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WchMt für Wdmff tzmndt, N"B, Siebtnlehn mü dir UmMNdtn. Imtsölnlt für die Kgl. Amtshauptmanrchast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sone für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionöpreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Freitag, den 30. Dezember No. 103 1892. 4 4 4 M. K, > ... 4444444 4 4 4 4 4 4 4' 4' '4' 4 MM H A S-- Men unsern hochgeehrtenLesern, Geschäftsfreunden nnd Gönnern beim nahen Jahreswechsel nur hierdurch NN der Litte um ferneres geneigtes Wohlwollen. keciaktion unc! Lxpsttmn ös8 ^mi8- unä Wo6li6nb!Ai1k8 für M8äruff ete. .f. .s. «Ld Ein Jahr vorbei — von uns'rer Reise Durch's Leben wiederum ein Stück, Und nach gewohnter Wanderweise Schau'n wir auf unsern Weg zurück. An einem Markstein steh'n wir heute Und halten sinnend kurze Rast, Daß nochmals uns vorüber gleite Der letzten Strecke Lust und Last. Von stiller Höhe seh'n wir nieder Weit in's durchmess'ne Land hinein: Verklärt erscheint uns Alles wieder In der Erinn'rung mildem Schein. Tylve st trabend. Dort gingen wir auf grünen Matten In froher Freunde schönem Kreis, Dort labt uns kühler Wälder Schatten, Dort blühte um uns Blum' und Reis. Dort schlürften wir mit Vollbehagen Der Freude Becher bis zum Grund, Und dort an sonnig Hellen Tagen Küßt' uns der Liebe rother Mund. Dort iber schwankten schwere Wetter, Wir sanden, hell vom Blitz umzückt, Und ms'rer Hoffnung grüne Blätter, Sie w-rden jäh vom Sturm zerknickt. Es sank zum Tode, unvergessen, Den uns zur Freude Gott einst gab, Und unter wehenden Cypressen Liegt still und ernst ein theures Grab. Ein Hauch der Wehmuth will uns fassen, Da Bild um Bild vorübergeht; Wohl Jedem, der nicht ganz verlassen Und einsam an dem Markstein steht. Den auch durch Nacht und Noth begleitet In Treue eine liebe Hand, Auf die gestützt, er ruhig schreitet In's unbekannte, neue Land. Denn jenseit liegt's im Nebelgrauen, Das schleierhaft das Thal umflicht, Doch drüber siehst du freundlich blauen Den alten Himmel schön und licht. Das mag dir Trost und Stärke geben; Auf, nimm den Wanderstab zur Hand Und schreite fürder ohne Beben, Auch jenseits liegt ein Gottesland! Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Wirthschaftsbesitzer und Schuhmacher »«kort »iooisvk in lii» Kwok bei Wilsdruff, welcher flüchtig ist, ist die Unter ¬ suchungshaft wegen betrüglichen Bankerutts verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und wegen der Abholung Nachricht anher zu geben. Dresden, den 27. Dezember 1892. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte. L.-Ä.-Rth. Suvkauek. Beschreibung. Alter: 33 Jahre. Statur: mittel. Größe: ca. 1,70 m. Haare: dunkelblond. Zähne: mangelhaft, die oberen Vorderzähne fehlen. Gesicht: voll und gesund. Bart: etwas röthlicher Vollbart. Augen: grau. Kleidung: lichtgrauer Winterüberzieher, dunkles Zacket, dergleichen Weste, graue dunkelgestreifte Stoffhose, lichtgrauer Filzhut oder schwarze Pelzmütze. Besondere Kennzeichen: an der rechten Seite des Kopfes ein größerer kahler Fleck. Hiermit wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß Herr Gemeindevorstand und Wirthschaftsbesitzer Hermann Schumann in Lotzen als Ortsrichter für dasigen Ort hier verpflichtet worden ist. