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Zweites Blatt. ThmM, Mn, Menlkhn lind dir UmWtndtN. Imlsölull !ür die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. ^scheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge» 1 Alk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro drei gespaltene Corpuszeile. Druck und Verla« von Martin Berqer in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 111 Sonnabend, den 19. September 1896 Zum 16. Sonntage nach Trinitatis. Maleachi 1, 6: Ein Sohn soll seinen Vater ehren, und ein Knecht seinen Herrn. Bin Ich nun Vater, wo ist Meine Ehre? Bin Ich Herr, wo fürchtet man mich, spricht der Herr Zebaoth. . Dieses Wort hat der letzte Prophet des alten Bundes M seinem Volke, besonders den Priestern in Israel zu- ^Men. Maleachi hat sonst wohl freundlichere Worte; A Ä ein feiner Prophet," wie Luther sagt, „der schöne Spruche hat von Christo und dem Evangelio, welches er .Mnet ein rein Opfer in aller Welt." Das obige Wort - w sehr ernstem Tone geredet, wie die heillosen Zu- Mde Israels es erforderten. Undank gegen Gott, tiefe . ^chlaffnng des religiösen Lebens, das in öden Formel- N Lippendieust ausgeartet war, und Bezweiflung der Wichen Liebe gingen bei Hoch und Niedrig im Schwange. E Hirten trieben es noch ärger als ihre Heerde nnd 2" das übelste Beispiel. Zürnend muß ihnen der All- >Mge das vierte Gebot in Erinnerung bringen: Bin Nun Vater, wo ist Meine Ehre? Bin Ich "rr, mo fürchtet man Mich? dj Wenn Gott der Herr heute vom höchsten Throne auf Christenheit herniederschaut, die nach seinem Sohne den trägt, so hat er allen Grund, an sie dieselbe Frage gl Achten.' Viele Tausende wissen kanm noch, daß sie zMen heißen; sie halten es mit dem sozialdemokratischen ^Mer, der frech und frei bekennt: „Längst in meinem Kn Kopf ist der liebe Gott gestorben." Indem sie jede dsM Autorität verleugnen, werfen sie auch den Respekt der himmlischen Autorität zum alten Gerümpel. llD'e, die auch nach Tausenden zählen, wollen zwar den jhWeuuamen noch beibehalten, aber sie denken nicht daran, lieben nach dem Willen und Weisungen ihres Gottes ^ Heilandes einzurichten. In der Noth wenden sie sich einmal an ihn; wenn er geholfen hat, danken sie IO geschweige daß sie sich änderten. Der Undank nnd ^/'Mektlosigkeit gegen Gott ist eine furchtbare Krank- des Geschlechtes unserer Tage. An dieser Krankheit geht elend zu Grunde, wer sie h? erkennt und bekämpft. Gott läßt die Ungehorsamen Undankbaren eine ganze Weile gewähren, aber schließ- iib°?rechcn seine Gerichte herein, über sündige Völker wie einzelne Sünder. Unser deutsches Volk wird davon ^Ausnahme machen. .Höre darum auf die warnende Prophetenstimme, der abgewandt hast von Gott. Ergreife, fo lange es heisst, die Hand, .die er liebevoll Dir entgegenstreckt du warten, bis dieselbe Hand dich zerschmettert? h»? Glockenklang, den du am Sonntage hörst, jedes 1h? Wort, das dir in's Ohr fällt oder in's Auge jedes Vi, das du erblickst, ist eine freundliche Einladung an warum willst du sie ausschlagen? Kehre heim X^aterhaus; dein Vater, der zugleich der König aller wartet auf deine Rückkehr. Nur versäume die X »icht, wer weiß, wie bald du keine Zeit mehr hast. nach einem verlorenen Leben an der Thüre des ^x^uses anzuklopfen und sie für immer geschlossen zu Kartoffelbau und Lartoffelhandel. leit dem letzten Jahrzehnt in fast allen Ländern ,Illich gestiegene Verbrauch von Kartoffeln giebt dem Xin und Kartoffelhandel eine viel größere Be- die Landwirthschaft und den Handel, als man denkt, und es wird hohe Zeit, daß die deutschen st iWM daran denken, den Kartoffelbau noch zu steigern, Xi « . massenhaft in Deutschiano gebauten und aner- Xlslin" Sorten die Einfuhr fremder Kartoffeln nach bedeutend zugenommen, die Kartoffelausfuhr . ^genommen hat. Die Umwandlung im Kartoffel- Mst leg 1880 muß alle Landwirthe in Staunen setzen. X .W Deutschland noch ein Kartoffelexportstaat, wäh- X «.M "ur LH den Kartoffelhandelsstaaten zählt, der Xkm/Xude Mengen ausführt (1895 noch 1,220,650 , h XfN, aber noch mehr eingesührt hat (1,323,441). M 1880 führte Deutschland ein 35381 Tonnen Kartoffeln im Werthe von 1,5 Millionen Mark und expor- tirte 578,951 Tonnen imWerthe von 52,1 Millionen Mark. 15 Jahre genügten um 1895 die Einfuhr auf 132,344 Touneu im Werthe von 4,1 Mill. Mk. (1891, 226,716 Tonnen und 14,1 Millionen Mark) anschwellen zu lassen, während die Ausfuhr auf 122,663 Tonnen im Werthe von 5,5 Millionen Mark fiel (1883, 50,115 Tonnen und 2,4 Millionen Mark). Oesterreich-Ungarn ist jetzt ein Kar- toffelexportstaat; 1877 noch wurden in das österreich ungarische Zollgebiet 110,233 Doppel-Centner Kartoffeln eingeführt und 79,063 D.-Ctr. ausgeführt. 1895 hat sich das Blatt gewendet; es wurden 218,018 D.-Ctr. importirt, aber auch 332,550 D.-Ctr. exportirt, also genau die gegen sätzliche Entwickelung wie in Deutschland. Ein hervor ragendes Kartoffelexportland ist Frankreich, dessen Einfuhr nur 400,000 D.-Ctr. beträgt, während die Einfuhr mehr als 1 Millionen Doppel-Centner mehr ausmacht. Frank reich exportirt nach England, Belgien, Algier, Brasilien. Die Gefammtausfuhr bewerthet sich auf 11 Millionen Franks. Italien verdankt feine Stelle als Kartoffeln aus führendes Land seinen Frühkartoffeln, die ausgezeichnet gerade in der Zeit genießbar sind, wo die alten Kartoffeln in Deutschland anfangen, knapp und schacht zu werden. 1894 wurden 242,710 D.-Ctr. im Werthe von fast 2 Millionen Lire namentlich nach Deutschland, Oesterreich und der Schweiz ausgeführt. Die Niederlande nnd Belgien sind rege am internationalen Kartoffelhandel in der Richtung mäßigen Ausfuhrüberschusses betheiligt; die Niederlande importirten 1894 437,320 D.-Ctr. und exportirten 680,833 Doppel-Centner, Belgien führte 503,310 D.-Ctr. ein und setzte ans Ausland 834,168 D.-Ctr. ab. Großbritannien ist aber ein Kartoffel-Importland; 1895 führte es fast 1 Million Doppel-Centner ein, und zwar zumeist von Frank reich und Deutschland, und verausgabte dafür 11,7 Mill. Gulden. Die Schweiz ist mit 294,078 D.-Ctr. Einfuhr 1894 im Werthe von l,4 Millionen Franks gleichfalls Kartoffeleinfuhrland. Der Haide-Baron. Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Hermann war sehr nachdenklich geworden. Sprach dieser Mann die Wahrheit, dann war ten Feern als Zeuge mindestens zweifelhaft geworden, da die Namensfälschungen auf eine dunkle, Vergangenheit schließen ließen. „Das wäre allerdings eine furchtbare Tragödie, sagt: er nach einer Weile, „wenn der eigene Sohn in dieser Weise sein Opfer geworden wäre. Und welch' ein Schicksal für den alten Wiedekind! Nun, dieser wird jedenfalls am besten seine Persönlichkeir fcststellcn können. — Sie werden also am 1. August in A. erscheinen, Herr Wittekop?" „Wann reisen Sie zurück?" fragte dieser. „Vielleicht heute noch —" Der Haidebaron überlegte einen Augenblick. „Sie meinen, daß mein Zeugnis hinreichend zu einer Verurtheilung sei? —" „Zu einer längeren Zuchthausstrafe unbedingt," erwiderte der Det.ktio ernstoaft, „da man ibn leider ohne Geständniß oder tbatsächliche Beweise nicht zum Tode oerurtheilen kann. „Sie sinv nicht bloS ein unbescholtener, sondern auch ein hier ansässiger angesehener Mann, dessen beeidigte Aussage Niemand angreifen oder anzweifeln kann." „Natürlich, die Sache liegt auf der Hand," sagte Wittekop, zerstreut Mit einem Messer spielend, „obwohl cs nur nicht angenehm ist." „Das mußten Sie doch vorauLsetzen, als Sie ihn mir in H. der.unzirten? — Eine solche schwere Anschuldigung muß man auch vertreten können. Sie haben nichts zu riskiren, da Sie ihn erst später vor dem Schwurgericht Wiedersehen." „Ja so, das ist richtig, ich vergaß die Voruntersuchung. Wissen Sie was, lieber Freund? — Warten Sie bis morgen, dann reisen wir zusammen." „Gut, das ist ein Wort, Herr Wittekop! — Sie müssen bedenken, daß ich ohne ihr Zeugniß in Teufels Küche käme, weil ich keinen anderen Anhalt zu seiner Verhaftung hatte, und daß Sie folglich ein- sehr wichtige Persönlichkeit für mich sind." „Ja, ja, das