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Tharandt. Mm» Meckhn and die AMgenden. Imtsölutt für die ^(gs. Aintshauptmannschast Meißen^ für das Ugl. Amtsgericht und den Stadtrach zu WüsdruA sowie für das Agt. Lorstrsntamt zu ChMandt Inserate werden Montags, Mittwoch» Zreitags bis spätestens Mittags f2 Uhr angenommen. )nsertionspreis fO Pf. pro dreige- spaltens Lorpuszeile. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dien^ tags, Donnerstag und sonnabends. Bezugspreis viertelj. f Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen f Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern fO Pf. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. U. Berger daselbst. Ro. 1«. Donnerstag, den 6. Februar VWMMMWWVWWWWWüWVWRüWWWWWWWWWUWWWWWDiMWEÄ 18S«. Ans Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. 57. Der Krieg gegen die Ostarmee IV. (Untergang der Armee.) (Fortsetzung.) Am 27. und 28. Januar wurde das Netz um Bourbakis Armee noch fester gezogen. Von SalinS aus wurde östlich und südlich vorgerückt und hier der wichtige Knotenpunkt Champa- geole besetzt. Jetzt wurde auch allen vorgeschobenen Truppen befohlen, keck anzugreifen. Es kam am 29. Januar zu mehreren Gefechten, so im Süden bei Nvzeroy; mehr im Norden fand das 7, Corps, von Deservillers ausgehend, die Straße OrnanS- Pontarlier von dichten Massen Flüchtiger bedeckt; zwei Dörfer wurden erstürmt und bereits 4000 Gefangene gemacht, wo runter auch 1 General. Am 30. Januar, an welchem eben falls Gefechte stottfanden und noch am Spätabende Frasnes erstürmt wurde, erkannte man, daß die gesammte französische Armee bei Pontarlier vereint stand. Am 31. Januar besetzte das 7. Corps auch Chantrans; das 2. Corps fand die Straße nach Pontarlier mit wcgge- worfenen Waffen elc. bedeckt. So ward der Feind immer enger um Pontarlier, das nahe der Schweizer Grenze gelegen, einge schlossen. Nachdem an diesem Tage mehrere kleinere Gefechte staltgcfunden, waren dem Feinde auch die kleinsten Wege ver legt und er mußte sich entscheiden, ob er über die Grenze gehen, oder bei Pontarlier Widerstand leisten wolle. Am 1. Februar morgens traf die deutsche Hauptarmee dicht vor Pontarlier ein. Dieses wurde leicht genommen, nur an den Sperrforts bei La Cluse fand noch ein hartnäckiges Gefecht statt, welches die deutschen Truppen 360 Mann kostete und bis tief in die Nacht dauerte. Am 2. Februar ging über Berlin die Nachricht ein, daß die französische Armee in Stärke von ca. 80000 Mann die Schweizer Grenze überschritten und die Waffen gestreckt habe. Dies war die vierte große Armee, die ihre Waffen vor den Siegern nicderlegte. Der moralische, wie physische Zustand, in welchem die französischen Truppen in der Schweiz ankamen, spottete jeder Beschreibung. Der Schweiz wurde durch die Entwaffnung der übergetretcnen Truppen eine bedeutende Arbeit aufgehalst, während man in Deutschland zufrieden war, der Mühe, die Gefange nen in den schon überfüllten Festungen unterzubringen, über hoben zu sein. 58. Der Festungskrieg 3. (Von Pfalzburg bis Belfort.) Wennschon sich der Krieg um und vor den französischen Festungen zum theil innerhalb der übrigen genannten Kriegs schauplätze abspielte, so bildete doch der Festungskrieg meist einen besonderen Bestandtheil des großen Krieges; aus welchem Grunde die hauptsächlichsten FestungSeinahmen hier an besonderer Stelle erwähnt seien. Die Festung Pfalzburg, nordwestlich von Straßburg ge legen, gehörte zu den wenigen Festungen, welche nur durch Ein schließung und Aushungerung genommen wurden. Die Ein schließung hatte bereits im September begonnen. In der Nacht zum 14. September