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für Wilsdruff, Thamudt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 21. Dienstag den iS. März 1872. Auf Antrag der Erben Amalien Friederiken verw. Damme in Röhrsdorf soll am 2O. März 1872 Mittags 12 Uhr das zu deren Nachlaß gehörige Grundstück Fol. 17 des Grundbuchs für Röhrsdorf nebst dazu gehörigem Inventar imTax- werthe von 3V18 Thlr. 2Ü Ngr. - Pf. und am 21. März 1872 Von Vormittags 9 Uhr das zum Nachlasse gehörige Mobiliar, bestehend in einer Partie Büchern, Leinwand, Meubles und verschiedeneil Geräthschaften, sowie Vieh und etwaige Aerndtevorräthe, im Nachlaßgrundstück zu Röhrsdorf unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen freiwilliger Weise öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im hiesigen Amthause aushängenden Anschlag bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 10. Februar 1872. Königliches Gerichtsamt daselbst. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 11. März 1872. Vci der am 5. d. M. allhier stattgefundcncn Wahl zur Wicder- besctzung des hiesigen Diaconats, ist nach vorheriger eingehender Besprechung und Zustimmung der hiesigen Vertreter kirchlicher An gelegenheiten, vom Kirchenpatron Herrn Kammcrherrn von Schonberg auf'OberreiuSberg der Herr Predigtamts-Caudidat Canitz, zur Zeit in Unkersdorf, als Diaconus designirt worden. Wie aus einem Inserat in heutiger Nummer zu ersehen ist, wird nächsten Donnerstag Nachmittag 4 Uhr der Landtagsabgeordnete Herr Oehmichen im hiesigen Gasthofe zum Adler im Juteresse der Herren Landgemeiudevorstände sowie der Landbewohner überhaupt einen Vortrag über die in nächster Zeit ins Leben tretende neue Landgemeindeordnung halten, worauf wir die geehrten Land bewohner, sowie Alle, welche an einem Vorrrage eines so gewandten Sprechers, wie Herr Oehmichen ist, Interesse haben, hier noch ganz besonders aufmerksam machen. Vom Landtage. Cin anderweiter Nachtrag zum Eiscn- bahndccret vom 15. Januar d.J. enthält folgende Mitthcilungen: 1. Das für Erbauung einer Eisenbahn von Dresden nach Nüssen und weiter bis Altenburg zusammengetretene Cvmitv hat neuerlich ein vorläufiges technisches Outachtcn über die Strecke von Dresden über Wilsdruff nach Nossen nebst Zweig- bahnen nach Zaukeroda und Deutschcnbora eingereicht und unter Vorbehalt der Ueberreichung des schließlichen Ergebnisses der technischen Vorarbeiten um Con- cesswn zum Baue und Betriebe dieser Bahnstrecken, sowie um Auswirkung der Er müchügung zu Ertheilung des Expropriationsbefugnisses bei der Ständeversammlung gebeten. S. Ein Comitö, bei welchem der Unternehmer der projectirten Kamenz-Bautzner Eisenbahn mit betheiligt ist, hat um Erlaubniß zur Vornahme der technischen Vor arbeiten, sowie um Ertheilung der Eoncession und Verleihung des Expropriativns- besugmsses für eine in Röderau bez. Langenberg an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn sich anschließende, über Königsbrück und Kamenz nach Kohljurt zu führende Eisen bahn gebeten. Die Erlaubniß zur Vornahme der Vorarbeiten ist ohne Präjudiz für die künftige Concesstonsertheilung gewährt worden. 3. Die deutsche Eisenbahnbaugesellschaft zu Berlin, welche das Project der Erbauung einer Eisenbahn von Berlin über Trcuenbrietzen nach Erfurt verfolgt, beabsichtigt von Trcuenbrietzen aus eine Zweiglinie nach Leipzig zu erbauen und hat um Erlaubniß zur Vornahme der technischen Vorarbeiten gebeten. Diese Erlaubniß ist für das königl. sächs. Staatsgebiet enheilt worden. 4. Die städtischen Behörden zu Bischofswerda haben in neuester Zeit das Ge such an die Negierung gerichtet, daß diese Stadt mit der Südlausitzer Staatscisen- bahn durch eine Zweigbahn in Verbindung gesetzt werden möchte, wenn der srühere Plan, die Südlausitzer Eisenbahn bei Bischofswerda in die sächsisch-schlesische Eisen bahn einmünden zu lassen, definitiv aufgegcben sein sollte. Die Herstellung einer Verbindung der Südlausitzer Bahn mit der sächs.