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Wochenblatt 187V. Dienstag den 1Z. December für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebentel)» mid die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind I. am 15. vor. Mon. ans einem Schaufenster hiesiger Stadt eine Caputze von braunem Halbthibet mit schwarzem Sassinet von besserer und geringerer Qualität gefüttert, oben mit Schleife und durch gängig dreimal mit grüner Schnüre besetzt; II. in der Nacht vom 26. zum 27. vor. Alou, aus einem Fischhälter in Klipp hausen mindestens 20 Stück Karpfen und III- in der Nacht vom 28. zum 29. vor. Mon. aus zwei Kartoffelfeimen zu Grumbach ohngefähr 1 Scheffel 6 Metzen Kartoffeln, spurlos entwendet worden. Behufs Ermittelung der Thäter und Wiedererlangung des Gestohlenen werden diese Diebstähle hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 10. Deccmber 1870. Leonhardi. Am 17. December 187st, von Vormittags 9 Uhr an, sollen im vormaligen, am Marktplatze gelegenen Gerichtsamthause verschiedene gut gehaltene männliche und weibliche Kleidungsstücke, 2 Laden, 1 Kleiderschrank, verschiedene Wäschstücke, sowie anderes Wirthschaftsgeräthe gegen gleich baare Bezahlung versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, dm 9. December 1870. Leonhardi. Neueste Nachrichten. Berlin, 11. December. (Officiell.) Vom Generalquarticrmeister v. Podbielski sind nachstehende telegraphische Meldungen eingegangcn : Versailles, 10. December. Nach den Kämpfen der letzen Tage sollte den an der Loire befindlichen Truppen für heute (Sonnabend) Ruhe gewährt werden. Der Feind versuchte jcdoch am Morgen mit starken Kräften die Offensive wieder zu ergreifen, wurde aber in einem bis zum Abend währenden, vorzugsweise durch Artillerie ge führten Gefechte zurückgewiesen. Diesseitige Verluste sehr unbedeutend. Einige Hundert Gefangene sind in unseren Händen. General v. Manteuffel meldet, daß Dieppe von Truppen seiner Armee am 9. (Freitag) Abends besetzt worden ist. Ein Theil der 3. Feldeisenbahnabtheilung nebst 50 Mann In fanterie sind in Ham überfallen und aufgehoben worden. Berlin, 9. December. Officiellc militärische Nachrichten melden: 1. Versailles, 8. Deccmber. Im Vormärsche aufBcaugency stich die 17. Division gestern westlich von Mcnng auf ein frisches fcind- ' Uches Corps von 15—17 Bataillonen mit etwa 26 Geschützen und vertrieb dasselbe in lebhaftem Gefechte, in welches auch die erste bayrische Division noch erfolgreich eiugriff, aus alle» Positionen. Der Feind verlor 260 Gefangene, 1 Kanone und 1 Mitrailleuse. An demselben Tage hatte die erste Cavallerie-Division bei Salbris und die Avantgarde des dritten Armeecorps bei Neuvy nordwestlich von Gien glückliche Vcrfolgungsgcfechte gegen die Arrieregarde der den Rückzug fortsctzendcn Loire-Armee. v. Podbielski. 2. Meung, 8. December. Bei Beaugancy war heute heftige, aber siegreiche Schlacht der Armee-Abtheilüng des Grobherzogs von Mecklenburg gegen 3 französische Corps. Die Verluste sind nicht un bedeutend, die des Gegners aber weit großer. 6 Geschütze und etwa 1000 Gefangene sind in unseren Händen. v. Stosch. Schwerin, 10. Deccmber. An die Großherzogin. Meung, 10. December. Gestern hat meine Armee heftige Angriffe des Fein des siegreich abgeschlagen und denselben am Abend trotz seiner Ueber- legenheit durch erfolgreiche Vorstöße mit der 17. und 22. Division zum Weichen gebracht. Golt war mit uns. Unsere Verlnste sind ge- ringcr als gestern. Groß Herzog von Mccklenbu rg. