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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Z m l 8 b l a t t für das Königl. Scrichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 26. August 1864. 34, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Lon dies» Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang beträgt w Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Beiteilungen darauf an. »»zeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl lin der Redaclionf, als auch der Druckerei d. Bl. in Meißen dis längstens Donnerstag Bormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen "sortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mu großem Danke '»genommen.nach Befinden honorirt. Die Redaktion. u m sch a u. , 3n Schleswig-Holstein ist die öffentliche Meinung hinsichtlich der preußischen Führung noch immer im Schwanken, neuerdings scheint durch ^griffe, welche die preußische officiöse Presse gegen die Verfassung von 1848 richtete und viel- klcht ebensosehr durch die Erklärung der holsteini schen Ritterschaft für Interim und diplomalisch militärische Union mit Preußen, in der Gesinnung des Volkes, namentlich in den Städten, ein Rück schlag zu Gunsten des Herzogs Friedrich und der Selbstständigkeit des Landes hervorgerufen worden zu sein. Ein holsteinischer Städlelag, welcher heule zusammentreten soll, wird sich den Beschlüssen der Ritterschaft schwerlich anschließen, und wävrend bisher der Streit der Parteien sich nur darum zu drehen schien, ob das Land schon vor der Einsetzung des Herzogs sich zur Union mit Preußen verpflich- leu solle und dürfe, ist in der letzten Zeit wieder die Eirichtung eines schleswig-holsteinischen Heeres gefordert worden, ein Verlangen, welches mit der Preußischen Führung, wenigstens wie Herr v. Bis marck sie versteht, nicht zu vereinigen ist. Selbst die Flensburger Zeitung, das Hauptorgan der preu ßischen Partei in Schleswig, halt es daher für nützlich, ihre Berliner Gönner vor muthwilligcr Geringschätzung der schleswig-holsteinischen Volks- Wünsche zu warnen. — Preußen arbeitet stark an der Vermehrung seiner Kriegsflotte, theils durch Bau, theils durch Ankauf fertiger Schiffe, eine neue Fregatte von einer französischen Wcrfte ist vor Kurzem in Kux- bafen eingetroffen, und ein paar Panzerschiffe wer den erwartet. Das mobile preußische Geschwader Macht eine angebliche Uebungsfahrt, in Wahr heit wohl mehr zu politischen Zwecken, nach dem Kieler Hafen. — König Wilhelm ist zu Wien eingetroffen und festlich empfangen worven. Kurz zuvor haben die Wiener den Geburtstag des Kai sers Franz Joseph durch ein glänzendes Volksfest und durch die Einweihung der baufällig gewesenen, aber wieder hergestelllen Spitze des Stephanslhur- mcs gefeiert. — Seit langer Zeit ist die katholische Geistlichkeit nicht so keck ausgetreten als eben jetzt. Kaum ist die Ausstellung der Reliquien in Köln, wohin 8t)M0 Gläubige geströmt waren, zu Ende, so erlaßt der Bischoff von Trient einen Hirtenbrief, in welchem die Geistlichen angewiesen werden, für die Ausrot tung der Ketzer zu beten; Wiener Blätter würden jubeln, wenn sämmtliche Protestanten an einem Tage abgeschlachtct würven*). Die Bischöfe Bayerns haben ihrem jungen Könige eine Adresse überreicht, worin sie es un umwunden aussprechen, daß seine Herrschaft nur bestehen könne, wenn er mit ihnen durch Dick und Dünn geht. Dafür wollen sie auch das Künig- thum von Gottes Gnaden predigen. Am weilten fürchten sie, daß ivnen, wie in Baden, die Schulen entzogen werden könnten, denn sie fühlen, daß dann ihr Reich zu Ende wäre. Das neue Schul gesetz in Baden legt die Aufsicht über die Schulen in die Hände von Inspektoren, die wohl Geistliche sein können, aber nicht müssen. Der Crz- --) Für Dergleichen giebt es in Oesterreich kein Straf, gesetz; als aber kürzlich ein berübmier NeichStagsabgeord. neier, vr -Dcbuselka, in einem Wiener Blatte eie un duldsame katholische Partei „Ainsterl-nge" genannt hatte, wurde er zu langwieriger Gesängnißstrafe, verschärft durch Fasten, verurih-ilt. Das nennt man in Oesterreich Gleich heit vor dem Gesetz.