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WschcMsüt für für für die König!. Amtshanpimannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Uchtund-reißigster Jahrgang. Dienstag, den 29. Hclolier 1878 Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementsprcis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden Tngesqeschichte. Berlin, 23. Oct. Das königl. Polizeipräsidium hat heute auf Grund des Socialistengefetzes vier hiesige Vereine aufgelöst. — Durch Verfügung des Polizeipräsidiums von heute, ist auf Grund des Z 11 des Socialistengefetzes die heutige Nummer der „Berl, freien Presfe" verboten und gleichzeitig auch das fernere Er scheinen des Blattes untersagt worden. Wenn einer Zeitung oder einem Vereine auf Grund des So cialistengefetzes etwas Menschliches widerfährt, dann werden sie sich an die höhere Instanz wenden. Diese Instanz ist die Necurs- Commission, aus Mitgliedern des Bundesrathes und aus Richtern zusammengesetzt. Diese Commission ist soeben gebildet worden und wird von den amtlichen Zeitungen männiglich vorgestellt. Sie besteht aus dem Grafen Eulenburg, Minister des Innern, als Vorsitzendem, und dem Unterstaatssecretär Bitter als Stellvertreter; ^ferner aus den Gesandten v. Nostitz (Sachsen), Freiherrn v. Spitzen berg (Würtemberg) und v. Prollius (Schwerin) und aus den Richtern Oberlribuualsrätben von Holleben, Delius und Hahn, Schneider (München) und Ober-Appellationsgerichts-Rath Lehmann aus Lübeck. Die Herren bekommen, scheiut's, viel Arbeit. — Die „Berl. Fr. Pr.", die am 23. Oct. unterdrückt wurde, wachte am 24. Oct. als „Tages post" auf, überlebte aber den Tag nicht; denn sie wurde auch als solche verboten. Berlin, 25. Oct. Der Kaiser erhält immer noch eine Menge Drohbriefe des Inhalts, es würden neue Attentate auf ihn er folgen, sobald er nach Berlin komme. Umgekehrt wird dem Groß herzog von Baden mit Attentaten gedroht, falls er seinem kaiserlichen Schwiegervater noch längeren Aufenthalt in feinem Lande gestatte. Angesichts solcher Thatfacheu wollen sich unsere Freiheitsidealisten beklagen, wenn endlich die Zügel der Ordnung straffer angezogen werden. Nichts ist thcurer als die Attentate solcher wüster und düsterer Wirrköpfe wie Hödel und Nobiling. Sie zeigen, wie plötz lich dahinschießcnde Blitze, daß etwas faul ist im Staate und ruiniren den Kredit eines ganzen Volkes. Und wie theuer die Folgen sind, kann man in Berlin an den Fingern abzählen. Seit Nobilings Attentat ist die Schutzmannschast um 966 Beamte und zwar um 9 Kriminal-Komiffare, 13 Lieutenants, 63 Wachtmeister und 896 Fuß- fchutzleute vermehrt worden. Wie die „Kreuzztg." meldet, werde der Kaiser nach seiner am 4. oder 5. Dec. zu erwartenden Rückkehr die Regierung wieder übernehmen. Als Ergebniß einer Berathung, zu welcher die der „Volks' Wirth sch östlichen Vereinigung" des Reichstags ange hörigen Abgeordneten am vorigen Donnerstag zusammentraten, lesen wir folgende öffentliche Erklärung: den weitesten Kreisen des deutschen Reichs sieht man mit Spannung einer endlichen klaren Entschließung der verbündeten Negierungen rücksichtlich der Grund lagen des deutschen Handelsverkehrs mit dem Auslände entgegen. Es lag deshalb nahe, und ist viefach verlangt worden, daß der augenblicklich versammelte deutsche Reichstag die hiermit zusammenhängenden Fragen Behufs Feststellung der handelspolitischen Wege und Ziele der Reichsregierung in den Bereich seiner Ver handlungen zöge. Die unterzeichneten Neichstagsmitglieder geben dem Bedauern Ausdruck, daß ein solches Vorgehen nicht möglich war, weil der Zweck der dies maligen Zusammenberufung des Reichstags