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1869. Dienstag, den 6. Zuü Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Mmtsölatl für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Bekanntmachung an den ärztlichen Kreisverein des Regierungsbezirks Dresden. Da bei der am 22. Juni l. Js. stattgefuudencn Abstimmung für die Wahl eines zweiten außerordentlichen ärztlichen Mitgliedes des Landesmedicinalcvllegium abermals für keinen der Gewählten die regulativmäßige Zahl von Stimmen sich ergeben hat, so ist die Wahl nochmals zu wiederholen. Es werden dcßhalb die Mitglieder des gedachten Vereins aufgefordcrt, die Wahlzcttel in der bekannten Form mit genauer Angabe des Wähler-Namens auf dem gut zu verschließenden und mit Frankomarke zu versehenden Couvert rechtzeitig bis zu dem 14. Juli l. Js. Mittags 12 Uhr au das Eingangsbureau der Königl. Kreisdircctivn gelangen zu lassen. Nach diesem Termine eingehende Wahlzcttel bleiben unberücksichtigt. Dresden, am 28. Juni 1809. Der Medicinalbeisitzcr der Königl. Kreis-Direction. Medieinalrath Tagesgeschich te. Wilsdruff, am 5. Juli 1869. Am Freitag, den 2. d. M., Mittags ist das 1'/« Jahr alte Töchterchen des Herrn Mühlenbesitzer Kuyne allhier, im Wasserbette des Mühlgrabens' ertrunken. Das Bundesgesetzblatt verkündet die Gewerbeordnung für den norddeutschen Bund. Dieselbe soll am 1. Oclvbcr in Kraft treten. Trotz vielfacher Bekanntmachung der betreffenden Behörden schri tten die Angehörigen von Soldaten unter der Fahne nicht immer klar über die den letzteren -gewährte Portosreiheit resp. Portoermä- ßigung zu sein. Wir finden uns aus diesem Grunde veranlaßt, Fol gendes in Erinnerung zu bringen: 1. Gewöhnliche Briefe bis zu 4 Loth an Soldaten genießen Portofreiheit, wenn sie mit der Bezeich nung versehen sind: „Soldatcnbnef. Eigne Angelegenheit des Em- pfäligers;" 2. Packcte unter gleichem Rubrum bis 6 Pfund kosten 2 Ngr., über 6 Pfund muß das ganze Porto für das volle Gewicht be zahlt werden; 3. Briefe mit deklarirtem Werthinhalt genießen keine Portoermäßigung. Die Angehörigen der Soldaten thun deßhalb Wohl, das Geld mittelst Postanweisung, nicht in Geldbriefen, an die letzteren unter Anwendung des obigen Rubrum gelangen zu lassen; sie können bis zu 5 Thlr. für 1 Ngr. franko verschicken. Sendungen aller Art von den Soldaten an ihre Angehörigen genießen keine Portoermäßigung. Die Ausbreitung der Residenz Dresden nimmt trotz aller un günstigen Conjuncturen ihren regelmäßigen Fortschritt und namentlich ist cs der südöstliche Theil, welcher mit seinen Armen den nahen Dör fern immer näher kommt. So sind die vor ca. 20 Jahren noch durch ansehnliche Fluren getrennt gewesenen Ortschaften Strehlen, Räcknitz, Plauen, Striesen, Blascwitz "fast umringt und bilden bereits thatsächlich äußere Vorstädte. Deren Inkorporation oder Annexion Seiten der Gemeinde Dresden ist demnach unvermeidlich geworden und nur noch Frage der Zeit. Bis jetzt sträuben sich die betreffenden Dorfgemeinden wegen der höheren Abgaben zwar noch, Residenzler zu werden, aber lange wird dies nicht helfen. Behalten wir Ruhe und Frieden, so wird Dresden in wenig Jahren eine Einwohnerzahl von über 200,000 Seelen haben und dann nicht allein zu den scho nen, sondern auch zu den großen Städten Deutschlands gezählt wer den müssen. Das „Dr. I." berichtet aus Dresden vom 2. Juli: Heute früh bei Ankunft des Görlitzer Pcrsouenzuges, hat sich eilt hiesiger Hand lungslehrling, in der Absicht, seinem Leben ein Ende zu machen, mit dem Kopfe auf das Schienenglcis gelegt, wurde aber von dem Räu mer der Maschine wieder herunter geschoben, so daß er mit einer ungefährlichen Verletzung am Kopfe davon kam. Derselbe junge Mann soll bereits in verwichener Nacht auf der Leipziger Bahn einen ähnlichen Entleibungsversuch gemacht