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WMV für Ms-ruff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt, Ma, Menlkha nad die UmMndtU Imlsblsü Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 5«. Dienstag, den 13. Juli Ä u e t i o n. 18S0. Kommenden Dsnnerstag, den 17. Juli I., Vormittags 8 Uhr, gelangen im hiesigen^K. Amtsgerichte 3 Drehbänke, 1 Sopha und 1 Kleiderschrank gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 14. Juli 1890. Matthes, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Auetio n. Kommenden Freitag, den 18. Kuli d. K., Vrrmittags V,9 Uhr, gelangt im hiesigen K. Amtsgerichte ein Waarenfchrank gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 14. Juli 1890. Al«11I»v8, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Das 7. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1890 enthält: No. 38. Verordnung zu weiterer Ausführung des Gesetzes vom 20. Mai 1867, das Befugniß zur Aufnahme von Protokollen und zu Beglaubigungen bei Justiz- und Verwaltungs behörden betr., vom 21. Mat 1890; No. 39. Bekanntmachung, die Postordnung von: 8. März 1879 betr., vom 31. Mai 1890; No. 40. Bekanntmachung, eine Anleihe der Königin-Marienhütte, Actiengesellschaft zu Cainsdorf betr., vom 12. Juni 1890; No. 41. Bekanntmachung eines anderweitigen Nachtrags zu den Statuten des Albrechts-Ordens, vom 13. Juni 1890; No. 42. Bekanntmachung, die Censuren bei den Halbjahrs- und Jahresprüfungen der Seminare betr., vom 14. Juni 1890; No. 43. Bekanntmachung, die Postordnung vom 8. März 1879 betr., vom 24. Juni 1890; Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsichtnahme auf hiesiger Nathsexpedition aus. Wilsdruff, am 11. Juli 1890. Der Stadtrat h. Ficker» Brgmstr. Tagesgeschichte. Es sind jetzt 20 Jahre seit jenem denkwürdigen Tage, dem 13. Juli 1870, vergangen, da wieder einmal von Frank reich ein großer Kri-g heraufdeschworen wurde, der ja aller dings auf die Dauer ohnehin unvermeidlich schien, der aber an jenem Tage lediglich durch die Frivolität der französischen NegterungSkreise herrorgerufen ward. An jenem Tage war es, daß sich auf der Brunnenpromcnade zu Ems, wo König Wilhelm von Preußen zur Kur weilte, jene historische Szene abspiclte, wo der französsische Botschafter Benedetti vom Könige die kategorische Erklärung verlangte, er werde jede Kandidatur eines Hohenzollernprinzen auf den spanischen Thron ein für alle mal zu verhindern wissen. Spanien hatte sich ten Prinzen Leopold von Hohenzollern, der in weitläufiger Verwandtschaft mit dem preußischen Königshause stand unv viel eh-r, infolge der Heirathen seines Vaters und Großvaters den Bonapartes zngezöhlt werden konnte, zum Könige gewählt. Der Prinz lehnte ab und diese Ablehnung wurde von König Wilhelm, der erklärt hall», daß er sich in die persönlichen Angelegenheiten eines selbstständigen Fürsten nicht mischen könne, gebilligt. Damit war für Frankreich jeder Grund zum Kriege beseitigt; im Gegcntheil hatte cs eigentlich durch die Verzichtleisiung und dadurch, daß König Wilhelm überhaupt sich zu einer Behand lung der Angelegenheit dem französischen Botschafter gegenüber hcrbcigelassen, mehr für die Befriedigung der Eigenliebe er halten, als ihm zukam. Aber Napoleon brauchte den Krieg, um seinen wankenden Thron neu zu stützen und so wurde denn die Brüsktrung des Königs in Enis, die Beleidigungen, die sich ein französischer Diplomat dem Monarchen gegenüber erlaubte, von der zum Kriege drängend n französischen Partei in einer dem französischen Gesandten widerfahrenen Beleidigung gestempelt, und der Kriegsfall war geschaffen. N emals sind in Frankreich offenkundige, klare Thatsachen in so frivoler Weise in ihr Gegentheil verwandelt und niemals ist ein