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W-chenvlatt für Wilsdruf, Tharan-, Noffen, Siebenleh« nn- die Umgegenden. Zehnter Jahrgang. .HF Freitag, den 12. Juli 1850. 28. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. «o» dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viert-ii-draang dcrrigr 10 N«r. Kdnigl. Pest, des Inlandes nen nen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, weiche im nächsten Cluek erscheinen sollen, werden ln Wilsdruf bist Monlass AbrnbS 1 Ubr, in Tharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und in Nossen bis Mittwoch Vormittags 11 Ubr angenommen. Luch linnen biS Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Truekore befördert werden, so dat ne in de, nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten unö dieselben unter den Adressen: „An die Redaktion des Wochenblattes in WUsdruf". „an die Agentur des Wochenblattes in Tharand" und „an die Wochenblatts - Expedition in Nossen ". In Meisten werden Aufträge >id Bestellungen in der Buchhandlung von C. E. Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dcS Dla-ttS .»koreLen, tollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Kurze politische Umschau in Deutschland. Immer noch ist von den wichtigen offenen Fragen keine beantwortet. Immer noch die Unter handlungen, von denen nur dann und wann einzelne Gerüchte an den Hauotbetheiligten, das Volk kom men. Was man der Frankfurter Nationalver sammlung zum Vorwurf machte, sie fordere das deutsche Verfassungswcrk zu langsam, ohngcachtet sie es doch endlich und zwar in weniger als einem Jahre zu Stande gebracht, das rechtfertigt sie im Geaentbeil jetzt glanz nd, wenn man das Hmscblep- pcn desselben Gegenstandes von Seiten der Fürsten betrachtet, bei denen noch dazu an gar keine Aus sicht eines endlichen glücklichen Ausweges zu denken ist. Desto besser geht etwas Anderes vorwärts — die Rcaction. Was mögen wobl jetzt die klugen Leute denken, die vor so und so viel Monaten auf die Linken in den verschiedenen Staaten schalten, daß sie zu weit gingen und- die Regierungen unnöihig drängten, indem ja keine Reaction mehr möglich sei."!? Nun schauen wir uns um. Außer unserer Kammer sind aufgelöst die Kammern in Hessen- Kassel, wo Minister Hassenpflug sich nicht mehr langer an seinen Greifswalder Streich wollte erin nern lassen, wegen dessen er nun auch vernriheilt wosde« ist. Ucbrigens stehen daselbst alle Kassen leer und man fragt sich, wie auch noch anderswo, wo denn eigentlich das viele nöthige Geld noch her- ^mmen werde. — Andere Landtage werden bald Mammenbcrufcn, bald vertagt, natürlich ohne etwas iu beschließen, blos Geldbewilligungen werden be- ^lhen; Alles wartet auf die Entscheidung der deut schen Verfassungsfrage, und nicht ohne Ursache, denn davon hängt zum Theil das ganze Dasein der klei nern Staaten ab. Sehen wir nach, wie cs damit steht. Wie bekannt, sind die Mitglieder des deutschen Bundes, mit Ausnahme der zur Union gehörigen, in Frankfurt als Plenum versammelt, um die deutsche Verfassung zu revidiren und wo nöthig ab zuändern. Als auch die Unionsmitglieder, aber als besonderer Körper, Theil nehmen wollten, wurden sie von den übrigen ausgeschlossen. Oesterreich be sieht auf seinem Rechte, das Präsidium in Frank furt zu führen, und gibt nicht zu, daß sich eine deutsche Union bilde, wodurch Preußen mächtig genug würde, Oesterreich zu nölhigen, ihm die Hälfte der Obergewalt über Oeutscliland abzutretcn; Preußen wiederum gibt nicht zu, daß Oesterreich, sein altes Präsidialrccht allein behalte und gar mit seiner ganzen Monarchie in den deutschen Bund trete. Bei diesen Differenzen wandten sich nun Beide an den mächtigen Schutzherrn Europa's, den Kaiser von Rußland, und rüsteten sich unterdessen. Nun hat zwar über das Ergcbniß dieser Zusammenkunft des Prinzen von Preußen und des österreichischen Mini sters Schwarzenberg mit dem russischen Kaiser in Warschau Nichts verlautet, doch läßt sich so viel schließen, daß Rußland beide zum Frieden ermahnt hat, denn alsbald wurden die preußischen Rüstungen eingestellt und ein besonderer preußischer Gesandter nach Wien gesendet, um wo möglich eine Versiän» digung herbcizuführcn. Allein auch das scheint nicht gelungen zu sein, denn der außerordentliche Gesandte ist sehr bald wieder zurückgckommcn und hat eine entschiedene Weigerung Oesterreichs mitgebracht, auf die preußischen Vorschläge einzugchen. Seitdem ist auch der wirkliche preußische Gesandte von Wien abgercist, ob abberufen wegen feindseliger Spannung der beiden Höfe, oder um die Lage der Dinge ein mal durch ein anderes Glas als ein Berliner sehen