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Zweites Blatt. ThmM, Mn, Siebenlchn Md die UniMliden. Imlsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadlrach zu N)ilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Psg. pro dreigespaltene Corpuszeile. s ruck und B-rMa "NN Martin Berarr n n-üddruü — Verantwortlich für »r« Redaktion H A Beraer daiklist. No. 32. Sonnabend, den 14. März 18S«. Zum Sonntag Mare. Psalm 57, V. 4. Gott sendet seine Güte und Treue. Landflüchtig vor Saul, aber auch außer Landes in Lebensgefahr schwebend, verbirgt sich David, der gesalbte König, in einer Höhle, in „den Schatten der Fittiche Gottes." Denn auch Angst und Gefahr können ihm sein Gottver trauen nicht erschüttern. Sein Herz bleibt getrost, auch in der Tiefe triumphirt es: Gott sendet seine Güte und Treue. Auf der langen Straße voll Unfall und voll Herze leid, die wir das Leben nennen, kommt der Wanderer ost in die Lage Davids. Wohl denen, die in Trübfal und Aengsten dann auch Davids Zufluchtsort kennen. Ach, die meisten Pilger eilen mit flüchtigem Fuße an der sicheren Höhle vorbei, die nur dem Auge des Glaubens sich ent deckt, und suchen Schutz auf Bäumen, die der erste Sturm zu Boden wirft. Sie fühlen wohl mit David „mitten unter Löwen ist mein Leben", aber sie sind ferne von Davids süßem Tröste: Gott sendet seine Güte nnd Treue. Der Glaube allein findet die rettende Freistatt, die En Flüchtigen offen steht. Wie kommt es nur, daß so wenige diesen Glauben haben? Woher unter unsern Be kannten, Freunden, Berufsgenossen der erschreckende Mangel an herzlichem Vertrauen auf die unfehlbare Fürsorge des treuen Gottes? Die Schuld liegt nicht am Herzen Gottes, das uns Modernen so warm entgegenschlägt, wie dein landflüchtigen Sohne Jsais, sondern die Schuld liegt au den Herzen der Menschen. Das sind keine Davidsherzen mehr. Sie wollen nicht abhängig sein von einer höheren heiligen Macht. Die Seile der Liebe Gottes nennen sie Fesseln und Bande, die im Jahrhundert der Freiheit von dem er wachsenen, der Zucht entwachsenen Menschen zerrissen werden müssen. Wenn diese „freien" Leute uur auch glückliche Leute wären! Aber je weiter wir uns von Gottes Herzen entfernen, desto unglücklicher werden wir. Die Blumen werden bleich und duftlos, die du dem Sonnenlichte ent ziehst und in dunkle Kammern bringst. Das gilt auch von den Menschenblumen, die sich selbst dem Glanze des himmlischen Lichts entziehen; sie verlieren Glanz und Duft. Obgleich ein flüchtiger, war David doch ein glücklicher Mann. Das Bewußtsein: ich bin in meines Gottes Hand, es kann mir nichts geschehen, als was Er hat versehen, macht das schwächste Herz stark und erfüllt auch vou Natur zaghafte Gemüther mit gewaltiger Kraft. Selbst die herbsten Erfahrungen, die größten Anfechtungen er scheinen dem Christen als planvoll geordnete Schickungen Gottes, und darum im Gründe als „ganz geringe Sachen", lind gehen die Wasser auch über unsere Seele, ertrinken werden wir nicht, verderben nicht. Eine Planke schwimmt auf den Wellen, an die klammern wir uns: Gott fendet seine Güte und Treue. Vaterländisches. — Die 25jährige Jubelfeier der Wiedcraufrichtung des deutschen Reiches ist vorüber. In Wort und Lied hat man der kraftvollen und siegreichen Waffcnthat gedacht, die eine solch herrliche Frucht zeitigte. Aber