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WWdrvff, ThgrsM, Nossen, Tiebcnlchn und die Umgegenden. Umlsölall für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den Madtrath daselbst. 7. Dienstag den 23. Januar 1872. Anher erstatteter Anzeige zufolge ist am Nachmittage des 2. d. M. zwischen 3 bis 7 Uhr aus einer unverschlossenen Parterrekammer eines Hauses in Obergrumbach eine silberne Cylinderuhr mit Goldrand, Secundenzeiger, röm. Ziffern, stählernen Zeigern, guillochirtem Deckel, in dessen Mitte ein glattes Schildchen befindlich ist, nebst daran befindlicher schwarzer Gummi-Gliederkette ohne Haken spur- und verdachtlos entwendet worden, was behufs Ermittelung des Thaters und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 20. Januar 1372. Leonhardi. Tagesgeschichte. — Das Sächsische Justizministerium hat sich an die Negierungen der Deutschen Staaten und Oesterreich-Ungarns gewandt, um durch dieselben auch auf amtlichem Wege die Gläubiger der im Concurs be findlichen Sächsischen Hypothekenbank im Hinblick auf die Ver schiedenheit der Prozeßgesetze zur Wahrung ihrer Ansprüche anfzu- sordern. Es wird namentlich darauf hingewiesen: 1) daß die An meldung der Pfandbriefe möglichst bald und spätestens am Tage des Anmeldetermins, den 17. Februar 1872, bei dem ConcurSgericht zu erfolgen habe; 2) daß eine nachträgliche Anmeldung nach Sächsischen Gesetzen unbedingt unstatthaft und Wiedereinsetzung in den vorigen Sland gegen eine Versäumniß ausgeschlossen sei; 3) daß daher bei unterlassener oder auch nur verspäteter Anmeldung die Inhaber von Pfandbriefen aller ihrer Rechte an die Concursmasse verlustig gehen; 4) daß der-Anmeldung die Pfandbriefe im Original beiznfügen seien, sowie 5) daß alle Diejenigen, welche sich als Inhaber von Pfand briefen anmelden, in Leipzig einen Bevollmächtigten zu bestellen haben und daß zu empfehlen sei, sich zur Anmeldung der Ansprüche und sonstigen Wahrung der Rechte eines dortigen Rechtsanwaltes zu bedienen. Der „Fr. Anz." berichtet aus Freiberg: Zur Richtigstellung des, das Erhängen des Bergarbeiters N. in Fricdeburg betreffenden Referates geht uns Nachstehendes zu: Obschon bei Himmelfahrt Fdgr. (wo R. anfuhr) die Grubenwasser infolge des Aufschlage- wasscrmangels bereits rund 100 Nieter oder von 11. bis halb 9. Gezeugstrecke aufgegangcn sind, hat dennoch bis dato nicht die ge ringste Arbeitseinschränkung stattgcfunden, indem nämlich die durch die' aufgegangenen Wasser verdrängten Arbeiter, um solche nicht brodlos werden zu lassen, in den höheren Gczeugstrccken und Erz bauen mit untergebracht worden sind, wo sie noch dieselbe Anzahl Schichten verfahren, wie vorher, und zwar die Häuer wöchentlich bis 10, die Zimmerlinge zum Theil sogar noch mehr. Leipzig. Die hiesigen Cigarrenarbeitcr haben in einer Ver- sammkmg beschlossen, die Fabrikanten um eine den gesteigerten Lebensbedürfnissen entsprechende Lohnerhöhung zu ersuchen. Den Glasern ist eine solche bereits auf gütlichem Wege von den Arbeits gebern gewährt worden. — Das Großstädtische entwickelt sich in unserm Leipzig Wmier mehr: jetzt wird auf der Straße in fahrbarem, mit einem gemalten Ochsenkopf geschmückten kleinen Wagen auch warme Fleischbrühe portionenweise feilgeboten und ebenso kann man sich an mehreren Stellen der Stadt den Genuß frischgcröstetcr Marouen (guter Kastanien) verschaffen. Die Verfrachtung von Zwickauer Kohle per Eisenbahn hat im eben abgelaufenen Jahre 1871 die Höhe von 32,954,503 Ctrn. erreicht, d. s. 2,502,173 Cemner oder 8,2 Procent mehr als im Vorjahre. Der stärkste Verkehrsmonat im Jahre 1871 und über haupt seit Benutzung der Eisenbahnen zur Befrachtung der Zwickauer Kohlen war der November mit 3,058,738 Centnern. Nach ihm war der stärkste