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WM MtzW WM, W», Ätdkckhil lÄ die W-Md". Arntsbtatt für die Kgl. UmtshEtmannschast zu Weißen, das Kgl- Amtsgericht und de» Stadtratß zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementprcis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montag» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 45. Freitag, den 7. Ium 1889. Bekanntmachung, -ie Revision der Wahllisten für die Landtagswahlen betr. Nach § 24 des Gesetzes, die Wahlen für den Landtag betreffend, vom 3. Dccember 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 1378) ist i« Monate Juni jeden Jahres eine Revision der Landtagswahllisten vorzunehmen, und haben die mit deren Führung beauftragten Organe am Ansange genannten Monates hierauf, sowie auf das jeden Betheiligten zustehende Recht der Einsichtnahme in diese Listen und auf die Nothwendigkeit, etwaige Einsprüche gegen den Inhalt rechtzeitig anzubringen, öffentlich aufmerksam zu mach.n. Den Ortsbehörden des hiesigen Verwaltungsbezirkes wird dies unter Bezugnahme auf den, die Anlegung der Landtazswahllisten betreffenden Erlaß vom 16. vorigen Monats — 3739 — zur Nachachtung hiermit eröffnet. Meißen, am 1. Juni 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Bekanntmachung. Die diesjährigen Grasnutzungen auf der Vogelwiese, vor der Schießmauer, auf der Wiese am Badeplatze, rechts und links an der Frei berger Straße und der Brücke, links am Mühlgraben und in den Stadtgräben sollen Dienstag, den 11. Juni -. I., Nachmittags H Uhr, im hiesigen Schießhause unter den daselbst bekannt gemacht werdenden Bedingungem meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 31. Mai 1889. Der Stadtgemeinderath. Z. V. ^unke. Bekanntmachung. Laut anher erstatteter Anzeige ist das bei hiesiger städtischer Sparkasse auf den Namen Carl Heinrich Seidel in Wüsthetzdorf ausgestellte Einlagebuck No. 30698 dem Einleger abhanden gekommen. Mit Hinweis auf § 18 deS für die städtische Sparkasse hierselbst geltenden Regulativs wird der etwaige Inhaber dieses Einlagebuchs hiermit aufgefordert, seinen Anspruch an dasselbe, wenn er solchen zu haben vermeint, bei V.rlust desselben binnen 3 Monaten vom Tage dieser Bekannt machung ab gerechnet, bei uns anzuzeigen. Wilsdruff, am 5. Juni 1889. Der Stadtrat h. I. V. H rr IL li k. Tagergeschichte. Berlin. Der Schah von Persien trifft am 9. Juni (am ersten Pfingstfeiertage) Nachmittags 6 Uhr hier ein. Der Kaiser wird ihn per sönlich auf dem Bahnhofe empfangen und nach Schloß Bellevue begleiten, wo der Schah Wohnung nimmt. Der Aufenthalt des Schah in Berlin ist nur auf 3 Tage bemessen. Zu den Besuchen, welche der preußische Hof im Sommer erwartet, gehört, laut einer Meldung der „Köln. Ztg." der des Königs von Griechenland; derselbe wird sich demnächst zur Vermählung seiner Tochter nach Petersburg begeben und wahrscheinlich auf der Rückreise Berlin be rühren. Man spricht noch immer von der Möglichkeit, daß Kaiser Wilhelm sich zur Vermählung seiner Schwester mit dem Kronprinzen von Griechen land nach Athen begeben könnte. Näher« Festsetzungen darüber sind indessen noch nicht tingetroffen) man wollte sogar wissen, daß mancherlei Bedenken dagegen aufgetaucht wären. — lieber die zu erwartenden Gegenbesuche der Kaiser von Rußland und von Oesterreich-Ungarn am deutschen Hofe tauchen ebenfalls wieder allerlei Meldungen auf. Ein mit Hofkreisen in Verbin dung stehender Correspondent erfährt angeblich aus zuverlässiger Quelle, daß Kaiser Franz Joseph Anfang August, nach der Rückkehr des Kaiser Wilhelm von London, den Gegenbesuch in Berlin abstatten werde. Kaiser Franz Joseph werde bei dieser Gelegenheit Kaiser Wilhelm einladen, an den Herbstmanövern in Mähren Theil zu nehmen; man erwarte die Zu sage Kaiser Wilhelms. Die Monarchen werden im Schlosse des Grafen Kalnoky-Lcttowitz Quartier nehmen, nach dem Manöver würden die beiden Kaiser Herbstjagden in Steiermark abhalten. — Was den Besuch des Zaren betrifft, so erfährt derselbe Correspondent, daß die Reise nach Deuschland auf Ende August nach dem Manöver festgesetzt sei. Wahrscheinlich werde der König von Dänemart, der zu jener Zeit zur Hochzeit des Großfürsten Paul in Petersburg weile, mit dem Zaren gemeinsam