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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erschein! wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostetet) Pf Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag« bi« Mittag 12 Ukr. Erscheint wöchentlich 2 Mal rienitag unv Freitag.) AbonnementSprei« vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kostet^» Pf. Znseratenannahme Montag« u. Donnerstags di« Mittag 12 Uhr. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, für die König!. Amtshauptmonnschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Witsdruss. Zweiun-vierzigster Jahrgang. Nr. 92. Freitag, den 17. November 1882. Bekanntmachung. Da es immer noch vielfach vorkommt, daß Gemeindevorstände hiesigen Bezirks diejenigen Eingaben (Schankconcessionsgesuche rc.) welche sich zur Begutachtung resp. Erklärung unter dem Geheiß -er .Wie-eranhereinreichung zugefertigt werden, zurückbehalten, anstatt sie den von ihnen hierauf anher zu erstattenden Anzeigen beizufügen, so wird die deshalb bereits unterm 22. März 1881 in den hie sigen Amtsblättern erlassene Bekanntmachung hiermit m Erinnerung gebracht. Meißen, am 10. November 1882. Königliche Amtshauptmunnschast. v. Bosse. Bekanntmachung. Die Maul- und Klauenseuche in dem Viehbestände des Hausbesitzers und Bergarbeiters Gustav Jltzsche iu Steinbach bei Kesselsdorf ist wieder erloschen. Meißen, am 11. November 1882. Königliche Amtshauptmannschaft. — Bekanntmachung. Die in den M 2 und 3 des Straßenpolizeiregulativs für hiesige Stadt enthaltenen Bestimmungen, daß zur Winterszeit jeder Haus besitzer 1 ., seiner Hausfronte entlang den Schnee in einer Breite von mindestens 2 Ellen zu beseitigen und bei eintretender Glätte in gleicher Breite Sand und Asche zu streuen, sowie 2 , bei eintretendem Thauwetter binnen 24 Stunden, vom Beginn desselben an, den vor seinem Hause befindlichen Vorplatz sowie das an dasselbe angrenzende Gassengerinne von Schnee und Eis zu reinigen und Letzteres von der Gasse hinwegzuschaffen hat, werden andurch in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß Uebertretungen oder Vernachlässigungen der gedachten Vorschriften nach Z 5 des vbgedachten Regulativs in Verbindung mit ß 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Wilsdruff, am 16. November 1882. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser als König von Preußen am Dienstag im Weißen Saale des königlichen Schlosses zu Berlin den preußischen Landtag eröffnet hat, ist umfänglicher als die Presse erwartet hatte. Zur Deckung der Bedürfnisse des Staates wird zu einer Anleihe geschritten werden müssen, nachdem die Einführung neuer indirekter Steuern beim Reich abgelehnt worden ist. Das auftretende Mehrbedürfniß wird hervorgerufen insbesondere durch die beabsichtigten Kommunal- und Schullasten, durch Verbesserung der Beamtenbesol dungen, durch sofortige Aufhebung der vier untersten Stufen der Klassen steuer, durch Ausführung einer weiteren Reihe von Schienenverbin dungen und Kanalbauten. Hierbei ist es der besondere Wunsch der Thronrede, daß die „harten und die Noth steigernden Exekutionen", welche die Klassensteuer im Gefolge hat, bald beseitigt werden. Außer dem werden Gesetzentwürfe angekündigt, welche bestimmt sind, die Or ganisation der Verwaltung zu vereinfache», sowie ein solcher über Be seitigung der Mängel und Härten bei der Zwangsvollstreckung. — Drei Punkle nun aber außerdem scheint die Thronrede vorwiegend betonen zu wollen. Den ersten finden wir in deni Satze, welcher von dem durch die Gesetzgebung des Reichs angebahnten Aufschwung der Gewerbthätigkeit spricht, der in Verbindung mit einem für die meisten Landestheile gesegneten Ausfall der Ernte die Hoffnung auf fortschrei tende Entwickelung des Wohlstandes aller Volksschichten begründe. Der zweite Punkt betrifft das Äerhältniß des preußischen Staates zur römischen Kurie, und es wird nach manchen Seiten hin überraschen, wenn die Thronrede mit „Freude von der Befestigung freundlicher Beziehungen zu dem Oberhaupte der katholischen Kirche spricht, wel cher die Wiederanknüpfung des diplomatischen Verkehrs mit dem selben förderlich gewesen ist, und der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß die versöhnlichere Gesinnung der Regierung auch ferner günstigen Einfluß auf die Gestaltung der kirchenpolitischen Verhältnisse üben werde". Neue kirchliche Vorlagen werden nicht in Aussicht gestellt. Endlich unterläßt die Thronrede nicht, die gewiß allerseits freudig begrüßte Mittheilung zu machen, daß die Beziehungen des deutschen Reiches zu allen auswärtigen Regierungen die Ueberzeugung gewähren, daß die Wohlthaten des Friedens uns gesichert bleiben werden". Die „Nat.