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Wochenblatt für ilsdrnff, Tharandt, Nossen, Sicbentchu und die Ningcgcnden. Mtsvlatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. 78. Dienstag den 4. Moder 187 ü. Bekanntmachung. Die Verlust-Listen No. 1 und 2 nebst Nachtrag des XIl. (Königl. Sachs.) Armee-Corps liegen in der Polizei-Expedition des unterzeichneten Königl. Gerichtsamts zu Jedermanns Einsicht aus. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 1. October 1370. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 21. zum 22. vor. Mts. aus einer Stube in Grumbach folgende Gegen stände, nämlich: 1., 2 blaue Mannsschürzen 6. k. gez. und 1 blaue Leinwandschürze ohne Zeichen; 2., 2 blaue Knabenschürzen; 3., 2 blaue Frauenschürzen; 4., 3 Tücher, 1 gelbes, I rothes und 1 weißes mit türkischer Kante; 5., 1 Pr. rindslederne Knabenstiefeln; 6., 1 Pr. Lederpantoffeln; 7.. ein blaues und ein gelbes Taschentuch, spurlos entwendet worden. Behufs Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung des Thaters wird dieser Diebstahl hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 1. October 1870. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Die Weltgeschichte ist auch im Jahre 1870 das Weltgericht. Wir wollen damit nicht sagen, daß der gegenwärtige Krieg eine Sündenstrafe für das Volk der Franzosen und auch der Deutschen sei, wie so manche Stimmen behaupten. Aber wir Deutschen müssen bekennen: wir haben diesen Krieg und seine Opfer uns selbst zuge- zogcn durch unsere frühere Uneinigkeit, Eifersüchtelei unserer Fürsten, parlamentarische Zänkereien und durch die Hetzerei vorzüglich der ultramontanen Presse. Gott gebe, daß das Alles nach dem Kriege für immer begraben bleibe! Daß nicht im Gefolge des Friedens schlusses sich alsbald Eifersucht und Neid wieder regen, wie im Con- grcß zu Wien. Mögen diesmal die auswärtigen 'Mächte nicht ihre Freude daran haben, Deutschland zu spalten. Ein Streit um schwarz- roth-weiß oder gold ist kindisch — auch um den Namen des künf tigen Bundes — das kann man getrost dem Bundeskönig und Kriegs herrn überlassen, die parlamentarische Vertretung ganz Deutsch lands wird die inner» Fragen durch die Mehrheit entscheiden — der kleine Einzelne hat sich dem Großen und Ganzen zu fügen.-- Frank reich aber erfährt das Gericht für die Lügenhaftigkeit und Partei» Wuth seiner Presse, für die Eitelkeit und Habsucht seiner Soldaten und Generale, für die unmoralische Regierungsweise seines Ober hauptes, für die 400jährige ländergicrige Politik seiner Regenten. Dem gegenüber haben wir Deutschen uns wohl zu hüten, daß wir nicht in'gleichen Fehler und gleiches Gericht verfallen, indem wir als Lohn unserer jetzigen Erfolge mehr von Frankreich begehren als was deutsch war und ist. Annexionen fremder Untcrthancn rächen sich, cs kann uns nicht daran liegen, fremde Nationalitäten für un sere Interessen zu pressen. Unsere Opfer sind allerdings groß, un endlich ist der Jammer der Wittwcn und Waisen und Mütter, Brü der und Schwestern, er Widerhall! von Dorf zu Dorf, mit jederneuen Verlustliste, — aber der Preis des Sieges liegt für uns in der Er- kenntniß des rechten Wegs für die Zukunft, in Deutschlands künftig ungestörter Einheit, in dem Macht und Kraftbeweis allen Völkern der Erde gegenüber, in der Abwehr fremder Unterdrückung und Be raubung. Einheit