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MMN w Erscheint »Schrntlich dreimal u. zwar Vien^' tazs, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. j Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen j Mk.55pf. Einzelne Numniern (0 Pf. ? Tharandt. Mn. Kebenlehn und die UmseMe«. —>r -r^ch^-r—- KmtMM Inserate werden Montag«, Mittwoch« Freitags bis spätesten» Mittag« (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt- Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für dis Redaktion H. A. Berger daselbst. No. S. Dienstag, -en 21. Januar 18S6. Bekanntmachung. Das sogenannte alte Schulhaus, No. 51 des hiesigen Brandkatasters, an der Stadlkirche gelegen, soll Sonnabend, dsm 25. dieses Monats, Nachmittags 4 Uhr, ans hiesigem Rathhause im Sitzungszimmer unter den im Termine bekannt gemacht werdenden Bedingungen öffentlich an den Meistbietenden zum Abbruch versteigert werden, was an» durch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Wilsdruff, am 15. Januar 1896. Der Stadtgemeinderath. kivksn, Brgmstr. Atts Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. 52. Der Krieg gegen die Ostarmee 3. Die dreitägige Schlacht an der Lisaine am 15., 16. und 17. Januar ist vielleicht als der hartnäckigste Kampf des ganzen Krieges zu bezeichnen; die Parallele mit den dreitägigen Kämpfen um Metz ist natürlich, nur daß an der Lisainc keine Ruhetage zwischen den Kampftagen eintreten und stets dieselben Truppen b>s zur Erschöpfung aushalten müssen, ohne Verstärkung zu er holten. Am 15. Januar begann der Kampf um Montbsliard und zwar, indem die Franzosen auf die Pachthöfe anstürmtcn. Hier im Süden der Frontstellung kam es vorerst nicht zu ernsteren Kämpfen; bei Bethoncourt wurden die französischen Angriffe durch das ruhige Feuer der Deutschen obgewehrt. Bei Bussurell, weiter nördlich, suchten die Franzosen die Vertheidiger des Bahndammes zu vertreiben, hatten aber auch hier kein Glück, wurden vielmehr mit blutigen und schweren Verlusten zurückge schlagen. Gegen den Mittelpunkt der deutschen Stellung bei Hericomt, dessen Burg Mougnot, sowie Häuser und Mauern zur Verthcidigung eingerichtet waren, wurde an diesem Tage nicht« ernstliches unternommen; die Stadt wurde größtentheilS von ostpreußischer Landwejr besetzt gehalten. Gegen Chagey weiter nördlich, drangen die Zuaocn des 18. französischen Corps vor, sie wurden jedoch ziemlich rasch von den Badensern aus dem Dorfe herausgefegt. Ganz im Norden, bei Chenebrier, kam es noch zu einem kleinen Vorpostengcfccht, welches aber dem General Conner so imponirte, daß er in dec kalten Winter nacht dos Anzünden von Wachtfeuern verbot. Es war für den folgenden Tag sehr wesentlich, daß in der Nacht die deutschen Truppen sämmtlich, natürlich bis auf die Vorposten, in Quartieren ruhten, während die Franzosen biwackicren mußten. Während, wie man sieht, dieser erst- Tag bereits den gerühmten franzö sischen „Elan" gar sehr vermissen ließ und eigentlich rein gar nichts passirt war, was den Franzosen günstig war, telegraphirte Bourbaki, er habe einen günstigen Eindruck empfangen und einen Sieg erfochten. Am 16. Januar begann dec Kampf wieder ganz im Süden bei Montbäliard. Gegen Bethoncourt machten die Franzosen einen energischen und zunächst erfolgreichen Vorstoß, so daß sie bis dicht an das Dorf herankamcn; allein dieser, anscheinend sehr ernstgemeinte Durchbruchsvcrsuch wurde durch erdrückendes Feuer dec Deutschen vereitelt, so daß die Franzosen in wilder Flucht die deckender Wälder suchten. Am späten Nachmittag genügten die deutschen Granaten, um einen letzten Angriff der bereits nutzlosen Franzosen abzuwehren. Die Hauptangriffe des Tages richteten sich gegen das Centrum und den rechten (nörd lichen) Flügel der deutschen Stellung. Bei Hericourt wurde der Feind mit überraschendem Feuer empfangen und mit dem Bajonett zurückgctrieben; zwei weitere Angriffe scheiterten in gleicher Weise. Auch der Versuch, sich des wichtigen Stütz punktes einer Mühle zu bemächtigen, scheiterte an der Wach samkeit der deutschen Truppen. Von Mittag an, wo der bis her herrschende Nebel sank, donnerten beiderseits die Geschütze. Weder hier, noch bei Lutze und Chagey kam cs zu einem harten Infanterie-Gefecht. Dagegen wurde die deutsche Stellung bei Chenebrier energisch angegriffen. Hier wollte General Cremer mit Gewalt vordringen und die