-Ztg." vernimmt, daß „in agrarischen Kreisen" Peti tionen an den Reichstag zirkuliren, welche eine Erhöhung der Börsen steuer beziehentlich die Einführung einer prozentualen Börsensteuer be fürworten. Die Etats für die Verwaltung des Reichsheeres auf das Etatsjahr 1884/85 beziffern im Ordinarium für das preußische Kon tingent und die in die preußische Verwaltung übernommenen Kontin gente andrer Bundesstaaten die fortdauernden Ausgaben auf 264 869178 M., 566 263 M. mehr als Vorjahr (für Naturalverpflegung wieder ein Mehr, und zwar von 430 421 M.), für das sächsische Kontingent auf 21280 500 M.» 29 563 M. mehr, und für das württembergische Kontingent auf 14 489 256 M., 19 194 M. mehr als im Vorjahr; die einmaligen Ausgaben für Preußen aus 5 890 642 M., 1460 582 s M. weniger, für Sachsen auf 114 OM M., 333 OM M. weniger, und für Württemberg auf 355 350 M., 241 442 M. weniger als im Vor jahre. Der außerordentliche Etat für die Verwaltung des Reichsheeres fordert an einmaligen Ausgaben für 1883/84 24808 319 Mark, 2 924 572 M. mehr als im Vorjahre (zur Erweiterung der Artillerie schießplätze sind 5 630 679 Mark in Ansatz gebracht), für 1884/85 21700 842 M., 3107 477 M. weniger als im Vorjahre. Die Einnahmen des Deutschen Reiches an Zöllen, Verbrauchs steuern und Aversen für das Etatsjahr 1883/84 sind auf 342 401170 M., 3 302 890 M. mehr als im Vorjahr, veranschlagt. Der neue Etat enthält ein Mehr an Zöllen von 2 308150 M., an Tabaksteuer von 2 621350 M., an Salzsteuer von 199 380 M., an Branntwein steuer von 187 310 M., an Brausteuer von 341270 M-, dagegen ein Weniger an Rübenzücker von 2 977 680 M. Die Aversen (Abfindungs summen), an welchen sämmtliche Bundesstaaten theilnehmen, sind ver anschlagt an Zöllen und Tabaksteuer auf 428 670 M. mehr als im Vorjahre, an Rübenzuckersteuer und Salzsteuer auf 77 930 M. mehr, und die Aversen, an welchen Baiern, Württemberg und Baden keinen Theil haben (Branntweinsteuer), auf 76 030 M. mehr, und die Aversen, an welchen Baiern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothrigen keinen Theil haben (Brausteuer), auf 40 480 M. mehr als im Vorjahre. Berlin, 15. November. An der heutigen Börje war seitens des Telegraphenamtes eine Bekanntmachung erlassen, daß die Verbin dung mit Belgien gestört sei und deshalb eine Umleitung über Frank reich stattfinden müßte. Holland und England war ebenfalls schwer und nur mit großen Umwegen telegraphisch zu erreichen, weil große Stürme den oberirdischen telegraphischen Leitungen bedeutend Schaden zugefügt haben. Das von dem Lahrer Hinkenden Boten angeregte Reichswaisen haus, für welches 7261 Fechtfchulen mit 2M 380 Mitgliedern bis jetzt etwa 43 MO M. gesammelt haben, soll nunmehr errichtet werden, da cs gelungen ist, in unmittelbarer Nähe der Stadt Lahr ein herrlich gelegenes Gut mit 5 Morgen Park und 8 Morgen Weinberg, Aeckern und Wiesen um 40 MO M. anzukaufen. Unheimliche Nachrichten kommen aus Egypten. Die englische Regierung beherrscht dort zwar die politische Lage, ist aber ohnmächtig gegenüber den klimatischen Verhältnissen, welche fast den zehnten Theil der in Kairo befindlichen Truppen auf das Krankenlager geworfen haben. Ueber den Charakter der Krankheit sind noch keine Mitthei- lungen eingetroffen, doch läßt die große Zahl der Erkrankungen die Annahme als statthaft erscheinen, daß es sich um eine kantagiöse Krank heit handelt. Da die Egypter nach Mekka, wo die Cholera grassirt, viel verkehren, so hat möglicherweise diese furchtbare Krankheit ihren Einzug in das englische Heerlager gehalten. Jedenfalls verdient diese Angelegenheit die sorgfältige Beachtung der Mächte, damit eine etwaige Gefahr im Keime erstickt werde. Washington, l2. November. In dem Ausweis des landwirth- schaftlichen Departements pro Monat November wird der Ertrag der Maisernte auf nahezu 1650 Millionen Scheffel geschätzt. In den Verein. Staaten ist eine vorzügliche Baumwollenernte zu erwarten.