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MOmfferTageblatt Amts- ITA Blatt für die Königliche Amtshaupimannschast Meißen, für -as Königliche Amtsgericht und den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2S614. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre ^84^1. InserftonsvrUs Pfg. für die k-gespal!en- Korpuszeile oder deren Raum, Lolaiprcis psg„ Reklamen Pfg., alles mi! 0°/. Teuerungszuschlag. Zeilraub und tabellarischer Gatz mit 50"/« Aufschlag. Lei Wiederholung und Iahreeumsätzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur von BehördenI die Spaltzeile so Pfg. bez. Pfg. / Nachwelsungs- und Offertengebühr 20 bez. 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Auch über die seltsame Gleichartigkeit der Verfolgung, der seine Regierung und die Vertreter des Deutschen Reiches sich auf Rußlands heiligem Boden ausgesetzt sehen. Wir haben den Grafen Mirbach durch Mörderhand verloren, und in Kiew ist Generalfeldmarschall v. Eichhorn mit seinem Adjutanten den Sendboten der Sozialrevolutionäre zum Opfer gefallen. Er hat in Generaloberst v. Kirchbach un verzüglich einen Nachfolger erhalten; Moskau dagegen - haben wir als vorläufig allzuweit vorgeschobenen Posten - unserer diplomatischen Außenfront bis auf weiteres auf gegeben, ohne dadurch in unserer politischen Aktionsfähig keit im mindesten geschwächt zu sein. Es ist nichts weniger als ein Zufall, daß wir uns mit den Bolschewisten in den Haß der Unzufriedenen teilen dürfen. Haben wir doch, nachdem der Brester Friedens- Vertrag von beiden Teilen in aller Form Rechtens end- , gültig genehmigt ist, in Rußland kein anderes Interesse, - als dem schmählich niedergebrochenen Volke nach Kräften beizustehen in seiner Not, damit es so bald wie möglich wieder zu geordneter Friedensarbeit zurückkehren kann. Unter welchen inneren Gesetzen und Herrschaftsformen sich I diese Arbeit vollziehen soll, geht uns nichts an; wir haben ' es lediglich mit der bestehenden Regierung des Landes zu «tun und können sie in ihren Bemühungen um die Wieder aufrichtung der Volkswirtschaft unterstützen, gleichviel welches Parteiprogramm sie der Ausübung ihrer staatlichen Gewalt zugrunde legt. So hat sich naturgemäß eine Art von Solidarität, von Gemeinschaftsinterefse zwischen uns und den Bolschewisten herausgebildet, trotzdem, auf ein- und dasselbe Land bezogen, wohl keine tieferen Gegensätze denkbar'wären als deutscher Ordnungssinn, aufgebaut aus Autorität und Gefühl für Gerechtigkeit, und russische, all« , Regeln friedlichen Zusammenlebens auflösende Verstiegen heit der Gedanken und Empfindungen. Aber wir haben selbstverständlich gar nichts dagegen, daß die Russen nach ihrer Fasson selig werden — nur will es das Unglück, daß sie selbst sich über die beste Art der Neuordnung ihres Staatswesens noch immer nicht einig geworden sind. Anderthalb Jahre sind bereits verstossen, seitdem sie di« > Monarchie gestürzt und den Zaren davongejagt haben. Aus den trüben Erfahrungen, die sie seither gemacht haben, könnten auch die rabiatesten Umstürzler immerhin einigen Nutzen gezogen haben — aber nein: Lie Partei geht ihnen immer noch über alles, und eher schießen sie jeden über I den Haufen, der das Land aus dem Chaos herauszusteuern sucht, ehe sie zugeben, daß nach anderen Grundsätzen regiert werden darf als nach denjenigen, die sich nun einmal in ihren Köpfen als die alleinseligmachenden festgesetzt haben. Das Vorhandensein so verblendeter Politiker erleichtert natürlich auch den auswärtigen Feinden des russischer Volkes ihr Spiel: sie brauchen bloß tüchtig mit Geld nach- zubelfen, alles andere findet sich an Ort und Stelle. In den Fällen Mirbach und Eichhorn haben ihre verbreche« rischen Pläne zum Ziele geführt — aber doch nur zuns nächsten; die Hoffnung auf den Ausbruch neuer Feind- - seligkeiten hat getrogen. Der Anschlag auf Lenin hat nicht > einmal halben Erfolg gehabt, dafür hat er die Absichten seiner Urheber um so deutlicher enthüllt, und der Kamps um die Macht in Rußland wird nunmehr wohl in sein entscheidendes Stadium eintreten. Schon kündigt di« Moskauer Regierung an, daß das verbrecherische Abenteuer ihrer Feinde sie nötige, mit dem Massenterror zu ant worten; Verhaftungen, Erschießungen werden bald zu den Alltäglichkeiten gehören. Konzentrationslager für di« tätigen Gegner