hatte die Besatzung einen mißglückten Aus fall gemacht und etwas später mußte sich dit schwache Ein schließungstruppe der Franktireurs erwehren. Ein im November auf die Festung unternommenes Bombardement hatte nur geringen Erfolg. Mit Rücksicht auf die ungünstigen Bodenverhältnisse und die geringe Bedeutung des Platzes wurde von einer regel mäßigen Belagerung Abstand genommen. Endlich aber wurden die Lebensmittel in der Festung knapp. Zuerst ging das Salz au«. Der tägliche Mehloorrath mußte mühsam durch Hand mühlen hergestellt werden; zuletzt wurde der Schimmel des Kommandeurs Taillant geschlachtet. Die Pocken wütheten unter der Mannschaft und den Bürgern. Am 30. November bot Taillant Uebergabe des Platzes unter freiem Abzüge der Be satzung an, was ihm nicht gewährt wurde. Als die Lebens mittel aufgezehrt waren, ließ er die Geschütze vernageln, die Pulver- und MunitionSvorräthe zerstören, die Gewehre zer schlagen. Am 12. Dezember mittags sandte er einen Parla mentär in einem mit den beiden einzigen noch übrigen Pferden bespannten Schlitten und ließ sagen, die Festung stehe den Feinden offen. Am 14. Dezember wurde sie von den Preußen und Bayern besetzt. 52 Offiziere und 1838 Mann wurden kriegsgefangen. Gleich darauf fiel die Festung Montmedy, die nahe der belgischen Grenze mitten im ChicrSthale liegt und auf allen Seiten von Höfen umschlossen ist. Anfänglich wurde die von Major Testier kommandirten Festung wenig Beachtung geschenkt; als aber von der Besatzung das in Stency stehende Landwetzr- bataillon überfallen und größtentheils gefangen weggeführt wurde, zog man Truppen zur Einschließung heran. Es kam zu mehreren kleinen Gefechten vor der Festung, bis am 5. Dezember General von Kamecke anlangte mit genügenden Truppen und am 7. Dezember der Batteriebau begann, der unter heftigem feindlichen Feuer vollendet wurde. Am 12. Dezember begann die Be schießung aus 62 Geschützen; die Festung antwortete lebhaft, stellte aber nach einigen Stunden das Feuer ein. Fast alle öffentlichen Gebäude waren zerstört, am 13. Dezember abends brannte die Stadt an vielen Sollen. Am 14. Dezember in aller Frühe wurde die Kapitulation unterzeichnet; mittags 2 Uhr zogen die Preußen ein; acht Offiziere und 225 Mann wurden aus der Gefangenschaft befreit. Die Garnison, 2700 Mann, wurde kriegsgefangen; sie entwich aber größtentheils mit ihren Kommandanten, trotz gegebenen Versprechens, aus ihrem Biwack. Am 1. Januar 1871 kapitulirte die Festung Mezisres. Diese war am 12. November eingeschlossen worden. Die Fest ung hatte in Folge ihrer günstigen Lage, da sie von der Maas umflossen wird, eine große natürliche Festigkeit, auch war sie, ebenso wie die dicht dabei gelegene Fabrikstadt Charleville, noch stark befestigt worden. Am 14. November war ein Ausfall zurückgeschlagen worden. Vom 24. Dezember ab begann, stark gehemmt durch Frostwetter, der Batteriebau. Nachdem genügend Geschütze herbeigeschafft waren, begann am 31. Dezember morgens die Beschießung mit 68 Belagerungs- und 30 Feldgeschützen. Die Festung antwortete anfangs lebhaft, stellte aber um 3'^ Uhr das Feuer ein und nachdem die Beschießung auf die Kasernen, Magazine und andere wichtige Gebäude fortgesetzt und auch rin Ausfall der Besatzung -urückgewiesen war, zog der Kommandant Blandcan am 1. Januar um 11 Uhr vor mittags die weiße Fahne auf. Abends um 11 Uhr war die Kapitulation abgeschlossen; 98 Offiziere und 2000 Mann ge- riethen in Gefangenschaft, 106 Geschütze wurden erbeutet. Die Einnahme dieser Festung öffnete den Deutschen die Eisenbahn im nördlichen Frankreich. (Fortsetzung folgt.) Unsere Marine. Die seit Wochen umlaufenden