die Reise nach Däne mark antreten, von woaus sich der Zar nach Deutschland begeben wolle. Den auf den Zarenbesuch bezüglichen Meldungen ist oft widersprochen worden, daß man füglich jede derartige Mittheilung, sofem sie aus irgend verläßlicher Quelle kommt, nur einfach registriren kann. Die Herren Bebel und Liebknecht lassen in Folge von Anfragen, die an sie gerichtet worden, nochmals erklären, daß das Hauptgewicht auf die Wahl einer möglichst großen Zahl von Vertretern zum Pariser interna tionalen Arbeitercongreß zu legen sei. Es sei „nothwendig" (?), daß die deutschen Arbeiter in Achtung gebietender Anzahl In Paris vertreten seien. Die Mittel seien nicht unerschwinglich. Ein Vertreter, von Berlin oder Dresden entsandt, könne die Reise nach Paris, eine zwölftägige Abwesen heit in Berechnung gezogen, für 250 Mk. unternehmen. Entschädigung für versäumte Arbeitszeit ist dabei nicht einbegriffen. Im Ganzen würden sich danach die Kosten jedes einzelnen Vertreters auf etwa 300 Mk. stellen. Herr Bebel, der diese Summe nicht für unerschwinglich erklärt und als die Hauptsache hinstellt, das möglich viele Arbeiter nach Paris entsandt werden, scheint von der finanziellen Lage der Arbeiter eine weit günstigere Auffassung zu haben, als der Leitartikelschreiber des „Berliner Volksblattes", der in derselben Nummer, in welcher die Bebel'sche Erklärung veröffentlicht wird, ausführt, daß in den meisten Arbeiterfamilien ein dauerndes Deficit vorhanden sei. Ein dauerndes Deficit und dabei doch 100 Thaler eine Bagatelle! Einer Erläuterung dieser Gegenüberstellung bedarf eS nicht erst. Sehr bezeichnend ist auch der Schluß: „Wünschensw.rth ist, daß auch eigent liche Arbeiter mit gewählt werden." Welch eine köstliche Selbstironie! Man hatte bisher angenommen, daß es sich um einen Arbeitercongreß handeln solle, und nun erfährt man, daß es nur wünschenswerth, nichtnothwendig ist, daß die Conferenzmitglieder auch eigentliche Arbeiter seien. Nun be greift sich erst recht der Haß der deutschen Socialdemokraten gegen die englischen Gewerkschaftler, die allerdings bisher stets auf ihren Congressen den „un- eigentlichcn Arbeitern" die Thür gewiesen. lieber die Erregung, die sich in der französischen Presst in Folge de» angeblichen Besuchs Straßburgs seitens König Humberts von Italien kund- gethan hat, schreibt der „Standard" vom 29. Mai: „Die völlige Gleich« giltigkeit, mit welcher in ganz Deutschland das Schimpfen der französischen Presse über den angeblichen gemeinschaftlichen Besuch der Monarchen in Straßburg aufgefaßt worden, ist der einfache Ausdruck der Ueberzeugung, daß kein Franzose, welcher über auswärtige Politik schreibt, dies unparteiisch thun kann. In Deutschland hat man sich allmählich daran gewöhnt, der artige Schimpfereien gegen Kaiser Wilhelm und Köniz Humbert anzusehen als etwas, was alle Tage passiren kann — als einfaches Wüthen und Toben, hinter dem aber nichts steckt: in Folge dessen haben dir jüngsten Ausfälle der Pariser Zeitungen keinen Eindruck hier hervorgebracht. Des Fürsten Bismarck Erklärung in seiner großen Rede vom 11. Januar 1887, daß „Deutschland unter keiner Bedingung angreifen wird", ist sozusagen iu 8U06UM et 8Ln^uinem der Deutschen übergegangen. Derartige An griffe, wie sie in den letzten Tagen erfolgten, lassen, wie oben bemerkt, keinen weiteren Eindruck zurück; sie müssen aber selbstverständlich die innere Entfremdung der beiden Nationen vergrößern, zumal sie das letzte Mal in der Form roher Beleidigung des Gastes auf deutschem Boden aufgetreten sind. Sollte Frankreich jemals Deutschland angreifen, so dürfen seine fortdauernden Provokationen bei der Schlußrechnung nicht vergessen werden, sondern schwer ins Gewicht fallen. Wenn übrigens die Absicht eines ge meinschaftlichen Besuchs in Straßburg je bestanden hätte, so würde dieselbe sicher ausgeführt worden sein, trotz aller ausländischen Schimpfereien." Weitere Nachrichten aus den Vcrei nigten Staaten lasten dieBe- fürchtung auskommen, daß die Zahl der Opfer der Katastrophe in Wcst- Pennsylvanien größer ist, als bereits angeben. Während bisher von 8 bis 10000 Todten gemeldet wurde, steigern sich jetzt die Berechnungen über die Zahl der Umgekommenen auf 15000, und in einigen New-Aorke,