-schles. bei Bischofswerda ist schon früher als zweckmäßig erkannt und in's'Auge gefaßt worden. Auch liegen bereits seit längerer Zeit schon die generellen Vorarbeiten über diese Linie vor. Nach An sicht der Regierung würde es sich empfehlen, den Bau der Verbindungsbahn zugleich mit dem Baue der Hauptbahn zur Ausführung zu bringen. Ob iin Lause der gegen wärtiger^ Finanzperiode noch dazu zu gelangen sein Wird, würde von dem Fortgange des Baues der Hauptlinie abhängen. Die Kosten sür die Herstellung der Verbindungs bahn lassen sich auf ungefähr 500,000 Thlr. veranschlagen. Für den Fall, daß die Stände sich für den Bau der Linie ans Staatskosten entscheiden sollten, wird diese Summe noch nachträglich in das außerordentliche Staatsbudget sür die Finanzpcriode 18"/„ mit auszunchmen sein. Hinsichtlich des Erdstoßes am 6. März berichtet das „Zw. W." aus Zwickau: Aus den Kohlenschächten der Umgegend wird mehr fach erzäht, daß Arbeiter, gleich den ans der Oberfläche der Erde befindlichen Personen das Gefühl irgend eines Einsturzes, einer Explosion und dcrgl. gehabt haben und vielfach in Bestürzung nach den Förderungsstellen gelaufen kamen, um sich zu erkundigen be ziehendlich zu sichern. Wieder andere versichern, gar nichts weiter bemerkt zu haben. Wahrnehmungen besonders auffälliger Natur wurden uns bis jetzt von dieser Stelle her nicht berichtet. Zu Tage hat man auf mehreren Werken, namentlich bei den sehr bemerklichen Schwingungen der Drahtseile zuerst eine Störung im Fördcrzeug vcrmuthet. Ans Freiberg berichtet der „F. A.": Bei Himmelfahrt Fund grube ist die Erderschütterung am 6. März anch in der Grnbe ans allen Gezengstrccken und in den Förstenbancu sehr deutlich bemerkt worden und zwar ist es manchen Arbeitern wie der Einsturz irgend eines Grubenbaues, andern wie das Nollen eines Eisenbahnwagens auf einer Brücke vorgckommen, während noch andere, die sich zufällig angelehnt gehabt, eine starke Vibration empfunden haben. Müg eln, 7. März. Am 5. März Abends brach bei dem Guts besitzer Gruhle im Dorfe Gaudlitz Feuer aus. Es brannte nicht nur dessen Gehöfte, sondern auch die Wirthichaft des Garlennahrungsbe- sitzers Schreiner bis auf den Grund nieder. Bei Gruhle kamen lei der auch 3 Pferde, 9 Schweine und der Kettenhund in den Flammen um. Es wird böswillige Brandstiftung vermnthet. Die zustimmenden Adressen, welche aus allen Theilen Deutsch lands in der Schulaufsichtsfrage an den Fürsten Bismarck gerichtet werden, sind so zahlreich, daß Letzterer im Staatsanzeiger erklärt, nur in einer Gesammtantwort seinen Dank abstatten zu können. Bisher gab sich derselbe noch immer die Mühe, jede einzelne Adresse zu beantworten, ein Zeichen, wie aufmerksam der Fürst die Regungen Der öffentlichen Mcinung verfolgt- Oberglvgau, 7. Mürz. Die „N. A. Z/ berichtet: Heute fand ein Vorgang, der in unserer Stadt und Umgebung allgemein ge rechte Entrüstung hcrvorgcrufen hatte, seine strafrechtliche Sühne. Folgender Vorfall war Gegenstand einer vor dem Kreisgericht zu Neustadt verhandelten Anklage: Eines Sonntags ersuchte Frau E., eine ganz unbescholtene Frau, den Erzpriester K., nach der Predigt in der Kirche, noch am Vormittag ein Kind zu taufen, welches sie nebst den Pathcn zur Stelle gebracht hatte. Der Erzpriester K. war darüber höchst aufgebracht und schrie der E., welche ihre Bitte wie derholte, zu: „Halten Sie die Fresse!" Anch vor dem Taufstein, als er die heilige Handlung schließlick doch vornahm, machte er seinem Aerger über die Beschränkung der freien Sonntagsvormittagszeit durch wiederholtes „Pfui, Pfui" Rufen und Ausspncken vor der E. Luft und äußerte endlich, als er bei der E., die, um das Opfergeld zu entrichten, an den Altar getreten Ivar, vorbciging: „Pfui, Sie lutherische Sau!" — Die E. selbst ist katholisch. Entweder bezog sich deshalb die letztere Aeußernng darauf, daß sie einen evangelischen