Gerüchte über eine angeblich geplante erhebliche Verstärkung unserer Marine wollen nicht ver stummen, obwohl doch seitens der Reichsregierung zweifellos noch gar keine bestimmten Entschließungen und Erwägungen in dieser Richtung gefaßt worden sind. Ja, diese Gerüchte haben sogar schon andere Gerüchte erzeugt, denen zufolge zwischen dem Kaiser einerseits, dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe und dem Etaats- ekretär im Reichsmarine-Amt Vizeadmiral Hollmann anderseits Meinungsverschiedenheiten in der angeregten Frage der Flotten verstärkung entstanden sein sollten, und in Anknüpfung an letztere Behauptung hieß es dann weiter, beide Herren hätten bereits ihre Entlassung gegeben oder seien doch hierzu entschlossen. In dessen hat, wie nicht anders zu erwarten stand, die Nachricht von dem bevorstehenden ioder schon erfolgten Entlassungsgefuch des Kanzlers und das Marincstaatssekretärs sehr rasch ihre Widerlegung von zuständiger Seite gefunden und auch die be haupteten ernsten Differenzen des Kaisers mit dem Reichskanzler wegen der angeblichen neuen Marineforderung bestehen offenbar nur in der Phantasie gewisser Leute, diese Seite der umlaufen den Gerüchte lohnt demnach kein näheres Eingehen. Auch was die Mittheilungen über die behaupteten Flotten- rläne an maßgebendster Stelle anbelangt, so handelt essichhier- >ei zunächst gewiß nur um bloße Vermuthungen. Falls der Kaiser eine außerordentliche Verstärkung unserer Flotte wirklich ür dringend nöthig erachten sollte, so könnte die Sache zur Zeit unmöglich über das Stadium vertraulichen Meinungsaus tausche« unter den verbündeten Regierungen hinaus gediehen sein, die Vorbehandlung einer so wichtigen und zugleich schwierigen Frage wäre schwerlich im Handumdrehen zu erledigen. Aber wenngleich es somit wenig wahrscheinlich ist, daß dem Reichstage womöglich noch im Laufe der gegenwärtigen Session eine be- ondere Marine-Vorlage unterbreitet wird, so gewinnt dieselbe Möglichkeit immerhin für eine der nächsten Session erheblich an Boden. Das unsere Flottenmacht nicht mehr ausreicht, um unsere ausgebreiteten überseeischen Interessen im Ernstfälle kräftig zu schützen, das ist ja ein offenes Geheimniß. Erst die Ereig nisse in Transvaal haben diese maritime Schwäche Deutschlands wieder klar gezeigt, konnten doch vorerst nur zwei deutsche Kriegs chiffe zur Wahrung der deutschen Interessen in Südafrika gegen über der englischen Begehrlichkeit nach der Delagoabai entsendet werden, und dies konnte auch nur durch Entblößung anderer deutscher Schiffsstationen im Auslande geschehen. Auch schon vorher ist die Unzulänglichkeit der deutschen Marine zum Schutze der politischen und commerziellen Interessen Deutschlands in überseeischen Gebieten wiederholt in drastischer Weise hervorge treten, z. B. beim Bürgerkriege in Brasilien und beim Ausbruche des Krieges zwischen China und Japan. Sicherlich ist man in unseren maßgebenden Kreisen auch längst von der Nothwendig keit einer Vergrößerung der vaterländischen Flotte, speziell in Bezizg auf die Vermehrung des Kreuzermaterials, überzeugt, und wohl nur an leicht erkennbaren gewissen Umständen hat es gelegen, wenn die Erwägungen in dieser Hinsicht bi« jetzt noch keine greifbare Formen erhalten haben. Natürlich muß es jedoch nach wie vor als ausgeschloffen zelten? daß hierbei die .uferlosen" maritimen Pläne jener Schwär mer Irgend eine Rolle spielen werden, welche Deutschland gern zu einer Seemacht ersten Ranges erhoben sehen möchten. Da von kann im Ernste keine Rede sein, schon aus sinanziellen Gründen nicht, und schon deshalb würden etwaige Projekte zur Schcffung