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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nofsen, Siebeulehn und die Umgegenden. Ämt 8 klatl für -as Königl. Gerrchtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, den 4. Januar LM. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt !0 Ngr. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redactton, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi« längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nofscu aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erdeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stet« mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion. Rückblicke. „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott", Worte, mit denen das Testament Friedrich Wilhelm lll. beginnt, sind auch ein passendes Motto für die Begebenheiten des vergangenen wie für die Aussichten des eben angetretenen Jahres. Krieg hier und da, Unruhen überall, Lösung drängender Fragen nirgends. So verging das alte Jahr und das neue beginnt, ohne daß menschliche Klugheit Rath zu geben wüßte, wie ihn die aus dem alten in's neue Jahr hinüber reichenden Verwickelungen bedürfen. Darum unsere Hoffnung in Gott! Der Weltenlenker wird entscheiden, wie cs dem Welt zweck frommt! Indem wir nun unsere Rückblicke auf die Er eignisse deS Jahres 1860 beginnen, wollen wir unsern ^eser noch einmal kurz und ohne Erläute rungen , gleichwie in einem vor dem Blick des Zu schauers vorübergleitenden Dior...na, Alles vor die Augen führen, was wir Woche für Woche Wichtiges davon aufzeichneten. Europa, wie billig, kommt vor den übrigen Erdtheilen, und Deutschland, un serer Muttersprache weite Grenzen, und Sachsen, daS Land, wo unsere Wiege stand, soll den Reigen schließen. Europas Garten, Portugal, beginne den selben. Wenig, aber Gutes ist von diesem Lande zu sagen. Es schreitet vorwärts auf dem Wege der Besserung aus der schweren Krankheit, die, der Jesuiten schlimmes Werk, alle Kräfte lähmend auf dem schönen Lande Jahrhunderte lag. Zwar ist sein Handel größtentheils in den Händen der Eng länder, allein englisches Geld strömt wieder befruch tend auf den lange vernachlässigten Boden nieder, und vor dem materiellen Gedeihen verstummt der Parteien Geschrei mehr und mehr. — Gleiches ist von seinem Nachbar auf der pyrenäischen Halbinsel, von Spanien, zu sagen. Auch hier öffnen sich lange verschlossene Schätze, die man mit Hilfe fremden und einheimischen Kapitals hebt und auf Eisenbahnen, welche die alten unwegsamen, nur von Maullhierzügen belebten Straßen ersetzen, in die Seehäfen befördert. Steinkohiengruben und Salz lager, Blei-, Silber- und Quecksilderminen, Tabak fabriken und Seidenwebereien erhöhen den Flor des Landes, das im Anfänge des Jahres auch die Lorbcerkronc des Kriegesruhmes um seine Stirne wand. Die aus Spanien seit beinahe 400 Jahren vertriebenen Mauren sahen sich in ihrem Zufluchts orte, dem Kaiserreiche Marokko angegriffen. Den 4. Febr. siel Letuan, und eine Schlacht, den 26. März, führte zu einem Spanien günstigen Frieden den 26. April. Ueber kein Land wohl sind während des ver flossenen Jahres mehr Flüche sowohl wie Segnungen ergangen, als über Italien. Beider ungeachtet schuf sich diese Sehnsucht der Jugend und des Alters sein Schicksal selbst und eilte seinem schon seit Jah ren bezeichneten Ziele, der Einheit und Freiheit, zu. Da der Papst die Romagna nicht freiwillig abtre ten mochte, so trennte sich diese Landschaft auf eigene Faust von ihm, und vom 18. bis 22. März ver einigten sich Parma, Modena, Toscana und die Emilia mit Sardinien. Unruhen überall, Haß und Verfolgung, geplünderte Städte, Einkerkerungen, Aufstandsversuche, das war das Schauspiel, welches der Kirchenstaat und das Königreich beider Sicilien