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WschcMM WttSdnU, ThmMdt, Aoff», Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 61. Dienstag den 6. August 1872. > . . -m , — _I I. Am A u e t i o n. 28. August 1872 Vormittags 8 Nhr sollen im hiesigen Gerichtsamthause 1 Malzquetsche, 1 Quellbottig und ein Sechseimerstück gegen so fortige baare Bezahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden, was hiermit bekannt gemacht wird. Königs. Gerichtsamt Wilsdruff, am 30. Juli 1372. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 5. August 1872. Nächsten Donnerstag findet auf der Restauration das dritte Abonnement-Concert vom zweiten Jäger-Bataillon aus Meitze» statt, worauf wir hiermit noch besonders, unter Hinweis auf das ausge zeichnet gewählte Programm, Abonnenten sowie Nichtabonnenten aufmerksam machen. — Leicht hätte der letzte Donnerstag Mittag für unsere Stadt ein Verhängnißvollcr werden können, denn schon war man im Begriff durch die Sturmglocke einen in einem Hause am Markte bemerkten Brand zu signalisiren; der angestrengten Hülfe der schnell Herbei- gecilten gelang es jedoch, das Feuer zu bewältigen. Das „Sächsische Wockenbl." enthält folgende Bekanntmachung der Leipziger Kreisdirection: „Das königliche Ministerium des Innern hat sich in Berücksichtigung dessen, daß die astatische Cholera sich gegenwärtig den deutschen Grenzen mehr und mehr nähert und öffent lichen Blättern zufolge dieselben schon überschritten haben soll, zu folgenden Anordnungen veranlaßt gesehen: Die Medicinalbehordcn werden jetzt schon das Erforderliche vorzubereiten haben, um von dem Auftreten der Cholera innerhalb ihrer Bezirke, wenn es stattfinden sollte, nicht überrrascht zu werden. Insbesondere haben sie eine er höhte Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß alle Lokalitäten in Wohn gebäuden oder deren Umgebung, wo eine Anhäufung übelriechender und gesundheitsschädliche Ausdünstung verbreitender Stoffe sich findet, thunlichst reingchalten, die Abtrittsgrubcn und Schleußcn rechtzeitig geräumt und namentlich die Abtritte solcher Orte, wo Reisende viel verkehren, wie die der Bahnhöfe und der Gasthöfe, von jetzt an bis auf Weiteres, regelmäßig dcSiuficirt werden. Indem die sämmt- lichen Mcdicinalbehörden demgemäß mit Anweisung versehen werden, macht man dieselben zugleich vorkommcndenfalls auf die Verordnung vom 16. Mürz 1867, Sächsisches Wochenblatt Nr. 12, aufmerksam, und sieht man für den Fall des Auftretens eines eingeschleppten Cholerafalles sofortiger telegraphischer Anzeige entgegen. Im übri gen werden die Herren Bezirksarzte angewiesen, jede auffällige Be merkung über den Gesundheitszustand 'in ihrem Bezirke sofort zur Kenntniß der unterzeichneten Kreisdirection zu bringen. Chemnitz. Wie reich bedacht gegenwärtig der Geldmarkt ist, beweist unter Anderm der Umstand, daß 137,000 Thlr. auf der hie sigen Sparcaffe »»verzinst liegen, so daß die städtische Behörde Er- leichtcrungSnuttel zur Unterbringung beschaffen mußte, welche darin bestehen, daß von nun an Capitalien zu 5 Proc. bis zur Hälfte des zu ermittelnden Zcitwcrlhs auf unbebaute und bis zu zwei Drittel der Hohe der Brandcasse auf bebaute Grundstücke ausgcliehcn werden. Plauenscher Grund. Nachdem vergangene Woche, Freitag, den 26. vor. Mts. in Dresden Baron Fr. Äug. Dathe von Burgk verstorben, fand die Beerdigung desselben verflossenen Montag früh auf dem Döhlener Gottesacker statt. Gegen ^7 Uhr früh traf der Leichenwagen mit den irdischen Ueberrcsten des Entschlafenen an der König-Friedrich-August-Hütte ein, von wo sich der großartige und feierliche Leichenconduct unter dem Glockengeläute der Kirchen zu Dohlen, Deuben und Pesterwitz, sowie der Schichtglocken der Burgker