deutsche Stellung, wenn über haupt, so an dieser Stelle durchbrechen. Nachdem der Angriff durch Artillerie gehörig vorbereitet war, gingen die Franzosen gegen die Gehöfte und Gehölze vor. Die Uebermacht der Franzosen wurde so groß, daß die schwachen Badenser sich nach Echevanne zurückziehen mußten. Es war ein kritischer Moment für die Deutschen. Major v. Unger mit nur 80 Mann warf sich dem aus dem Walde von Echevanne heroor- lretenden Franzosen entgegen und es gelang, diese vorläufig zurückzuhalten. Merkwürdiger Weise benutzte Cremer seinen unleugbaren Erfolg nicht, um mit Gewalt den rechten deutschen Flügel zu durchstoßen; die Deutschen hatten daher Zeit, Ver stärkung herbeizuholcn und damit war auch hier die Gefahr des Durchbruches beseitigt. Der 17. Januar brachte die Entscheidung; diese früher und vollständiger, als sie gehofft werden konnte. In frühester Morgenstunde und den Franzosen ganz unerwartet, wurde das von ihnen genommene Chenibrier von General Keller ange griffen. Aber die Franzosen leisteten tapferen und ausdauern den Widerstand. Um den Wald von EvantS entwickelte sich ein erbitterter Kampf und da die Franzosen immer mehr Ver stärkungen heranzogen, wurden die deutschen Truppen (fast er drückt und noch einmal lag die Gefahr des Durchbruches sehr nahe. Zwar eilte General von Degenfeld mit einigen Ver stärkungen herbei, allein man konnte nicht Herr des viel um strittenen Dorfes werden; die wenigen deutschen Bataillone konnten zwei französische Divisionen nicht aus ihren Stellungen vertreiben. Die Situation sah ganz nach einem französischen Erfolge aus und doch war gerade durch diesen Kampf der fran zösische Mißerfolg bereits entschieden. Durch den kühnen Vor stoß der deutschen Truppen wurden nämlich die Franzosen der artig getäuscht, daß sie nicht mehr anzugreifen wagten. Auf den übrigen Theil des Schlachtplatzes wirkte die eintretende MuthlosigkeiL an der erfolgreichsten Stelle so niederschlagend, daß an keinem der auf der Front genannten Stellen ernsthafte Angriffe mehr stattfanden, man sich vielmehr nur noch auf die Kanonade beschränkte. Gegen Abend erkannte man deutscher seits bereits, daß die Feinde den Durchstoß aufgegeben hatten. General Bourbaki hatte sich bei einem Ritte über das Schlacht feld überzeugt, daß die ziemlich erschöpften, halb verhungerten und vor Frost zitternden Leute nicht mehr fähig seien, dte deutschen Linien zu durchbrechen. Selbst wenn er im Norden die Umgehung der deutschen Armee wagte, was gegenüber der schwachen Truppevzahl wohl möglich war, so konnte er dennoch in eine sehr mißliche Lage kommen, zumal vom Norden her General v. Manteuffel mit frischen deutschen Truppen in An marsch war. So beschloß denn Bourbaki, der selbst seine Nieder lage zugab, den Rückzug. Der 18. Januar verging noch mit kleinen Gefechten, durch welchen die Franzosen ihren Rückzug zu decken suchten; General Bourbaki mußte seine Armee nach Süden, den Doubs hinab, führen. Zu der Verfolgung der Franzosen reichten die verfügbaren deutschen Truppen nicht aus; dagegen war der Zweck des Kampfes an der Lisame erreicht. Der Durchbruch war verhindert, Beifort konnte weiter belagert werden. Die ungeschwächte Wiederaufnahme der Belagerung wurde unverzüglich angeordnet. Die Schlacht an der Lisaine kostete die Deutschen 58 Offiziere und 1586 Mann, die Fran zosen 8000 Mann, darunter 1000 Gefangene. Die Botschaft des Kaisers am Jubelfeste des deutschen Reiches. Die fünfundzwanzigjährige Jubelfeier der Neubegründung des deutschen Reiches ist auf Befehl und Wunsch des Kaisers am Sonnabend in glänzender Weise im Königlichen Schlosse zu Berlin in Gegenwart vieler deutschen Fürsten und ihrer Ver treter, des Bundesrathes und des Reichstages und hoher Wür denträger des Reiches und Preußens festlich begangen worden. Ihren herrlichsten Ausdruck fand diese schöne Feier durch die hohe Botschaft, welche der Kaiser verlas. Umgeben von den verbündeten Fürsten und den Vertretern des Volkes und um geben von den Fahnen und Standarten derselben Regimenter, die vor nun 25 Jahren den ersten deutschen Kaiser in Ver sailles begrüßten, fand die kaiserliche Kundgebung statt. Zum Ge denken des großes Tages, an welchem vor nun 25 Jahren sein kaiserlicher Großvater dem einmüthigen Wunsche der Nation entsprechend die deutsche Kaiserwürde angenommen habe, führte der Kaiser aus, werde