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Wilsdruf Tharander ochen blatt. Freitag, den 21. Mai 1841. 16 Mit Kömgl. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. Den dieser Wschmschrif! erschein! Nil! Freitage eine Nummer, Der Preis für den Pierteijahrgang beträgt 10 Ngr. Bekannt- machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsätze, di- im nächsten Stück erscheinen scll-n, werden in Tharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Wilödruf bis Montag Abends 7 Uhr angcnvmmcn. Auch kennen bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen aus Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir -rhitten uns dieselben unter den Adressen: „an die Redaction des Wilsdrus-Tharander Wochenblattes . zu Wilsdrus (Dresdener Gasse im Hause des Herrn Stadtrichters Damme, 1 Treppe,) oder: „an dir Agentur des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Tharand," di- Herr Buchbinder Tauscher übernommen IM. In Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Auftrage und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stet« mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion. Der Duell. (Parabel.) In einer jener rcizbegabtcn Gegenden, wo die Natur alle Kraft und Kunst erschöpft zu haben scheint, um sic auf einen Punkt zu vereinigen, floß vor Zeiten ein klarer Silberbach in viel- > fachen Krümmungen durch ein herrliches Thal, um ihn herum grünten und blühten die Gefilde in der üppigsten Vegetation, über duftende blu menreiche Wiesen, von hohen majestätischen Fel sen umschlossen, ging sein Weg, wo nur der Aar suf dcr schwindelnden Höhe seine luftige Woh- I nung hat, und hoch darüber schaute dec blaue Himmel in fast nie getrübter Klarheit herab. So floß er ruhig und geräuschlos dahin, bis ihn durch den Zufluß anderer Gewässer bedeutend angewachscn, ein breiter Strom in sein Bett aufnahm, und er mit diesem verbunden dem unermeßlichen Ocean sich cntgcgenwälzte. Auf dem Gipfel cincö gewaltigen FelscnS entsprang der Quell, dem dcr Bach seine Entstehung vcr- ' dankte, und daS klare, reine Wasser rieselte lustig und munter, kaum vernehmbar von FelS zu Fels in das Thal hinab, bescheiden jedem Stein, jedem entwurzelten Daumstamme ausbcugcnd und einen andern Weg sich wählend. So floß er still und anspruchslos durch die Fluren. Lu stig und Wohlgemuth spielten die kleinen Gold- flschchen auf der durchsichtigen Fläche, und schie nen biSwcilcn neugierig auS dcr nassen Woh nung heraufzutauchen, um nie gesehene Gegen- stände um sich herum zu betrachten. Die Thicrc des Waldes sogen begierig den stärkenden Trank ein und erfrischten die ermatteten Glieder im reinen Qucllwasscr; der Adler, vom sengenden Strahl der Sonne im schwindelnden, endlosen Fluge erschöpft, netzte die Fittiche in seinen Sil- berwcllcn, und dcr buutfarbigc Colibri, wie dcr geschäftige Baumhackcr weilten gern in seiner Nähe. Zog der einsame Wanderer durch das Thal, so lagerte er sich unter die Zweige des weithin schattenden Ulmbaums, und auf das gehcimnißvolle Murmeln des Baches lauschend, umsingen Morpheus Kinder den Ruhenden, daß dec süße Schlummer die brennenden Augenliedcr ihm schloß und neckende Traumbilder ihn ge schäftig umgaukeltcn. Am Rande des Baches aber standen Sträu cher, Blumen und Pflanzen in wunderlicher Mi schung, und Alle erhielten Leben und Nahrung vom klaren Quell. Doch dankbar erkannten es auch die Sträucher, die Blumen und Pflanzen und priesen und verehrten den geliebten Wohl thater. Die biegsame Weide und der niedere Erlsirauch bogcn ihre Zweige über seine Ufer und lauschten auf sein heiliges Rauschen, das bald schwach und undeutlich, bald starker und vernehmbar aus seinen Tiefen hcrvordrang. Die Blumen und Kräuter prangten in tausend Farbenmischungen auf dem grünen Rasenteppiche, und dufteten die herrlichsten Wohlgerüche in die reine Sommerluft hinaus. Gern und willig ließen sie ihren Saamcn und ihre Blätter auf den linden Flügeln des Westwindes dem Bach zuführen, um den Fischen und Insekten Nahrung zu geben, die in ihm schwammen und krochen, spielten und plätscherten. Aber die hohe, könig liche Eiche, die ewig grünende Fichte, die schlanke Pappel und die andern majestätischen Bäume, die Zierde der Walder, blickten mit Verachtung zu dem armftligcn Bächlein herab, daö bescheiden und geräuschlos am Fuße ihrer Stämme sich