sehe ich ein und kenne jetzt meine Pflicht. Trinken wir noch ein Glas, und zwar ein Pereat diesem ten Feern, alias Northof —" „Ein Pereat dem Mörder alias Landry!" setzte der Detektiv, ruhig sein Klas erhebend, hinzu. Der Haide-Baron ergriff das seine, doch die Hand zitterte so heftig, vaß er es wieder niedersetzen mußte, wobei der Wein verschüttet wurde. „Ich habe heute des Guten zu viel gethan," sagte er kurz auflachend, „ein Gläschen darüber rächt sich gleich an meinem Nerven-System." „Das ist das Schicksal aller reichen Lebemänner," bemerkte H.rmann achselzuckend. „Was bringt der freche Patron auch einen solchen Trinksprnch aus," setzte er in Gedanken hinzu. „Bist Du abergläubisch, wie es scheint, dann haben wir Dich bald an der Angel." Es wurde nun verabredet, daß man mit dem Nachtzuge reisen wolle, weshalb der Detektiv nicht im Gasthofe übernachten wollte, sondern sich nach dem Bahnhofe begeben wollte, wo er im Wartesoal ein Unterkommen finden konnte, da die Gesetze früher in dieser Hinsicht nicht streng gehandhabt wurden. Der eigentliche Grund dieses Entschlusses war nicht Sparsamkeit, sondern Mißtrauen, welches er gegen den Haide- Baron hegte, weil er den Fuchs für gerieben genug hielt, sich diese Reise nach allen Seiten hin zu überlegen und bei der leisesten Witterung von Gefahr den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und zu verschwinden. Daß er in diesem Falle nicht mit'der Bahn abreisen würde, war sicher genug. Da ein Berliner Detektiv indeß jedem Spitzbuben an Lfft doch gewachsen war, ja über sein muß, so nahm Hermann ohne weiteres Bedenken ein Zimmer in einem dem Gasthof gegenüberliegendem Hause, das ein Zettel im Fenster als miethfrei bezeichnete, und das er für einen Monat im Voraus bezahlte. Ruhig eine Cigarre rauchend, hielt er, von der Gardine halb verborgen, am Fenster Wache. Nach Mitternacht ging der Nachtzug ab, jetzt war es zehn Uhr Abends. Drüben im Gasthof war noch alles lebendig, nach und nach verlöschten die Lichter, um elf Uhr war das Haus geschlossen, und was jetzt noch ankam oder fort wollte,, mußte vor dem Portier passiren. Da rollte ein Wagen durch die Straße, es war eine Droschke, welche drüben vor dem Hotel hielt. Vielleicht wollte ein Gast mit einem früheren Zuge noch fort. Hermann schrieb einige Zeilen für die Mithin, welche er auf den Tisch legte, und schwang sich hierauf gewandt aus seinem parterre gelegenem Fenster. Er schlüpfte durch die Straße und dann nach der entgegengesetzten Seite hinüber, wo er mit raschen, festen Schritten sich dem Hotel näherte. Der Hausknecht brachte einen Koffer heraus, während der Portier eine Handtasche nachtrug. „Sie können mir wohl nicht sagen, ob Herr Wittekop auf seinem Zimmer ist?" fragte der Detektiv den Portier, „sonst übergeben Sie ihm wohl diesen Zettel — ach, da sind Sie ja selber," unterbrach er sich, auf den erschrocken zurück weichenden Haide-Baron zutretend, „ich bin ganz außer Athem, bin vom Bahnhof hierher gerannt, weil ich mein Taschenbuch mit werthvollem Inhalt verloren habe. Meine einzige Hoffnung ist, daß ich es bei Ihnen habe liegen lassen, Herr Wittekop!" „Was fällt Ihnen ein?" erwiderte dieser brüsk, dann hätte ich's doch finden müssen. Ich halte das für eine Beleidigung, Herr Hermann!" „Aber das ist doch nicht Ihr Ernst? — Dann bitte ich tausendmal um Entschuldigung. Sie wissen, Herr Wittekop, daß es die Papiere unseres Gefangenen enthielt." „Das ist noch schöner," rief der Haide-Baron bestürzt, „dergleichen verwahrt man doch besser." „Ich trug das Buch stets in der Brusttasche," vertheidigte sich der Detektiv scheinbar zerknirscht, „oder hab' ich es viel leicht —" Er trug einen leichten Sommer-Ueberzieher, in dessen Seikntaschen er jetzt, wie sich besinnend, seine Hände versenkte. „Alle Wetter, die Tasche hat ein großes Loch und tief unten im Rock steckt das Buch. Na, Gott sei Dank, es wäre ein zu schwerer Verlust für mich gewesen. Also noch einmal Pardon, Herr Wittekop! Sie sind, wie ich sehe, schon reise-