Krieg so leichtsinnig und ungerechtfertigt begonnen worden, als der von Frankreich an Preußen erklärte. Niemals aber ist auch taö Strafgericht ein so rasches, furchtbares und der Gerechtig keit entsprechendes gewesen, als in diesem Kriege. Wirklich kann man heute kaum noch begreifen, daß damals, vor dem 13. Juli 1870, die Diskussion über die maßlosen französischen Ansprüche überhaupt für unmöglich gehalten wurde. Damals gab es aber auch noch kein geeinigtes Deutschland und die Feinde dursten sich manche Beleidigungen erlauben, immer in der Meinung, daß ihnen nicht sobald eine gemeinsame Abwehr werden dürste. Das ist nun ein für alle male anders geworden und dessen wollen wir uns heute, der zwanzigsten Wiederkehr jeneS historischen Tages, freuen. Zur Frage der Wirkung unserer sozialpoliti schen Gesetzgebung bringen die „Hamb. Nachr." folgende r.cht beherzigenSwerthe Aeußerungen: In manchen der jetzt zur Veröffentlichung gelangenden Handelskammerberichten finden sich wenig günstige Urtheile über die Wirkungen unserer sozial politischen Gesetzgebung. Wir möchten glauben, daß es einst weilen noch nicht an der Zeit sei, sich in dieser Beziehung eine fertige abgischlossene Meinung zu bilden. Kein besonnener Politiker kann sich der Erwartung hingegeben haben, daß die Kranken- und Unfallversicherung sofort nach ihrer Einführung einen augenfälligen Umschwung in der Stimmung der deutschen Arbeitschaft zur Folge haben werde. Nur sehr allmählich kann sich die Ernüchterung der Verführten und Verblendeten voll ziehen und das Verständniß für die Bedingungen einer erreich baren Besserung des Looses der arbeitenden Klaffen anbahnen. Dabei soll freilich die Möglichkeit nicht bestritten werden, daß die Hoffnung auf eins derartige Entwickelung betrogen wird, ja daß alle die arbeiterfreundlichen Bestrebungen der Gesetz gebung in Wirklichkeit nur zu einer immer weiter gehenden Steigerung der Begehrlichkeit der Arbeiter, und zwar über alles Maß der Billigkeit hinaus, führen. Jedoch wird man sich stets gegenwärtig halten müssen, daß der sittliche Gesichtspunkt, von welchem unsere Sozialpolitik geleitet wird, die Besserung der Lage der arbeitenden Klassen, als ein absolutes Gebot der christlichen Moral, als Selbstzweck betrachtet und erst in zweiter Linie die Förderung eines dem Bestands der herrschenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu Gute kommenden sozialen Friedens im Auge hat. Darüber, daß diese Staats- oder Gesellschafts ordnung gegen etwaige Umsturzversuche im Nothfalle mit den äußersten Mitteln der Gewalt aufrecht erhalten werden muß, sind Alle, welche auf dem Boden derselben stehen, einig. Aber die Abwehr wird eine um so wirksamere sein, wenn sie von dem Bewußtsein ausgsht, daß in ernster Abstellung der sozialen Schäden und in versöhnlichem Entgegenkommen gegen die ge rechten Forderungen der Arbeiter das Menschenmögliche ge schehen ist. Man kann also den Arbeitgebern nicht dringend genug ein geduldiges Abwarten empfehlen und das um so mehr, als jede aus diesen Kreisen kommende abfällige Kritik der Sozialgesetzgebung von der sozialdemokratischen Agitation sofort znr Verhetzung der Arbeiter ausgebeutet wird. Wie die Sozialdemokraten mit den „Arbeiter groschen" umgehen, wußte man aus den Streikabrechnungen längst; aber jetzt klagt sogar eine sozialdemokratische Stimme öffentlich darüber in dem „Berliner Volksblatt", wie folgt: „Zu ganz eigenthümlichen Betrachtungen gelangt man, wenn man die Abrechnungen von Streiks einer genaueren Durchsicht unterzieht. Es ergiebt sich da so recht deutlich, wie mitunter die Werbetrommel gerührt wird, um Gelder aufzubringen, dis dann gar nicht verbraucht werden, und über deren Ver bleib man nachher kaum