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 12. December 1870. Zu Ehren de-t Geburlsfestes unsers allvcrehrtcn Königs Johann sand auch heute die jedes Jahr übliche Morgenmusik durch die Straßen unserer Stadt von Seiten des Stadtmusikchors statt. Bon weiteren Festlichkeiten wurde in Anbetracht der so ernsten Zeit abgesehen. Dresden, 9. Deccmber. Das „Dr. Journ." meldet: Sc. Ma jestät der König haben gestern aus dem Hauptquarli re vor Paris die telcgrapische Meldung erhalten, daß Se. Majestät der König von Preußen Sr. königl. Hoheit unserm Kronprinzen das Eichenlaub zum Orden z»our Io mörito (welchen Orden Se. königl. Hoheit bereits im Jahre 1849 erhalten hat) und Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg den Orden pour Io mörito selbst verliehen haben. Wie das „Dresdner Journal" meldet, hat Se. Majestät der König ein am 5. d. M. hier cingegangenes Handschreiben Sr. Ma jestät des Königs von Bayern mit dem an die deutschen Fürsten und freien Städte gerichteten Vorschläge, bei Sr. Majestät dem Könige von Preußen gemeinschaftlich anzurcgen, daß die Ausübung der Prä sidialrechte des Blindes mit der Führung des Titels eines deutschen Kaisers verbunden werde, zustimmend beantwortet. Das königl. sächsische Kriegsministerium hat in wohlwollender Rücksichtnahme ans den Gesundheitszustand unserer im Felde stehen den Krieger für die Wintcrsaison einen ihm vorgelegten noch voll kommeneren Militärprobemantel mit Capuchon angenommen und läßt sofort die nölhige Anzahl schleunigst fertigen, um den Mannschaften dieselben baldigst uachschickcn zu können. Dresden, 10. Deccmbcr. Das „Dr. Journ." schreibt: In der uns heute zugegangcucu Nummer 586 der „Nat. Ztg." ist ein der „Kob. Z." entnommener Brief Sr. Hoheit des Herzogs von Koburg- Gvtha mitgetheilt, welcher sich über den jüngsten Pariser Ausfall verbreitet und unter Anderem folgende Stelle enthält: „Es wurde mit der äußersten Erbitterung von allen Seiten gekämpft. Di^ Wackern Würtemberger, unterstützt von unserm 2. Corps, welches unsere Re serve bisher bildete, errangen sich blutige Lorbeeren: sie hatten die schwerste Arbeit. Hätten die Sachsen glücklicher eingegriffeu, so würde die Niederlage des FcindcS noch größer gewesen sein." Soviel wir wissen, hat sich Se. Hoheit der Herzog von Koburg- Gotha während der Kämpfe des 30. Novembers lind 2. Dcc.mbers nicht in der Nähe des Schlachtfeldes, sondern etwa 4 Meilen davon entfernt, in Versailles, aufgehallen. Auw ist uns nicht bekannt, ob Hochderselbe durch Theilnahme an den Geschäften des Gcncralstabcs oder sonst in der Lage ist, sein Urtheil aus amtliche Unterlagen zu begründen. Jedenfalls wird die sächsische Division,' von welcher an jenen beiden Tagen 4 Regimenter in heldenmüthigem Kampfe über 80 Ofsicicrc und 2100 Mann verloren hat, durch jene Ansicht in ihrer Ehre sich nicht verletzt fühlen und ruhig dem Urtheile entgegen setzen können, daß von compelcnter und von dem Sachvertzaltc unter richteter Stelle über ihr Verhalten ausgesprochen wird. Die. „Dr. N." schreiben: Nach einem Telegramm des Ober- Bundesfeldherrn vom 5. December au die Großherzogin - Blutter zu Schwerin über die Kämpfe vor Paris heißt cS, daß die Würtember ger, welche tzcldenmüthg gekämpft, größer Verluste gehabt hätten als die Sachsen. Das „Dresdener Journal" fügt hier sehr passend iu Parenthese hinzu: (Vier sächsische Regimenter zählen an Todtcn und Verwundeten 2176 Mann). — Die Würtemberger dagegcu haben nach einem Stuttgarter Telegramm an den drei Kampftagen in Sa. 1967 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten Verlust gehabt, also 130 Mann weniger als die Sachsen, die gewiß nicht weniger tzeldenmüthig gefochten, als Letztere. Dies ist leider ein sehr trauriger Vorzug, da es aber bei diesen mörderischen Kämpfen ohne Verlust an Menschenleben nicht abgcht, so wünscben wir aus vollem Herz.m, daß nicht allein die Sachsen, sondern auch alle übrige» Kämpfenden weit weniger Verluste hätten, als veröffentlicht worden. Dem Vernehmen nach ist Superintendent Ur. Schlurick aus