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WM ji-UMnff WmM, N4m, Zickckhii md die WWilki. AmLsbtclLL für die Kgl. Amlshauptmannschast zu Weiten, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu WilsdruA^ Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 83. Freitag, den 16. October 1883. Bekanntmachung. Nachdem Frau Johanne Caroline verehel. Schöneck in Kesselsdorf als Hebamme für den aus den Ortschaften Kesselsdorf, Unkersdorf, Steinbach und Roitzsch bestehenden 29. Hebammendistrikt des hiesigen Bezirks in Pflicht genommen worden ist, wird dies andurck veröffentlicht. Meißen, am 3. Oktober 1885. Königliche Amtsbauptmannschast. v. Bosse. DageSgefchichte. Ueber die weitere Gestaltung der braunschweigischen Regie rungsfrage berichtet die „M. Z." verbürgt Folgendes: Kurz vor dem Zusammentritte der Landesvcrsammlung wird die staatsrechtliche Com mission berufen, um in Gemeinschaft mit dem Regentschaftsrathe die Vorschläge festzustellen, welche der Landesvertretung bezüglich der Be rufung des Regenten zu Beschlußfassung, aller Voraussicht nach in geheimer Sitzung, zu unterbreiten sind. Schon jetzt gilt als feststehend, daß die Wahl des Prinzen Albrecht von Preußen gesichert ist. Es ist sogar anzunehmen, daß dieselbe mit Einstimmigkeit erfolgt. Es gilt ferner als wahrscheinlich, daß der Prinz zunächst den Titel eines „Prinz-Regenten" von Braunschweig führen wird. Alles was über angebliche Ueberuahme der Regentschaft durch den Kaiser, zu deren Führung derselbe einen Stellvertreter sendet u. s. w., gemeldet wird, ist Erfindung. Schließlich sei bemerkt, daß der Herzog von Cumber land, wie an die übrigen Bundesstaaten, so auch an Braunschweig einen Protest oder eine Rechtsverwahrung gerichtet hat; ob in dersel ben Form wie an die übrigen Bundesstaaten,' bleibt dahingestellt. Auch mit dieser zu beschäftigen haben. Auf diese Weise wird vielleicht NäherU lw-r die neuesten Schritte des Herzogs von Cumberland bekannt werden. Endlich ist sie da, die offizielle Ernennung des bisherigen kaiser lichen Botschafters Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst zum kaiserlichen Statthalter in Elsaß-Lothringen. Gleichzeitig wird die Abberufung des Fürsten von seinem Posten in Paris bekannt gegeben. Wünschen wir dem neuen Statthalter Glück, den beiden Reichsländern Zufriedenheit und dem Reich aus dieser Verbindung das Beste! Unsere Kaiserin geht mit gutem Beispiel voran. Sie hat für die bedürftigen Angehörigen der mit der „Augusta" umgekommenen Seeleute 1000 Msi überweisen lassen. Aus Wilhelmshaven kommt übrigens das Gerücht, es solle ein Mann von der Besatzung der „Au gusta" noch am Leben sein; er wäre, so heißt es, durch einen Zufall auf der Insel Perim zurückgeblieben. Berlin, 13. Oktober. Se. Maj. Kaiser Wilhelm wird am 2. Januar sein fünfundzwanzigjähriges Rcgierungsjubiläum als Preußischer König begehen. In weiteren Kreisen beschäftigt man sich, der „Köln. Ztg." zusolge, mit Vorbesprechungen zu einer recht wür digen Feier dieses seltenen Erinnerungstages. Wie gemeldet wird, ist die Zahl beschäftigungsloser Bauhandwerker in Berlin eine ganz bedeutende. Diese Beschäftigungslosigkeit rührt daher, daß in Folge des Maurerstrikes viele Arbeiter, zumeist unver- heirathete, nach Berlin gekommen find, welche Beschäftigung erhalten haben und es so vielen Berliner Arbeitern schwer machen, Lohn und Brot zu finden. Aus dem badischen Oberlande schreibt man: Seit Menschen gedenken haben wir im badischen Oberlande keinen so großen Herbst ertrag aus unseren Reben erhalten, wie dieses Jahr. Die Fässer reichen kaum aus, dieses köstliche Naß zu beherbergen. Die Qualität wird diejenige der drei besten Weinjahre d. h. von 1865, 1834 und 1811 vollständig erreichen. Der Preis dieses ausgezeichneten Weines ist zwischen 30—40 Mark per 1^ Hektoliter, so daß es sich gewiß mehr als lohnen würde, denselben in Wagenladungen in die entfern testen Plätze Deutschlands zu bringen. Während darüber gestritten wird, in welcher Weife der Staats streich in Ostrumelien in Einklang mit dem Berliner Vertrage gebracht werden soll, feiert die auswärtige Politik Lord Salisbury's in der egyp tischen Frage einen großen Triumph. Das Einvernehmen zwischen der Türkei und Sir Drummond Wolff, dem außerordentlichen Bevollmächtigten Englands, ist nunmehr zum Abschlusse gelangt. Die ganze bürgerliche, militärische und finanzielle Verwaltung Egyptens soll in eine solche Verfassung gebracht werden, daß die egyptische Re gierung im Stande sein wird, aus eigenen Füßen zu stehen und mit den Sudanesen ein für Egypten vortheilhaftes Arrangement zu treffen. Diese Grundlage der Verständigung schließt die Sendung von türkischen Truppen nach Egypten aus und stellt als Prinzip die Räumung Egyp tens von den englischen Truppen auf, sobald es möglich sein wird, solche auszuführen. Die