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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebentel)» und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. 63. IreiLag den 12. August 1870. Verordnung, die Verzollung von französischem Wein betreffend. Nachdem Frankreich aufgehört hat, die Erzeugnisse des Zollvereins gleich denjenigen der meistbegünstigten Länder zu behandeln, so ist zufolge der Bestimmung in tz I unter V Nummern des Vereinsgcsetzes vom 17. Mai 1870, betreffend die Abänderung des Vereinszoll tarifs vom I. sJuli 1865 (Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes vom Jahre 1870 Seite 123 ff.) französischer Wein, welcher nach dem 10. d. M. über die Zollvereinsgrenze eingeht, zu dem Satze von 4 Thlr. vom Centner zu verzollen. Dresden, den 6. August 1870. Finanz- Ministerin m. von Friesen. der Prüflmgscommission für einjährig Freiwillige zu Dresden, die Anmeldungen zum einjährigen Frriwilligendienst betr. Bei der unterzeichneten Commission werden vom 5. Septemöer d. I. an die' vorschriftmäßigen Prüfungen zur Erlangung der Be rechtigung zum einjährigen freiwilligen Militärdienste abgehalten werden. Diejenigen nach 8 20 der Militär-Ersatz-Jnstruction für den Norddeutschen Bund vom 26. März 1868 im Dresdner Regierungs bezirke gestellpflichtigeu jungen Leute, welche noch in diesem Jahre die Berechtigung zu erlangen wünschen, haben, vorausgesetzt, daß sie das 17. Lebensjahr vollendet, das dienstpflichtige Alter aber noch nicht erreicht haben, ihre bezügliche Anmeldung bis zum 20. August dieses Jahres mittelst schriftlicher Eingabe zu bewirken und letztere unter gleichzeitiger Beifügung a., eines Nachweises der Staatsangehörigkeit, d., eines Geburtsscheins (Taufzeugnisses rc.), e., eines Einwilligungsattestes des Vaters oder beziehentlich Vormundes, ä., eines Unbescholtenheitszeugnisses, welches für Zöglinge von höheren Schulen von dem Director der betreffenden Lehr anstalt, für andere junge Leute von der Polizeiobrigkcit des Wohnortes anSzustellen ist, an das Bureau der Commission (Schloßstraße Nr. 15 1 Treppe) gelangen zu lassen. , Im klebrigen wird auf die Vorschriften in ßß 20, 148—155 der Militär-Ersatz-Jnstruction verwiesen. Dresden, am 1. Juli 1870. - Prüfungs-Commission für einjährig Freiwillige. Stelzner, Geh. Negier.-Rath. von Schimpff, Oberstlieutenaut. Stenz. Freitags, den 19. August 1879, von Vormittags 8 Uhr an sollen im vormaligen Gerichtsamthause am Markte verschiedene Mobilien, Franenkleider, l Gießkanne, 20 Scheerpfeisen, I Wanduhr, 1 Säge, 1 Schnittebank und 18 Päckchen weißes Garn und andere Haus- und Wirthschaftsgeräthe gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. König!. Gerichtsamt Wilsdruff, am w. August 1370. Leonhardi. Was will der Franzos? und Was will dcr Deutsche? Eine Antwort aus dem Schwarzwald. Durch die Dörfer, durch die Wälder meiner Heimat wanderte ich, als dcr Kriegsruf über'm Rhein herüber scholl. Dcr einsame Holzfäller stemmte sich auf seine Axt und fragte: Was will der Fran zos? Der Steinklopfer am Wege hielt den splitternden Hammer in der Hand, der Schnitter auf dem Acker ließ die Sichel ruhen und drin im Dorf der Alte, der die Kinder hütet, sie Alle fragten: Was will der Franzos? Da und dort hieß es: der Franzos hat eine schlechte Ernte, er kommt nun herüber und will sich was holen. Ja wohl! Der Franzos hat eine schlechte Ernte, aber noch ganz anders, als blos von Heuer, und darum will er den Krieg und ist ihm die schlech teste Ausrede gut genug dazu. Was ich manchem Wegzichendcn in's kampfesmuthige, manchem Zurückbleibendcn in's starr-ernste Antlitz l gesagt, ich will es Hinausrufen zum ganzen deutschen Volke, zu den l Kämpfenden draußen, zu den Wartenden daheim. In diesen stillen, zum Hiebe ausholendcn Tagen sind alle Seelen, wie im Wartesaal im Bahnhofe, in Unruhe, in Spannung: man zählt die Minuten, man fragt: Warum geht's noch nicht los? Die Zeit, bis etwas ge schieht, erscheint so lang und bang. Das Herz hat sich nicht drein finden mögen, daß ein solcher Krieg in unsern Tagen noch möglich, daß bildungsmörderische Abenteuersucht die friedlichen Errungenschaf ten zweier Völker auf's Spiel setze. Nun ist es doch geschehen, und immer wieder drangt sich die Frage hervor: Was will der Franzos? Ich will es Euch sagen. Der Franzos hat ein böses Gewissen, ist unzufrieden mit sich und darum will er im Kriegstaumel sich betäu ben, und weil er seine eigne schlechte Wirthschaft nicht ordnen kann, draußen in der Welt herum rumoren; er'ist mit sich selbst im Krieg, darum sucht er Händel mit Anderen. Er sieht seinen Nachbar, das deutsche Volk, ruhig und bedachtsam, in treuer Arbeit, im wachsenden Wohlstand sich einen, heilsame Gesetze bilden, das öffentliche Wohl gewissenhaft verwalten. Die ganze Welt betrachtet dies Alles mit Achtung, nur der Franzos, statt sich ein Beispiel daran zu nehmen, was thut er? Neidisch auf den Nachbar, will er ihm die Ernte sei ner emsigen Arbeit zerstören und spricht dabei von Freiheit und Zi vilisation. Dahinter aber steckt die Ländergier, die^gcmeine Naub- sucht. Auf unseren Bergen grünen die Wälder, die Franzosen haben ihre Wälder verwüstet. Und tief unter der Erdkrume, darauf der Landmann arbeitet, ruht von Urzeiten her die Kohle, die unsern Gewerbfleiß fördert. Die Franzosen wollen sich unsere Kohlenländer am Rhein und an der Saar holen und sprechen dabei von Freiheit und Zivilisation, die sie uns bringen wollen. Ja, wer kann aber etwas bringen, was er selber nicht hat, und was man auch nicht stehlen kann? Der Mann, der die Franzosen regiert, hat oft glück lich gespielt. Er hat auf die Dummheit und Schlechtigkeit der Men schen spekulirt und dabei gewonnen. Nun hat er auf die Dummheit und Schlechtigkeit der Deutschen spekulirt, hat gehofft, es werde so