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TharM Mn, Menlehn und die UmMilden. ImlsblaU sür die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. « ru^ und Ut-ia.- d, i. Muri:» Berber m — r>.r«»>ri!L-.U!ch lür dr« !>iedallw>! Marti» Nerger da>r.--i>. No. 126. SouuKhMh, deU 24. Oktober 1896. Bekanntmachung. Die 8vklo»»sn- und beim Nathhausumbau sind zu Sisnlre«» sind nur Tonnsdenit, 24. ü. M. zwischen S ueicl S »svkmittsgs gegen Erlegung von je 20 Pfennigen bei dem Unter zeichneten zu erhalten. Wilsdruff, am 23. Oktober 1896. Der S L a d t r a t h. Bnrsinn, Bürgermeister. ZUM 21. Sonntage nach Lnnitatis. Jesaias 45, 21: Es ist kein Gott außer mir, ein gerechter Gott.und Heilaud. Dies kurze Sprüchlein ist eigentlich eine Frage. Der Herr, der Himmel und Erde geschaffen und aus den Erden- Pilgern sich Israel auserwählt hatte als Volk, stellt an dies Volk die Frage: Habe nicht Ich solches euch von altersher verkündiget, Ich, neben dem kein anderer Gott ist, der gerechte Gott und Helfer? lind Israel muß der Wahrheit die Ehre geben und cingestehen: Dn bist Gott, und außer dir ist kciu Gott. Der Blick auf die Natur, Gottes Schöpfung — der Blick auf die Geschichte des Volkes, Gottes Regierung — beides zwingt dem ehrlichen Israeliten dies Zugeständnis; ab; beides be weist ihm schlagend, daß Jchovah Gott ist und keiner mehr, w Für die Leute unserer Tage sind Schöpfung und Negierung Gottes keine schlagenden Beweise sür das Dasein Gottes mehr. Sie stellen getrost beides in Frage. Die Schöpfung soll aus sich selbst hcrvorgegaugen sein, soll sich ohne Znthnn eines Schöpfers entwickelt haben. Au die Stelle der göttlichen Negierung treten die Natur gesetze, gegen deren eisernes Walten es keine Berufung giebt. In einer solchen Weltanschauung hat der liebe Gott keinen Platz mehr. Nur schade, daß das Herz des Menscheu sich den Denkarten des Verstandes in diesem Punkte durchaus nicht lügen will. Im Gcgentheil: der Dnrst nach Erkenntnis;, der unsere Zeit beherrscht, macht die Herzen nur immer unruhiger nud läßt das unnennbar schmerzliche Gefühl Anes tiefen ungestillten Heimwehs in ihnen zurück. Auch die bewußten Gottesleugner können doch dies Heimweh ihrer Seele nicht leugnen; es geht wie ein leiser Strom Mch's Me?r. Ihre Weltanschauung wie ihr Leben schließt nüt einer Dissonanz. Schon der Psalmist wußte: die Gottlosen (die Leute, die keinen Gott mehr haben) haben 'einen Frieden. Ilm Frieden zu bekommen und den Durst der Seele stillen, bleibt nur übrig, zu der Weltanschauung sich Mckzuwenden, die in der heiligen Schrift niedergelegt ist. W muthet uns kein Opfer unseres Verstandes zu, wie "'eise Thoren meinen; sie verlangt nur, daß wir Grenzen Alleres Erkennens anerkennen sollen, über die es während ?>eres Erdcnwandels kein Vordringen mehr giebt. Jnncr- Mb dieser Grenzen liegt für den menschlichen Geist ein 5 ungeheures Gebiet des Erkennbare», ein so riesiges R.beitsfcld der Wissenschaft, das; die Jahre, die der Erde schieden sind, nicht ausreichen werden, um es ganz zu gründen. Aber wir müßten, uni uns mit diesem Felde ^.bescheiden, demüthig werden, und der Charakterzug unserer Zeit ist der Hochmuth. . . Den Demüthigen giebt Gott Gnade. Wer sich mit "Wem Verlangen zu ihm zurückweudet, empfängt Licht W seinem Heiligthume, und seine Zweifel werden ihm Gott selber gelöst. Wohl dem Menschen, der dann H Resultat seiues Deukeus und seines Lebens fröhlich ."Erkennen kann: Nein, es ist kein Gott außer dir, ein ge- ^h^rGott und Heiland! Die Reform des MititärstrafproMes. erfolgte Vorlegung eines Gesetzentwurfes, betr. liü eines einheitlichen Militärgerichtsvcrfahrens na» Mize Reich, zunächst im Bundesrathe hat diese ME wichtige Frage endlich dem Stadium parlamentarischer dies ""6 nahegerückt. Wie sie sich weitereutwickelu wird, Reibt freilich noch völlig abzuwarten, aber zum dak Wen kann man doch mit Genngthunng feststellcn, Glbe