lediglich der Beschlußfassung über das Socialistengesetz galt und weil die Erhebungen über die wirthschaftliche Lage und die Lebensbedingungen mehrer der wichtigsten Gewerbszweige Deutschlands noch nicht abgeschlossen sind. Nm aber dem Mißverständnis; vorzubeuge», daß es in der Vertretung des deutschen Volkes an dem nöthigen Interesse für berechtigte handels politische Forderungen des Landes und an dem festen Willen fehle, diese Forderungen zur Geltung zu bringen, halten wir uns zu der Erklärung verpflichtet, daß wir le diglich aus den angedcutcten Gründen während der gegenwärtigen Session die von dem Lande erwartete Anregung nicht gegeben haben und nicht geben konnten, daß wir aber Angesichts der Handelspolitik der meisten Deutschland umgebenden Länder — in Erkenntniß der den Volkswohlstand schädigenden Mängel des deutschen Zoll tarifs und bei der Fortdauer der auf der deutschen Gewcrbthätigkeit und Land- wirthschast lastenden Krisis — eine auf das Resultat sorgfältiger Prüfungen und Abwägungen gestützte Reform des deutschen Zolltarifs für nothwendig entschlossen sind, für dieselbe in der nächsten ordentlichen voM Reichstags cinzutreten. Obschon von verschiedenen handAS- i^^hEbn ausgehend, finden sich die Unterzeichneten doch in dem »irbt " vereinigt, daß die schwierigen Fragen der deutschen Handelspolitik könn», x L Schlagwörtern von Freihandel und Schutzzoll gelöst werden rönnen, daß es vielmehr entscheidend darauf ankommt, die wirklichen und vermeint lichen Gegensätze der Interessen mit Sachkenntniß, Umsicht und Vaterlandsliebe auszugleichen." (Folgen die Unterschriften von 203 Mitgliedern des Reichstags) Man legt dieser Erklärung deshalb eine große Bedeutung bei, weil dieselbe angeblich nicht nur im Einverständnis mit Fürst Bis marck, sondern auch auf Wunsch desselben erfolgt ist. Soviel steht fest, daß sich der Sohn des Reichskanzlers mit unter den Unter zeichnern befindet. Nach der „Vost" wird in städtischen Kreisen vielfach die Ab sicht, im Jahre 1882 eine W e l t a u s st e l l u n g in Berlin zu veranstalten, erörtert. Die Berliner Rathsherren sind vorsichtige Leute. Sie haben s. Z. den ganzen Berliner Freedenskongreß fammt allen Dip lomaten in Lebensgröße malen lassen, um das Bild, das 59,000 M. gekostet hat, znm ewigen Gedächtniß im Rathhaus aufhängen zu lassen. Das Bild ist fertig, der Maler v. Werner bezahlt, aber — der Friede scheint den Herren noch nicht ganz fertig und sie möchten daher ergebenst anfragen, ob sie das Bild wirklich schon aufhängen dürfen. Einiger Grund zum Zweifel ist allerdings vorhanden; denn die Russen nisten sich wieder in der Nähe von Konstantinopel ein, die Engländer drohen, ihre Kriegsschiffe wieder in die Wasser von Konstantinopel einlaufen zu lassen, die Griechen und Montenegriner warten heute noch auf die ihnen vom Kongreß zugeworfencn Beute- atitheile; die Türken sagen: holt sie Euch! und die Oesterreicher in Bosnien wissen noch immer nicht, ob sie Krieg oder Frieden mit den Türken haben. — Angesichts der ans allen Theilen des türkischen Reiches ent lausenden ungünstigen Berichte, welche von ausgedehnten neuen Er hebungen und der Unmöglichkeit der Sleuereintreibung melden, soll der Sultan plötzlich wieder sehr nachgiebig geworden sein und den Abschluß einer Konvention mit Oesterreich, sowie die Unterzeichnung eines definitiven Friedensvertrages mit Rußland in den Vordergrund der ministeriellen Berathnngen gerückt haben. In Paris ging das Schauspiel der Preisvertheilung an die Aussteller am 21. Oktober mit großem Gepränge im alten Industrie- Palast vor sich. Um 1 Uhr fand der feierliche Eintritt der