haben, von dem betreffenden Zugspersonale jedoch rechtzeitig bemerkt und von der Stelle gewiesen worden sein. Eine vomLchrherrn zu erwartende Zurechtweisung soll die Veranlassung zu diesem unglücklichen Vorhaben gewesen sein. Freiberg, 3. Juli. Nach den Mittheilungen, welche in der heutigen Sitzung der Stadtverordneten Seiten des Stadtraths in Betreff der projectirten Eisenbahn von hier nach Nossen gemacht such Aussichten auf das Zustandekommen derselben, resp. für die Ausführung durch die Leipzig-Dresdner Eisenbahngesellschaft, so günstig als möglich. Die Unterhandlungen des Stadtraths mit den betreffenden Landgemeinden (von denen die zu Kleiuwaltersdorf und Großschirma eine kleine Veränderung der in Aussicht genom menen Linie gewünscht haben) sind im vollen Gange und die speci- elle Vermessung und Tracirung der Linie wird in wenig Wochen beginnen. Gegend von Freiberg, 30. Juni. Auch hier stehen die Saaten und Fcldfrüchte überhaupt im Ganzen gut; am besten das Korn, der Hafer aber mehr kurz und die Gerste dünn. Vom Korn sagt man, daß es dein in den Niederungen und besseren Pflegen nichts nachgebe; dagegen macht sich in demselben hier und da und mehr oder weniger ein Gast bemerkbar, den man bis jetzt noch nicht gekannt haben will, und welcher immerhin seinen Schaden anrichtet. Es ist dies ein Insekt, das man „Kornkrebs" nennt. Dasselbe setzt sich in den Aehren fest und frißt dieselben nach und nach ab. Man hat solche aufzuweisen, die bereits bis auf etwa 1 Zoll abgenagt sind. Wir wissen nicht, wie es anderwärts um diese Erscheinung steht, dürfen aber wohl hoffen, daß sie von einem weitergehenden Einfluß auf das Erntcresultat nicht sein werde. Aus der Nähe von Chemnitz. Der in der Gegend von Frei berg erwähnte Kornlrebs kommt leider auch in hiesiger Gegend sehr häufig vor. Hatte man das Abfressen einzelner Aehren hier und da auch schon früher wahrgenommeu, so war diese Erscheinung doch gar nicht in Vergleich zu ziehen mit dec diesjährigen, indem aus manchem Kornacker fast keine Aehre von diesem lästigen Jnsecte ver schont geblieben ist. — Trotz sorgfältiger Beobachtung hat es uns aber doch nicht gelingen können, etwas Näheres über die Natur die ses großen Schaden anrichtenden Jnsectes zu erfahren. Auch in der Leipziger Gegend sind die Ernteaussichten, trotz der ungewöhnlichen Witterung im Allgemeinen ganz zufriedenstellend: Roggen steht bezüglich des Körnerertrags sogar vorzüglich und ver spricht sehr viel, wenn nicht das Gewürm, chaS in diesem Sommer sehr wüsten soll, das Gedeihen beeinträchtigt; Achnliches ist vom Stand des Weizens zu berichten. Am üppigsten von allen Getrcidcarten ist auf den Feldern dieser Gegend die Gerste gediehen; freilich hat der Regen viel davon niedergclegt, doch im Allgemeinen ist der Schaden nicht erheblich zu nennen. Sehr verschieden präsentirt sich der Hafer, vielfach zeigt er sich noch merklich im Wachsthum zurück, doch ist noch nichts verloren und gerade der Regen dürfte ihm rasch empor helfen. Mittelmäßig muß der Stand der Oelsaaten bezeichnet werden. Da gegen berechtigen die Kartoffeln, sowie Kraut und Rüben zu ganz zufriedenstellenden Erwartungen. Was das Obst anlangt, so behaup ten Kirschen und Birnen hinsichtlich der Quantität den Vorrang; Pflaumen dagegen lassen nur eine Mittel-Ernte hoffen. Die Aepfel- bäume zeigen zwar reiche, stellenweise sogar üppige Fruchtbildung, sind aber sehr stark von den Raupen heimgesucht rind lassen infolge dessen noch keinen zuverlässigen Schluß auf das Endergebniß zu. Der Aufschlag der Gctreidepreise wird im Hinblick auf vorerwähnte Zu stände als unberechtigt angesehen. Am 1, Juli früh 3 hat im Rosenthale bei Leipzig zwischen dem Studenten von Gablenz und einem zur Zeit noch unerwit- telten Burschenschafter ein Piftolcnduell stattgefunden. Erstererer-