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Wochenblatt für WilsSruf, Tharaud, Rsffrn, Siebeuleh« und die NmgegendeU. Zehnter Jahrgang. Freitag, den 3. Mai 1850. 18. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Bo» dieser Zeitschrift erscheint alle Freita« eine Nummer. Der Preis für den Biertellahraang öttr-qt 10 Nar. SZmmüiche Köni^l. Pan. ««ter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Druck erscheinen sollen, werden rn WUSdruf bi» Montag Abend» 7 Uhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags S Uhr, und in Stoffen bis Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. Tuch können bl» Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Drucken befördert werden, so dai sie in der »ochsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „An die Rcdaction des Wochenblattes in Wilsdruf", „an die Agentur deS Wochenblattes in Tharand " und „ an die Wochenblatts - Expedition in Stoffen Zn Meißen werden Aufträge '«d Bestellungen in der Buchhandlung von C. E. Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz d-s Blatte« Mor-Len, sollen stet« mit großem Danke angenommen «erden. Die Re-action. Schreiben des vormaligen Gerichts- director Adv. Hennig in Wilsdruf aus St. Louis am 25. Januar 1850 an seine Freunde. Indem wir im Begriff sichen, den größten Theil des eben erwähnten höchst interessanten Brie fes dem Drucke zu übergeben, bemerken wir, daß wir nur etwa daS ersic Zwölftel des Schreibens im Auszüge wicdergcben werden, den später» Theil ober zu exccrpiren unterlassen wollen, weil der ganze In halt so anziehend isi, daß man sich für die Weg lassung einzelner Stellen schwer würde entscheiden können. Den Grund, weshalb wir den Anfang des Briefes nur auszugsweise wiedergeben, werden wir. gleich unten angeben. Das Schreiben selbst beginnt also: " „Als wir Euch am 20. v. M. unsere damals eben erfolgte glückliche Ankunft in Neuorlcans mel. beten, da wußten wir über unser künftiges Geschick nur so viel, daß es gerachcncr sein werde nach dem Westen zu gehen, als im Süden zu bleiben, daß wir von einer Niederlassung in Missouri mehr für uns zu gewartcn hätten, als von einer Ansiedelung in Texas. Seit jenem Tage sind wir noch um manche Erfahrung reicher geworden. Der Zeitraum von 4 Wochen hat unsere Ansichten geläutert, unse ren Blick erhellt, unsern Hoffnungen und Erwartun- gen eine bestimmtere Richtung gegeben. Zwar sind wir noch tief im Dunkel über Das, was man in Europa „Beruf" nennt, also über eine besiimmte Beschäftigung; allein so viel wissen wir gewiß, daß wir das Farmerleben Andern überlassen. Zwar haben wir uns noch nicht bestimmt entschieden, welche Geschäfte wir treiben werden, allein wir wissen genau, daß sie kaufmännischer Art sein wer den, wie Alles, was man in Amerika betreibt, ob- wol das Wort „kaufmännisch" einen ganz andern, als den deutsch philiströsen Krämer- oder Kramer- Begriff umfaßt. Doch wir kommen jedenfalls auf unsere Zukunft wieder zurück und wollen zunächst von der Vergangenheit sprechen, die uns seit unserer Einschiffung in Havre geworden isi. Vielleicht ist es für viele unserer Landsleute interessant, die Er fahrungen kennen zu lernen, die wir gemacht haben. Ich werde, wenn irgend möglich, auch später Be richte über Amerika und amerikanische Zustände fol gen lassen und hoffe dadurch manchem Deutschen, der sich hierher wenden will, nützlich zu werden." Nun verbreitet sich der Briefsteller in einer er schöpfenden Darstellung über das Agenturwcscn im Allgemeinen und das in Havre Insbesondere und kann nickt umhin dem Handbuche von Traugott Bromme für Auswanderer, so volle Gerechtigkeit ec ihm auch in anderer Hinsicht angedeihen laßt, die Glaubwürdigkeit in dieser Beziehung abzusprechen. Namentlich gedenkt ec des Unternehmens des Wa s- hington Finlay in Mainz, dem er sich auf die Empfehlung Bromme's hin gleich vielen andern deutschen Auswanderern anvertraut und vor welchem er alle seine Landsleute warnt. Wir glauben diesen Theil des Briefes unsern L sern, so lehrre!» er auch für Auswanderer, die sick in Havre einschiffen wollen, sein mag, vorenkhallen zu können, da der Strom der hiesigen Auswanderung bekanntlich eine ganz andere Richtung verfolgt. Ganz besonders beklagt sich der Reisende darüber, daß die Agentur Finlay von dem Augenblicke an, in welchem man das Schiff betritt, in keiner Weise mehr dem Auswan derer einen Schutz gewahrt, während man doch bei Abschließung des Accords dies voraussctzt, sodaß die Reisegesellschaft der, bei amerikanischen Schiffen fast immer brutalen Behandlung der Bemannung