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WM MMs ymM, Nch», Ziedkckh« M die MWkMtii. Amtsblatl für die L«l- Kmisbauptmamilckaft zu Meißen, das K«l. UmtsgmLt und den Kiadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 83. Freitag, de« 18. Oktober 1889. Bekanntmachung, den Bezug -er Standesregister und Formulare für die Standesämter betr. Damit die Bestellung und Lieferung der für das Jahr 1890 auf Staatskosten zu beschaffenden Standesregister und sonstigen Formulare rechtzeitig erfolgen kann, werden die Herren Standesbeamten des hiesigen Bezirkes veranlaßt, ihren etwaigen Bedarf an solchen Formularen längstens bis zum 30. Oetober dieses Jahres anher anzuzeigen. Meißen, am 14. October 1889. Königliche Amtshanptmannschaft. v. Kirchbach. Bekanntmachung. Unter dem Rindviehbestande des Erbgerichtspachters Oswald Kunze in Herzogswalde ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Meißen, am 14. October 1889. Königliche Amtshanptmannschaft. v. «Kirchbach. Tagesgeschichte. Der Besuch des Zaren. Man schreibt der „Köln. Ztg." von hier unterm 13. Oktober: In Hoskreisen erzählt man sich, daß der Zar sowohl bei seinem Eintreffen wie während des ganzen Verweilens bei den Empfängen, Besuchen und Festlichkeiten von besonderer Freundlichkeit und Herzlichkeit gewesen sei. Der Zar, der sonst sehr schweigsam und ernst ist, habe eine ganze Reihe Herren der kaiserlichen Umgebung durch längere, sehr gnädige Unterredungen ausgezeichnet. Von besonderer Aufmerksamkeit aber sei er gegen den Fürsten Reichskanzler und den Grafen Herbert Bismarck gewesen. Sehr angenehm hat insbesondere berührt, daß der Zar bei dem ersten Frühstück, das er in der russischen Botschaft einnahm und an dem nur die Herren und Damen der Botschaft, sowie die deutschen zum Ehren dienst befohlenen Offiziere theilgenommen haben, als Antwort auf die vom Grafen Schuwalow gehaltene Begrüßungsrede ein Hoch auf den deutschen Kaiser ausgebracht hat, was von Kennern des Hoflebcns als ein durchaus ungewöhnlicher Vorgang geschildert wird. Die Nachricht, daß bei diesem Frühstück der deutsche Kaiser zugegen gewesen, erweist sich nachträglich als irrthümlich. Ueber den Inhalt der langen Unterredung, welche der Zar vorgestern Nachmittag mit dem Fürsten Bismark gehabt hat, verlautet selbst redend noch nichts zuverlässiges. Fürst Bismarck scheint die Anstrengungen des vorgestrigen Tages aufs Beste überstanden zu haben, wie denn über haupt die Vortrefflichkeit seines Aussehens, seine große Rüstigkeit, die mili tärische Strammbcit seines Ganges, die Lebendigkeit seiner Uuterhaltung allseitige Bewunderung fand. Nur während des fast dreiviertelstündigen Vorbeiparadirens der Truppen vor der russischen Botschaft wurde ihm das Stehen zuviel. Er mußte sich in die Wohnung des Botschasters zurück ziehen und sich durch eine Taffe Kaffee stärken. Geradezu sentationell aber wirkte das Erscheinen des Fürsten bei der Gala-Vorstellung in der Oper; die ältesten Berliner wissen sich kaum seiner Anwesenheit im The ater zu entsinnen. Die Eröffnung des Reichstages findet am 22. October Mittags 12 Uhr statt. Der Czarenbesuch in Berlin hat zu einer ganzen Reihe von Ordens verleihungen und sonstigen Auszeichnungen Anlaß gegeben. Kaiser Alexander zeichnete namentlich das Offizierkorps seines Grenadier-Regiments durch Ordensdekorationen aus; dem Generalgouverneur von Berlin und ehemaligen deutschen Militärbevollmächtigten in Petersburg, General v. Werder, verlieh Kaiser Alexander den St. Wlademir-Orden I. Klasse, welcher nur verhältnißmäßig selten zur Verleihung gelangt. Dem Fürsten Bismarck und dessen Sohne, dem Staatssekretär Grafen Bismarck, verehrte der Czar sein Miniaturporträt. Kaiser Wilhelm seinerseits zeichnete den russischen Hausminister Grafen Woronzow-Daschkow durch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens besonders aus; der Generaladjutant des Kai sers von Rußland, v. Richter, erhielt das Großkreuz des Rothen-Adler- Ordens; der erste Botschaftsrath an der russischen Botschaft in Berlin, Graf Murawiew, und der erste Botschaftssekretär Baron Budberg erhielten den preußischen Kronenorden. Berlin, 16. Oktober. Kaiser Alexander von Rußland hat dem Magistrat für die Berliner Armen 10 000 Mk. überwiesen. Der Kaiser Alexander und der Großfürst Georg statteten auf ihrer Heimreise dem großherzoglichen Hofe von Mecklenburg Schwerin den schon augekündigten Besuch in Ludwigslust ab, woselbst die russischen Herrschaften vom Sonntag Abend bis Dienstag verweilten. An letztge nanntem Tage dürften der Czar und der Großfürst Georg Ludwigslust wieder verlassen haben und nach Warnemünde weitergereist sein, wo nach privaten Mitteilungen der Czar sich mit seiner Gemahlin zu treffen ge dachte, Letztere