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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m t 8 k l a t t für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dafelbsl. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den t6. Niärz t860. H. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Bormtttag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion. Umschau. Wilsdruff, am 16. Marz. Noch immer befinden wir uns im Winter und noch immer passiren Schlitten die Stadt. Die Schlittenbahn war, namentlich in der Richtung nach Tharand und Freiberg hin, in der Lhat prächtig und wurde stark benutzt. Am vergangenen Sonn tage war namentlich die Zahl der Schlitten, welche unsere Stadt nach allen Richtungen durchkreuzten, wahrhaft kolossal. Nun geht's freilich oder viel mehr Gott sei Dank mit dem Schlittenfahren zu Ende und der Frühling wird nun wohl endlich seine Herrschaft antretcn. Wohl seit langen Jahren dürfte es nicht dagewesen sein, daß unser Markt platz wegen deS nächsten Montag fallenden Fasten- marktcs vom Schnee gereinigt werden mußte, wie dies gegenwärtig auf Anordnung des Sladtraths geschehen ist, was dankenswerthe Anerkennung ver dient. — *** Das dritte und letzte Abonnement- Co ncert des Herrn Musikdircctors Günther schloß dergleichen Genüsse für den zu Ende gehen den Winter auf eine sehr würdige Weise. Das Orchester führte die Ouvertüren zu „Fidelio" und „Zampa" recht präcis aus; auch die übrigen Or chester-Piecen, namentlich „Scene und Chor aus Tannhäuser" wurden gut gespielt und fanden ein dankbares Publicum. Die musikalischen Kräfte zur Orchester-Verstärkung hatte Herr Günther diesmal aus Meißen bezogen; man ersah an den Leistungen, daß das Meißner Musikchor auch eine gute Schule hat. Den höchsten Genuß gewährten aber unbe dingt die „Solo-Vorträge" des Hrn. Med efind, Kammermusikus aus Dresden. Bekanntlich hat derselbe schon einige Male in Wilsdruff gespielt, weshalb er schon vor seinem diesjährigen Auf treten in gutem Andenken bei uns stand. Die Erwartungen wurden nicht getäuscht, denn es ist außerordentlich, wie viel dieser strebsame Künstler in einem Jahr gewonnen hat. Seine Leistungen auf seiner (beiläufig gesagt) sehr vorzüglichen Violine begeisterten das Publikum allgemein. Er spielte eine „Fantasie überj schottische Lieder" von Appel, „Variationen" von Benot und „Souvenir de Bellini", und halte sich nach Schluß jedes ein zelnen Stückes des ungetheiltcsten Beifalls zu er freuen; starker Ton, Zartheit, Schmelz, Fertigkeit, gute Aufsagung gingen bei den Vorträgen Hand in Hand. — Möge dieser junge, strebsame Künstler zum nächsten Winter uns wieder einen so genuß reichen Abend bereiten. Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß Transporte von Geisteskranken auf der Eisen bahn 24 Stunden vorher bei der betreffenden Station anzumelden sind. — Der am 12. und 13. d. M. in Friedrich« stadt-Dresden abgehaltene Roß- und Vieh markt war vom schönsten Wetter begünstigt und hatte sich trotz der herrschenden fast winterlichen Kälte sowohl vni Seiten der Verkäufer als auch des Publikums eines vorher nicht geahnten Besuches zu erfreuen. Namentlich waren so viele Pferde aus gestellt wie früher noch nie, und eS gehörte die Mehrzahl derselben der Klasse der bessern Arbeits pferde an, doch fehlte es auch nicht an edeln Reit- und Wagen-, sogenannten Luxuspferden. Auch Horn- und Borstenvieh war viel am Platze. Aus-