Volltext Seite (XML)
Tharandt, Rost», Sikbrnlkhn and dir Umgtgtndtli. Amtsblatt siir die König!. Amtshauptmunnschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdrusi. 45. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abo nnementp reis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Mvntagk und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 47 Freitag, den 12. Juni 1883. Bekanntmachung. Das 4. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1885 enthält: No. 15. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgeineinde Meißen betreffend; vom 17. April 1885. No. 16. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebs auf der Eisenbahnstrecke Bienenmühle-Moldau (Landesgrenze) betreffend; vom 11. Mai 1885. No. 17. Verordnung, die Stiftung eines Ehrenzeichens für Mitglieder der Feuerwehren betreffend; vom 11. Mai 1885. No. 18. Verordnung, die veränderte Ordnung der Zuständigkeit des Rathes und des Polizeiamtes der Stadt Leipzig in Sachen der Wohlfahrts- und der Sicherheitspolizei betreffend; vom 17. Mai 1885. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 4. Juni 1885. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. ^Bekantttmachnng. Die diesjäbrigen Grasuutzuugeu auf der Vogelwiese, vor und hinter der Schießmauer, rechts und links an der Tharandter Chaussee und der Brücke, in den Stadtgräben und auf den Parcellen am untern Bache rechts vom Stege uud links desselben bis zur SachSdorfer Brücke zwischen Herrn Uibrig's Weg und der Saubach sowie unter den Weiden an der Meißnerstraße, sollen nächste Mittwoch, den 17. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, im hiesigen Schießhause unter den daselbst bekannt gemacht werdenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 10. Juni 1885. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. DageSgefchichte. I Der neuliche Aufenthalt des Kronprinzen von Deutschland und Preußen nebst dem Prinzen Wilhelm in der alten preußischen Krönungsstadl Königsberg anläßlich des 2bjährigen Gedenktages des Regimentes Kronprinz hat deutlich gezeigt, welcher Liebe und An hänglichkeit der Erbe der Krone von Deutschland und Preußen sich in der alten Provinz, von der die Könige von Preußen ihren Titel herleiten, zu erfreuen hat. Die Huldigungen der Bevölkerung der Stadt Königsberg und der Vertreter aus der Provinz Ostpreußen für den Kronprinz und seinen ältesten Sohn war eine so imposante und herzliche, daß sie kaum übertroffen werde» konnte. Die feierliche Beisetzung der Leiche des verewigten Fürsten Karl Anton von Hohenzöll ern-Si gmaringen fand am Sonnabend IN Sigmaringen statt. Fast alle regierenden Fürstenhäuser Europas hatten ihre Vertreter zu den Begräbnißfeierlichkeiten entsandt. Den Kaiser Wilhelm, der um den Verlust seines Vetters und alten treuen Freundes von tiefer Trauer erfüllt ist, vertrat der Kvnprinz bei dem Begräbniß des Fürsten, ebenso hatte der Kaiser Vertreter des Mini steriums und des Heeres, denen der verstorbene Fürst in rühmlichster Weise angehörte, nach Sigmaringen befohlen. Die zahlreichen An verwandten des verewigten Fürsten waren beim Begräbniß vollzählig vertreten. Neben dem Könige von Rumänien, bekanntlich der zweite Sohn des entschlafenen Hohenzollecnfürsten, erschien auch der Vertre ter des rumänischen Ministeriums und der rumänischen Armee. Der Reichskanzler will Ruhe haben während seiner Badekur in Kissingcn, was man ihm schließlich auch nicht verübeln kann, denn er hat das Jahr über genug zu schaffen und zu arbeiten. Er will weder von amtlichen noch von nicht-amtlichen Schreibern belästigt werden und deshalb hat er sich verbeten, ihm Schreiben nachzusenden. Es wird deshalb auch aus keine Antwort zu rechnen sein bis der Reichskanzler wieder in Berlin im Geschirr ist. Dem Bundesrath ist der Antrag Sachsens zngegangen auf Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig und Um gegend vom 28. Juni d. I. bis zum selben Tage 1886. Im „Reichsanzeiger" wird ein Artikel der „Schl. Ztg." abge druckt und damit indirekt gebilligt, welcher sich energisch und betref fend gegen den Jnnungszwang ausspricht. Am Schluffe der von dem ofiziellen Publikationsorgane der Regierung wiedergegebenen Ausführungen heißt es: Mit dem Worte „obligatorische Innungen" wird überhaupt, besonders dem minder einsichtigen Theile des Hand werkerstandes gegenüber, großer Mißbrauch getrieben. Man erweckt — nicht