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WscheiMM für Wilsdruff Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsö5att für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. ^49. Dienstag den 25. Juni 1872. Aufgebot zur Ehe Verlobter. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis; gebracht, daß Herr Heinrich Ritter, Elfenbeiugraveur hierselbst, Dissident, und Fräulein Amalie Wilhelmine Hartmann aus Possendorf, evangelisch-lutherischer Confessio», gesonnen sind, sich ehelich mit einander zu verbinden. Etwaige Einwendungen gegen dieses Vorhaben sind binnen vierzehn Tagen von der Insertion dieser Bekanntmachung an bei dem unterzeichneten Gerichtsamt bei Vermeidung des Ausschlusses anzubringen. Wilsdruff, am 24. Juni 1872. Das Königliche Gerichtsamt. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. Bekanntmachung Herr Friedrich Gottlob Bretschneider in Wilsdruff beabsichtigt in den hier gelegenen unter Nr. 45 aä des hie sigen Brandvcrsicherungs-Catasters eingezeichneten Gebäuden eine Gerberei zu errichten. In Gemäßheit Z 26 des Gewerbe-Gesetzes vom 15. October 1861 macht man dies mit der Aufforderung bekannt, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf Privatrechtstiteln beruben, bei deren Verlust binnen 4 Wochen und längstens bis zum Z7. Juli 1872 allhier anzubringen. Wilsdruff, am 22. Juni 1872. Das Königliche Gerichtsamt. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. Zn der Uatur. - Frische und Leben erstand ringsum, in der Blüthe deS Alters Steht die 'Natur auf's Neu ausschüttend den Neichthum des Füllhorns, Um für jegliche Müh' dem Landmann reichlich zu lohnen, Der sie so treulich gepflegt und ihre Wünsche belauschet. Wellende Fluren, vom Weste durchweht und duftende Wiesen, Grünende Wälder erfüllt vom lieblichen Liede der Vögel; „Jeder Fels ein Altar vor dem Erhabenen zu beten!" Und Was bietet sie Alles, gar herrliche Labung gewährend, Dem, der endlich cntfloh'n des Zimmers dumpfigen Raume. Schaut nur, neulcbend durchwandelt der Mensch die reichen Gefilde, Danket im Herzen wohl Dem, der solches Alles bereitet: Sic erscheint ihm ein Tempel, ein Buch mit lebenden Zügen, Und je mehr er drinn liest, offenbart sich die Majestät Gottes, Was so manchen Zeloten zu geiferndem Toben veranlaßt. Laßt sie nur geifern! Einst nahet die Zeit wo über den ganzen Erdball verbreitet sich Licht, trotz solcher Schattenvcrbreiter. Sagte nicht Christus dereinst: „Es tvdtct der Buchstab, doch machet Einzig lebendig der» Geist!" Will man denn Solches nicht wissen? Sind am Meisten doch die vom göttlichen Geiste durchdrungen, Welche ihr Wirken belauschen, erforschen des Inneren Tiefen Oder der Welten Lauf, die zahllos schweben im Raume, Nach dem ew'gen Gesetz, das schon des Alterthums weise Männer als ewig erkannt und Sphärcncinklang benannten. Doch je mehr die Natur der Geist des Menschen ergründet Desto unendlicher dehnt sich der Kreis, so noch zu durchforschen. Doch genießen wir sie, verlassen des Zimmers Gefängniß, Hat sie doch ausgeschmückt mit den herrlichsten Gaben die Gottheit, Um zu erquicken den Menschen, nachdem sein Tagwerk vollendet, Und wer sollte dies nicht? Währt unser Leben doch wahrlich Eine gar kurze Spanne, die eisrig zu nützen uns Pflicht ist. Darum weil Mühe und Noth uns stäte Gefährten auf Erden Auch ermatten den Körper und Geist, die Erholung erheischen, Also schlürfet die schöne Natur und freut euch des Daseins Wen'ge Monde vorbei und es deckt schon Weißes Gewand sie. Alles auf Erden hat seine Zeit und dreht sich im Kreise, Schließet das Eine sich auf, verschwindet das Andre von hinnen, Bis auch wir dcnselbigen Pfad bald früher bald später Wandeln und neue Geschlechter aus den entschwund'nen entsprossen. —n. ' Ein deutsches Nationalfest. Wir veröffentlichen folgenden uns zugegangenen Aufruf: Noch ehe irgendwo in deutschen Landen einer jener herrlichen Erinnerungstage des letzten Krieges wiederum gefeiert worden, glauben lvir den Gedanken an ein deutsches National fest an einem und demselben Tage wieder aufleben lassen zu müssen. Der Gedanke hat sich im ganzen Volke Anerkennung verschafft; seine hohe nationale Bedeutung leuchtet ein. Die Feier des 2. September im vorigen Jahre, trotz der vielen voraus gegangenen Feste, hat bewiesen, daß die gewaltigen Ereignisse von Sedan mit ihrem wunderbaren Jubelsturme im deutschen Volke mehr als alle andern unvertilgbar in allen deutschen Herzen eingegraben sind. Auf denn, vereinigen wir uns alle auf diesen Tag; der 2. September werde zum großen Nativnalsesttage erwählt! Um des Ganzen willen müssen persönliche Wünsche schweigen. An jenem Tage herrsche Waffenstillstand für alle Parteien; eins sei unser Volk zur Nationalfeicr, wie es eins war in den Tagen des Kampfes. Mögen sich zeitig in allen deutschen Gauen Festcomitös mit Vertretung aller Corporationen bilden, ein würdiges, wahres Volks fest vorzubereiten. Jeder echt deutsche Mann trete an seinem Platze mit ein, nun cs gilt ein großes Alldcutschland umfassendes Nationalfest am 2. September zum Andenken an die glorreichen Erfolge deS Krieges von 1870/71 und die Wiederauf richtung des deutschen Reiches. Vom Fels zum Meer, vom Palast zur Hütte, bei Jung und Alt, in Familie, in Schule und Kirche, in allen Vereinen und Corporationen werde der 2. Sep tember zu einer Dankfeier für die herrlichen Thate» Gottes an unserm Volke, zu einem Freudentage für unsern theuern Heldenkaiser, als Ausdruck der unverbrüch liche» Liebe und Treue seines Volkes, zu einem Erinnerungstage an die gefallenen Helden in erneuerter thatkräftiger Erweisung der Liebe an ihre Hinterbliebenen, zu einem Ehrentage für die lebenden Sieger, zu einem Jubeltage für unser ganzes Volk in Neubelebung der Liebe zum Vaterlande, zu einem lebendigen, von Jahr zu Jahr in neuer Herrlichkeit erstehenden Denkmal der errungenen Einheit All deutschlands. Am 10. Mai 1872, dem Jahrestage des frankfurter Friedens. Der Aufruf ist von 216 Männern aus allen Gauen Deutschlands unterzeichnet. Die französische Hceresrcform. Die französische Nationalversammlung hat in den letzten Mai- tagcn einen Bruch mit der Vergangenheit vollzogen, wie er schäifcr kaum gedacht werden kann. Die französische Conscriptionsarmee, einst der Stolz Frankreichs und der Schrecken der Welt, ist mit einer Volks-