Türkei sendet mit dem erwähnten englischen Bevollmächtigten in der nächsten Woche Kommissare nach Egypten. Nach einer Depesche des Pariser „Temps" wäre der Stand der Karolinenfrage augenblicklich folgender: Cs sei ausgemacht, daß Deutschland Handels- und Schifffahrtsfreiheit, fowie Kohlen- und Marinestationen erhalten wird. Deutschland werde sich bemühen, die Zustimmung und den Beitritt Englands zu erhalten; der Vertrag würde Vortheile für den Handel im Allgemeinen und für Deutschland einige besondere Privilegien enthalten. Gegenwärtig werde die Ab grenzung der päpstlichen Vermittelung verhandelt, die als abschließende Formel beibehalten werde, damit die spanische Regierung der Oppo sition sagen könne, die Souveränetät Spaniens und die Priorität der Besetzung von Aap sei anerkannt. In der That werde Deutschland diese Souveränetät anerkennen, aber nicht in rückwirkender Bedeutung, sondern nur wegen der Bestätigung derselben durch die wirkliche Be setzung, wenn der Papst die noch schwebende Frage entschieden haben werde, ob die Besetzung der Insel Jap die Rechte Spaniens auf den übrigen Theil des Archipels involvire. Das Resultat der Verhand lungen werde noch im Laufe dieser Woche bekannt werden. In Berlin scheint man eine weniger günstige Auffassung über den Stand der Angelegenheit zu haben. Wiener Blätter behaupten, es sei gar nicht wahr, daß der Susl- tan schon Bereitwilligkeit gezeigt habe, die Vereinigung von Bulgarien und Ostrumelien anzuerkenuen. Nicht einmal im Princip sei er dafür, viel weniger also in Praxis. Auch aus Petersburg wird berichtet, daß bisher weiter noch nichts in der bulgarischen Angelegenheit fest- ?r buiaarischen Deputation durch' den Groß- vezier und die Minister. Von Oesterreich und Deutschland für die Wiederherstellung des früheren Zustandes, die übrigen Großmächte für die Anerkennung der jetzigen Verhältnisse durch die Türkei sein. Das Ergebniß der Pariser Wahlen läßt sich dahin znsammen- fassen, daß der Radikalismus siegreich dabei gewesen, daß die Oppor tunisten ziemlich hart geschlagen wurden, daß die Monarchisten statt liche Minoritäten erhielten und daß eigentlich die Partei der Com mune und des Umsturzes relativ über verschwindend wenig Anhänger unter den Pariser Wähtermassen verfügt. Die Armee der Revolution wäre darnach nur eine kleine. Die Doktrinen der sozialistischen Um stürzler und Revolutionäre scheinen sonach an Einfluß auf die Pariser Arbeitermassen verloren zu haben. Rom, 11. Oktober. In der Provinz Palermo kamen gestern 109 Choleraerkrankungen und 52 Choleratodesfälle vor, davon entfallen auf die Stadt Palermo 84 Erkrankungen und 42 Todesfälle. In den Provinzen Genua, Massa, Parma und Rovigo betrug die Zahl der Choleraerkrankungen 9, diejenige der Choleratodesfälle 2. Rom, 13. Okt. Gestern kamen in der Provinz Palermo 132 Choleraerkrankungen und 58 Todesfälle vor, wovon 115 Erkrankungen und 45 Todesfälle auf die Stadt entfallen. In den Provinzen Fer rara, Massa, Modena, Parma und Rovigo kamen 6 Erkrankungen und 1 Todesfall vor. Zwei furchtbare Erdstöße haben am 3. d. Mts. die Stadt Nico lo si auf der Insel Sizilien vollständig zerstört; der Schaden ist un berechenbar, da alle Häuser eingestürzt sind. Zwei Kompagnien sind an den Ort des Unglücks abgegangen, um Baracken für die Obdach losen zu bauen. Man glaubt, daß auch eine ziemlich große Anzahl Personen das Leben eingebüßt habe. Ein Ausbruch des Aetna wird befürchtet. Petersburg, 10. Oktober. Von hier aus ist nach Warschau die Weisung abgegangen, es sei der Wühlerei, welche die Verdräng ung von Deutschen als Gegenmaßregel gegen die Ausweisungen der Polen aus Preußen zum Zwecke habe, entgegenzutreten. Da der Schmuggel russischer Jmportwaaren an der westlichen Grenze Polens trotz der in letzter Zeit eingetretenen bedeutenden Ver stärkungen der Grenzcontrolle dennoch in bester Blüthe steht, so hat sich die Regierung veranlaßt gesehen, kund zu geben, daß alle Dieje nigen, welche wegen Schmuggels bereits bestraft sind und hierbei wieder betroffen werden, im Wege der Administration ohne Weiteres zur Verbannung nach Sibirien vernrtheilt werden sollen. Die „Kolonial-politische-Korrespondenz" schreibt: Wie ein Tele gramm aus Zanzibar meldet, hat der Sultan den völlig ungestörten und unbeschränkten Besitz des Hafens Dar-es-Salam unter seiner po litischen Oberhoheit der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft abgetreten. Eingeschlossen in diesen Besitz sind auch die von seinem Vater Said Majid in Dar-es-Salam angelegten Bauten, welche freilich in halb verfallenem Zustand sein dürften. Dar-es-Salam ist ein weiter ge räumiger Hafen mit guter Einfahrt, welcher vor der See durch eine Korallenbarre geschützt ist. Die Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft be sitzt nunmehr eine gute Verbindung mit der See vom Centrum ihres