hatte am Dienstag früh mit dem Großfürsten Kopenhagen auf der Yacht „Derschawa" verlassen, nachdem am Tage vorher die Ab reise der dänischen Königsfamilie und der Czarin von Fredensborg nach Kopenhagen erfolgt war. Am Eingang zur Deutschen Botschaft in Paris wurde am ver gangenen Donnerstag ein Packetchen aufgefunden, dessen Umhüllung die Aufschrift trug: An den Herrn Botschafter Deutschlands, Rue de Lille, Pari«. Das Packet wurde vom Deutschen Botschafter einem Polizetkom- missar übergeben und dieser ließ es nach dem städtischen Laboratorium zur Untersuchung schaffen. Französische Blätter berichten über die letztere Fol gendes : Nachdem die Umhüllung abgenommen war, kam ein Holzkistchen zum Vorschein mit der Adresse: An Se. Majestät den Kaiser von Deutschland Wilhelm II. Das Kistchen enthielt sechs in Seidenpapier eingewickelte Re volverpatronen von 7ram Kaliber. Ein beiliegendes, zweimal gefaltetes Stück Papier trug die mit Tinte geschriebenen Worte: „Hierbei für Sie ein Zeichen der Freundschaft eines französischen Patrioten." Die Patronen warcn geladen, jedoch wie die Untersuchung feststellte, mit keiner außerge wöhnlichen Sprengmasse. Ueber den Befund wurde sofort Bericht an den Polizeipräfekten ausgenommen. Der Exkönig Milan telegraphirte am 11. d. M. an den Regenten Ristitsch, daß er, trotzdem die Königin Natalie die Bedingung nicht an genommen habe, einer Begegnung des Königs mit seiner Mutter kein Hinderniß in den Weg legen wolle. Infolgedessen fand gestern eine Be gegnung zwischen der Mutter und ihrem Sohne statt. Der König begab sich nämlich Mittags, begleitet von seinem Gouverneur Dokisch, in das Absteigequartier der Königin-Mutter und hatte dort mit derselben eine ein stündige, ungemein herzliche Zusammenkunft. Die Unterhaltung fand unter vier Augen statt, nachdem der Gouverneur Dokisch sich auf Wunsch der Königin entfernt hatte. Morgen wird die Königin im Palaste ihren Gegen besuch abstatten. — Die Zusammenkunft Natalie's mit ihrem Sohne er folgte nach der „Magdeburger Ztg." erst, nachdem die Regentschaft kate gorisch erklärt hatte, die Begegnung sei unvermeidlich und würde stattfinden, auch wenn Milan seine Einwilligung nicht ertheile. — Die Könin Na talie theilte der Fürstin Usuroff die Abschrift eines ihr heimlich von dem jungen König von Serbien zugegangenen Billets mit, worin dieser seine Sehnsucht ausdrückt, sie zu sehen; die Regenten erlaubten eS aber nicht und ließen ihn sogar Nachts bewachen, um seine Flucht zu verhindern. — Nach einer Mittheilung des Wiener „Times"-Berichterstatters, hat der Metropolit Michael auf eine Frage der Königin Natalie von Serbien, ob er etwas thun wolle, damit die Ehe sch ei düng wieder aufgehoben werde, nach verschiedenen ausweichenden Etklärungen mit einem Nein geantwortet. So lange der alte Herr im Exil in Rußland lebte, erklärte er die vom Metropoliten Theodosius ausgesprochene Ehescheidung für ungesetzlich und hetzte alle Orthodoxen gegen seinen Amtsbruder auf; jetzt, wo er wieder im Amte ist, findet er zwar den Ehescheidungsspruch „nicht ganz korrekt," erklärt aber, daß weder er, noch die Synode die Ehescheidung aufheben könnten. London, 16. Oktober. Heute früh 4 Uhr fand in dem Kohlen bergwerk von Moßfield bei Longton in Staffordshire eine Entzündung schlagend er Wetter statt, «ährend sich 60—70 Männer und Knaben in der Grube befanden. Durch die alsbald in's Werk gesetzten Rettungsarbeiten waren bis 8 Uhr Morgens 10 Arbeiter lebend und 3 Leichen zu Tage gefördert. Letztere waren entsetzlich verbrannt. Man hegt lebhafte Be fürchtungen im Betreff der übrigen Arbeiter. Bis heute Nachmittag 3 Uhr sind 20 Leichen im Kohlenbergwerk Moßfield aufgefunden worden. Die Rettungsarbeiter wollen 48 Leichen in den Schächten gesehen haben, doch kann man sich denselben augenblicklich wegen Ansammlung schlagen der Wetter nicht nähern. Vaterländisches. Wilsdruff. Im „Gemeinnützigen Verein" hielt Dienstag Abend Herr Amtsrichter vr. Gangloff den in voriger Nummer dieses Blattes angekündigten Vortrag über: „Das deutsche Reichsgesetz, betr. die ErwerbS- und Wirthschaftsgcnosscnschaften, vom 1. Mai 1889, mit Berücksichtigung der Statuten des Vorschußvereins zu Wilsdruff". Ausgehend von der Thatsache, daß dieses neue Gesetz mit dem 1. Oktober dieses Jahres in Kraft ge treten sei, bezeichnete der Herr Referent einen Vortrag über dasselbe als eine nicht undankbare Aufgabe, weil davon der Vorschußvercin unsrer Stadt berührt werde. Unter fortwährender Beziehung auf diesen Verein und auf die bis jetzt für Genossenschaften giltig gewesenen Bestimmungen von 1868 wurde das neue Gefetz nach den wichtigsten Seiten hin durch praktische, allgemein verständliche Beispiele erläutert, wofür dem Herrn