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Wochenblatt für Wils-ruf, Tharan-, Nossen, Eievenlehn und die Umgegenden. . - -M Zehnter Jahrgang. Freitag, den 18. Januar 1850. I» Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. M» dieser Zeitschrift «»scheint «Ile Freikaae «ine Nummer. Ler Preis für den VIe»»«IIa»rP>n, detriqt 10 N«r. SämmiNch« Köniai. Pkl- "ter del Zvianke« nehmen Seftellungen darauf an. vekanulmachunaen, ireiche im nächsten Stuck erscheinen fallen, werden in Wilädruf stil Monta, Übend« 7 Uhr, in Lharand bi« Montag Nachmittag« SU»r, und in »offen bi« Mittwoch vormittag« 11 Ubr angenommen. Huch iännen tu« Mittwoch Mittag einaedende Zusendungen auf Werlanqen durch die Post an den Truckorr desärdert werden, so da« Ü! in d« nächsten Nummer erscheinen. Wir erdmen uns dieselben u, ter den Adressen: „An die »edaetion de« Wochenblattes in Wit«druf", „an die Agentur de« Wochenblattes in Tbarand " und „an die Wochenblatt« - Expedition in »offen". Zn Meisten werden Nufträg« nd Bestellungen in der Buchhandlung von E. E. Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, weicht der Tendenz de« Bl-ee«» , ' Die Redaktion,' Die Deutschen in Amerika. Oer Münchner Auswanderungsvcrein bildete sich bald nach den Marzereigniffen 1848, zur Zeil als cs dem deutschen Volke endlich vergönnt war, ohne Einholung polizeilicher Genehmigung in Gesell schaft frei zu athmen- Zweck des Vereins war, sich über die Mittel und die Richtung einer vortheil- hafien Emigration genaue Kenntniß zu verschaffen, zu diesem Zweck nur zuverlässigen Agenten m den Seehäfen m Verkehr zu treten, Handbücher und Landkarten zu kaufen, und vor Allem Auswanderun- gen in größerer Gesellschaft und unter cmsichrsvoller Leitung zu veranlassen, somit der Zersplitterung der Ansiedler und der Ursache ihres häufigen Mißge schicks entgegen zu wirken. Im Frühjahr dieses Jahres spediere der Verein den ersten Zug Münchner Auswanderer über den Ocean. Es waren keine mittellosen Proletarier, welche Noth und Verzweiflung aus dem Vaterlande vertrieb. Die meisten besaßen ein artiges kleines Kapital, womit sich in Deutschland wenig, in Amerika viel anfangen läßt. Der leidige Zunft zwang und Ueberdruß an den stets trüber sich ge staltenden deutschen Verhältnissen überhaupt waren die Beweggründe der meisten. Sie nahmen den Weg über Havre und blieben sehr einträchtig bei sammen bis New Aork, weil man auf dem Welt meere, selbst bei dem besten Willen, nicht auseinan der iaufen kann. Kaum hakle der Fuß dieser Deutschen den Boden der neuen Welk berührt, so rührte sich allsvgleich der incurable Erbfehler aus der alten Welt, und all den schönsten Vorsätzen, den oft gehörten Warnungen und Ermahnungen zur leichtern Ueberwindung der Schwierigkeiten und Lei den des Anfangs, in einem wildfremden Lande bei sammen zu bleiben, zum Trotze, stäubte die Gesell- swaft auseinander, und schien nur zu bedauern, daß cs nnr vier, nicht vierzig Windrichtungen gebe, nm möglichst zerstreut und fern von einander zu leben. Bis jetzt lauten jedock die Berichte der Ein zelnen sehr befriedigend, freilich nicht ohne Wieder holung des oft gehörten Klageliedes über Spitz bübereien einiger Agenten. In, der Sitzung des Vereins in München wurden mehre Briefe vorgelesen. Die Mittheilungen waren nicht blos heiter unterhaltend, sondern wirk lich lehrreich und für die AuswandernnqSlustigeN gerade deshalb crmuthigend, weil sie ohne farben reichen Enthusiasmus nur das Gepräge der Treue, d'cr nüchternen Wirklichkeit tragen. Ein Hr. Schwab schrieb allen durch den Ge werbszwang in ihrer freien Thätigkeit gestörten und gedrücktenLeidensaenossen im Vaterlande ermunternde Worte und bestätigt, daß alle Handwerker, die für die gewöhnlichen Bedürfnisse, nicht für den Luxus arbeiten, in Amerika ihr gutes und sicheres Brod finden, und dazu die unbeschränkte Freiheit, jedes Wohnplaychcn zu wählen und jedes Gewerbe zu treiben, das ihnen gefällt. „Der größte Vorzug dieses Landes" — schreibt der Münchner Cchremcr- meister —- „besteht darin, daß ein hvchlöblicher Magistrat Einen nicht vorzuschreiben hat, auf wel chen Erwerb man sich zu beschränken habe, was Jeder arbcuen dürfe und was nicht, um sein täg liches Brod zu gewinnen." Indessen verhüllt der Schreiber die Kehrseite des Bildes keincsweges. Denn so fruchtbar das Land, so lieblich und gesund das Klima, so erquicklich die Luft der Freiheit ist, welche an jenen Strömen weht, der Anfang der Niederlassung und Häuslichkeit hat immer seine Mükseliakeiten. und vornehmlich der Alrbaier findet dort nicht alle Gegenstände Hiner Sehnsucht. Das