Einbringung der genannten Vorlage iin Bundes- ZLWWrcr inneren politischen Lage wieder eine gewisse so in«» und Klarheit verleiht. Denn gerade die schon uge schwebende Angelegenheit einer Reform der Mili tärstrafprozeßordnung hatte ein sich immer fühlbarer machendes Moment der Beunruhigung und Ungewißheit in die inneren politischen Verhältnisse des Reiches hinein- getrageu. Wurde doch der Rücktritt des preußischen Kriegs- ministers Bronsart v. Schellendorff direkt mit der geplanten Reform in Verbindung gebracht, sensationelle Gerüchte über- tiefgehende Meinungsverschiedenheiten an den maßgebenden Stellen über die Neugestaltung der Militärstrafprozeßord- nuug tauchten auf uud schließlich ging sogar die Nebe von einer abermaligen Kanzler- und Negierungskrisis. Die stattgefundene Zuleitung des Neformprojektes an den Bundesrath bereitet all' diesen Gerüchten und Muth- inaßungen ein Ende, der vornehmste Vertreter der vielum- strittencn Neformmaßreqel unter den Näthen des Kaisers, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, hat den erwähnten bedeutsamen Schritt durchgesetzt, und letzterer beweist vor Allem, daß an einen abermaligen Kanzlerwechsel bis auf Weiteres nicht zu denken ist. Vielmehr erscheint die Stellung des Fürsten Hohenlohe, nun er wirklich die von ihm mit befürwortete Vorlage wegen der Herbeiführung einer einheitlichen Militärstrafprozeßördnung den Vertretern der verbündeten Regierungen unterbreiten konnte, neuge- kräftigt, den Gerüchten über eine angeblich bevorstehende Veränderung in dem obersten Neichsamte ist hiermit der Boden zweifellos entzogen. Was nun den Inhalt dieses wichtigen Gesetzentwurfes anbelangt, fo wird hierüber von zuständiger Seite noch Schweigen beobachtet; wie von den Berliner halbamtlichen Blättern angedentct worden ist, stünden seiner vorzeitigen Bekanntgabe militärische Bedenken entgegen. Es bleibt demnach abzuwarten, inwieweit die Bestimmungen des Ent wurfs den Erwartungen, mit denen man ihn in weiten Kreisen des deutschen Volkes entgegensieht und welchen ja auch schon durch die parlamentarischen Vertreter der Nation im Reichstage wiederholt Ausdruck verliehen worden ist, entsprechen werden. Daß aber das heutige Militärstraf- prozeßverfahreu, wie es in der preußischen Armee und den ihr ungegliederten Kontingenten der anderen Bundesstaaten gilt, im Allgemeinen ganz veraltet ist und vor Allem den modernen Nechtsanschauungen nicht mehr entspricht, das ist bekanntlich selbst von den preußischen Kriegsministern der letzten 25 Jahre sämmtlich zugegeben worden, trotzdem scheiterte das Werk einer Reform der Militärstrafprozeß ordnung immer wieder an eigenthümlicheu und hinlänglich bekannten Schwierigkeiten berMs im Keime. Jetzt endlich sind dieselben soweit überwunden worden, daß zum ersten Male der ausgereifte Entwurf eines Militärgerichtsver fahrens für das ganze Reich dem Bundesrathe unterbreitet werden konnte, von welcher Körperschaft aus er wohl auch baldigst dem Reichstage zugeheu dürfte. Hoffentlich weist derselbe namentlich die in Bayern schon längst bewährten Grundsätze der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Haupt- Verfahrens auf, was ja schon der Reichskanzler bei seiner Ankündigung der jetzt in Sicht gekommenen Reformvorlage in der Reichstagssitzung vom 18. Mai d. I. angedeutet hat. Sieben der mangelnden Oeffentlichkeit und Mündlich keit bei der militär-gerichtlichen Verhandlung treten in dem bisherigen preußischen Verfahren besonders noch der Um stand hervor, daß der Auditeur Ankläger nud Auditeur in einer Person ist, daß ferner die Urtheile des Militärge richts eigenlich nur Gutachten sind, die der allerhöchste Ge richtsherr nach Belieben umstvßen kann und daß endlich Ke Militärgerichtsbarkeit sich auch auf Fälle erstreckt, die lein militärisches, sondern ein rein civilrechtliches Vorgehen des Angeklagten involviren. Auch in diesen letzteren