Volltext Seite (XML)
MM, Wn, Äedtülkhii Md die MgeMki. AtnLsbtccLL für die Kgl. Kmlshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl- Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Nr. 24l Dienstag den 2«. März 1889. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und DonnerStaas bis Mittags 12 Nbr Minen ommen Bekanntmachuna, den Verein für Arbeiterkolonien im Königreiche Sachsen betreffend. Den Gemeindevertretungen des hiesigen Verwaltungsbezirkes wird unter Bezugnahme auf das denselben kürzlich zugegangene Schreiben des Vorstandes des Vereines für Arbeiterkolonien im Königreiche Sachsen vom 29. Januar d. I. die in diesem Schreiben erbetene mäßige Unterstützung des genannten Vereines dringend empfohlen. Meißen, am 20. März 1889. Königliche Amtsbauptmannschaft. v. Kirchbach. Bekanntmachung. Vom 1. April d. I. ab haben sich sämmtliche im Bezirk der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen aufhältliche Mannschaften des Beurlanbtenstandes mit Ihren schriftlichen oder mündlichen Meldungen, Gesuchen re. nicht mehr an die bisher in Meißen und Nossen stationirt gewesenen Bezirksfeldwcbel, sondern ausschließlich an das Hauptmeldeamt Meißen zu wenden. Das Geschäftszimmer dieses Haupt-Meldeamtes befindet sich in der Kaserne an den „rochen Stufen" No. 25, 1. Etage. Tägliche Expeditionszeit: Vormittags von 8 bis 12 Uhr. Nachmittags - 3 - 5 - Bei dringlicher Abhaltung für persönliche Meldung können die bei sämmtlichen Orts-Vorständen deponirten, unentgeltlich auszuhändigenden Melde-Formulare benutzt werden. Königliches Bezirks-Kommando Meißen. Bekanntmachung. Der diesjährig« hiesige Frithjahrsniarkt wird Donnerstag, den 28. nnd Freitag, den 29. März abgehalten. Wilsdruff, am 9. März 1889. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagergeschichte. Von den Tagesereignissen beschäftigt die Presse am meisten die Reise des Grafen Herbert Bismarck nach London. Die „A. A. Z." bemerkt dazu: „Die Reise des Staatssekretärs des Auswärtigen nach London in Verbindung mit der neuerlichen Betonung der freundschaftlichen Beziehungen zu England seitens des Reichskanzlers haben in politischen ""l's Neue Gerüchte über ein bevorstehendes deutsch-englisches Bundnisi bervorgerufen. Schon die Mission Lord Beresfords war in diesem stellet borden, und kürzlich wieder berichteten englische Blatter, der britische Botschafter in Berlin, Sir Edward Malet sei mit einem Anerbieten des Fürsten Bismarck zum Abschlusse eines Bündnisses zwischen Deutschland und England nach London gekommen. Die Nach richt fand nicht allenthalben Glauben, aber auch die erwartete offiziöse Berichtigung ist nicht erfolgt. Man wollte vielmehr weiter von bedeutsamen Berathungen des englischen Kabinets wissen und sah andererseits auch in der Einladung des Kaisers an den Prinzen von Wales, zum Osterfeste nach Berlin zu kommen, eine Bestätigung der Meinung, daß in den Be ziehungen beider Höfe und Staaten zu einander sich eine Besserung vollziehe. Auch das jetzt offiziöse Blätter von einem „sehr herzlichen Depeschenwechsel" zwischen Kaiser Wilhelm und der Königin Victoria melden, wird als ae gedeutet, daß das Gerücht von einem beabsichtigten näheren Englands an Deutschland und die centraleuropäische FriedcnSliga nicht der Begründung entbehre. Daß ein engeres freundschaftliches Ver- hältNiß zwischen Deutschland und England, trotz der zeitweiligen unbe sonnenen und böswilligen Auslassungen gewisser Blätter gegen Albion und gegen englische Einflüsse, von der deutschen Nation freudig begrüßt würde, braucht nicht erst bestätigt und begründet zu werden." Das deutsche Volk wird jedes Bündniß mit England freudig begrüßen, welches zur Befestigung des europäischen friedens beiträgt und dem Reiche