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Simon, schläfst du? Mancher Christ steht schon in Anfechtung und merkt es gar nicht. Viele in unseren Gemeinden, die einst in Christus ihren Herrn und Meister gefunden haben, mehr noch, ihren Erlöser und Versöhner — sie schlafen sicher und unbesorgt wie die Preußen bei Hochkirch. Der Feind schläft nicht; er rüstet zum nächt- licheu lleberfalle. Er kennt unsere schwächste Stelle. Er weiß sehr genau, an welchem Punkte er einbrechen und uns angreifen wird. Dich bei deiner mühsam zurückgedrängten Sinnlichkeit, dich bei deiner kaum gezügelten Mammonslust, dich bei deiner schwer verhaltenen Ehrsucht und Eitelkeit u. s. w. Du hättest die größte Wachsamkeit nötig, du solltest auf das fleißigste dem Gebete dich widmeu. Statt dessen schläfstund träumstdu von Wochezu Woche fort. Denkst du, daß der Feind die Gelegenheit unbenutzt lassen wird? Dann kennst du ihn schlecht. „Er sucht, welchen er ver schlinge" — hat später Simon Petrus, ans schrecklicher Erfahrung sprechend, gesagt. Wie manches in unserem Leben möchten wir unge schehen machen, obgleich es uns längst vergeben ist! Ob auch die Wunde geheilt wird, die Narbe brennt. Soll uns der Feind neue, vielleicht unheilbare Wunden schlagen? Wache aus, der du schläfst, wache und bete! Aus dem dunklen Paris. Kriminalistische Skizzen von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) Vlll. Die Diebe -er Armen. (Fortsetzung und Schluß.) In einem vielbesuchten Cafe auf den großen Boulevards wurden die Gaste der im Freien befindlichen Terrasse häufig Nachmittags von einem Knaben angebettelt, der sich stets scheu umfab, ob ihn auch nicht der Kellner bemerke; war dies nicht der Fall, so begann er mit flehender Stimme: „Mein Vater liegt seit Monaten im Spital, wir sind sechs Kinder, wir hungern so sehr —" er kam nicht weiter, denn der Kellner hatte ihn am Wickel und schüttelte ihn derart, daß der Junge laut zu weinen anfing. Die Gäste baten ihn, das Kind laufen zu lassen und gaben demselben reichliche Almosen, der Kellner wetterte, daß so etwas überhaupt vorkommen könne, die Polizei müsse besser aufpassen und so fort, im Innern lachte er die Gaste aus es war ja sein Sohn, der gebettelt hatte! Nicht minder findig war jene Bettlerin, welche durch einen Zufall einen mächtigen Reitersäbel geerbt hatte; er trug auf der Klinge die Inschrift: „Gewidmet dem Generals, für seinen Muth in der Schlacht von Solferino". Mit dieser Waffe durchkreuzte seine Besitzerin ganz Paris, bald in diesem oder jenem Omnibus Platz nehmend. Immer wieder betrachtete sie dann den Säbel und seine Inschrift, wischte sich die Thränen aus den Augen, stöhnte leise und auf die nie ausbleibenden mitleidigen Fragen antwortete sie dann: „Ach, es ist das Letzte, was ich von meinem theuren Mann übrig habe — nun muß ich es aus Noth auch verkaufen " Willig zog man die Börsen, mit einer gewissen Scheu — denkt euch doch, die Frau eines Generals! — bot man ihr die Unterstützungen an, und die brave „Generalin* heimste sie mit Dankeszähren ein. Vom tiefsten Erbarmen wird man erfaßt, wenn man hinter die Schliche der Kinderbettelei kommt. Letztere wird von einigen „Unternehmern" durchaus erwerbsmäßig betrieben; die Kinder ziehen vielfach als kleine Musikanten umher, sie stammen in den seltensten Fällen aus Paris, meist aus der Provinz und der Fremde, wo sie von den Agenten jener „Unternehmer" ge kapert werden. Diese machen mit den Eltern der Aermsten !s kl Zweites Blatt ThmM, Mell, Mrnlchll Md die UulWklldtll. Imlsblatl für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrach zu Milsdruff, Mr r. N M- ^ohl, mk- )scn, chen, üter, etc. h. > ip8S, len M- a gütige n, MI! flasche" Ng Z. U L. a. L.» 91888» s I eilige r, ves. re lag- sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Perlaa von Marrin Berner m WUsdrun. — Bkrantwo.-tliw iür die Redaktion H A. Berner datelbsr. Ro. SS Sonnabend, den 21. März 1886. die 3a - (Herr Hillig). 5,00—5,30 - c. Znm Sonntage JuSica L. ö. c. in Litteraturgeschichte (Dir. Gerhardt). - Geometrie (Herr Felgner). - Französisch (Herr Ober!. Haupt). - Stenographie (Herr Bornemann). 2b 2u 1 Manlsg, «Isn 23. vorm. 8,00—8,40 8,40—9,20 - - - - - 9,35-10,50 - - - - nachm. 1,30—2,45 2,45—4,00 Hivnsßsg, «ivn 24. vorm. 8,00—8,40 - - - - - 8,40—9,20 Zu diesen Prüfungen, sowie zu der am Ssnnabend, den 28. März vsrnr. fv Uhr im Schnlsäale stattfindenden feierlichen Entlassung der "»nfirmanden durch den Direktor werden die hiesigen Behörden, insbesondere der Schulvorstand, die Eltern und Erzieh-r der Kinder, die Lehr- und Dienstherren, ebenso alle Freunde und Gönner unseres Schulwesens hierdurch ganz ergebenst eingeladen. Wilsdruff, den 12. März 1896. Der Direktor -er städtischen Schuten. - - - - nachm. 