der Rätegewalt werden eingerichtet und alle Kapitalisten und Spekulanten sollen unter Einziehung ihres Eigentums zu öffentlichen Zwangsarbeiten verurteilt werden. Also eine ausgesprochene Schreckensherrschaft, von der niemand wissen mag, zu welchen Entsetzlichkeiten si« noch führen, wie sie enden kann. Wir können das russische Volk nur von Herzen be klagen, daß es nach diesen schrecklichen Kriegsjahren jetzt auch noch durch so gehäufte innere Greuel hindurchschreiten muß. Aber bald wird die Zeit gekommen sein, wo auch der Blindeste einsehen dürfte, daß die Fortdauer dieser Zustände lediglich der Entente zustatten kommt und daß russisches Blut doch eigentlich zu kostbar ist, um für britisch- amerikanische Kapitalintereffen fc .gesetzt in Strömen »W gossen zu werden. zittert, merkt auch der Feind, Volkskommissar Lenin. Nach dem Attentat. Gerüchte vom Tode LenlnS. Stockholm, 2. September. den dunklen Plänen des Verbandes mit der rücksichtslosen Energie seiner Persönlichkeit entgegengetreten war. „Brot und FriedenI" Mit diesem Programm hatte Lenin die Kerenski-Regierung gestürzt, dieses Programm hat er mit aller Kraft und gegen alle Widerstände zu verwirklichen gesucht. Sein bolschewistischer Staat ist — wie immer man sonst darüber denken mag — die größte Staats umwälzung der Geschichte, der gewaltigste Versuch der Vergesellschaftung und Verstaatlichung aller Produktions mittel unter Ausschaltung des Kapitals. Ob der Versuch gelang, ob er gelingen kann, wird die Zukunft entscheiden. Jetzt, da die Erregung über den Mordanschlag aus Lenin durch ganz Moskau was dieser Mann, dessen Leben ein unerbittlicher Kampf im Dienste der revolutionären Idee war, der großen Masse eigentlich bedeutete. Sie glaubte an ihn, hoffte ' daß er sie aus der sozialen Not befreien, I daß er sie endlich auch wieder der Segnungen des Friedens teilhaftig machen werde. Freilich auf der anderen Seite steht die nicht kleine Zahl seiner Feinde. Da sind zunächst jene, die aus Überzeugung seine Gegner sind, dann die politisch Andersdenken den und endlich — die vom Verbände Ge kauften, die im Solde der ehemaligen Verbün deten stehend, unter allen Umständen den Mann beseitigen wollten, der Die Attentäterin. Über die Ati ntäterin an dem Mordversuch gegen Lenin meldet die Außerordentliche Kommission in Moskau, daß sie sich weigert, ihre Mitschuldigen anzugeben. Si« sei 1917 anläßlich einer Explosion in Kiew als Anarchistin zu Zwangsarbeit verurteilt worden und habe sich im Ge fängnis den Reel u Sozialrevolutionären angeschloffen. Sie sei kürzlich au.' der Kr m in Moskau eingetroffen. — Nach weiteren Z- -genau.» gen war an dem Anschlag eine ganze Gri pe von Personen beteiligt. Zuerst vertrat Lenin ein Gymnasiast von 16 Jahren, der ihm einen Zettel reichte, den Weg. Dann näherten sich ihm die beiden Fronen. Die Täterin floh auf die Straße und wurde erst dort festgenommen und dann ins Kriegs kommissariat gebracht. Man fand bei ihr vergiftete Zigaretten. Laut „Mir" ist der Name der Täterin Doran Kaplan. Massenverhaftungen in Moskau. Die Außerordentliche Kommission hat in Moskau über 100 Teilnehmer einer gegenrevolutionären Ver schwörung verhaftet. Aus dem Untersuchungsmaterial zeht hervor, daß die Weißen Gardisten von den mit falschen Pässen umher» eisenden Agenten der anglo-franzö- fischen Regierung große Summen erhalten. Dieselben Kreise bereiten auch eine Expropriation im Zentcalkollegium für Kriegsgefangene und Flüchtlinge vor, wobei beabsichtigt war, die Wache umzubringen und 3 Millionen Rubel zu rauben. Die nächste Absicht der Verschwörer war Verschärfung der Verpflegungskrisis in Petersburg und Moskau durch Schädigung des Eisenbahnverkehrs durch Brückensprengungen, Zerstörung von Zügen mit Lebens mitteln und militärischen Ladungen. Durch Erschwerung der inneren Lage sollte die Stellung der Rätetruppen an der tschecho-slowakischen und an der Nordfront geschwächt werden. Todesbataillone gegen die BolschewM. In Moskau wurde ein Zweigverein einer in vielen russischen Städten verbreiteten Frauenorganisationen ent deckt, die sich zur Aufgabe gestellt haben, Rußland von den Bolschewisten durch Terrorakte zu säubern. Jede Woche werden Lose gezogen derjenigen, die durch höchste Lebensaufopferung eine anbefohlene Tat zu vollbringen haben. Ntan nimmt an, daß das. gegen Lenin