Punkten erscheint der preußische Militärstrafprozeß offenbar reform bedürftig, es ist aber schon jetzt fraglich, ob der neue Ent wurf auch hierin die alten Einrichtungen allenthalben preis geben wird. Oer steigende Zinsfuß und die wirthschaftliche Lage In den Börsenblättern wird man nicht müde, von der herrschenden Geldknappheit und dem steigenden Zinsfüße zu reden. Um uneingeweihte Geschäftsleute, Gläubiger wie Schuldner, nicht irre zu leiten, resp. nicht zu erschrecke«, sei gleich erwähnt, das; die Steigerung des Zinsfußes bis cher nur vou den Banken für die svgenanten Diskonto-Ge- schäfte vernommen wurde, also der sonst im Lande bei Hy potheken und Staatspapieren übliche Zinsfuß von dieser Steigerung ganz unberührt blieb. Lehrreich rst nun zu er fahren, daß wohl unterrichtete Börsenblätter berichten, daß die Ursachen der Geldknappheit im Wesentlichen auf der Ucberspeknlation und zum Theil einer Inanspruchnahme des heimischen Kapital durch den Handel und Verkehr, wie sie seit 25 Jahren nicht konstatirt worden ist, beruhen. Aber auch das sehr lebhaft gewesene Emissionsgeschäft hat die Flüssigkeit des Geldstandes ungemein beeinträchtigt. Stach einer zuverlässigen Zusammenstellung umfaßten im ersten Semester 1896 an der Berliner Börse die Einführnng neuer Anleihen 301 Millionen, die Subscriptionen 693 Millionen nnd die Ausübung von Bezugsrechten 98 Mil lionen Mark! Es ist selbstverständlich, daß viele dieser neuen Papiere Abnehmer nicht gefunden haben, und daß sie in dieser oder jener Weise theils die Banken, theils die Spekulanten stark belasten. Auch haben seit dem 1. Januar l895 ungemein viele Neugründnngen von Aktien-Gesell- schafteu stattgesunden, deren Aktien wohl auch vielfach unr auf Spekulation mit fremdem Gelde gekauft wurden. End- üch ist nicht zu verkeimen, daß Nnßland und Amerika viel Goldgeld au sich zu ziehen suchen, welchem Gebühren die großen Banken in England, Frankreich nnd Deutschland durch die Erhöhung des Diskontos natürlich auch einen Riegel vorschieben. Ziemlich beruhigend wirkt in der Frage der Geldknappheit eine Ansprache des Reichsbank-Präsi denten Dr. Koch auf einem Bankett des deutschen Haudels- tages. Dr. Koch sagte: die Anerkennung, die er gefunden, schätze er um so höher, als er ebeu erst geuöthigt gewesen, im Handel die Betriebsmittel zweimal zu vertheuern, aber die Nothweudigkcit hierzu sei keiu schlimmes Zeichen, sondern eine Folge der Blüthe der Industrie und des Handels, die einen Höhepunkt in ihrer 25jührigen Entwickelung er reicht hätten. Das Beste an dieser Entwickelung sei der Umstand, das; es sich bei derselben nicht um eine vorüber gehende Erscheinung, sondern um eine erfreuliche Stetigkeit handele. Sein Streben sei allezeit gewesen, eine starke Goldreserve herzustellen, und das Lob, das ihm gespendet wurde, sei zum Theil berechtigt, da die Gefahr für unsere Währung seit den Vorgängen des 17. März in London (die Niederlage der Bimetallisten im englichen Unterhause) als glücklich beseitigt angesehen werden könne. Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Mittwoch um 8 Uhr Abends mittels Sonderzuges auf der Wildparkstation eingetroffen, wurden von den fünf ältesten Prinzen am Bahnhofe auf das herzlichste begrüßt und be gaben sich zu Wagen nach dem Neuen Palais. Unser Kaiserpaarhatte sich, wie längst in Aussicht genommen war, nach Beendigung der Feier der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Porta Westfalica nach Wiesbaden begeben. Das russische Kaiserpaar wohnt bekanntlich zur Zeit noch bei den großherzoglich hessischen Herrschaften in Darmstadt, von wo es kürzlich Ausflüge uach den nahen Orten Homburg, Crouberg und Wies baden gemacht hatte. Bei der Nähe der Aufenthaltsorte beider befreundeten Kaiserpaare hätte es auffällig erscheinen müssen, wenn eine persönliche Begegnung unterblieben wäre. Wir glauben anuehmen zu können, daß die beiden Monarchen