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Hx tql. L f. > -'N de» ässigcil tragen hc Be- sundcn. st. Liebe bei dec gen un- -v, ültter, u Sarz >c Ruhe- ^lichste» Ne n. ^hlr. 5 3 3 2 I 8 M. 10 rs 15 20 12 IS 17. 187«. Dienstag den 1. März Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Siebentel)» und die Umgegenden. Umlsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. raaeSgeschichte. Wilsdruff, 28. Februar 1870. Vergangene Nacht in der ersten Morgenstunde wurden wir schon wieder einmal durch Feuersignale aufgeschreckt. Es brannte in dem 1'/» Stunde von hier entfernten Hinteraersdorf, wo das Wink- ler'sche Bauergut und das Haus des Schneiders Barthel ein Raub des Feuers wurden. Am 24. Februar wurde der Landtag von Sr. Mas. dem König im königl. Schlöffe zu Dresden mit folgender Thronrede geschloffen: „Meine Herren Stände! Der dreizehnte ordentliche Landtag geht zu Ende und Ich freue Mich, es vor Ihnen aussprechen zu können, daß das Resultat des selben, ohnerachtet mancher Schwierigkeiten, als ein befriedigendes zu betrachten ist. Der Staatshaushalt ist für die gegenwärtige Finanzperiode so geordnet worden, daß den Bedürfnissen der Regierung sowohl, als den billigen Wünschen des Volkes dadurch entsprochen wird. Wenn es einerseits möglich geworden ist, bei dem günstigen Stande der Staatseinnahmen von den Steuerzuschlägen abzusehen, so haben Sie andrerseits in dankbar anzuerkennender Weise durch reichliche Bewilligungen für alle öffentliche Zwecke, sowie für die Verbesserung der Lage mehrerer Classen öffentlicher Diener gesorgt. Besonders habe Ich auch die Bereitwilligkeit dankend anzuerkennen, mit welcher Sie zum Wiederaufbau des Hoftheaters eine namhafte Summe be willigt und dadurch die Erhaltung eines rühmlich bekannten Kunst institutes ermöglicht und die Wiederherstellung eines der schönsten Bauwerke aus der Negierungszeit Meines seligen Bruders in Aus sicht gestellt. Daß auf dem Gebiete der inneren Verwaltung und der damit zusammenhängenden Gesetzgebung Umfassenderes nicht geleistet wer den konnte, lag in den Zeitverhältnissen und in den Ihnen bekannten Gründen, welche Meine Regierung verhinderten, Ihnen bei Beginn des Landtages deshalb Vorlagen zu machen. Gleichwohl sind meh rere nicht unwichtige Gesetze zur Verabschiedung gelangt, wohin na mentlich die Gesetze über die Presse, über die Einführung von Civil- standsregistern für gewisse Fälle, über die Wegebaupflicht, die Sonn-, Buß- und Festtagsfeier, den Wechselprozeß und über die Gehaltsver besserung der Volksschullehrer und deren Emeritirung zu rechnen sind. Erfreulich ist es Mir gewesen, daß über Beibehaltung und Ver vollkommnung unseres Jmmobiliarbrandkasseninstituts eine Verein barung gelungen ist und daß Sie Meine Regierung ermächtiget ha ben, für eine größere Anzahl von Eisenbahnlinien die Anwendung des Expropriationsgesetzcs auszusprcchen, wenn sich Privatunter nehmer zu deren Ausführung finden. Die überaus wichtige und schwierige Frage über die Reform des Systems unserer directen Steuern hat auf diesem Landtage noch kei nen endgültigen Abschluß gefunden. Ich hoffe aber mtt Zuversicht, daß dies auf dem nächsten Landtage möglich sein wird, wo Ihnen ein umfassender Reformvorschlag gemacht werden soll. Vielfache Wünsche und Ansichten sind auf diesem Landtage zur Sprache gekommen, die 'zwar zum großen Theil zu keinem ständi schen Anträge geführt haben, deren Beralhung aber doch hoffentlich in mehr als einer Beziehung zur Klärung der Ansichten beigetragen hat. Meine Regierung wird die, bei diesen Meinungskämpfen her vorgetretenen verschiedenen Ansichten einer sorgsamen Erwägung und Prüfung unterziehen. Insbesondere gedenkt sie über einige der wich tigsten zur Sprache gekommenen Gegenstände, namentlich die Orga nisation der Verwaltungsbehörden, der Gemeindeverfaffung, sowie der Reformen im Volksschulwesen schon auf dem nächsten Landtage Ihnen mit Vorlagen entgegenzulommen. So wie sie dabei von dem Grundsätze ausgehen wird, das bewährte Gute nickt ohne genügenden Grund aufzugeben, so wird sie doch auch die auf Verbesserungen hin weisenden Erfahrungen des In- und Auslandes und die veränderten Zeilvcrhältniffe nicht unbeachtet lassen. Möge denn der alle sächsische Geist der Besonnenheit und der Treue für das engere wie für das weitere Vaterland, der auch auf diesem Landtage sich nicht unbezeugt gelassen hat, auch ferner mit Gottes Hilfe über Volk und Negierung, sowie namentlich