Monat der März 1870 mit 3,045,330 Centnern. DaS gesammte seit Eröffnung der Werdau - Zwickauer Zweigbahn im im Jahre 1846 bis zum Schluffe des Jahres 1871 von Zwickau durch die Eisenbahnen fortgeschaffte Kohlenguantum beziffert sich auf 325,475,234 Centner. In den ersten 22 Jahren nach jener Eröffnung entwickelte sich der Zwickauer Kohlenverke-hr sehr rasch, indem er durchschnittlich von Jahr zu Jahr um 15,« Procent des vorjährigen Verkehrs wuchs. Seit 1868 dagegen scheint er in eine Periode der ruhigen Entwickelung eingetreten zu sein, denn es beträgt seitdem die jährliche Zunahme gegen das vorjährige Ergebniß nur 5,2 Procent. Die Wiederkehr des achtzehnten Januars, schreibt die„N. A. Z.", ruft uns abermals in das vergangene Jahr zurück; am 18. Januar 1871 sprach seit 60 Jahren zum ersten Male wieder ein deutscher Kaiser zum deutschen Volke. Des „Reichs versunkene Herrlichkeit" wurde wieder lebendig vor unseren Augen, als die ehrwürdige Ge stalt des Kaisers, die in unseren Träumen, Sagen und Liedern ge herrscht, erhobenen Hauptes in die Wirtlichkeit eintrat. Oft ist sie auf den Schlachtfeldern erkämpft worden die kostbare Krone des deutschen Reiches; nicht selten — leider — auf deutschen Gefilden; — die neue Krone aber ward dem Ueberwinder^deS äußeren Feindes dem Schirmer der deutschen Ehre, dem Verlheidiger deS Vaterlandes. In freier Entschließung übertrugen die Herrscher Deutschlands die Krone des Reichs auf den königlichen Oberfeldherrn, und mit Jubel begrüßte das deutsche Volk in dem sichtbaren Oberhaupte die Ver wirklichung langjähriger Hoffnungen auf Einheit und Macht. In der stolzen Königsstadt des überwundenen Frankreichs ergriff Deutschlands Kaiser das Wort; seine ehrwürdige Stimme übertönte den Lärm der Waffen, und auf der Höhe der Macht, im Vollbesitze der Gewalt, sprach der deutsche Kaiser Worte des Friedens. „Uns und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, alle Zeit Mehrer des deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." So sprach Kaiser Wilhelm am ersten Tage seines kaiserlichen Regiments, an der Spitze eines Heeres, wie es siegreicher und gewaltiger die Geschichte niemals gesehen. Auch die Mißgunst konnte deshalb an dem ernsten Willen des Kaisers nicht zweifeln, daß sein Reich ein Reich des Friedens sein werde; mit welchem Eifer und welchem Er folge aber der Kaiser in der Folgezeit bestrebt gewesen ist, den Frieden Europas zu sichern, davon haben wir unlängst, als wir- an der Wende des Jahres standen, zu reden die Gelegenheit gefunden. Das erste Jahr des neuen deutschen Reichs, welches an diesem Tage abschließt, zeigt sich so als die Verwirklichung der Gesinnungen denen der Kaiser vor einem Jahre Ausdruck gegeben. Wohl ge denken wir heute zugleich eines der herrlichsten Erfolge der deutschen Waffen; aber der Donner der Geschütze, der vor einem Jahre um Belfort rollte, ist verstummt, und das siegreiche Deutschland, wenn es an diesem Tage der Hcldenschaar des Generals v. Werder dank baren Sinnes gedenkt, richtet zugleich ernste Gebete zum Himmel, daß der Herr die Wiederkehr solcher Tage von unS fern halte, an denen deutsche Kraft und deutsche Treue sich in solcher Weise be- thätigen mußten. „Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schützen." So sprach der Kaiser vor einem Jahr über sein Regiment im Innern, und auch diese Worte find — gott lob — in Erfüllung gegangen; die Einigkeit der deutschen Fürsten und Stämme, welche die Grundlage der Einheit bildet, im Kriege geboren, hat, im Frieden wachsend, den Weg ruhiger Entwickelung betreten, und diesem Wege werden Hemmungen und Hindernisse vergebens sich entgcnstellen, so lange die Wvrle des Kaisers in Geltung bleiben; an der deutschen Treue werden die Anstrengungen