Präsidenten der Kammer und des Senats statt, dann der des Marschalls Mac Mahon mit einem glänzenden Gefolge, in dem sich auch die in Paris anwesenden fremden Fürsten befanden. Das Auge ruhte auf einem Gewimmel von Uniformen, zwischen denen Chinesen, Marokkaner, Inder und selbst Negerfürsten nicht fehlten. Der Marschall verlas feine Rede,^vielfach von lautem Beifall unterbrochen, mit lauter und deutlicher Stimme, die Rede des Handelsministers war dagegen wegen des schwachen Organs des Sprechers durchaus unverständlich. Die Verlesung der Ehreulegions - Auszeichnungen und ersten Preise, welche den betr. Präsidenten jeder der 9 Ausstcllungsgruppen zu sammen übergeben wurden, dauerte etwa ein Stunde und war für die Zuschauer ziemlich langweilig. Gegen 3 Uhr verließ der Mar schall mit seiner Begleitung und dem diplomatschcn Korps unter Kanonendonner den Festraum. Paris befand sich in allgemeiner Feststimmung, alle öffentlichen und viele Privatgebäude waren am Abend illummirt. In der Rede des Marschalls wurde besonders hervorgehoben, daß die Weltausstellung vor Allem gezeigt, wie sich Frankreich seit 7 Jahren durch Arbeit und feine innere Sammlung rühmlich emporgeschwnngen habe. Auffällig erschien es, daß die Rede das Wort Republik vermied und sich nur über Frankreich aus- sprach. OertlrcheS und Sächsisches. Dresden, 26. Oct. Das „Dresdn. Journ." veröffentlicht eine Bekanntmachung der hiesigen Kreishanptmannschaft, durch welche nachstehende Vereine, welche ihren Hauplsitz in Dresden haben, ver boten werden: 1. Allgemeiner deutscher Töpferverein, 2. Verein für Sattler und Berufsgenossen, 3. Deutscher Stellmacherverein, 4. Verein der Glasarbeiter Deutschlands. Freib erg. Am 21. Oct. eröffnete der Vorsitzende des land- wirthichaftlichen Kreisvereins Dresden, Rittergutsbesitzer Leutritz- Deutschenbora, in der Aula der Realschule deu 2. Cursus der hiesigen landwirthschaftlichen Winterschule. Von 90 angemeldeten Zöglingen hatten sich 88 eingefunden, eine ganz bedeutende Schüler zahl; von 47 des vorigen Jahres waren 37 zur liebgewordenen Stätte zurückgekehrt. G e r i n g s w a l d e, 25. Oct. Im 10. Wahlkreise, dem auch Geringswalde angehört, macht sich eine bedeutende Mißstimmung darüber laut, daß auch unser Reichstagsabgeordneter, Justizrath vr. Schaffrath, welcher seiner Zeit als Compromißcandidat der ver einigten Ordnungsparteien gewühlt wurde, gegen die Annahme des Socialistengesetzes gestimmt hat. Man bereitet deshalb im hiesigen Wahlkreise eine Adresse an vr Schaffrath vor, die der Unzufriedenheit seiner Wähler über dieses negative Verhalten dem Socialistengesetz gegenüber Ausdruck geben soll. Oscha tz. Die von dem hiesigen Gewerbeverein im vergangenen Sommer ins Leben gerufene gewerbliche Ausstellung hat insofern einen bedeutenden pekuniären Erfolg zu verzeichnen, als nach einer Mittheilung der „Leipz. Ztg." der Abschluß des Rechenschaftsberichtes ergeben hat, daß sich die Gefammteinnahme auf 13,202.62 M., die Ausgabesumme ans 11,520.13 M. beziffert. Mithin verbleibt dem Vereine ein (Überschuß von 1,682.49 M. — In dem unweit von hier gelegenen Dorfe Terpitz hat der Gutsbesitzer Pinkert beim Neubaue seines Hauses einen kostbaren Fund gemacht. Beim Ein reißen eines alten Backofens fand man eine große Summe alter Gold- und Silbermünzen, deren Werth auf 30,000, ja sogar auf 45—60,000 M. geschätzt wird. Das älteste Goldstück trägt die Jahreszahl 1696, die meisten sind im Jahre 1756 geprägt. Viel leicht hat man hier einen Schatz gehoben, der zu Beginn des Sieben jährigen Krieges bei dem plötzlichen Einmärsche der preußischen Armee in Sicherheit gebracht wurde.