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Wochenblatt für WilSdrnff, Tharand, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Aönigl. Gerichtsamt Witsdru^f und den Stadtrath dafeibft. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, den t5. Februar l86L. 7. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt la Ngr. Sämmlliche König!. Postämter.nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi« längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bi» längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stet- mit großem Danke angenommen werden. l Die Redaction. u m schau. Wilsdruff, am 16. Februar. Heute früh trug sich in unserer Nähe ein Un- glücksfall zu, der leicbl noch ernstere Folgen Katte nach sich ziehen können. Der beim Gutsbesitzer Hrn. Bennewitz in Sora in Diensten stehende Wittig von hier fuhr, nachdem er bei einem hie sigen Fleischermeister ein Schwein abgeladen, nach Sora zurück, als es, während er sich auf dem leeren Wagen befand, in der Nähe des Hrn. Müh- lengutsbesitzers Hesse geschah, daß die sogenannte Mittelbrücke von den Bretern abrutschte und Wittig nichts Anderes übrig blieb, als sich auf die Deichsel zu flüchten. Auf dieser reitend, läßt er sich ein Stück mit sortschleppen, bis ihm die Kräfte aus gehen und er sich genöthigt sieht, sich herabzuwerfen. Dadurch kam er aber unter ein Rad und erhielt zwei tiefe Quetschungen im rechten Beine. Herr Hesse ließ durch ein eigenes Geschirr den Verletzten nach Hause bringen, wo er ärztlicher Behandlung übergeben wurde. — Ueber das Schicksal des Handarbeiters Wittig aus Lotzen, der sich behufs der Amputation der Finger-in der äußeren Clinik in Dresden befindet, vermögen wir eine Mittheilung nicht zu machen, da uns eine Kunde über dasselbe bis jetzt noch nicht zugekommcn ist. — An vergangener Mittwoch wurde von der hier weilrnden Schauspielergesellschaft „Die schöne Klosterbäuerin" zum Besten der Herren A. Feist und R. Kleeberg aufgeführt. Das noch nie hier gegebene Stück ist nicht ohne dramatischen Effect, wenn es auch an manchen Unwahrscheinlich keiten lautet. Dahin gehört namentlich der urplötzlich gefaßte und ausgeführte Raubmord des „Kloster richters", der übrigens einer der niedrigsten Bösewichter ist, die uns jemals auf der Sühne vorgekommen sind. Ferner ist der „Oberknecht Sebastian" doch ein gar zu bornirles Subjekt, um die Liebe deS ganz vernünftigen „Liesel" zu ihm nur einigermaßen glaubhaft zu machen. Die genannten drei Partien wurden sehr gut zur Darstellung gebracht. Die „Klosterbäuerin" wurde von Fräul. Wehling, die nie eine Rolle wenigstens verdirbt und stets gut memorirt hat, in einer Weise zur Darstellung gebracht, daß diese Rolle als ihre beste Leistung be trachtet werden darf. Nur wäre zu wünschen, daß sie bei Effecten noch etwas mehr aus sich heraus ginge. Herr Theatermeistcr Sch au fuß, den wir, wie auch in diesem Stücke, nur in untergeordneten Rollen gesehen haben, heben wir diesmal hervor, weil er in der Scene, wo er durch einen Schuß verwundet wird und sich todt stellt, um nicht durch eine zweite Kugel ermordet zu werden, Treffliches leistete. Sein Sturz ward meisterhaft ausgeführt und war warhaft classisch und fand die allgemeine An erkennung des Publikums. Die Schlußscene verlor durch den Umstand, daß die bengalische Flamme nicht anbrannte, an Effect. Am Freitag wurde „Barfüßele" zur Dar stellung gebracht, welches Stück sich bei vollem Hause der ungctheiltesten Gunst des Publikums zu erfreuen hatte. Namentlich war die Titelrolle sehr gut vertreten und wir behaupten, daß dieselbe noch nie hier so gut gegeben worden ist als von Fräul. Feist. Herr A. Feist als ,,Domi^ war recht brav, nur muß er sich bei dieser Rolle vor der