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Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gcrichtöamt nnd den Stadtrath zu Wilsdruff Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementLpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (DienStag und Freitag) AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt Nr. S2.Dienstag, den 1!>. Aovemker 1878. M !N I» Bekanntmnchnng an die sämmtlichen Besitzer selbstständiger Güter im Steuerbezirke Meißen. Unter Bezugnahme auf die Bestimmungen in § 26 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 (Seite 139 des Gesetzblattes) und in den Z8 10 bis mit 15 der dazu erlassenen Ausführungs-Verordnung vom 11. October d. I. (Seite 227 bis 229 des Gesetzblattes) den Hinzutritt der Besitzer selbstständiger Güter zu den für jeden District zur Feststellung und Catastration der einzelnen Beitrags pflichtigen gebildeten Einschätzungs-Commission (Seite 267 bis mit 276 des Gesetzblattes) betreffend, werden diese Besitzer hiermit ersucht, dem Unterzeichneten bis Ende des laufenden Monats einen Stellvertreter für sich, und wenn einer oder der Andere sich durch einen binnen gleicher Frist anher zu benennenden Beauftragten vertreten lassen will, auch einen solchen für den Letzter» schriftlich zu bezeichnen. Befinden sich in den gedachten Distrikten mehrere selbstständige Güter, so haben die Besitzer derselben alsbald zur Wahl eines und eines Stellvertreters aus ihrer Mitte für die betreffende Einsckätzungs-Comnrission zu verschreiten und beide Personen ebenfalls bis Ende jetzigen Monats anher mitzutheilcn. In derselben Frist haben unverhciratbcte, nicht unter Vormundschaft stehende Frauenspersonen, welche selbstständige Güter besitzen und ihre dicsfallsigen Rechte und Pflichten durch einen Stellvertreter ausübcn lassen müssen, den Namen desselben anher anzuzeigen, und da die ans der Commissions-Mitgliedschaft sich ergebenden Rechte und Pflichten der Besitzer selbstständiger Güter für juristische Personen durch ihre verfassungsmäßigen, für Kinder unter väterlicher Gewalt und Bevormundete durch ihre gesetzlichen Vertreter, für Ehefrauen durch ihre Ehemänner, für mehrere Besitzer eines Gutes durch den im Gulsbezirke wohnhaften, beziehungsweise durch den ältesten und beim Vorhandensein mehrerer Gleichberechtigten durch den im Wege freier Vereinbarung oder durch das Loos zu Bestimmenden ausgeübt wird, so sind auch die Namen der bezüglichen Personen, welche in die betreffenden Einschätzungs-Commissionen eintreten werden, innerhalb der obigen Frist anher bekannt zu geben. Meißen, am 15. November 1878. Der Königliche Bezirks-Steuer-Inspektor. Härtel. Was mlscrcr Zeit fehlt und was ihr noth thut. Es wird so ost und mit so stolzen Worten unsere Zeit gepriesen um der großen geistige» Errungenschaften willen, die sie gezeugt hat, um all' der Erfindungen und Eindeckungen willen, die sich in ihr ein ander förmlich jagen. Geblendet von der Fülle des Lichts, spricht man nur von diesem, nicht aber auch vom dunklen Schallen neben demselben. Man sicht den schillernden Glanz der Oberfläche, ohne mit dem Blick in die Tiefe zu dringen. Man freut sich des Reichlhums und hat kein Auge für den Mangel. Und was ist der hauptsächlichste Mangel unserer Zeil? Daß wir cs kurz sagen: Es fehlt unserer Gcncralion der ideale Halt, das Fundament der Lebens führung! Wohin wir schauen, in die Kreise der obersten, mittleren oder unteren Schichten: überall fehlt die einheitliche, scstgeschlossene Weltanschauung, ohne welche alles frische Handeln, alle Freudigkeit am Dasein illusorisch wird. Den Hauptgrund dafür bildet die Halb bildung, welche allmählich alle ungelehrten Volksschichten ergriffen und schon die schlimmsten Folgen für Religion und Moral, für Staat und Familie gezeitigt hat. Wir beklagen es zwar selbstredend nickt, daß die Aufklärung immer weitere Kreise ergriffen hat, und halten auch die traurigen Zustände, welche, zum Theil daraus entsprungen, augenblicklich hcrrscken, nur für die Acußcrungen eines schweren, aber iiolbweiidigen und schließlich heilsamen Gährungsproccsscs— war es doch bei Beginn der Reformation nicht anders —, wir geben indcß zu bedenken, welchen Einfluß die neuen plötzlich auf den Markt ge brachten Resultate „wissenschaftlicher Forschung und Kritik" auf das noch unmündige Volk haben machen müssen. Das sog. Popularisiere verdrehend, vergröbernd und mißverstehend, hat cs die ganze Religion s'b" geworfen. Und dadurch hat cs mit einem Schlage den idealen Untergrund seines