum Botschafter und ließ im Laufe des Jahres keinen Zweifel darüber, daß sein Verhältnis zu Deutschland seine eigene Angelegenheit sei, basta. Es folgte die Beendigung des deutsch-polnischen Zollkrieges im März, der W i r t s ch a f t s s r i e d e Danzigs mit Polen, die Reise des Reichsministers Dr Goebbels nach Warschau und die polnische Kündigung der Minder heitenverträge (der „Schwerthieb des Marschalls Pilsudski", hieß es in Parisi mit gleichzeitiger Betonung der Tatsache, daß dadurch die zweiseitigen Verträge, bei- svielsweise mit Deutschland, in keiner Weiss berührt würden. Dieses Kapitel Polen ist svmptomatisch für die außen politische Entwicklung, von Deutschland auK gesehen. Es war, als hätte eine kräftige Faust ein Loch in die euro päische Mottenkiste gestoßen. Die Wahrheit und die G e- sundunq politischen Denkens marschierten. Das Internationale Arbeitsamt in Genf mußte feststellen, daß Deutschland in bet erfolgreichen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bei weitem an erster Stelle marschierte. Deutschland seinerseits lehnte in der Abrüstungsfrage eine diskriminierende „Bewäbrungszeit" ebenso glatt ab wie eine Beschränkung seines Heeres auf nur 200 000 Mann, und die Genfer Hetzrede Bartbous im Mai hatte keinen anderen Erfolg als eine erneute Bloßstellung Frankreichs. Die Reise Hitlers nach Venedig schlug die direkte per sönliche Brücke zu Mussolmi, Die Königsberger Rede des Stellvertreters des Führers, Hetz, an die Frontkämpfer aller Länder brachte den Beginn des direkten Gedanken austausches zwischen den Frontkämpfern beider Länder, gipfelnd in dem Empfang Jean Goys bei Adolf Hitler in Berlin. Die deutsche Ablehnung des famosen „Ost- paltes" zerschlug das neue Intrigenspiel Frankreichs mir einer dritten Einkreisung. Und schließlich brachte die Festlegung des Saarabstimmungsterm ins auch in dieser letzten zwischen Deutschland und Frankreich siebenden territorialen Frage die einzig mögliche Gewiß heit: die französische Elnmarschdrohung, schon vorn deut schen Entrüstungssturm ^Pickst wurde Lurch einen ener gischen englischen Dämpfe vollend? rn jede Wirkung ge bracht. Die römische üb«» ^4» Saargruben trug bereits den Stempel Reügnanor Frankreichs. Diese hier^ ganz groben Umrissen gezeichnete Kette von Ereignissen zeigt die starke Aktivität der deutschen Außenpolitik unter Hitler einerseits und die allmähliche Wandlung der Haltung des Auslandes gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland andererseits. An diesen Saarbrücken, 28. Dezember. Der große Prozeß Dr. Savelkouls-Nicklaus konnte in fast neunstündigen Verhand lungen bis auf die für Sonnabend Nachmittag angesehte Ur teilsverkündung abgeschlossen werden. Obwohl das Urteil noch aussteht, das sich vormal juristisch wegen Verleumdung Dr- Nicklaus gegen Dr. Savelkouls und die beiden angeklagten Redakteure richten wird, geht aus dem Verhandlungslauf ein deutig hervor, daß der wirklich besiegte und moralisch Verur teilte einwandfrei als Separatist entlarvte Saarbrücker Eisen bahnpräsident Nicklaus ist. Die Vorwürfe, gegen die er sich durch den Prozeß rechtfertigen wollte, sind durch die heutigen Verhandlungen nur noch präzisiert worden. Seine in der Ver handlung eingehend erörterte Wechselstubenpolitik, mit der er der separatistischen Propaganda Vorschub leistete, wurde er gänzt durch seine im weiteren Verhandlungsverlauf behandel ten Beziehungen zu den separatistischen Kreisen des Saarge- bietes. Bezeichnend war, daß Herr Nicklaus zur Rechtfertigung seines ständigen Umganges mit den Führern der Separatisten anführte, er müsse sich über die politische Lage unterrichten, um rechtzeitig Vorkehrungen gegen einen Putsch (!) treffen zu können. Wenn auch sehr zögernd, mutzte er zugeben, daß die Separatisten, wie Matz Braun, Hoffmann, Max Waltz, Prinz Löwenstein, Pater Dörr usw. ständig bei ihm ein- und aus gingen und während seiner Dienstzeit die Gründung der „Neuen Saarpost" und die angebliche Fälschung der Abstim mungslisten besprochen wurde. Durch die Fragen der Verteidi gung völlig in die Enge getrieben, fragte Nicklaus schließlich den Präsidenten des Abstimmungsgerichts, ob er sich derartige „inquisitorische" Fragen weiter gefallen lassen müsse, worauf ihm Präsident Goudet bedeutete, daß es allein dem Abstim- mungsgerichtshof zustehe, über die Zulässigkeit von Fragen zu entscheiden. Das für Herrn Nicklaus hochnotpeinliche Verhör wurde fortgesetzt Es kam dabei noch an den Tag, daß im Bü ro Nicklaus' separatistische Zeitungsartikel auf Dienstschreib maschinen von der Sekretärin Nicklaus' geschrieben worden sind. Einzelheiten dieser peinlichen Tatsachen wollten, Nicklaus entfallen sein. Sehr unsympathisch war ihm auch die präzise Fragestellung, ob er führende Mitglieder der Deutschen Front zur ihm notwendig scheinenden Unterrichtung über die politi sche Lage empfangen Hobe. Dieser seit langer Zeit im Saar gebiet lebende Beamte suchte es darauf glaubhaft zu machen, daß er