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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharanö, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsami Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Keilag, den SU. Mai IM. 21^ Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt lO Ngr. Sämmtliche Konigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. > . Die Redaction. Umschau. Wilsdruff, am 23. Mai. Das Pfingstfest war in Bezug auf die Witte rung, wie allerwarls, auch bei uns ein trauriges. Am ersten Feiertage gab's des Morgens Eis und gegen Mittag schneite es eine kurze Zeit, der Graupeln und Regengüsse nicht zu gedenken. Nur Paris scheint eine Ausnahme gemacht zu haben, denn man erfreute sich, Zeitungsberichten zufolge, am ersten Pfingstfeiertage daselbst des herrlichsten Wetters. Sehr viel Gutes Haden aber die kalten Regentage unsern Obstkulturen gebracht, da die Nasse den giftigen Mehlthau weggespült und die Kälte die Spannraupe zum größten Theile ver nichtet hat, welche bekanntlich den jungen Kirschen so nachtheilig ist. Die etwa noch übrig gebliebenen Insekten vermögen der Frucht nichts mehr anzu haben, weil das rauhe Wetter dieselbe gehärtet. Die Aussichten auf einen reichlichen Ertrag dieser Fruchtgattung sind in hiesiger Gegend seit dem Regenwetter sehr gestiegen. Ueber die Pflaumen, deren Blüthezeit sich freilich in die Länge gezogen, läßt sich im Augenblicke noch nichts mit Bestimmt heit sagen, dagegen versprechen die Birnbäume nur einen geringen Ertrag. Die Aepfelbäume verspre chen aber eine sehr reiche Blütye. Die Saaten haben sich sehr bedeutend erholt. Den Weinstöcken hat, dem Vernehmen nach, die Kalte durchaus nichts geschadet. Hoffen wir daher, daß die alte Witterungsregel auch diesmal in Erfüllung gehe: Mai, kühl und naß, füllet Schmer und Faß. Dem „Dr. I." wird unter dem 19. d. M. Folgendes aus Löbau geschrieben: Nachdem cs gestern bereits von Zeit zu Zeit geschneit und der schon vom Schnee befreite Jsarkamm und die Tafel fichte wieder das Winterkleid angezogen, lag heute früh auf Feld, Flur und Garten ein 3 Zoll hoher Schnee, der bei völliger Windstille bis Vormittag 9 Uhr in großen Flocken sich noch vermehrte. Der Mittagssonne war es Vorbehalten, der Natur den Anblick des Frühlings wiederzugeben. Doch Abends 7 Uhr kam abermals ein vorübergehendes Schnee gestöber. Das war zur Betrübniß der Pfingst reisenden hier das Colorit des ersten Psingfeicrtages. Bor 58 Jahren hat es hier am 16. Mai, wo ebenfalls die Baume in voller Blüthe gestanden, so sehr geschneit, daß der Schnee in Wald und Gärten die Aeste niedergebrochen. — ' Die Zweite Kammer hat bei Berathung des Deputationsberichts über den Antrag des Abgeord neten Riedel, die Schaffung einer kräftigen deutschen Centralgewalt und gleichzeitige Herstellung einer Vertretung des deutschen Volkes betreffend, nach einer vierstündigen Discussion folgenden Antrag an genommen: „im Verein mit der I. Kammer die Staatsregierung zu ersuchen: auf Herstellung einer kräftigen deutschen Centralgewalt mit Volksvertre tung hinzuwirken; zugleich aber zu beantragen: die Staatsregicrung wolle insbesondere für sofortige Regelung der Frage über den Oberbefehl des deut schen Bundesheercs mit bemüht sein." — Bei der Ersten Kammer ist ein königliches Dekret einge gangen, durch welches der Schluß des dermaligen Landtags auf den 15. Juli angesetzt wird. — Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß die sächsischen Wollmarkte in diesem Jahre an den nachbemerkten Tagen, nämlich