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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Mcbcnlclm und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff uud den Stadtrath daselbst. 47. Ireitag den 17. Juni 187Ü. Die über den Fleischer Karl Gottlieb Eduard Fiedler und den Bäcker Karl Gottlieb Otto Fiedler, bei derseits aus Hühndorf eingeleitete Abwesenheitsvormundschaft hat sich, nachdem der Aufenthalt der Abwesenden bekannt ge worden ist, erledigt. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 14. Juni 1870. Leonhardi. Auf Grund des Statutes und des Notariatsprotokolles vom 23. April 1870 sowie des Antrages vom 30. Mai dieses Jahres ist am heutigen Tage die in Röhrsdorf ihren Sitz habende, unter dem Namen: ländlicher Spar- und Vor schußverein für Röhrsdorf und Umgegend begründete Aktiengesellschaft aus Fol. I des Genossenschafts-Registers für den Be zirk des unterzeichneten Königl. Gerichtsamtes als juristische Person eingetragen worden, was nach 8 74 des Gesetzes vom 15. Juni 1868 hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 14. Ium 4870. Leonhardi. T ag esg es ch lchte. „Auf heutiges Inserat, eine Extrafahrt nach dem Rhein und in die Schweiz betreffend, machen wir hierdurch noch besonders aufmerksam." Wir haben erwähnt, daß von der Postverwaltung des nord deutschen Bundes Anordnungen getroffen worden, um in diesem Res sort eine Verminderung der Vielschreiberei und eine Vereinfachung des amtlichen Formenwesens zu bezwecken. In der betr. Circnlar- verfügung des Oieneralpostamts zu Berlin heißt es im Wesentlichen: „Das Publikum wird nicht selten dadurch belästigt, daß von den Postaufgabestellen bei den Anforderungen auf die äußere Beschaffen heit der Packele der Werthangabe mit einer über den Zweck hinaus gehender Strenge auf der genauesten Erfüllung auch der unwesent licheren Reglementsvorsckriften und Ausführungsbestimmungen bestan den wird. Wenn die Haupterfordernisse erfüllt sind, wird in vielen Fällen von der buchstäblichen Erfüllung nebensächlicher Vorschriften ohne Nachtheil abgesehen werden können. Durch zu ängstliche Hand habung der gedachten Vorschriften wird der Post ein Theil des Packet- verkehrs abgewendet, welchen das Postinstitut sich zu erhalten bemüht sein muß. Der Hinweis auf diesen Gesichtspunkt wird genügen, um Lieser Schwerfälligkeit entgegenzuwirken, über welche das Publikum, dessen Boten mitunter wiederholt von den Annahmestellen zurückge schickt werden, sich nicht ohne Grund beklagt, und die dem Wesen der Post stets fern bleiben sollte. Die Vorsteher der Postanstalten wollen namentlich auch in den Fällen, wo die Entgegennahme der Packele durch die Unterbeamten erfolgt, ihr besonderes Augenmerk darauf richten, daß von diesen den Auftraggebern keine Schwierig keiten bereitet und keine unnützen Umpackungen u. s. w. veranlaßt werden." Während die königl. sächsische Armee im Jahre 1866 mit rund 31,000 Mann in das Feld rückte, hat das königl. sächs. Armee-Corps jetzt im Falle einer vollständigen Mobilmachung etwa rund 67,000 Mann aufzustellen. Leipzig, 13. Juni. Der 21jährige Mörder, Bruno Werner, wurde heute Mittag vom Polizeihause weg iu einer verschlossenen Droschke nach dem Bezirksgerichte abgeliefert. So wenig der Trans port an sich Aufsehen machte, so hatte sich doch bald die Nachricht verbreitet, daß es Werner sei, welchen man in der Droschke fort schaffte, und bald hatten sich Hunderte und aber Hunderte angesammelt, welche dem Wagen folgten. Noch größer war das Aufsehen, als am Nachmittag Werner vom Bezirksgerichte aus an den Ort des Verbrechens, die elterliche Wohnung in der Grimmaischeu Straße, transportirt wurde, um dort in seinem Beisein einen genauen