einer gewaltigen Flotte etwa gleich derjenigen Eng lands in der deutschen Volksvertretung keinerlei Unterstützung finden. Aber etwas anderes ist es mit der Herstellung einer bestimmten Anzahl neuer und die Ansprüche moderner Schiffs bautechnik erfüllenden Kreuzerschiffe, durch diese Maßnahme würde lediglich eine sich immer deutlicher zeigende Lücke in unserer Wehr kraft zur See ausgefüllt werden, und einer solchen Nothwendig keit gegenüber kommt die Frage nach der Stellungnahme des Reichstages hierzu erst in zweiter Linie. Tagesgeschichte. Berlin, 3. Februar. Der.Reichsanzeiger" veröffentlicht einen Dankerlaß des Kaisers für die anläßlich seines Geburts tages auch aus den fernsten Welttheilen und von überall, wo Deutsche weilen, ihm zugegangenen Glückwünsche, Adressen rc. Hierdurch sei das Herz des Kaisers aufs innigste erfreut worden. Mit lebhafter Befriedigung erfülle ihn die Wahrnehmung, daß sein unausgesetztes Bemühen, für die Sicherheit und Wohl fahrt des Vaterlandes zu sorgen, in immer weiteren Kreisen in verständnißvoller Weise einer freudigen Bereitwilligkeit und treuer Mitarbeit begegne. Bezüglich des Eindrucks, welchen die Depesche des deut schen Kaisers an den Präsidenten der TranSvaal-Republik, Krüger, in amerikanischen Kreisen gemacht hat, giebt der New« Aorker .Sun" an leitender Stelle folgende Erklärung ab: .Einige britische Uitlanders und wenige Anglo-Maniacs ab gerechnet, giebt es in Amerika Niemanden, der nicht mit Be wunderung auf den hochherzigen deutschen Kaiser und dessen edle und gerechte That blickt. Diese Wahrheit kann der deutsche Botschafter vertrauensvoll seinem kaiserlichen Herrn melden. In Folge eines sehr bedauerlichen Jrrthums wandte sich unser Staats-Departement an Mr. Chamberlain in London um Schutz der Amerikaner in Transvaal. Wenn überhaupt eine Intervention in Transvaal zu Gunsten der Amerikaner noth wendig geworden wäre, so hätten wir uns nur an den Mann gewandt, der allein die Fähigkeit und den Willen gehabt hätte, uns seine Hilfe zu leihen, nämlich an Kaiser Wilhelm II. Vir wissen, daß wir im Namen des ganzen amerikanischen Volkes sprechen, wenn wir hiermit den Berliner Staatsbehörden die Versicherung geben, daß cs im ganzen Lande auf das Tiefste bedauert wird, wenn es unterlassen wurde, bei etwa nöthig erscheinender Intervention sich an den deutschen Kaiser um Schutz der Amerikaner zu wenden. Hätte die hochherzige und freundschaftliche Erklärung des deutschen Kaisers zu einem Kriege zwischen Deutschland und England geführt, so wären die überwältigenden Sympathien der Vereinigten Staaten auf Seiten des deutschen Kaisers gewesen. Im Reichstage begann am Montag die erste Lesung >es Bürgerlichen Gesetzbuches. Staatssekretär Or. Nieberding ührt aus, daß das vorliegende Gesetzbuch, welches bestimmt 1, auf dem Gebiete des Vermögens- und Familienrechts im Zaterlande die langersehnte Rechlseinheit herbeizuführcn, die Frucht einer Arbeit ist von mehr als 20 Jahren. Drei Com missionen haben sich dieser Arbeit gewidmet. Während die erste Commission nur aus Rechtsgelehrten bestand, gehörten der weiten die Vertrauensmänner der großen Parteien des Reichs- ages und der Producenten-Stände an. Besonders kann man agen, es entspricht der Entwurf, wenn er auch nicht Alle be- riedigt, doch den Auffassungen der weitesten Kreise des Volkes. An diesem Entwurf hat nicht bloß unsere Generation gear beitet, an ihn hat man schon seit den Befreiungskriegen gedacht. In allen Stadien der deutschen Rechtsentwickelung hat man den gegenwärtigen Rechtszustand für unzureichend erkannt und hat die Codificirung des deutschen Rechts herbeigesehnt. Wir