auch nach rückwärts »endete man den Blick. Die Germania, die vom Niederwalde stolz hernieder blickt, erinnert uns daran, daß unser Volk noch eine andere alte, heilige Ehrenpflicht abzutragen hat. Wo für Deutschlands Freiheit und Unabhängigkeit gekämpft ist, wo die schmachvollen Ketten, in die der fränkische Welttyrann uns geschlagen hatte, gebrochen sind, erhebt sich noch kein Denkmal als Zeichen der Dankbarkeit der Nation. Wohl wurde bei der 50jährigen Ge denkfeier der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1863 von 210 deutschen Studenten in Gegenwart von 1400 ergrauten Veter anen der Grundstein zu einem National-Denkmal der Völker schlacht gelegt, aber zur Ausführung ist es bis jetzt noch nicht gekommen. Nm nun endlich das fehlende nationale Dankes- zeichm für die deutsche Befreiung zu errichten, hat der geschäfts- sührende Vorstand des deutschen Vatriotenbundes zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig einen Aufruf ergehen lassen. Auf breitester nationaler Grundlage sollen die Mittel dazu gewonnen werden. Damit aber auch schon dar Interesse der Jugend an dem Denkmal selbst, an besten Werden und dessen Bedeutung in hervorragendem Maße belebt wervc, ist vom deutschen Patrioten-Bunde eine Aufforderung zu einer Samm lung unter der gejammten Jugend Deutschlands ergangen. — Die „Deubener Zeitung" schreibt unter dem 10. März: Bei der Matthäus-Passion in Deuben, Sonntag den 22. März nachm. 5 Uhr wird die umfangreiche Allpartie von einer Künst lerin gesungen werden, welcher der beste Ruf vorausgebt. Es ist dies die Oratoriensängenn Fräulein Louise Rothe aus Leipzig. Die Sopraapartie hat dagegen für dieses Jahr Fräulein Ger trud Carus übernommen. In der Christuspartie, welche durch das Streichorchester so vortheilhaft gehoben wird, wird Herr Albrecht von Ulmann aus Walk in Livland antretcn, der so eben seine Studien am Leipziger Konservatorium beendet hat. Daß unsere einheimische Violinvirtuosin Fräulein Emma Dechert den Vortrag der berühmten Geigenarie mit Alt-Solo wieder zu gesagt hat, wird gewiß in weiten Kreisen Befriedigung finden. — Frohburg, 5. März. In unserem Orte soll am kommenden Himmelfahrlsfeste eine Zusammenkunft sämmtlicher sächsischer Militärvereine der Bezirke Leipzig, Borna, Roch litz und Glauchau abzehalten werden. Da ungefähr 400 Ver eine zugegen sein werden, sind bereits größere Festlichkeiten in Vorbereitung. Wahrscheinlich wird auch der Altenburgische Landes verband sich an dieser Versammlung betheiligen. — In Oelsnitz brannte im Mai 1894 ein Hotelober kellner Namens Priebsch durch und nahm seinem Prinzipal gegen 500 Mark Gelder mit. Dieser Priebsch entkam nach Algier, trat dort in die Fremdenlegion ein und lernte dort seinen Lands mann Kögler kennen (Priebsch stammt aus Grcnzendorf ander sächsisch-böhmischen Grenze). Es fit nun ein starkes Stück, daß der Vater Priebsch Anspruch auf die Belohnung erhebt, welche auf KöglerS Kopf ausgesetzt war 1500 M.). Der durch den jetzigen Fremdenlegionär geschädigte Oelsnitzcr Hotelier aber würde auf diese Weise vielleicht wieder zu seinem Gelde kommen. — Wurzen, 5. März. Vor einigen Wochen ertheilte der hiesige Stadtrath d'e Conzession zur Errichtung von acht neuen Bierschankstätten. Vom Gastwirthsverein wurde, da sich die Wirthe in ihren Interessen