seine volle Selbstständigkeit wahrt. Und wir können, Gott sei Dank, fest darauf bauen und vertrauen, das Kaiser und Kanzler ein anderes Bündniß mit England nie abschießen werden. Zu dem Beschlusse des Reichstages bezüglich des Befähigungs nachweises bemerkt die „Natlib. Korresp.": Die Mehrheit von acht Stimmen ist nur eine ganz zufällige, an sich dem Stärkeverhältniß der Parteien nicht entsprechende, die linke Seite des Hauses war schwächer besetzt als die rechte. Wir hoffen, daß in der dritten Lesung bei besserer Besetzung der linken Seite das entgegengesetzte Resultat erzielt wird. Aber auch so könnte einer so verschwindenden zufälligen Mehrheit kein erhebliches Gewicht zuerkannt werden. Es erscheint ganz ausgeschlossen, daß der Bundesrath einem solchen Beschlusse zustimmen könnte. Das vollständige Schweigen der Re gierung bei der Verhandlung «ar bezeichnend genug. Wäre der entschei dende Schritt zur Wiederherstellung des Zunftzwangs mit allen Aus wüchsen und Mißbräuchen eine Anfeindung der lästigen Konkurrenz, so würde er Hunderttausende am ehrlichen Erwerb hindern. Bei der großen Mehrheit der Handwerker findet die Bewegung keine Unterstützung. Man wird daher auch dem Sieg der zünftlerischen Bestrebungen ohne große Besorgnisse zusehen können. Vom allgemein politischen Standpunkte aus bleibt es immerhin bedauerlich, daß eine konscrvativllerikale Mehrheit wieder in Wirksamkeit getreten ist. Die unwürdigen Aeußerungen der „Volkszeitung" über Kaiser Wil helm scheinen an maßgebender Stelle den Gedanken von der Nothwen digkeit einer Verschärfung der Preßgesetze angeregt zu haben. Die „B. P. N." und die „N. A. Z." enthalten anscheinend offiziöse Ankündigungen, daß man, falls die Reichscommission das Verbot der „Volkszeitung" aufhebm sollte, die bestimmte Absicht habe, eine „Novelle" zum Preßgesetz ausarbeiten zu lassen, welche die Regierung in den Stand setzen würde, auch solche staatsschädlichen Bestrebungen in der Presse zu verhindern, deren Charakter nicht sozialistisch ist. Es bestehe offenbar eine Lücke in der Gesetzgebung, die ausgefüllt werden müsse. Der Umstand, daß das Surrogat, welches man an die Stelle des Sozilistengesetzes treten zu lassen beabsichtigte und das neulich, wie man versichert den Gegenstand eines Kronrathes beim Kaiser gebildet hat, der nicht weniger als drei Stunden dauerte, noch nicht an den Bundesrath gelangt ist, wie mit Sich erheit angekündigt wurde, vielmehr noch weiterer Behandlung im Saats ministerium harrt, bestätigte die Wahrscheinlichkeit dieser Meldung. Jeden falls ist ernstlich zu erwägen, ob unsere bestehende Preßgesetzgebung ins besondere auch die Anforderungen, welche an die verantwortlichen Leiter der Blätter im Interesse der Gesammtheit zu stellen sind, genügen. Die Presse ist eine Macht, das darf Niemand leugnen, um so höhere Anfor derungen sind deshalb unserer Meinung nach an Diejenigen zu stellen, welche als befugt und befähigt erachtet werden sollen, diese Macht zu gebrauchen. Ueber die Ankunft und den Aufentbalt des Reichscommissars Haupt mann Wißmann in Kairo lesen wir Folgendes: Hauptmann Wißmann ist in vergangener Woche von Alexandrien zu Kairo eingetroffen und hat unverwcilt die Vorbereitungen zur Lösung der ihm übertragenen Aufgabe begonnen d. h. durch Anwerbung von Sudanesen den Stamm eines ge eigneten Expeditionscorps gebildet. Wie zuverlässig verlautet, sind die An meldungen hierzu, sowie solche von unternehmungslustigen Europäern, sehr zahlreich, und Hauptmann Wißmann hat Mühe, unter den naturgemäß oft sehr zweifelhaften Elementen die rechte Auswahl zu treffen. Ein Specialzug führte Dienstag, den 5. März, eine erste Abtheilung des Corps, bestehend aus 126 sudanesischen Soldaten, unter Führung einer Anzahl