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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wils-russ und den Stadtrath daselbst. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den l6. November l860. 46. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Lon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahraang beträgt 10 Ngr. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaclion, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten» Donnerstag Lormmag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — tzlwaige Beiträge, welche der Tendenz deS Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion. Umschau. Wilsdruff, am IS. Novbr. Die Klagen über den so zeitig eingetretcnen Winter sind allenthalben groß. Wie mit einem Schlage sind alle Arbeiten auf dem Felde gehemmt — und es giebt deren noch manche — namentlich aber im Gebirge liegen die Kartoffeln, dieses für Hunderte von Familien fast einzige Nahrungsmittel, noch im Acker und gehen dem Verderben entgegen, wenn nicht ein jäher Umschlag des Wetters, zu dem heute einige Aussicht vorhanden ist, eintritt. Man hatte gehofft, daß die Natur nach einem so ungünstigen und rauhen Sommer das Versäumte durch einen milden Herbst uns vergüten werde, statt dessen wird die Fortdauer der atmosphärischen Ungunst geradezu zur Calamität. — Viele Leser d.Bl. werden sich an die Maler- sche Menagerie erinnern, welche gelegentlich der „kleinen Kirmeß" auf der hiesigen Schießwiese aufgestellt war und zahlreiche Besucher an sich zog. Dieselbe hat rigenthümlichcs Pech. In Burkharts- walde entsprang bekanntlich aus seinem Käsig ein Waschbär, dessen tragisches Ende seiner Zeit in diesem Blatte mttgetheilt wurde. Ein gleiches Schicksal hat dieser Tage den großen Affen, einen Orang- Outang, „Naumann" geheißen, ereilt. Das Thier war so bös, daß selbst die Wärter sich ihm nicht nahen durften und ihre zerbissenen Hande geben Zeugnlß vonserner Wildheit. Einerderselben äußerle: „Wenn „„Naumann"" einmal entspringt, muß er sofort todt geschossen werden, sonst qiebt's ein Un glück." Dieser AuSspruch ist wenigstens hinsichtlich deS ersten Theiles emgetroffen. Wie die „Dresdner Nachrichten" wtttheilen entsprang „Naumann" aus der Menagerie, welche sich gegenwärtig auf der Ostra-Allee in Dresden befindet, nachdem er, der wüthend um sich gebissen, durch einen Pistolenschuß leicht verwundet worden war. Er wird verfolgt und flüchtet sich in ein Haus und in ein offen stehendes Appartement. Aber auch da gelingt es nicht, seiner habhaft zu werden. Er entkommt abermals bis an die Marienbrücke, wo ihn endlich ein Jager durch einen Schuß erlegt. Ein Natur forscher hat sich in den Besitz des Thieres gesetzt und ihm das Fell über die Ohren gezogen. „Nau mann" ist ausgestopst worden und hat vielleicht einen Platz neben dem gleichfalls ausgestopften Waschbar gesunden. — Das vom k. Bezirksgericht über den vorma ligen Staatsschuldcnbuchhaltereikanzlisten Glade- w i tz genannt Lehmann wegen Mordes wiederholt ausgesprochene Todesurthcil ist am 14. d. M. vom kgl. Oberappellationsgericht bestätigt worden.— Der Hauptgewinn der Deutschen Allgemei nen Na ti o n al-L o rter i e ist in die Collection des Herrn Kronach in Bielefeld in Westphalen ge fallen. Der Ertrag des herrlichen Unternehmens wird sich, wie wir hören, auf 400,000 Thlr. be laufen. Das Verzeichniß der Gewinngegenstände wird ungefähr 22 Bände umfassen, ä 102 Bogen in Folio, und wird sobald wie möglich mit Num mern ausgefüllt werben. Wie wir hören, wird hoffentlich in 6—8 Wochen die Liste der Gewinne, welche sich bis zum Werth von 2 Thlr. erstrecken, gedruckt erscheinen und unentgeltlich ausgegeben werden. Die Vertheilung der Gewinne dürfte vor Januar 1861 nicht zu erwarten sein, und alle Loos-