etwas erfährt, wohingegen bei anderen Streikenden solche Nothstände herrschen, wie bei spielsweise bei den Formern und Fayondrehern, daß sie nicht aus noch ein wissen und dadurch schließlich gezwungen sind, zu kapituliren. Für die Zukunft wird cs daher Sache der Central-Streikkommission sein, dafür zu sorgen, daß eine ge rechtere Vertheilung der eingeganzcnen Beiträge stattfindet." In obigem Nothschrei wird aber nur ein Theil der Uebelstände, welche die Verwendung der Streikgelder mit sich bringen, er wähnt. Hauptsächlich werden Unsummen der „Arbeitergroschen" bekanntlich auch dadurch aufgebraucht, daß die Streikführcr bezahlt werden und daß auch noch für Günstlinge derselben ab und zu etwas abfällt. Mit Recht sagt daher die „Kons. Korr.":. „Entzieht, Ihr Arbeiter, den Streikführern, den Mit gliedern der Lokalkommission u. s. w. jegliches Gehalt oder jede „Entschädigung"; dann werdet Ihr nicht allein viel mehr Geld sparen, als Euch die „furchtbar hohen" Steuern kosten, sondern Ihr werdet auch bei weitem nicht so viele und nicht so lang hinausgedehnte Streiks mehr haben. Es leben viel zu viel Sozialdemokraten ganz allein von den „Arbeitergroschen" und faullenzen, während die Fleißigen ihnen die Mittel zum Wohlleben liefern müssen." Berlin, 12. Juli. Die „Nationalzeitung" berichtet aus Paris: Ein Telegramm des „Figaro" aus Carlsbad meldet, eer gestern bei dem Prinzen Ferdinand stattgefundene Familien- rath, welchem der regierende Herzog Ernst von Sachsen Co burg und die Prinzessin Clementine, die Mutter des Prinzen, beiwohnten, habe sich einstimmig für die Abdankung ausge sprochen, welche als unmittelbar bevorstehend gilt. Gastein. Sonnabend hat hier ein furchtbares Gewitter stattgefunden, heute fiel fußhoher Schnee. In Wäldern und Gärten wurde großer Schaden angerichtet. Die Badegäste spielen Skat. Nach der Uebergabe von Helgoland, welche der in der dritten Woche dieses Monats zu gewärtigenden Zustimm ung des britischen Parlamentes zu der Abtretung unmittelbar folgen wird, muß in Bezug auf die Verwaltung zunächst ein Provisorium eintreten, well die definitive Ordnung der staats rechtlichen Stellung der Insel nicht ohne einen Akt der Ge setzgebung uud zwar, sofern es sich um die Einverleibung derselben in Preußen handeln sollte, auch der Gesetzgebung Preußens bedarf. Für die Zwischenzeit, bis die Beschluß fassung der gesetzgebenden Körperschaften herbeigeführt werden kann, wird Helgoland dem Reichsamte des Innern unterstellt und von diesem durch einen Kommissar verwaltet werden. Der Staatssekretär im Reichsamte des Innern, Herr von Boetticher, beabsichtigt, sich im Laufe der letzten Juliwoche persönlich an Ort und Stelle zu begeben, um die Uebergabe der Verwaltung Seitens der britischen Behörden an die hierzu designirten Reichsbeamten und die Einrichtung der deutschen V-rwaltung zu leiten. Die jetzt zu treffenden Verwaltungs- cinrichtungen tragen aber einen lediglich provisorischen Charakter und präjudiziren der künftigen definitiven Ordnung der Dinge und insbesondere einem etwaigen Anschluß Helgolands an Preußen in keiner Weise. Von den Londoner Blättern spricht sich der „Standard" am schärfsten über den drohenden Streik der Londoner Schutzleute aus. Das Blatt sagt: „Es ist kaum eine Usbertreibung, wenn man erklärt, daß das Benehmen der Schutzleute, falls sie wirklich ihre Absicht aussühren, ebenso schlecht ist, wie das von Räubern oder Einbrechern, welche dem harmlosen Bürger die Pistole auf die Brust setzen mit der Aufforderung: „Die Börse oder das Leben!" Wenn die Schutzleute darauf rechnen, daß die Bevölkerung Londons in Angst um Leben und Eigenthum die Erfüllung ihrer Forder ungen verlangen wird, so täuschen sie sich wahrscheinlich sehr