geschädigt sahen, bei der Kreishaupt mannschaft zu Leipzig Beschwerde erhoben. Die Kreishaupt- mannscbaft hat darauf entschieden, daß den Gesuchstellern die Konzession zu vsi sagen sei. — (Die Stempelmarke auf Wechseln.) Eine Firma in Glauchau erhielt einen Wechsel in Zahlung, auf welchem die Stempelmarke fehlte. Der Aussteller war ein kleiner Ge- werbtreibender, der dies eben nicht anders wußte, sondern den Stempel einfach bezahlt hatte, ohne die Marke selbst zu kassieren. Selbstverständlich holte nun die betr. Firma das Unterlassene sofort nach, versah den Wechsel in der üblichen Weise oben am Rande mit der fehlenden Marke und entwertete diese. Mangels Zahlung ging dieser Wechsel zu Protest und bei dieser Ge legenheit stellte man fest, daß erst die Firma den Stempel be sorgt hatte. Hiervon wurde der Steuerfiskus benachrichtigt und dieser legte nun sowohl Aussteller als auch dem Inhaber des Wechsels Sen fünfzigfachen Betrag des Stempels als Strafe auf. Gegen diesen Beschluß meldete die Firma Revision an mit der Begründung, daß sie ja nur ihre Schuldigkeit und diese ihres Wissens auch voll und ganz gethan habe, denn sofort nach Eingang wurde der Wechsel abgestempclt und auch der Stempel kassiert. Man verwarf jedoch diese Einwände und begründete das Straferkenntniß damit, daß im vorliegenden Falle die Etempelmarke hinter das letzte Giro zu setzen gewesen wäre, um dadurch kenntlich zu machen, daß der Vordermann das Aufkleben der Marke unterlassen habe. Obwohl die Firma in gutem Glauben gehandelt, sei sie doch zu bestrafen, weil zweifellos eine Verschleierung des Thatbestande« vorliegc. — Eine unbekannte Frauensperson in Dresden kam dieser Tage auf der Straße auf einen Dienstmann zu und übergab ihm ein goldenes Armband mit dem Auftrage, es für 6 Mark auf dem L-ihhause zu versetzen. Den Erlös wollte sie einige Stunden später auf derselben Straße in Empfang nehmen. Dann ersuchte sie den Dienstmann, ihr doch immer 2 Mk. herauszugeden, da sie augenblicklich ohne Geld sei. Jener trug kein Bedenken, ihr diesen Betrag vorzuschießen; als er aber dann das Armband verpfänden wollte, gab man ihm nichts darauf, da cs ganz werthlos war. Natürlich ließ sich die Betrügerin nicht wieder sehen. — Am Freitag verstarb in Dresden im Alter von 91 Jahren die Wittwe des Erbauers der Leipzig-Dresdner Eisen bahn, dessen Reliefbild an der Vorderfront de« Leipziger Bahn Hofe angebracht ist, Frau Geheimräthin Kunz. Bis vor Kurzem erfreute sich die Greisin, die alljährlich in Schandau Erholung suchte, einer guten Gesundheit und geistigen Frische, aber eine Verletzung des Kopfes, die sie sich durch einen Fall zuzog, be schleunigte ihr Ende. — Auf einem Spaziergange im König!. Großen Garten in Dresden und zwar in einer Gehölzparthie unweit des Carola- sees fand Donnerstag früh gegen 7 Uhr ein Herr einen jungen Mann auf der Erde liegend. Derfelbc hatte sich, vielleicht schon einige Stunden vorher, durch einen Schuß in den Kopf getödtet. An der rechten Schläfenseite war eine Kugel eingedrungen, die den Tod jedenfalls augenblicklich herbeigeführt hatte. Den Revolver hielt der Verstorbene noch in der Hand. Der Selbstmörder ist ein 22 Jahre alter Kaufmann, der erst vor Kurzem von auswärts nach Dresden gekommen ist. — Dem Wahrspruch der Geschworenen gemäß ward am 5. d. M. m