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für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m t 8 li l a t t siir das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -freitag, den 7. Lctoöec l86^. 40. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang beträgt tü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf aq. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl fin der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Umschau. Die Wiener Friedenscon ferenz wollte wieder einmal eine Sitzung hatten. Die Grenz linie soll nunmehr durch den dazu niedergesetzten militärischen Ausschuß festgestellt worden sein. Da gegen ist die Finanzfragt allem Anschein nach noch in weitem Felde. Da sich den Danen jetzt die angenehme, wenn auch unsichere Aussicht auf einen neuen italienischen Krieg aufthut, so werden sie um so weniger Lust Haden, sich mit dem Abschluß zu übereilen. Vielleicht wird England sich nun bemühen, sie zur Nachgiebigkeit zu drangen, um Oesterreich, dessen Bündniß cs sucht, von dieser Seite freie Hand zu schaffen. Die Herzogthümer sollen einen Theil der dänischen Staatsschulden übernehmen. Das könnte man noch billig finden, obwohl ihnen bereits die Kriegskosten aufgebürdet sind; aber die Dänen wollen das Aktivvermögen des Staats allein behalten. Besonders von den Summen, die Dänemark durch die Ablösung des Sundzolles er hielt, sollen die Schleswig-Holsteiner nicht einen Pfennig erhalten. Der König von Dänemark hat alle Ursache, mit der Versorgung seiner Kinder zufrieden zu sein. Der Kronprinz ist mit einer schwedischen Prinzessin verlobt, wodurch man auf eine Vereinigung der beiden Länder hofft; der zweite Sohn ist König von Griechenland; die eine Tochter ist Kronprin zessin von England, die andere ist Braut des Groß fürsten Thronfolger von Rußland. — Der Zollverein, dessen Bestehen durch die Hin neigung der süddeutschen Regierungen zu Oester reich längere Zeit in Frage gestellt war, ist in sei nem ganzen Umfange erneuert. Die Verhand lungen Preußens mit Oesterreich über eine Herab setzung der Zölle scheinen abgebrochen zu sein, we nigstens sind die Unterhändler aus Prag abqercist, ein Resultat, das vorherzusehen war, denn Oester reichs Finanzen vertragen eine Herabsetzung oder gar Aufhebung der Zölle nicht. — In Wien soll eine sehr trübe Stimmung herrschen. Trotz aller Operationen des Finanzministers wollen die Ein künfte nicht hinreichcn, um die Ausgaben zu decken und man spricht bereits wieder von einer neuen Anleihe, obwohl gerade jetzt die unglücklichste Zeit dazu wäre, denn die österreichischen Papiere stehen schlecht und die letzte Anleihe hat dem Staate schon großen Schaden gekrackt. Was soll werden, so fragt man, wenn ein Krieg ausbricht? Mitten im Frieden Schulden auf Schulden Haufen und dabei Nichts gewinnen, als eine immer größere Entfrem dung der beherrschten Nationalitäten, muß das nicht zum Bankerott, zum Untergange Oesterreichs führen? Zwei Mittel gäbe es, um den Staat zu retten: die Einziehung der unermeßlichen Kirchen güter und die Abtretung Venetiens an Italien. Aber das erste weiß die, besonders in der Nahe des Kaisers einflußreiche katholische Partei zu ver hindern, das zweite verbietet der Stolz, obwohl man dadurch nicht nur eine erkleckliche Summe zur Schuldentilgung erlangen würde, sondern auch sofort 100,000 Mann Soldaten entbehren könnte. Wer die Geschichte kennt, den müssen die Zustande Oesterreichs an die französischen vor 1769 erinnern. Die ossiciclle Presse Frankreichs gicbt sich viele Mühe zu betheuern und zu beweisen, daß die angekündigte Räumung des Kirchenstaats von französischen Truppen keine verstellte Preisgebung des Papstes, die vertragsmäßige Verpflichtung Italiens, das päpstliche Gebiet zu schonen, kein Possenspiel, und die neue Hauptstadt Florenz keine