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Wochenvlatt für Wklsdrnf, Lharan-, Roffe», Sievenleh« »md die Umgegendm. Neunter Jahrgang. Freitag, den 22. Juni 1849. 25. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. v» »I-f» Z-ttschrM erscheint -II« Fretta«« eine Nummer, »er Peel« für den DIerteHadr,anz d«trl,t w Ngr. SümmMche Kintgl. P-ft- -»ter de- Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Sluck erscheinen sollen, werden in WilSdruf bis Montan ÄbendS 7 Uhr, in Tharaud bis Montag Nachmittag« S Uhr, und in Nossen bi« Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. In» können bi« Mittwoch Mittnq eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Polt an den Druckort befördert werden, so da« sie in de« nichsten Nummer erscheinen, Mir erbitten unS dieselben m 'er den Adressen: „An die Redaction de« Wochenblattes in Wilsdruf", „an die Agentur des Wochcnbinttos in Tharand " und ,, an die Wochenblatts-Expedition in Nossen". In Meißen werden Aufträge und Bestellungen in ber Buivb -ndlung von T. E. Klink,cht und Sohn besorgt. Etwaige W-Nräge, welche der Lenden, b-S lvlatte« enisorechen, sollen stets mit aretcm Dank- angenommen werden. Die Nedaction. Rußlands Einfluß auf Deutschland. Immer schwärzer und dichter umzieht sich der Politische Himmel, drohende Gewitterwolken sehen wir ringsum in Süd und Nord, in Ost und West sich thürmen; über unserm armen deutschen Vater lande aber hängt die schwärzeste Wolke, die bereits einige ihrer Blitze entsendet hat, Verderben bringend. Schon hat der unseligste aller Kriege, der innere Bürgerkrieg, seine Opfer geködert; es ist Dlur ge flossen von Deutschen gegen Deutsche, und beide Theile stehen kampfgcrüstet einander gegenüber. Fast ganz Europa befindet sich in einer furcht baren Krisis. In Italien lodert die Kriegsfackel und verheert die schönen Fluren dieses Landes; — in Ungarn kämpft ein freiheitsliebendes Volk kühn gegen seine Unterdrücker, die tausendjährige ihm feierlich beschworene Rechte mit einem Federstriche vernichten wollen; — Polen, das arme gefesselte Polen wendet alle Kraft an, um vom Krankenlager aufzustehen; — die Slaven murren und zanken; — Deutschland ist uneinig, durch Parteien zerrissen? — Oesterreich liegt erschöpft, ermattet, einem hinfälligen Greise gleich, auf den geborstenen Trümmern seiner früheren Größe; im Norden wagt der winzige Dane- borg, Deutschland Hohn zu bieten, und ungeduldig schlagt der gallische Hahn mit den Flügeln, weil seine Zeit noch nicht gekommen. — Und nun, ryznn alle diese Gestalten einer aufgeregten Phantasie twr unsern Augen vorbeigezogen sind, sieht eine riesen- artige Gestalt mit drohenden Blicken vor uns und streckt ihren langen fleischigen Arm aus, um unser Leben, unser glühendes Herz, das für Recht und Freiheit schlägt, zu tödten. Dopp lt gefährlich muß Uns diese Gestalt sein, da sie schlau aus dem Hin tergründe als „Freund" heranzunahcn pflegt. Diese Gestalt, wer kennt sie nicht! Es ist der gute alte Russe, ein Freund der deutschen Sache, der frühere und noch jetzige Bundesgenosse der deutschen Frei heit. (?!) Darüber darf sich Keiner wundern, der die Geschickte kennt und wohl weiß, daß der Czaar schon im Jahre 1813 ein Ultra-Demokrat war, — denn er verkündete aus Kalisch: „er sei gekommen, die Freiheit der Völker erkämpfen zu helfen!" Wer die Bücher der Geschichte mit einiger Aufmerksamkeit gelesen hat, der wird wissen, daß für Deutschland durch russische Freundschaft noch kein Heil erwachsen ist. Unter täuschende» Maske rückt der nordische Coloß naher und näher, und vielleichr ist die Zeit nicht mehr fern, wo Deutsch land an diesem starken Gegner erproben wird, ob seine Brust ein Schild für künftige Zeiten ist. Zur Kraft aber gehört Einigkeit; cs ist deshalb die höchste Zeit, daß das Nothwendige geschehe, daß das, was m der Natur der Sache liegt, ein großes Deutsch land zu bilden, zur Ausführung, zur That gebracht werde. Leider sind die Aussichten dazu sehr trübe und werden von Tage zu Tage trüber. Durch die Theilung Polens hat Rußland Ein fluß auf demsche Verhältnisse erlangt mehr als uns lieb sein kann. Friedrich Wilhelm II. König von Preußen half einen Thron stürzens der ihm eine Schutzmauer gegen die Asiaten war; er war kurz sichtig genug, den russisch«» Coloß zu förderir, ihn bis an die Weichsel ziehen zu lassen — er warf sich in Rußlands Arme. Anstatt ein Bündniß mit Frankreich zu schließen, schloß er ein solches mit Rußland, und seil dieser Zeit schreibt sich die russi- sche „Freundschaft" in Deutschland h/r. Wie Rußland seine Einführung in Deutschland gebraucht, dafür sprechen Thatsacken. Indessen darf uns der Hinblick auf Rußlands riesige Slreitmackt nicht zur' Ueberschätzung derselben veranlassen, wir wollen vielmehr in einem