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, dm 29 Dezember 1892. »r. «»nKLoir. Tagesgeschichte. Die Erörterungen über die Militärvorlage werden seit der Vertagung des Reichstages mit lebhaftem Eifer in der Presse fortgesetzt. Offiziöse Aufsätze werden in zahlreichen Blättern, die der Regierung zur Verfügung stehen, abgedruckt; offiziöse Flugschriften werden verbreitet, und die „Nvrdd. Allg. Ztg." bringt Artikel auf Artikel über den Satz, daß die Durchführung der zweijährigen Dienstzeit und die Beibehaltung der bisherigen Präsenzstärke Forderungen seien, die sich gegenseitig ausschließen. Eine Milderung der Gegensätze zwischen der Regierung und dem Reichstag ist noch nirgends erkennbar. In der Flugschrift „Aufklärung über die Militärvorlage", erschienen bei Ernst Siegfried Mittler u. Sohn in Berlin, eine Arbeit, die sichtlich aus den Kreisen der Regierung stammt, heißt es wörtlich: „Die Militärvorlage ist so genau erwogen, daß sich an der selben in der Hauptsache nichts mehr abhandeln läßt". Die Negierung wolle, daß 60,000 Mann jährlich mehr als gegen wärtig ausgebildet werden; innerhalb der heutigen Präsenzstärke jedoch seien höchstens 25,000 Mann mehr auszubilden: „das reicht aber noch lange nicht aus, um unser Heer so stark zu machen, daß wir in Ruhe einem Kriege entgegensehen können." Weiter wird gesagt: Die Männer, die in Deutschland an der Spitze des Heeres stehen, sind der festen Ansicht, daß das Rechen- exempel mit den 25,000 Mann falsch sei, und deshalb dürfen sie auch schwerlich geneigt sein, von der Militärvorlage abzu- gchen und sich auf Flickwerk einzulassen. In Uebereinstimmung mit diesen Ausführungen erklärt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß die Regierung, wenn sie sich mit der zweijährigen Dienstzeit innerhalb der bisherigen Präsenzstärke begnügen wollte, nicht den gesetzgeberischen Apparat in Bewegung zu setzen brauchte, sondern die Herabsetzung der Dienstzeit und die Mehreinstellung von Rekruten im Verwaltungswege durchführen konnte, daß bei Verweigerung der geforderten „Kompensation" die volle drei jährige Dienstzeit wieder hergestellt werden könne, daß auch der Gedanke, die Reform abschnittsweise zu behandeln, abgesehen von dem Bedenken bezüglich des Zeitverlustes, unausführbar sei, weil man nicht den ersten Schritt thun und die folgenden Schritte einer unsicheren Zukunft anheimstellen dürfe. Kein zur Leitung der auswärtigen Politik berufener Staatsmann, kein mit der Organisation des Kriegsheeres betrauter Offizier werde die Verantwortlichkeit für die Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes übernehmen wollen und können. Die „Nat.-Lib. Korr." schreibt: „Es sind bisher noch äußerst geringe oder gar keine Anzeichen hervorgetreten, daß die leitenden Männer der Reichsregierung in der Militärfrage irgend welche Zugeständnisse von Erheblichkeit zu machen geneigt sind, um esner Verständgigung die Wege zu ebnen. Gleichwohl möchten wir dies nach uns zugegangenen zuverlässigen Mit- theilungen noch keineswegs für ganz ausgeschlossen halten. Die jenige Grenze allerdings, bis zu welcher die Zustimmung einer bedeutenden Reichstagömehrheit bis jetzt gesichert wäre — Ge währung der zweijährigen Dienstzeit unter Innehaltung der jetzigen Präsenzstärke —, wird als Boden einer Verständigung von der Regierung niemals anerkannt werden; da würde sie lieber dem jetzigen Zustand den Vorzug geben, da sie in diesem Fall nicht glaubt, die Ziele der Reform auch nur annähernd erreichen zu können, wohl aber fürchtet, ohne Ersatz die mög licherweise immerhin bedenklichen Folgen einer abgekürzten Dienst zeit tragen zu müssen. Zwischen der unverminderten Präsenz und den Forderungen der Regierung liegt aber noch ein weiter Spielraum, und es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die Regierung ein gutes Stück entgegenkommt, wenn sie sich über zeugt, daß sie mit ihren Vorschlägen in vollem Umfang nicht durchdringen kann, ebenso wie der Reichstag, wenn er erkennt, daß eine gefährliche Krisis anders nicht zu vermeiden ist. Die