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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegendeo. Ämt 8 ksall für das Königi. Gerrchtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -k ettag, den 26. September l862. 17 szs.) Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitag« «ine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt IN Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Köntgl. Postämter nehm«» Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaktion), al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Rcdaction. die MbVNssenteZI.^^) Mit dieser Nummer schließt das 3. Quartal. Die geehrten Abonnenten werden gebeten, ihre Bestellungen aus das 4. recht bald zu machen, um Höhe der Auflage bestimmen zu können. Die Redaktion. die klä/L Umschau. Mit Unrecht ist bisher den deutschen Regie rungen der Vorwurf gemacht worden, daß sie allein der deutschen Einheit Hindernisse in den Weg leg ten. Jetzt, wo man unfängt, sie von unten her aufzubauen, entsteht eine Zwietracht, wie sie beim Thurmbau zu Babel nicht größer gewesen sein kann. Wir berichteten schon, daß «für den 29. Sept, eine Versammlung deutscher Volksvertreter nach Weimar ausgeschrieben sei. Eine Anzahl der hervorragend sten Männer aus den deutschen Kammern hatte sich bereit erklärt, dort zu erscheinen, um über die besten Mittel, die deutsche Einheit herzustellen, zu berathen. Jetzt erklären die östreichischen AuSerwählten, daß Weimar viel zu weit nach Norden liege und daß aus diesem Grunde weit mehr Norddeutsche er scheinen, sie also überstimmt werden würden. Auch di« Zollfrage, die ius Programm ausgenommen war, erregt Anstoß bei ihnen, und obwohl der Zollverein, dem da- nördliche Deutschland zum großen Theile seine Blüthe verdankt, dem Tode nahe ist, so soll doch darüber gar nicht gesprochen werden. ES wird nun gleichzeitig ein« ähnliche Zusammenkunft in Frankfurt vorberei tet, bei welcher die Oestreicher und Süddeutschen das Wort führen werden. Nebenbei verbreiten die Zeitungen einen Protest einer Anzahl Reichs tagsabgeordneter vom Jahre 1849, worin sie das Recht, über Deutschlands Einheit zu beschließen, sich allein Vorbehalten. Wir waren verwundert, dabei auch Prof.Roßmäßler aus Tharaud zu finden. Also drei Versammlungen! Mein Deutschland! was willst du noch mehr? — In Berlin haben die Dinge einen schlim» men Verlauf genommen: das Abgeordnetenhaus lehnte die Mehrforderungen für das Militär mit 308 gegen 11 Stimmen ab, obwohl die Minister in den letzten Tagen weniger fchroff auftrate»^ Selbst diejenigen Mitglieder des HauseS, die mit den Veränderungen im Heere einverstanden waren, stimmten gegen die Bewilligung, weil der Minister sich beharrlich weigerte, die Reorganisation durch ein Gesetz zu bewirken und dem König die allei, nige Bestimmung über das Heer vorbehielt. Dir Minister, der Finanzen, des Krieg» und de» Aeu« ßern haben ihre Entlassung angeboten, aber noch keine Antwort erhalten ; inzwischen fahren sie zwi schen Potsdam, wo der König wohnt, und Berlin hin und her; der Kronprinz mußte schleunigst au» dem Bade kommen. Ein Entschluß scheint noch nicht gefaßt zu sein. Das Abgeordnetenhaus noch einmal auslösen, würde nicht viel Helsen, denn da» preußische Volk ist nickt in der Stimmung, geiügigere Leute zu schicken. Das Einzige wäre eine Verän derung des Ministeriums. Ob der Gesandte in Paris, Herr v. Bismark-Schönhausen, deshalb so eiligst nach Berlin gerufen wurde, wissen wir nicht; die Zeitungen bezeichnen ihn als künftigen Minister-