nicht wisse, wer die Führer des Saardeutschtums seien und deswegen nicht mit ihnen in Verbindung stehen konnte. stn den weiteren Zeuqenouslallunqen bekundete der Ver lagsdirektor der „Landeszeitvng", Hall, datz Herr, Nicklaus m einer Aktionärversammlung dieses Blattes als einziger Em- beiden Tatsachen ändert tveder die Vergewaltigung che, Prager Deutschen Universität durch die Tschechen etwas — „Das war kein Heldenstück, Ottavio!" —, noch die Zerstücke- lung des Memelstatuts durch die litauische Gewaltherr- schast der gegenüber die zweimalige Demarche Englands, und Italiens in Kowno zusammen mit der Feststellung schwerster Nechtsbrüche Litauens durch das ^urrstenkomitee der Memelgaranten so wirkungslos wie blamabel für diese drei Staaien blieb. Im gleichen Zeitraum des Jahres 1934 verzeichnete, um nur einige wenige Beispiele herauszugreifen, Frank- reich einen Finanzskandal nach dem anderen, den Sturz von nicht weniger als drei Kabinetten, wiederholte Revolten mit Dutzenden von Toten und Hunderten von Verwundeten, den blutigen Tag von Marseille mit der Ermordung des Königs Alexander von Südslawien und dem gewaltsamen Ende Barthous, die den schweren süd slawisch-ungarischen Konflikt im Gefolge hatten. Öster reich erlebte ein Jahr beispiellosen Terrors, der zu den beiden Ausbrüchen der Februarrsvolte und des Juliauf standes mit dem Tode des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß führte. Rußland steht im Zeichen schwerer innerer Er schütterungen, aufgezeigt an der Ermordung Kirows, an der Meuterei der Moskauer GPU., an Massenerschietzun- gen, wachsender Lebensmittelnot usw., ganz zu schweigen von der ständigen Gefahr an seinen fernöstlichen Grenzen. Es Hai keinen Zweck, die Aufzählung weiterzuführen. Inmitten eines in schweren wirtschaftlichen und politischen Kämpfen stehenden Europa geht Deutschland ruhig und unbeirrbar seinen Weg der Ordnung, friedlicher Aufbau arbeit, innerer und äußerer Erstarkung. Es ist das DeutschlandAdolfHitlers.das Deutschland des Nationalsozialismus. Und dabei sind noch nicht einmal volle zwei der vier Jahre vorbei, die der Führer als erste Aufbaufrist für sich und seine Arbeit verlangt hat! Die Geschicke Europas sind ohne das noch vor zwei Jahren völlig ohnmächtige Deutschland nicht mehr zu meistern, erst vor wenigen Tagen mutzte selbst Laval es zugeben. Ruhig und stolz geht Deutschland ins Jahr 1935. P. A. N. Wendungen erhob, als gegen die neue Saarpost eine Entschlie ßung angenommen werden sollte. Höchst merkwürdig gestalteten sich die Versuche, die Sekre tärin Nicklaus', Frl. Schwarz, zu einer Zeugenaussage zu be wegen. Offenbar genau von ihrem Chef instruiert, versuchte sie immer wieder unter Berufung auf ihre Schweigepflicht als Beamtin einer Aussage zu entgehen, obwohl das Abstimmungs gericht es ausdrücklich in ihr Ermessen stellte, die von der Ver teidigung vorgebrachten Fragen über außerdienstliche Dinge zu beantworten. Da eine derartige Beantwortung noch nicht unter die Abmachungen mit ihrem Chef fiel, verharrte Frl. Schwarz in einem verstockten und hilflosen Schweigen. Am Nachmittag wurde sodann bekanntgegeben, der als Zeuge geladene Matz Braun lasse sich damit entschuldigen, datz er angeblich das Bett hüten müsse. Der gleiche Herr Braun, der nicht genug den Hauptverteibiger Prof. Grimm schmähen und ihm Feigheit vorwerfen konnte, entzog sich seiner heutigen Zeugenvernehmung und der Rechtfertigung seiner Partei vor dem ehrenrührigen Vorwurf des Separatismus durch eine diplomatische Krankheit. Der Generalstaatsanwalt Haammes (Luxemburg) suchte in seinem Plädoyer weniger Anklage gegen die Angeklagten zu erheben als den völlig im Mittelpunkt des Prozesses stehen den Präsidenten Nicklaus zu verteidigen. Seine Ausführungen mußten in verschiedenen Punkten einiges Befremden erregen, so z. B. wenn er die Wechselstubenpolitik des Präsidenten Nicklaus in Schutz nahm und behauptete, Nicklaus brauche sich ebensowenig an die deutschen Devisenvorschriften zu halten, wie an die französischen oder spanischen. Wenig Verständnis brachte der Staatsanwalt auch für die wesentliche Tatsache auf, daß Präsident Nicklaus neben seiner Eigenschaft als Völ kerbundsbeamten auch beurlaubter deutscher Beamter sei und deswegen aus seinem früheren Dienstverhältnis gewisse Pflichten moralischer und rechtlicher Natur übernommen habe. Der Staatsanwalt erblickte in der völlig außerhalb des allge meinen Interesses geratenen Ursache des Prozesses, nämlich in dem Artikel Dr. Savelkouls „Eisenbahnpräsident Nicklaus und der Separatismus" eine Verleumdung des Eisenbahn- Präsidenten und beantragte gegen den Verfasser eine Geld strafe von 5000 Franken, gegen den verantwortlichen Schrift leiter Weber eine Strafe von 500 Franken. Die gleiche Strafe schlug er für den verantwortlichen Schriftleiter der Tages- zeituna „Deutsche Front" vor, in dessen Blatt ein Artikel er schienen war, der sich mit dem gleichen Tatbestand befaßte. ZK WMWWklit - ArrskMist