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Wochenblatt für Wtls-r«f, Tharand, Nossen, Sievenleh« «n- -ie Umgegenden. Achter Jahrgang. 14 Freitag, den 7. April 1848. Mit Königl. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Dierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtlichc Königl. Post ämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in WilSdruf bis Montag Abends 7 Uhr, in Tharand bi- Montag Nachmittag» 5 Ahr, und in Nossen bi- Mittwoch Vormittag- 11 Uhr angenommen. Luch können bis Mittwoch Wittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden, so daß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „An die Nedaction de» Wochenblattes in Wilsdruf", „au die Agentur de- Wochenblattes in Tharand " und „ a» die Wochenblatts - «Expedition in Nossen In Meißen werden Auftrag» und Bestellungen in der Buchhandlung von E. E. Klinkicht und Sohu besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte» entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Von jetzt an befindet sich die Redaction dieses Blattes in dem am Markt gelegenen Hause des Herrn Gutsbesitzers Fritzsche/ der Eingang jedoch auf der Meißner Gaffe. Vie veliruMn. Eine politische Betrachtung. Der politische Horizont umdüstert sich immer mehr und mehr. Schon zucken hier und du ein zelne Blitze auf, bei deren Scheine das Auge die drohenden Wolkenschichten deutlich zu erkennen ver- mag, welche ringsum am Himmel sich aufgelhürmt. Ein einziger Luftzug kann die Dunstgebilde in Be wegung setzen und sie zu einem furchtbaren Zusam menstöße führen. Die Entladung der regcnschwan- gern Massen muß dann eine entsetzliche werden. Vor den herabstürzenden Flukhen schützt kein Damm mehr und der vorantosendc Sturmwind zerstört die Hütte des Armen so gut wie den Palast des Rei chen und treibt deren Bewohner hinaus in den Kampf der empörten Natur. Deutschland droht Gefahr, Gefahr von zwei Seiten. Binnen wenigen Tagen werden deutsche Flüchtlinge, des Gastreckts im fremden Lande müde, den Fuß auf deutschen Boden setzen, gefolgt von einem zu vielen Tausenden angeschwollenen Heere deutscher Arbeiter, die Frankreichs Boden zu verlas sen gezwungen sind, weil der Franzmann seine eig nen hungernden Kinder nickt mehr hinreichend zu beschäftigen vermag. Die Deutschen in der Schwei; rüsten sich zu einem gleichen Zuge und es steht so nach Deutschland ein feindlicher Einfall von zwei verschiedenen Seiten bevor. An den Grenzen un- zers Vaterlandes hoffen die Schaaren Waffen zu finden, für deren Ankauf eine so thätige als gut geschulte Propaganda eifrigst Sorge getragen und wohl noch tragt, um dann, mit den Werkzeugen des Todes und der Zerstörung gerüstet, zunächst in das Großhcrzogthum Baden einzufallen und daselbst die Republik zu proclamiren. Ein polnischer Ge neral wird den Oberbefehl über dieses bunt zusam mengewürfelte Heer führen, deren Glieder wohl mehr die Raub- und Beutclust als der Thalendurst vereinigt und denen das Wort Subordination eine sehr unbekannte Größe sein mag. Herwegh und einige andere literarische Notabilitäten stehen an der Spitze dieses abenteuerlichen Zuges, der noch da durch eine besondere Bedeutung erhält, daß die Pariser Proletarier, deren Zahl jetzt Legion sein mag, beschlossen haben, sich ihm in Masse anzuschließen. Es versteht sich von selbst, daß der Zug, je weiter er sich von der Hauptstadt Frankreichs entfernt und je näher er Deutschland kommt, desto gewaltiger sich vermehren wird, und zwar ganz in der natur gemäßen Weise, in welcher eine Lawine sich bildet. Nächst Baden ist vorerst noch Würtemberg dazu auserschen, aus den Händen der zurückgekehrlen