1,30—2,45 - 3. Klasse in Deutsch (Herr C. Hientzsch), Geschichte (Herr Schwertner), Singen (Herr C. Hientzsch.) - ... - 2,45—3,45 - 3., 2. und 1. Abt. in Französisch (Herr Oberl. Haupt), «len 23. IVIai'L, vorm. 8,00—9,15 die 2. Mo. Kl. in Katechismus (Herr Bornemann), Naturgeschichte (Herr Hillig), Geometrie (Herr Schwertner). - - - - - 9,30—10,45 - 2. Kn. Kl. 'n Deutsch (Herr Thomas), Geographie (Herr Gärtner), Rechnen (Herr Thomas). llonnenetsg, «len 28. IVIsnL, vorm. 8,00—9,15 die 1. Md. Kl. in Bibelkunde (Herr Oberl. Haupt), Geographie (Herr Crasselt), Singen (Herr C. Hientzsch). - - - - - 9,Z0—10,45 - I. Kn. Kl. in Deutsch (Dir. Gerhardt), Naturgeschichte (Herr Thomas), Rechnen Herr Oberl. Haupt). LS. Höhere Fortbildungsschule. Bekanntmachung. Die steigen öttenMivken Svkulpi'ü^ungen finden im Schulsaale (Zimmer Nr. 8) in folgender Ordnung statt: Einfache Fortbildungsschule. - Buchführung (Herr C. Hientzsch). In sämtlichen Klassen der beiden Bürgerschulen werden zwischen d-n einzelnen Lektionen Gedichte vorgetragen. Während der Prüfungstage sind im Klassenzimmer No. 7 die schriftlichen Arbeiten der Knaben und Mädchen beider Bürgerschulen, desgl. die der einfachen und höheren Fortbildungsschule, im Klassenzimmer Nr. 10 die weiblichen Handarbeiten der Schülerinnen ausgestellt. TonnRsg, «len 22. vorm. 10,30—11,00 - 11,00-11,30 - - - - - 11,30—12,00 - - nachm. 1,30—2,00 - - - - - 2,00-2,30 0onnen»1»g, «len 26. MÄNL, nachm. 1,30—3,10 die Abt. L. O. - L. c. 3b Klasse in Geographie und Geometrie (Herr Bornemann). - Deutsch und Rechnen (Herr Gärtner). - Naturkunde und Rechnen (Herr Crasselt). - Deutsch und Geometrie (Herr Thomas'). - Buchführung und Geschichte (Herr C. Hientzsch). Hieran schließt sich «11« LntI»88«iiK «tvr tI»jt<ti»uN88«I>iUvr durch den Direktor. Die l^unnpnüFungnn senilen in «lsi> ^unnksllv, wie folgt abgehalten Tonnßsg, «len 22. lVlsi'L, nachm. 4,00—4,30 die 1. Kn. d. 2. Bgsch. - 4,30-5,00 - - Md. - - - 5. - - Bibl. Geschichte und Deutsch (Herr Bornemann). - 9,40—10,20- 4. - - Bibl. Geschichte und Lesen (Herr Hillig). - 10,20-11,00- 3., 2. und 1. Abt. in Lateinisch. (Dir. Gerhardt). » höhere Fortbildungsschule n. (einfache) Bürgerschule. " die 4. Klasse in Deutsch und Schreiblesen (Herr Gärtner). 3. - - Rechnen und Leien (Herr Felgner). 2. - - Bibl. Geschichte (Herr Crasselt), Naturgeschichte (Herr Schwertner), Deutsch (Herr Crasselt). 1 Md. Kl. in Katechismus (Herr Gärtner), Geographie (Herr Crasselt), Rechnen (Herr Gärtner). 1. Kn. Kl. in Katechismus (Herr Felgner), Physik (Herr Crasselt), Singen (Herr C. Hientzsch). I. (mittlere) Bürgerschule. die 6. Klasse in Schreiblesen und Rechnen (Herr Schwertner). Mark. 14, 37. Simon, schläfst du? Sie schliefen, die drei Getreuen, die der heilige Mär- Mr in den heißesten Kampf seines Lebens mitgenommen hatte. Sie schliefen, obwohl der Freund ihrer Seelen Sich iuin Tode rüstete. Sie schliefen, während Judas wachte M die schwärzeste That vorbereitete, die aus dieser vom Alute der Gerechten triefenden Erde jemals geschehen ist. sagend, anklagend, warnens tönt die Stimme Jesu au das Ohr des Felsen-Apostels: Simon, schläft dn? Während du doch bei deinem Heilande wachen solltest! während du doch für dich selber beten solltest! — Sie haben ^schlafen, bis das Satanswerk zur Reife gediehen war "nd das Klirren der Waffen, der Fackelschein den Anbruch der ungeheuren Tragödie ankündigten, deren Andenken Him mel und Erde nicht vergessen können. Simon, schläfst du? Ich meine die Stimme des tzErrn wieder zu hören in dieser Passionszeit, wo in ^Meinen in Seinen geringsten Brüdern Jesus Christus mdei; im deutscheu Vaterlande, wo Er — ich denke an den Ausstand der Arbeiterinnen und ihre jammervolle Not jT. in Seinen geringsten Schwestern Elend nnd Herzeleid ^agt. Und es giebt „Christen" (?), die die Stirn und das verz haben, öffentlich zu behaupten, das gehe die Christen- Aj 5" l Es ist schmählich, und es wird nicht un- m bleiben. Simon, der geschlafen hatte, verleugnete lcwiger Stacht seinen Herrn einer Dieustmagd gegeu- vwn ^mial. Was wird aus diese» „Christen" werden, enu Anfechtung über sie kommt? Ich habe nicht viel "'Eu,zu ihrer Standhaftigkeit, ihrer Glanbenstrene, aller ihrer hohen Worte.