und Macht haben aber nur dann Werth für unser Glück, wenn wir sic zu den Werken des Friedens verwerthen. Es erwächst uns sogar als erste Pflicht des Sieges, nicht zu vergessen, daß die Mehrzahl des französischen Volks auch wohldenkende Men schen sind, nur irregeführt, uud unschuldig an der grenzenlosen Noth, in der sie leben, so gut wie wir cs sein würden, wenn der Sieg auf jener Seite wäre! Und an solcher Milde und Billigkeit gegen den Feind dürfen uns selbst Excesse wie der zu Laon nicht irre machen. Die Verzweiflung macht die Menschen auch zu Verbrechern. (H. Dztg.) Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 3. October 1870. Heute Vormittag in der zwölften Stunde hatte unsere neu or- ganisirte Feuerwehr unverhofft Gelegenheit die erste Probe abzulegen, beim es brannte im ober» Stockwerk eines Hauses au der Freiberger Straße; glücklicherweise wurde das Feuer durch die sehr schnell hcr- beigecilten Löschmannschaften gelöscht. Ucber die Entstehungsursachc ist uns etwas Bestimmtes zur Stunde noch nicht bekannt geworden. Von dem Kaufmann Gottlieb und seiner Gemahlin in Leipzig wurde am 26. September der Stadt Tharandt ein Capital von 1000 Thlr., aus Anlaß der von ihren Eltern resp. Schwiegereltern, Herrn Oberforstmcister Wilhelm v. Cotta und dessen Gemahlin Frau Therese geb. Larisch, am 25. September d. I. gefeierten goldenen Hochzeit, geschenkt, welche dazu bestimmt sind, daß die Zinsen dieses Capitals an zwei würdige und bedürftige Tharandter Knaben nach deren erfolgter Confirmation auf 2 und ausnahmsweise auf 3 Jahre zur Unterstützung in der Lehre oder auf einer Fvrtbildungsanstalt gewährt werden sollen. Die Stiftung selbst wird die „Gottlieb-Cotta- Stiftung" genannt. Freiberg. Der „F. A." berichtet: Hinsichtlich der in Langen rinne ausgcbrochcnen Rinderpest haben sich die nach den ersten To desfällen gehegten Besorgnisse der Sachverständigen leider gerechtfer tigt, indem jenen sowohl in einem der Häuser oberhalb des Bergge bäudes junge hohe Birke, als auch auf dem Hauptgute Langen rinne neue Erkrankungen gefolgt sind, dergestalt, daß am 24. und bez. 26. v. M. der ganze noch nicht gefallene Bestand der betroffenen Ställe und zwar in erwähntem Hause 1 Kuh und 2 Ziegen, ans dem Hauptgute einige fünzig Stück Kühe und Jungvieh haben getödtet werden müssen. Es werden jetzt die vielfach ausgesprochenen Wünsche, auch Packcte zur Armee senden zu können, realisirt werden. Die Packete müssen Briefform haben, und zwar das Halbsolioformat, das Gewicht darf 3 Pfund nicht übersteigen und das Porto ist auf 5 Ngr. festgesetzt. Die Spedition dieser Feldpost wird ausnahmsweise nach Nancy ge richtet, von wo man sie weiter an den betreffenden Ort befördert. Das Nähere wird noch bekannt gemacht werden. Von Hrn. Friedrich Krupp, Besitzer der Gußstahlfabrik in Essen, ist an das königlich sächsische Kriegsministerium die namhafte Summe von 2000 Thlr. zur Verwendung für die im Felde stehenden säch sischen Truppen eingezahlt worden. Die „L. N." schreiben : Mehrfache uns theils zugegangene, theils eingczogene Mittheilungcn verschiedener Leipziger und auswärtiger Häuser in der inländischen Manufactur- und Kurzwaarcnbranche be stätigen, daß der diesjährige Meßumsatz allerdings kein brillanter, aber immer doch noch besser ist, als man erwartete und auch noch besser als der zur Ostermesse erzielte.