Denkens verloren und, was noch vc'rhüng- s-ines Handelns. Ein Blick in die sozialdemokratischen Blätter genügt, um die Welt anschauung der Massen kennen zu lernen. Zu ost haben sie von .Populargclchrten gehört: Kraft und Stoff sind eins; der Mensch ist, was er ist; die einzige Religion ist der Mensch, als daß sie nicht hurtig alles ideale, alle Autoritäten hätten sortwcrsen sollen. Welchen Grund will man nun dicjcn gottlosen Menschen cntgegcnhalten, wenn sie behaupten, erlaubt sei, was gefällt, Macht sei Recht zu darben und tugendhaft zu sein, sei Unsinn? Was will mau ihnen cntgegen- halten, da ihnen weder Chrislenthum nock Philosophie, weder Jenseits noch Unsterblichkeit imponirt? Etwa gezogene Kanonen und Mauser- gewchrc? oder Ausnahmegesetze? Märtyrer werden zu Fanatikern, lind die Ideen kann man weder todtschießen, noch einsperrcn. Nein, Unterricht und Zucht, Bildung dcs Kopses und des Herzens im christlichen Geiste vermag allein diese undisciplinirten Horden zu zähmen. Vor Allein thut uns ein gesunder Religionsunterricht nolh, ein Unterricht, der weder trockenen Dogmatismus, noch frivolen Ma terialismus groß zieht, sondern einen religiös, sittlichen Humanismus, der an dcr'Hand der Rcligionsgcschichte, der Bibel und Erfahrung dem wahren Gott in den Herzen dcr Jugend eine Stätte bereitet, sie mit inniger Scheu vor dem Heiligen, mit Pietät vor dem Ehrwürdigen, mit Liebe zum Guten erfüllt; ein Unterricht, der die Möglichkeit, Wirklichkeit, ja Nothwcndigkcit des Göttlichen aufwcist und so dieser kalten, gleichgültigen Gcncralion wieder einen Hauch religiöser Innig keit einflößi! Hand in Hand mit solchem Unterricht muß ein ordent licher Geschichtsunterricht gehen, ein solcher, der die Jugend mit dem EntwickelungSgang dcr Nation bekannt macht, der der Menge zeigt, welch' herrlicher Thaten und Leistungen auch die Vorzeit aufzuweiscn hat. Und endlich muß auch Literatur und Kunst gründlich gelehrt werden, denn Geschmack erwächst nur aus Hebung. In Summa möchten wir für alle die zahlreichen Schäden und Gebrechen unserer Zeil Eins empfehlen, das, richtig verstanden, Alles umfaßt: Charakterbildung durch gründliche Schulung des Verstandes, sittliche Erziehung dcs Willens und ideale Veredelung dcs Gcmüths! Tagesqeschichte. Vor einer bedeutenden Erhöhung der Steuer und des Zolls auf Tabak werden wir in Deutschland schwerlich lange bewahrt bleiben. Fürst Bismarck soll dem Finanzministcr Hobrccht geradezu gesagt haben, mit weniger als 80 Millionen Mark Mehrertrag aus der Belastung des Tabaks möge er ihm gar nicht kommen. Die Ve» theuerung des Pfundes Rauchtabak um I Mk. und von 1000 Ci garren um 20 Mk. soll privatim ausgerechnet sein. Neben der Tabaksteuer soll auch der Zoll aus Petroleum viel Aussicht haben; er soll für das Liter etwa 2 Pfennig betragen, für das Publikum aber werden 5 Pfennig herausspringcn. — Mit dem Monopol steht's jedenfalls noch weit im Felde. Die Hoffnungen der deutschen S o c i a l d e m o k r a t e n, im Auslande einen Zufluchtsort zur ungestörten Fortsetzung ihrer Agitation zu finden, dürften stark enttäuscht werden. Von verschiedenen Seiten, so wieder aus Mailand, wird berichtet, daß die Behörden wirksame Maßregeln ergriffen haben, um einen übermäßigen Zufluß dieser unliebsamen Gäste fernzuhalten. Auch aus Frankreich und der Schweiz ist bereits gemeldet worden, daß man die internationale Pflicht sehr wohl anerkenne, einer revolutionären Agitation gegen ein benachbartes Land keinen Vorschub zu leisten, vielmehr ihr die Mög lichkeit der Fortdauer zu entziehen, soweit eS die bestehenden Gesetze gestatten. Es scheint denn auch, daß die Leiter der deutschen Social- dcmokratie von dem Plane, neue Zentralpunkte für ihre Agitation im Auslande zu suchen, bereits zurückgekommen sind. Wenigstens ist bis jetzt weder eine fühlbare Einwirkung der socialdemokraiischen Pro paganda vom Auslande aus zu bemerken gewesen, noch hat irgend einer der namhafteren Parteiführer seinen Aufenthalt dahin verlegt. Das Socialdemokratengesetz räumt unter den Zeitungen, Schriften und Vereinen ziemlich gründlich auf und greift vielleicht auch über die deutschen Grenzen hinüber. Wenigstens hat der Kaiser Wilhem in Wiesbaden eine Andeutung gemacht, daß ähnliche Gesetze auch in anderen Ländern für nöthig gehalten würden, um dem lieber- wuchern der Socialdemokratie Grenzen zu setzen. In Mailand z. B sind 2 deutsche, 2 österreichische und I französischer Socialdemokras ausgewiesen worden, weil man sagte, Mailand solle ein stilles Haupt.