erfolgte Attentat durch diese Organisation inspiriert und durch eine der Mitglieder vollbracht wurde. Die wandernde Schlacht. Im Berner „Bund" bezeichnet Stegemann die gegen» wattigen Kampfhandlungen im Westen als eine wandernds Schlacht, die ohne Beispiel sei. Es handle sich um ein« völlig neue, in ihrer Art einzig dastehende Erscheinung» sie übertrage die taktische Bewegung auf Verhältnisse, für ^Lie der Maßstab noch fehle, und berge strategische Pro« bleme, die aus tausend praktischen Einzelheiten gewoben und erst später als solche erkennbar sein würden. Di« Streckung der Schlachtfront, die für die Angreifer zugleich der Verzicht auf eine beabsichtigte Umsassung bedeute, rufe nach einer weiteren Verbreiterung der Fronten. Denn nur dadurch könne Foch in die Lage gesetzt werden, kon zentrisch zu wirken; der Verteidiger dagegen müsse ein« «ingebogene Gestaltung der eigenen Schlachtlinie herbei« zuführen trachten, also zurückgehen, um seinerseits wieder Einwirkung auf die Flanken des Gegners zu gewinnen. Wilson über Ven Krieg. Am Arbeitsfeiertage (31. August) erließ Präsident, Wilson eine Botschaft, in der es u. a. heißt: Deutschland hat wie 1866 und 1870 zu den Waffen gegriffen, um seine ehrsüchtigen Absichten in Europa zu verwirklichen. Des halb wurde es notwendig, es mit Gewalt niederzukämpfen. Es ist aber klar, daß der Krieg jetzt mehr ist als ein Kampf zur Änderung des Machtgleichgewichts in Europa. Das, was freie Männer überall wünschen und besitzen müssen, nämlich das Recht, über das eigene Schicksal selbst zu entscheiden, Gerechtigkeit zu verlangen und ihre Negierung zu zwingen, für die Gesamtheit zu sorgen und nicht nur privilegierte, eigennützige Interessen einer herrschenden Klasse zu vertreten, das ist der Krieg Fer Kriege, den die Arbeiter unterstützen müssen und werden, mit ihrer ganzen konzentrierten Kraft. Sie opfern ihr Leben, damit die Männer der ganzen Welt, wie bei uns in Amerika in heiliger Sicherheit leben können. — Das klingt sehr schön aus dem Munde des Mannes, der erst vor einigen Tagen in einer Botschaft sein Land an gefleht hat, es möchte die Sitte des Lynchens unterdrücken. Ein Jahr Vaterlandspartei. Am Sedantage ist die Deutsche Vaterlandspartei in das zweite Jahr der Arbeit und des Kampfes eingetreten. Aus diesem Anlaß hat ihr Vorstand eine Kundgebung w lassen, in der es heißt: .Der Ernst unserer Lage ist heute auch den Verblendeten erkennbar. Unsere Feinde wollen Vernichtung und nicht Verständigung. > Gewaltige Kräfte stehen ihnen auch heute nach vier Kriegsjahren zur Verfügung. Mehr denn je ist das Gebot der Stunde festeste Ent schlossenheit und Sammlung aller Kräfte auf das eine Ziel: , unser Recht auf Freiheit und Entwicklung unserer Kultur und Wirtschaft durchzusetzen und zu sichern. Das ist das alte Programm der Deutschen Vaterlandsvartei! In seinem Sinne gilt es beute mit doppelter Kraft zu wirken. Es gilt, den. Willen des deutschen Volkes zu stäiken, allen Opfern, Leiden und Entbehrungen des Krieges zum Trotze bis zum end gültigen Siege auszuhalten in dem Entscheidungskampf, den unsere Feinde uns aufzwingen. Es gilt, den Feinden zu zeigen, daß keine Wechselfälle und keine noch so lange Dauer des Krieges diesen Willen brechen können. Es gilt endlich, nor der ganzen Welt immer wirksamer die Brutalität und Heuchelei der englischen und amerikanischen Regierung zu enthüllen." Ll-Dooi-Beuie im Mittelmeer. 1S000 Tonnen versenkt. Berlin, 2. September. Amtlich wird gemeldet: Im mittleren Mittelmeer ver senkten unsere U-Boote 15 000 Br.-Rcg.-To. Darunter einen Truppentransportdampfer von über 6000 Tonnen. i Der Chef des Admiralstabes der Marine. * England will die Wahrheit wissen. Der bekannte Reeder Houston, der 'ert mehrerer Wochen m Parlament und Presse die Admiralität zr genauen Erklärungen über den Umfang der Verluste der britischen Handelsflotte durch den U-Boot-Krieg zu ver anlassen versucht, schreibt in der „Times*: Gewiss« inspirierte Korrespondenten bemühen sich, die Frage zr verschleiern und die Verluste zu verkleinern. Mein« Ziffern, betreffend den durch die Tätigkeit des Feindes oerlorengegangenen Schiffsraum, beruhen auf Ankündi gungen von Lloyds Register. Wenn ich die Namen, der Tonnengehalt und die Daten der Versenkung angäb« würde das Reichsverteidigungsgesetz die Veröffentlichun,