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Wochenblatt für Wilsdruff. Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 29. ZNai l863. 22, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang betrügt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <tn der Redaclion), al« auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten« Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten. Instkate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte« entsprechen, mit großem Dante angenommen, nach Befinden honortrt. Redaktion Umschau. Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß vor länger al» einem Jahre in England ein 8jährige- Mädchen von einem Unbekannten geraubt worden und dort nicht wieder aufzufinden gewesen ist. Auf die Entdeckung de» Räubers und die Wie dererlangung de» Kinde» find 100 Psd. Sterling (eircs 700 Lhlr.) Belohnung gesetzt. — Am 23. u. 24. Mai standen der Handarbeiter Schmidt und der Schuhmachergeselle Curth vor dem Bezirksgericht Dresden, des Mordes angekiagt. Am Abend des 7. Jan. waren beide übelberüchtigte Personen mit dem Bäckergesellen Pienitz aus Jrssen bei Torgau in Dresden zusammengetroffen und nachdem dieser die gänzlich von Geld Entblößten in mehreren Wirthschaften freigehalten, gingen alle drei aus dem Wege nach Potschappel fort. Dicht hinter Plauen wlrd Pienitz plöglich in den Graden gestoßen, mit einem Halstuche fast erwürgt und erhält eine Menge Stiche in den Kopf. Die Uhr, gegen 3 Thlr. Gelb und sein Stock werben dem Lobtgeglaubten abgenommen. Ja, nachdem sich die Mörder entfernt hatten und dem Pienitz daS Bewußtsein zurückgekehrt war, kehrte einer wieder um und versetzte ihm einige Fußtritte auf den Kopf. Der Unglückliche hatte noch so viel Kraft, sich nach Plauen zu schleppen, wo er sofort ärztlich behandelt wurde. Am andern Tag brachte man ihn in das Krankenhaus nach Dresden, wo er an den erhalte nen Wunden bald darauf starb. Er hatte aber noch Zeit gehabt seine Mörder zu beschreiben, in 8°lge besten die beiden Angeklagten schon am Mor- gen nach dem Morde in ihren Betten verhaftet wurden. In der Untersuchung schob einer die Schuld aus den andern; Curth schien nicht eine Ahnung von der vcrhängnißvollen Stunde zu haben, er er zählte den Hergang in fast scherzhafter Weise. Erst als der weiße Schädel de» Gemordeten an dem die Messerstiche zu sehen waren, auf dem Gerichtstische vorgelegt wurde, da drangen die Thränen hervor und er war nicht zu bewegen, wieder hinzusehen, während Schmidt auch dabei theilnahmlo» blieb. Eln Geständniß war weder von dem einen noch von dem andern zu erlangen. Trotzdem verurtheilte der Gerichtshof beide zum Tode. Schmidt verzog bei der 'Verkündigung de» UrtheilS keine Miene, Curth wurde blaß und verhüllte das Gesicht mit dem Taschentuche. In dem Städtchen ^Dernburg im Anhaltischen sollte eine landwirthschäftliche Ausstellung stattfin den, zu der sich aus der Nähe und Ferne eine Menge Menschen eingefunden hätte. Die Stadt war festlich geputzt, von dön Häusern wehten Fabnen, darunter auch einige mit., den deutschen Farben: in Schwarz, Roth, Gold. Dem Minlster v. Schätzel!, der so gern den kleinen Bismark spM, waren diese Farben ein Aergerniß, er befähl und — sie ver schwanden. Nur der Gerbermeister Calm Dar nicht zu bewegen, seine au» Saffiän gefertigte große Fahne berunteczunehmen. Er berief fich^ darauf, daß kein Gesetz diese Farben verbiete und^daß der Herzog sie einst selbst getragen. Da rücktMilitär an und findet die HauSthür verschlossen, durch einen vermietheten Laden soll der Mngang .erzwungen werden. An dieser Thür steht mit großen Buch, staben geschrieben: „Z 9 der Verfassung: Die Woh nung ist unverletzlich." Die Aufschrift wurde die Soldaten wohl kaum aufgehalten Huben, wenn die Thür nicht verbarrikadirt gewesen wäre. Der kommandirende Offizier scheint an seiner Rolle nicht viel Vergnügen zu finden; da» Militär zieht ab