Werke nach dem Friedhof sich in Bewegung setzte. Nächst den zahl reichen Leidtragenden war eine fast unabsehbare Menschenmenge herbeigeströmt, um einem Manne gewissermaßen den letzten Zoll des Dankes darzubringen, den man so eigentlich als den Vater des hie sigen Steinkohlenbergbaues bezeichnen kann, denn er war es, welcher vor 53 Jahren sich desselben mit einer Intelligenz und Energie an nahm, wodurch die Blüthe desselben und somit der Wohlstand einer ganzen Gegend resultirt ist. Mit Rücksicht auf das arge Treiben der umherziehenden Zigeuner banden, welche durch Erwerbung der neuen deutschen Reichslande noch einen Zuwachs erhalten haben und durch ihr, mit den in Deutsch land bestehenden civilisirten Verhältnissen unvereinbares Nomaden leben nicht blos überall lästig werden, sondern auch die öffentliche Sicherheit beeinträchtigen, hat da- k. Ministerium des Innern eine geschärfte Aufsichtsführung über das Zigeunerwesen für geboten er achtet und die Kreisdirectionen veranlaßt, wegen der zweck- und ar beitslos oder legitimationslos umhertreibenden Zigeuner, die solchen falls als Vagabunden anzusehen und, wenn sie durch Betteln oder sonstige polizeiliche Ucbcrtretungen straffällig werden, auch den gesetz lichen Aufenthaltsbeschränkungen zu unterwerfen sind, die entsprechen den weiteren Anordnungen zu treffe». Auf Grund dessen werden nun von der k. Kreisdirection in Leipzig alle Behörden und Sicherheits organe zn strengerer Uebcrwachung des Zigeunerwefens und zu nach drücklicher Handhabung der zum Schutze gegen Vagabunden, Bettler und der öffentlichen Sicherheit gefährliche Personen bestehenden Ge setze besonders angewiesen. In der Brennerei des Rittergutes Gärtitz bei Döbeln verun glückte ein 28 Jahr alter Arbeiter der Art, daß er im angetrunkenen Zustande in einen Bollig mit kochender Schlempe gestürzt und, ob gleich er sofort wieder herausgczogen worden, sich dermaßen verbrannt hatte, daß er nach einigen Tagen an den erhaltenen Brandwunden starb. Wurzen, 1. August. In vergangener Nacht in der dritten Stunde brach hier in der sogenannten alten Stadt Feuer aus, wo durch drei Häuser abbrannten und ein viertes stark beschädigt wurde. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Olbernhau, 29. Juli. In unserm Nachbarort Klein-Neuschön berg ereignete sich gestern Vormittag '/„H Uhr ein sehr betrübender Unglücksfall. Die zwei Söhne des früheren Waldwärter Kaden sind mit einander in einer Bodenkammer des Hauses, wo sich eine geladene Flinte befand. Der ältere Bruder, 16 Jahre alt, nimmt das Gewehr welches er für nicht geladen hielt, und spielt damit. Dabei geht der Schuß los und trifft de» zweiten Sohn Kadens, einen 11jährigen Knaben, durch den Kopf, daß dieser sofort todt niedersank. Es müßte wunderlich zugehcn, wenn die Salzburger nicht noch große Politiker würden. Dieses Jahr schon wieder eine Fürsten begegnung. Der deutsche und österreichische Kaiser treffen sich dort in den ersten Tagen des August, nachdem der preußische Kronprinz von Berchtesgaden aus feinen Vater Wilhelm bei Franz Joseph in Ischl angemetdct hat. Beide Kaiser werden dann in Berchtesgaden von dem junge» König von Bayer» empfange» werden. Es ist das erste Mal, daß Oesterreichs Kaiser mit Bayerns König, seitdem die ser zur Regierung gekommen, sich begegnet. Die politische Nachkur findet dann im September in Berlin statt, wözu auch der russische Lzaar zu kommen versprochen hat. Fürst Bismarck sucht aber einst weilen den vielerlei Gästen ihre Lieblingswünsche zu verleiden, da er die Frage höre» zu müssen fürchtet, ob in Berlin Petersburger oder Wiener Politik gemacht werden solle. „Ich treibe," sagt Bis marck, „nicht russische Politik, aber noch weniger westmächtliche oder