selten zu Wahlzwecken — mittelst desselben Illusionen, die nur das trostlose Ergebniß haben, daß die mit ihrer Lage unzufriede nen Handwerker Alles von der Zukunft erhoffen und die Hand nicht rühren, um dasjenige energisch auszunutzen, was ihnen die Gesetzge bung heute schon bietet." Das Krankenkassengesetz legt bekanntlich dem Arbeitgeber die Verpflichtung auf, ein Drittel des Versicherungsbeitrages selbst zu zahlen. In Frankfurt am Main hatte der Möbelhändler Goldschmidt zwei Arbeitern dies Drittel in Abzug gebracht und wurde dafür vom Schöffengericht mit einer Geldbuße von 30 Mark bestraft. Unter den Vorlagen für den am 14. Juni zu Mannheim statt findenden Parteitag der deutschen Volkspartei befindet sich auch ein Antrag auf allmähliche Beseitigung des Privatbesitzes an Grund und Boden! Gut, daß es nur „allmählich" geschehen soll, damit's auf einmal nicht so weh thut. Wir wüßten aber ein Recept für die Demokraten. Gebt jedem ein Rittergut und sie denken nicht mehr an die „allmähliche" Beseitigung des Grundbesitzes! Die Schweiz säubert sich weiter von den Anarchisten. In diesen Tagen sind wieder 21 Mann, darunter Franzosen und Deutsche ausgewiesen worden. Die Verhandlungen, welche das belgische Ministerium mit den Mächten in Bezug auf die Berufung eines internationalenEisen- bahnkongr esses zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der bel gischen Eisenbahnen gepflogen hat, sind laut den vorliegenden Mit- theilungen aus Brüssel erfolgreich gewesen. Das Programm der auf diesem in der Zeit vom 8. bis 15. August in Brüssel tagenden Kon greß zu behandelnden Fragen ist dem Vernehmen nach bereits festgestellt; in vier getrennten Sektionen werden 12 Hauptfragen be- rathen werden. Die Fragen erstrecken sich auf alle Gebiete des Eisen bahnwesens, auf Bauten, Material, Betrieb, Unterhaltung, neue Sy steme, Bahnhöfe, Maßregeln für Betriebssicherheit, Sekundär, und Vi cinalbahnen, sowie die Feststellung einer gemeinsamen Statistik u. s. w. Die italienischen Minister des Krieges und der Marine haben der Kammer eine Forderung von 3 Millionen Lire für die italieni schen Truppen am Rothen Meere unterbreitet. Die Lage derselben hat sich noch verschlechtert, denn nach offiziellen Nachrichten aus Sua- kin ist Kassala, die Haupstadt des Westsudan, Ende Mai von den Arabern genommen. Damit steht den Schaaren des Mahdi der Weg nach Maffauah, wo die Italiener stehen, offen. Die Besatzung von Massauah ist von den Arabern nicht ermordet. Leider unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß die Cholera in der spanischen Provinz Valencia auch in diesem Sommer wieder epidemisch auftritt. Die von der Regierung abgesandte ärztliche Kom mission zur Untersuchung des Gesundheitszustandes der Provinz hat, nachdem sie eine Anzahl Leichen der an der herrschenden Seuche Ge storbenen untersucht hat, die Ueberzeugung gewonnen, daß es die asi atische Cholera ist, welche in mehreren hundert Fällen in der Stadt Valencia und in über zwanzig größeren und kleineren Ortschaften der Provinz sich gezeigt hat. Am 2. Juni kamen sechs Fälle im Zucht- Haus und in einer Vorstadt von Valencia vor. Die Behörden grei fen wieder zu Absperrungsmaßregeln und Räucherungen. Auch in Castellon, Albacete und Sagunt hat die Seuche sich gezeigt. Kon st antinpel, 7. Juni. In Stambul ist gestern Abend eine Feuersbrunst ausgebrochen, durch welche gegen 300 Gebäude in Asche gelegt worden sind, darunter 50 Kaufläden und 3 Moscheen. Eine Person ist dabei umgekommen, mehrere haben Verletzungen erlitten. Im englischen Unterhause hat das Kabinet Gladstone eine Niederlage erlitten, doch weiß man noch nicht genau, ob Gladstone diescrhalb demissioniren und ein konservatives Kabinet die Regierung übernehmen, oder ob nun eine Reconstruktion des liberalen Kabinets statlfinden wird. Die Niederlage Gladstone's ereignete sich bei der Budgetvorlage, zu welcher der Abgeordnete Beach einen Antrag ein brachte , der die Erhöhung der Spiritus- und Biersteuer beanstandete. Der Premier Gladstone erklärte den Antrag für ungewöhnlich. Für militärische Vorbereitungen zur Abwendung einer ernsten Gefahr sei die Nolhwendigkeit der beantragten Steuer-Erhöhungen entstanden. Die Opposition, welche den beantragten Kredit einstimmig bewilligt habe, verweigere jetzt die beantragten Mittel zur Bedeckung. Er müffe daher aus der Entscheidung des Hauses über den Antrag Beach eine