Freiberg die Anna Ida Klotz wegen Körper verletzung mit tödtlichem Ausgong mit einer Gefängnißstrafe von 2 Jahren belegt. Sie hat außerdem die Kosten des Ver fahrens zu tragen. Die Anklage beschuldigte die Klotz, ihr außereheliches vierjähriges Kind Ida Minna gelegentlich einer Züchtigung dermaßen mit dem Kopfe gegen die Wand geworfen zu haben, daß der Tod des Kindes noch an demselben Tage cintrat. — Plauen i. V. Ein zweiter Röntgen. Der „Dogtl. Anz." berichtet: Die Mitthcilung, daß e« dem Realschuldirektor Dr. Martin in Sonneberg gelungen ist, eine Vorrichtung zu schaffen, mittelst deren die in einer Holzkiste oder Lcdertasche ver borgenen Gegenstände dem menschlichen Auge direkt sichtbar ge macht werden können, bestätigt sich. Dr. Martin hat, wieda» „Sonneberger Tageblatt" meldet, seine neue Entdeckung bereit« einem kleinen Kreis von Zeugen vorgeführt und dabei begreif liche Ueberraschung hervorgerufen. Besonders verblüffend wirkte, wie von einem Augenzeugen berichtet wird, die deutliche Sicht barmachung des Inhaltes eines verschlossenen Reißzeuges mit seinen Zirkeln rc. Die neue Entdeckung, welche Dr. Martin während der Osterferien bei Gelegenheit eines Vortrages in Plauen, seiner Vaterstadt, erläutern wird, erregt großes Aufsehen. — Große Freude wurde dieser Tage einer hiesigen gegen 80 Jahre alten Frau zu Theil. Vor einiger Zeit meldete sie sich bei der Abiheilung für die Jnvaliditäts- und Altersversorgung und fragte an, ob sie nicht in Folge ihrer Beschäftigung Alters rente beziehen könnte. Die Erörterungen fielen zu ihren Gunsten aus, und sie zahlte nun die Beiträge für die Zeit von 1891 an in Höhe von 52 Mark nach. Dafür hat sic jetzt an Alters rente auf einem Brette 550 Mark erhalten. Zwei andere über 70 Jahre alte Arbeiter, die gleichfalls in einem Versicherungs- Pflichtigen Betrieb beschäftigt, aber bisher nicht zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung angemeldet waren, erhielten Nachzahlungen an Altersrente von 462 Mark und 250 Mark. In -er letzten Stunde. Erzählung von Emilie Heinrich«. (Nachdruck verbot«,.) (Fortsetzung.) „Und wie gefällt Ihnen unsere kleine Stadt, Sir?" fragte Cilli, als sie nachmittags am Strande spazieren gingen. „O, so gut, daß ich hier immer bleiben möchte, Miß Francis!" versetzte Gerald, fie begeistert anblickend. Als der Freund sich lächelnd zu ihm wandte, lachte Gerald und meinte, daß man die Schönheiten einer Gegend erst nach und nach zu endecken pflege. Es war selbstverständlich, daß die Rückkehr des jungen Franzenius ein großes Aufsehen in der kleinen Vaterstadt erregte, daß sich aber auch ein Jeder, vom Bürgermeister an, beeiferte, den stattlichen Harald zu begrüßen und willkommen zu heißen, was dem jungen Manne doch recht wohl that. So waren einige Tage rasch verflossen, ohne daß Mr. Gerald ein Wort von der Abreise gesprochen, obwohl er es An fangs doch so eilig damit gehabt. — Sic hatten in Berlin auf der Post und dem Tclegraphenamte ihre Adressen hinterlassen und konnten somit auch allerdings ruhig sein, was Gerald dem Freunde in der That vordemonstrirte, als dieser, von Unruhe hin- und hergetrieben, sich einige Anspielungen auf die drohenden Vorgänge in London gestattete. Da empfing Francis eines Tages ein Telegramm folgenden Inhaltes: „Die Verlobung von Miß Alice Palmer mit Mr.