diese Feier begangen. Mit Dank im Herzen gegen die Vorsehung sei der Kaiser hauptsächlich darüber erfüllt, daß Gottes Segen auf dem Reiche in den 25 Jahren geruht habe, und daß sich das vom ersten deutschen Kaiser ab gelegte Gelöbniß, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und siiner Glieder zu schützen und den Frieden zu wahren, erfüllt hätte. In freudiger Begeisterung für die errungene Einheit und im festen Vertrauen auf den großen Kaiser und den Rath seiner Staatsmänner, insbesondere seines Kanzlers, des Fürsten Bismarck, hätten sich auch die werkthätigen Kräfte der Nation in den Dienst der gemeinsamen Arbeit gestellt. Verständnißvoll und opferbereit bcthätigte auch das Reich seinen Willen, das Erworbene sestzuholten, die wirthschaftlichen Schäden zu heilen und den Weg zur Förderung der Zufriedenheit unter den ver schiedenen Volksklassen zu schreiten. Was auf diesen Gebieten geschehen ist, dessen wollen wir uns freuen. So werthvoll aber auch die bisher erreichten Erfolge sind, so wollen wir doch nicht müde werden, den vorgezeichneten Weg weiter zu verfolgen, die Einrichtungen des Reiches immer weiter auszubauen, Gefahren abzuweyren und das Band immer mehr zu befestigen, welches die deutschen Stämme verbindet. Wie nun der Kaiser selbst gelobt, immerdar dem Vorbilde seines erlauchten Großvaters in treuer Pflichterfüllung zu folgen, so richtete er auch an alle Glieder des Volkes die Aufforderung unter Hintenansetzung trennender Parteiinteressen mit oem Kaiser und den Bundes fürsten die Wohlfahrt des ganzen Reiches im Auge zu behalten, mit deutscher Treue sich in den Dienst des Ganzen zu stellen und dadurch die Wohlfahrt und das Glück des Vaterlandes zu fördern. Ganz besonders betonte der Kaiser auch noch, daß wie bisher auch in Zukunft das deutsche Reich ein starker Hort des Völkerfricdens sein werde. Mit Freude und gerechtem Manncsstolz wird jeder deutsche Mann, der das Vaterland lieb hat, diese echt kaiserlichen Worte hören und zu deren Erfüllung nach Bürgerpflicht sein Bestes beitragen. Wir können aber auch mit Gewißheit darauf rechnen, daß diese Botschaft des deutschen Kaisers auch im Auslande bei allen Freunden des deutschen Reiches mit großem Beifall aus genommen werden und manchem Gegner Deutschlands den Mund stopfen wird, denn an seinem fünfundzwanzigjährigen Geburts tage darf das deutsche Reich von sich rühmen, daß es ein Hort des Frieden« und des Fortschrittes ist und mit deutscher Treue und Kraft auch zu bleiben gedenkt. Tagesgeschichte. In Gegenwart einer glänzenden Festversammlung und im Rahmen vollster kaiserl'cher Pracht hat am Sonnabend Mittag im Weißen Saale des Berliner Königs- und Re- sidenzschlosses die 25jährige Jubelfeier der Neube gründung des deutschen Reicher nach dem hierzu fest gesetzten prunkvollen Cercmoniell stattgefunden. Den Mittel punkt der gesammtcn Festlichkeit bildete selbstverständlich die vom Kaiser mit lauter Stimme verlesene Botschaft. Die selbe gedenkt in ihrem Eingänge der vor fünfundzwanzig Jahren erfolgten Annahme der deutschen Kaiserwürde durch König Wilhelm I. und hebt hervor, wie auch dieses Ercigniß das lange Sehnen des deutschen Volkes herrlich in Erfüllung ge gangen uud dem wieder errichteten Reiche die ihm gebührende Stellung geschaffen worden sei. Dann wirft die kaiserliche Botschaft einen Rückblick auf die seitdem für Deutschland ver gangenen fünfundzwanzig Jahre und bringt zunächst den Dank des Kaisers gegenüber der göttlichen Vorsehung zum Ausdruck, die in dieser Zeit sichtlich über dem Reiche und seinen Gliedern gewaltet habe. Weiter betont die Botschaft, wie das Gelöbniß des ersten Kaisers, treu die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft de« deutschen Volke« zu stärken, bis jetzt voll erfüllt worden sei. Das junge Reich habe sich im Bewußtsein seiner gesicherten Stellung im Rathe der Völker ungestört dem Ausbau seiner inneren Einrichtungen widmen können, begeistert hätten sich die werkthätigen Kräfte der Nation, fest vertrauend auf seinen großen Kaiser und seine bewährten Staatsmänner, besonders auf den Fürsten Bismarck, in den Dienst der gemeinsamen Arbeit gestellt. Die kaiserliche Kundgebung betont ferner die erfolgreiche Festhaltung des Er worbenen durch das Reich, die Beseitigung vieler Schäden unseres wirthschaftlichen Lebens, die Stärkung der vaterländischen Wehr-