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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Kömgl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Donnerstag, den w. Rovemüer L863. 47. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl ftn der Nedaction>, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Nhr erbeten, Inserate nkr gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beitrage, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. -. Die Redaktion. Umschau. Die Eouriere fliegen durch ganz Europa mit dem Einladungsschreiben Napoleons zum Fürsten« congreß nach Paris. 20 Einladungen sollen er« gangen sein und der Kaiser hofft, dieselbe Rolle zu spielen wie sein Onkel 1808 in Erfurt. Noch aber verlautet nichts, ob alle Geladne kommen werken! — Zu den vielen Verwickelungen in Europa ist eine neue getreten. König Friedrich VUI. von Däne« mark ist nach kurzem Krankenlager an der Gesichts« rose gestorben. Der König war zweimal verhei- ralhet, ließ sich aber von beiden Frauen scheiden und lebte seit Jahren in morganatischer Ede mit Gräfin Danner, edcmals als Fräulein Rasmussen, Putzmacherin und später Ballettänzerin. Der König hinterläßt keine Kinder. Mit ihm hört die ganze Linie auf; Schleswig-Holstein müßte ein ganz deut scher Staat werden unter der- Regierung des Her zog« von Augustenburg. Aber die Großmächte haben anders beschlossen. Durch das Londoner Protokoll vom Jahre 1852 wird Dänemark als untheilbare Monarchie sortbestehcn; die weibliche Linie kommt auf den Thron und um den Herzog von Augustenburg kümmert sich Niemand. Der Herzog von Coburg soll bereits bei dem Bundes tage Protest dagegen eingelegt haben, daß der neue König von Dänemark, Christian IX., auch Herzog von Holstein werde. — In der ersten Sitzung der Zolle onserenz in Berlin standen sich Bayern und Preußen so schroff gegenüber, daß die erste Sitzung beinahe die letzte geworden wäre. In Berlin selbst fürchtet ^an, daß cs zur Kündigung des Zollvereins kom men werbe und ist gespannt, welche Mitglieder zur Achten und welche zur Linken gehen werben. Eine preußische Denkschrift soll darzulegen versuchen, daß Preußen ohne große Einbuße mit Sachsen und Braunschweig den Verein fortsetzen könne, wenn es den französischen Markt gewinne. (?) — In der Nacht vom 7. zum 8. Nov. starb plötzlich in Berlin die 24jährige Gattin des Kaufmanns Plätz, nachdem sie einige Tage bettlägerig gewesen war. Als am Montag Abend der Hinterbliebene Ehemann sich vom Hause fortbegeben hatte, um einige auf das bevorstehende Begräbniß bezügliche Anordnungen zu treffen, wurden die Hausbewohner von einem gellenden Hilsgeschrei, das aus der Woh nung der Verstorbenen herzurühren schien, aufge schreckt. Da sich das Rusen nach Hilfe mehrere Male wiederholte und augenblicklich kein Schlosser zur Hand war, so wurde die Thür, welche zur Wohnung des Kaufmanns führte, mit Gewalt ge sprengt. Nachdem die Hausbewohner in die Woh nung eingetreten waren, fanden sie die Gattin des Kaufmanns vor, welche, von einem Starrkrampf ergriffen, wieder zum vollen Bewußtsein gekommen war und sich aus der vorder» Stube, in welche sie von der Leichenwäscherin und einer andern Frau geschafft worben war, in das Schlafzimmer bis an das Bett ihres Mannes geschleppt hatte. Dort war sie in Ohnmacht gefallen. Schnell herbeigcholte ärztliche Hilfe brachte die vom Tode Auferstandeue wieder in's Leben zurück, und ist jetzt Hoffnung auf Genesung der Kranken vorhanden. — In Danzig hatte ein Regierungsbeamter bei den Urwahlen für einen konservativen Wahlmann gestimmt, aber vor dem Wahlvorsteher die Bemer kung zugefügt: „Auf Befehl!" Derselbe ist deshalb verantwortlich vernommen worden. — Die ganze Tragweite des Kampfes, der jetzt in Berlin zwischen König und Volk ausgefochten