Be fund über den Thatbestand des Verbrechens aufzunchmen. Werner zeigte sich wenig aufgeregt, auch foll sein Geständniß ein unumwun denes sein. Gleichgiltig hat er die Frage, was er in der Wohnung der Eltern gethan habe, mit den Worten beantwortet: „Meine Schwe stern habe ich ermordet, das weiß ja schon die ganze Stadt." Dann wieder hat er freilich geäußert, soweit hätte er es nicht wollen kom men lassen; daß seine Schwestern sterben sollten, das habe er nicht beabsichtigt; er hätte sie nur unschädlich machen wollen, damit sie ihn nicht verrathen könnten. Das Beil, mit welchem er die unglück lichen Mädchen so mörderisch mißhandelt Hal, gehört in die Küche des Vaters; von dort hat er cs alsbald nach seinem Eintreten in die Wohnung herbeigeholt und ist damit auf seine Schwestern, ohne daß ihm die'Mädchen ein Hinderniß gegen den beabsichtigten Diebstahl in den Weg gelegt hätten, ohne Weiteres ciugedruugen; mit weni gen Schlägen waren sie niedergeschmettert. Aber Beide haben sich, zuerst die ältere, dann die jüngere, noch einmal emporgerafft; scho nungslos schlug sie jedoch der Bruder zum zweiten Male zu Boden bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gaben. Nur die jüngere Schwester hatte soviel Bewußtsein und Kraft behalten, daß sie wie in einem Traumbilde sehen konnte, was der Schändliche nun weiter vornahm. Die Einwohnerschaft ist über die Verhaftung Werner's äußerst beruhigt und befriedigt und bereits hat ein hiesiger Bürger seine Anerkennung gegen die Polizeibeamten hierüber dadurch bewie sen, daß er der Wittwen- uud Waisenkasse derselben sofort eine Schenkung von 10 Thalern machte. Leipzig, 14. Juni. Nachstehende Einladung an die Mitglieder der national-liberalen Partei in Sachsen wird eben versandt: Leipzig, 10. Juni. Geehrtestcr Herr! Gemäß dein vom Landes- comite der national-liberalen Partei im Königreiche Sachsen noch während des Landtags gefaßten Beschlüsse, zur Einleitung der Agi tation für die diesjährigen Reichstagswahlen eine allgemeine Partei- Versammlung in Dresden zu veranstalten, erlaubt sich der Unter zeichnete, Sie zu dieser Versammlung, welche am 19. Juni d. I. Vormittags 11 Uhr im Saale der Helbig'schen Restauration am Theaterplatz zu Dresden abgehalten werden soll, hierdurch ergebenst einzuladen und sie zu ersuchen, diese Einladung auch im Kreise Ihrer Parteigenossen möglichst zu verbreiten. Eine vertrauliche Vorbe sprechung wird im gedachten Local schon Sonnabend den 18. Juni Abends 8 Uhr stattfinden, bei der das Erscheinen wenigstens Eines Vertrauensmannes aus jedem Reichstagswahlkreise höchst wünschens- werth wäre. Gleichzeitig erhalten Sie die Beilage zu 112 der Deut schen Allgemeinen Zeitung vom 15. Mai 1870 mit dem officiellen Bericht über die vom Landesausschuß der national-liberalen Partei Norddeutschlands am 30. April und 1. Mai d. I. zu Berlin gefaß ten Beschlüsse, deren Weiterverbreitung in den Kreisen der Partei genossen sowie in den Localblättern Ihres Bezirks um deswillen be sonders erwünscht wäre, damit allerwärts mit der Bildung der da selbst unter Nr. 2 und 3 empfohlenen Local- und Kreiscomites mög lichst ungesäumt begonnen werde. Mit größter Hochachtung: das Landescomite der national-liberalen Partei in Sachsen. K. Biedermann. Auch diejenigen Anhänger und Freunde der national-liberalen Partei, denen diese direcle Einladung (vielleicht aus Uebcrsehen oder Unkenntniß ihrer Parteistellung) nicht zugehen sollte, werden bei der Versammlung in Dresden am Sonntage willkommen sein. Alle der ! Partei befreundete Preßorgane sind höflichst ersucht, für Weiterver- ! breitung dieser Aufforderung und für Anregungen zur Betheiligung ! an jener Versammlung nach Kräften thätig zu sein.