über unseren Verhandlungen walten. Mit dieser zuversichtlichen Hoffnung entlasse Ich Sie aus Ihrem diesmaligen ständischen Wirkungskreise." — In Folge der neuen Gewerbeordnung und der durch dieselbe ausgesprochenen Gestaltung des Hausirhandels — gegen welchen Seitens des Gewerbestandes in Sachsen stets viel Abneigung vor handen war — Z-aben sich, wie aus den letzten Gensdarmerie-Mo- nats-Rapporten im Leipziger Regierungs-Bezirk zu constatiren ge wesen ist, eine große Menge jüdischer Kleinhändler über das bisher mit dieser Calamität verschont gebliebene platte Land ausgebreitet. Es kann nicht oft genug gegen die Betrügereien dieser Leute gewarnt werden. So boten z. B. in der Gegend von Kieritzsch 4 Händler, anscheinend Berliner Juden, leinene Waaren und sogenannte türkische Shawltücher in großen Partieen zu anscheinend sehr billigen Preisen an. Nach gemachtem Einkauf stellte sich natürlich die überaus schlechte Qualität ^heraus. Die fast ganz werthlosen Stoffe lösten sich im Wasser wie Papiermassen auf. Diese Leute erkundigten sich in den Dörfern genau, welche wohlhabenden Einwohner heirathsfühige Töchter hätten, und suchten diesen sodann unter dem Vorgeben, daß sie ihre Waaren, die sie mittelst Lohngeschirres von Dorf zu Dorf fuhren, nur ballenweise und in Posten zu mindestens 100 Thaler verkaufen könnten, womöglich gleich ganze Ausstattungen aufzu drängen, wobei sie selbstverständlich stets gute Proben vorlegten. Auf diese Weise sollen sie in der dortigen Gegend sehr gute Geschäfte gemacht haben. Sie haben sich später nach Altenburg gewendet. In der Wurzener Gegend betrieben zwei Berliner Juden, die eben falls mit einem Wagen reisten, einen Handel mit gedruckten Barchent, den sie für Buckskin verkauften. Hartha bei Waldheim. Es können Eltern und Erzieher nicht genug gewarnt werden, wie vorsichtig mit Farbenkasten, totzdem daß auf selbigen gedruckt steht „Giftfreie Farben", besonders bei Kindern umzugehen ist, dies beweist ein trauriger Fall, welcher bei einer hie sigen achtbaren Familie am Freitag vorgekommen ist. Ein IVrjäh- nges Kind gelangt beim Spielen zu einem Farbenkasten, nimmt aus demselben in feiner kindlichen Einfalt eine grüne Farbe heraus, steckt dieselbe in den Mund und verschluckt die Hälfte davon. Nach kur zer Zeil tritt bei dem Kinde ein starkes Erbrechen ein und ehe noch ärztliche Hilfe zur Stelle sein konnte, waren schon die Symptome der Vergiftung eingetreten, worauf das Kird nach einigen qualvollen Stunden verschied. Aus Zwickau meldet das Tgbl.: „Unlängst hat ein Unteroffi zier der Garnison die ihm untergebenen Rekruten zur Strafe dafür, daß dieselben beim Exercieren in Folge der starken Külte von ihren erstarrten Gliedern nicht de» verlangten Gebrauch zu machen im Stande waren, in später Abendstunde mit Gepäck um einen glühen den Qfen längere Zeit knieen lassen und außerdem des Nachts alle 2 Stunden mit Gepäck Ausstellung nehmen lassen. Die Volkszeitung enthält ein Eingesandt, in welchem gesagt wird, daß auf eine Ankündigung einer Prämienausloosung seitens des Bankhauses Laz. Sams. Cohn in Hamburg Jemand 1 Thlr. (— Vr Loos) eingefendei, auf mehrere Anfragen und schließlich auf einen recommandirten Brief aber kein Loos, sondern schließlich nur eine Aufforderung, sich bis zu einer weitern zweiten Ziehung zu ge dulden, erhalten habe. Der Einsender sagt denn, daß dieser Schwin del 1 Thlr. 7 Ngr. gekostet, trotzdem er sich vorher erkundigt und ihm genanntes Haus als ein ehrenwerthes bezeichnet habe und ver öffentlicht nun dies, um Andere zu warnen. Die Red. der „V. Z." fügt dein hinzu, daß ihr ähnliche Beschwerden bereits von 3 Seiten zugegangen seien. In der Drcifalligkeitskirche in Berlin hat eine neue Branl- kranzaffaire gespielt. Nach dein Gottesdienst trat ein Brautpaar mit vielen Zeugen (meistens Köchen, denn der Bräutigam war ein Koch), vor den Altar. Der Küster flüsterte dem Superintendenten Kober etwas ins Ohr und dieser erklärte der Braut: Sie tragen ei nen Brautkranz, ich darf Sie so nicht trauen. Wollen Sie mit ei ner Lüge vor Gott treten? — Braut: Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, daß ich ein Töchterchen habe, ich habe es selbst dem Küster milgelheilt und gefragt, ob ich einen gewöhnlichen Haarschmuck tra gen dürfe; es iß eine Garnitur, kein Brautkranz. — Pastor: Hier handelt es 'ich nicht um Menschen, Sie wollen Golt belügen! — Braut: Herr Pastor, Gott sieht doch nach dem Herzen, nicht nach